Manchen Mitbürgern fordert die Political Correctness das Letzte ab. Dorf- und Kleinstadtbürgermeister zum Beispiel haben es aktuell besonders schwer: Sie wurden ja meist nicht wegen ihrer Redegewandtheit gewählt, und haben in ihrem Amt weder Pressereferent noch Medienberater. Die lokale Öffentlichkeit ist zwar nicht besonders kritisch, aber schließlich hat man ja doch Eva Herman aufstehen sehen und möchte nicht wie Bischof Mixa wegen unpassender Vergleiche Tadel oder gar Prügel einstecken
Wie also jetzt die Bürgerschaft zur alljährlichen Gedenkfeier am 9. November einladen? Und welchen Ereignisses gedenken wir da überhaupt am Platz, wo bis 1938 die Synagoge stand? Der Reichskristallnacht? Des Novemberprogroms?
Nach der Entscheidung für ersteres geht es in die verbalen Kurven, die den kritischen Augen von Senta Berger, Margarete Schreinemakers und anderen Experten gewiss nicht standhalten würden. (Man verzeihe die schiefen Bilder, aber so geht es, wenn man die folgenden Sätze allzu genau und oft liest...)
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
zur Gedenkfeier am Gedenkstein am Parkplatz X. lade ich Sie wieder herzlich ein.
Zunehmende polarisierende Äußerungen in der politischen Diskussion in Deutschland unter Verwendung von vergleichenden Verhaltensweisen der Machthaber der Nazizeit lässt (sic) eine schwindende Sensibilisierung bzw. Geschichtskenntnis der heutigen Generation erkennen. Außerdem wird die Verletzung der Menschenwürde des Andersdenkenden in verbalen Attacken immer mehr billigend in Kauf genommen.
Aufklärung über die schleichende Entfremdung und Entmenschlichung in der damaligen Gesellschaft und deren Folgen sind daher mehr gefragt denn je.
In das Gedenken wollen wir alle Opfer der fehlgeleiteten Politik von 1933 bis 1945, also angesichts des nahen Volkstrauertrages, auch alle Kriegsopfer einbeziehen.
Im Anschluss an die Veranstaltung lädt das Jugendteam des Jugendhauses zu Gesprächen bei Tee in den Hof des Jugendhauses ein.
* nach der amerikanischen Redewendung "where the rubber hits the road": Wo es ans Eingemachte geht.
1. November 2007
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2 Kommentare:
Scipio sei Dank, weiß man auch in der Ferne, was daheim die Gemüter bewegt - wobei das wahrscheinlich schon wieder eine optimistische Annahme ist. Denn die Masse wird sich wohl freuen, dass "der Herr Bürgermeister" wieder "so schöne Worte gefunden" hat.
O tempora, o mores!
Mir bleibt da nur die Feststellung, dass wir es halt doch besser können ;-)
Ja, mein Lieber.
Noch eine kleine Nachricht, bei der ich an Dich denken musste: Momentan regnet es in Rom, unsere Mitbürger, die momentan dort sind, wurden gestern bei der Audienz naß...
Liebe Grüße!
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