Mit sehr freundlicher Zustimmung des Autors habe ich aus dem Blog "Chrétiens dans la Cité" von Denis Sureau ein Posting über eine sehr interessante Entwicklung in unserem Nachbarland (das ja immerhin die älteste Tochter der römischen Kirche heißt) übernommen und übersetzt:
Die Intellektuellen: Die katholische Versuchung
Im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts konvertierten zahlreiche französische Intellektuelle zum Katholizismus (vgl. das Buch von Frédéric Gugelot: La conversion des intellectuels au catholicisme en France, 1885 – 19935, Cnrs éditions, 1998). Kann es sein, daß sich ein solches Phänomen heute wiederholt? In einem Artikel in Valeur actuelles (Nr. 3686, 20/7) bemerkt Laurent Dandrieu: „Ohne sich abzustimmen, größtenteils selbst ohne einander zu kennen, jeder für sich, so haben mehrere Intellektuelle in den letzten Jahren einen Weg oder einen Heimweg zum katholischen Glauben eingeschlagen, unauffällig oder lärmend, als echte Konversion oder als einfaches Erwachen. Noch bedeutsamer, als das bei ihnen zu beobachten: Sie haben sich entschieden zu ignorieren, was diese Entwicklung ihnen an Gespött, Achselzucken, Anklagen wegen Nostalgie und Vulgarität einbringen könnte, und öffentlich ihre Identität als Katholiken zu bekennen.
Wer sind sie, diese „vom Glauben verführten Eierköpfe“? Nach dem Bild René Girards, der in der ganzen Welt als der größte lebende französische Denker gesehen wird, sind sie oft am Ende einer intellektuellen Reise konvertiert, die sie zunehmend von der „Moderne“ losgelöst hat. Max Gallo, ein eigenwilliger Sozialist, verbindet in einer Art und Weise, die Péguy ziemlich nahe kommt, persönliche Konversion mit der Bekräftigung der christlichen Wurzeln Frankreichs. Sehr medienwirksam hat der Essayist Jean-Claude Guillebaud das Buch „Comment je suis redevenu chrétien [Wie ich wieder christlich wurde]“ (Verlag Albin Michel) geschrieben, das einen großen Erfolg erzielte. Er, ein Linker, ein Redakteur im Verlag Seuil, ein großer Journalist, hat eine ganze Anzahl moderner Götzen verstoßen, ohne noch wieder einen wirklichen Glauben zu bekennen. Der Philosoph Bernard Sichère, ein Alt-Maoist und Schüler von Lacan und Bataille, publiziert ein Buch mit dem eindeutigen Titel „Catholique“ (DDB).
Nennen wir noch Denis Tillinac, der in „Le Dieu de nos pères [Der Gott unserer Väter]“ (Bayard) kräftig die Verteidigung des Katholizismus übernimmt. Oder weiter den Schriftsteller und Essayisten François Taillandier. Maurice G. Dantec, konvertierter Punk, postmoderner Léon Bloy, verrückter Denunziant des Nihilismus des alten Europa, sieht in Benedikt XVI. ein „göttliches Zeichen“ für die Rückkehr einer „ kämpferischeren Kirche, die viel stärker in ihren scholastischen, patristischen, theologischen Traditionen verankert ist“. Der 2006 verstorbene Philippe Murray reklamiert den „Gott des Katechismus seiner Kindheit“ für sich und wettert gegen die zeitgenössischen Irrwege. Laurent Dandrieu bemerkt: „Das ist keine Sog und auch keine Welle, aber immerhin eine Strömung, die, so informell sie auch ist, aufmerken lässt.“
Nicht nur wir Deutschen haben unsere Seewalds, Baddes, Jägers, auch anderswo, auch im durch und durch laizistischen und laisierten Frankreich (wie wir es in Schule und Medien gelernt haben) tut sich was...
5. September 2007
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2 Kommentare:
Und nicht zu vergessen: Der Schriftsteller Philippe Sollers, der übrigens auch bloggt.
Mais oui!
"Où suis-je? Qui suis-je? Un simple passager de l'eternel retour du Salut. Mais oui, du Salut." So schließt sein Nietzsche-Roman "Une vie divine".
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