19. September 2007

Öffentlichkeit, Kardinal und Kunst

Natürlich ist es eigentlich ein Grund zur Freude, daß Kardinal Meisner ohne all die politische Korrektheit auskommt und statt eines gerissenen, sich wie ein Fisch im Wasser der säkularisierten Öffentlichkeit bewegenden, TV-kompatiblen Klerikers ein "schlichter, alter Mann" geblieben ist.

Und wofür brauchen wir eigentlich den öffentlichen Raum, wo offiziell jeder sagen darf, was er will (solange er nicht gegen Gesetze verstößt), eine freiheitliche Öffentlichkeit, deren wir uns rühmen und auf die wir zu Recht stolz sind nach zwei deutschen Diktaturen - dann bekommt doch jeder den Mund verboten, dessen Meinung zur Verbindung von Kultur und Kultus einem Herrn Westerwelle, dem Zentralkomitee mancher Deutscher Katholiken und anderen beamteten oder quasi-beamteten Für-andere-Sprechern nicht passt

Das über das Drumherum.

Kardinal Meisner hat ja heute in der FAZ klar gestellt, was er eigentlich meinte oder sagen wollte. Und was ihm imho schlicht nicht geglückt ist in seinem Satz über Ritualismus und Entartung. Denn wir bezeichnen doch auch sonst nicht alles, was nicht wir ohne ausdrücklichen Gottesbezug (oder gar ausdrücklich ohne diesen) als "entartet".

Natürlich könnte man argumentieren, daß Kunst zu ihrer Vollendung kommt, wenn sie sich in den Dienst der Gottesverehrung stellt, genau wie z.B. die Fähigkeit des Menschen zur Sprache. Aber nicht jede Kunst ist entartet oder schwer geschädigt, wenn sie für jetzt oder überhaupt darauf verzichtet. Oder gar schon, wenn sie sich nicht als Sakralkunst versteht. (Und schon gar nicht bereits, wenn sie nicht figürlich ist, sondern abstrakt...)

Wollen wir ernsthaft die Vokabel "entartet" überall dort einsetzen, wo Menschen und Menschliches sich und ihr Höchstes nicht verwirklichen?

--- Schluß - jetzt geht es in den Flieger. Gehabt Euch wohl!

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