Vorschläge für eine Blogozesenreform
Durch eine Gruppe katholischer Internet-Nutzer, die sich selbst in überheblicher Weise „Blogozese“, „Blogözese“ o.ä. nennt, kommt es immer wieder zu Irritationen und Auseinandersetzungen, die der Außendarstellung und dem Selbstverständnis der katholischen Kirche in keiner, ja, keinster Weise angemessen sind. Im folgenden daher einige Vorschläge für eine weitreichende Blogozesenreform:
1. „Die Nutzung zeitgemäßer Medien zur Mission, etwa das Internet, erfordert besondere Obacht.” (Q)
2. Gerade das sogenannte Bloggen (aka Weblog schreiben) birgt Risiken, umso mehr als bei entsprechender Verlinkung mit anderen Weblogs ein sehr gutes Ranking bei Suchmaschinen wie Google erreicht wird, das dem unbedarften Internet-Nutzer den angemessenen Zugang zu fundierter Glaubensinformation de facto erschwert.
3. Bestehende Weblogs der sogenannten „Blogozese“ sollten deshalb zu einem zu bestimmenden Zeitpunkt eingestellt und gelöscht werden. Die Autoren sollten veranlassen, dass allgemein zugängliche Archiv-Versionen (z.B. im Google-Cache) ebenfalls gelöscht werden.
4. Es wird eine Römisch-katholische Weblog-Lizenz (RKWL) eingeführt.
5. Die RKWL wird grundsätzlich durch den zuständigen Ortsbischof bzw. durch von ihm Beauftragte erteilt.
6. Es wird empfohlen, für den deutschen Sprachraum eine zentrale RKWL-Agentur zu gründen und diese mit erfahrenen und spirituell wie theologisch zuverlässigen Mitarbeitern zu besetzen. Selbstverständlich steht die Agentur unter priesterlicher Leitung.
7. Katholiken, die bloggen bzw. (im Fall früherer Blogozesen-Blogger) weiterbloggen möchten, bewerben sich formlos bei der RKWL-Agentur um eine Lizenz.
8. Der Erteilung der RKWL, die zum Bloggen im allgemein zugänglichen Internet berechtigt, geht eine Probephase von sechs Monaten voraus. In dieser Zeit darf der Bewerber in einem sogenannten Blogspot-Privatblog bloggen. Dieser Privatblog darf nur ihm und einem Mitarbeiter der RKWL-Agentur zugänglich sein.
9. Die RKWL wird für einen begrenzten Zeitraum – anfänglich auf ein halbes, später auf jeweils ein Jahr – erteilt und bei Bedarf verlängert.
10. Die RKWL-Agentur hat das Recht, dem Blogger die Lizenz jederzeit zu entziehen.
11. Der Blogger hat den Stellungnahmen bzw. der Verkündigung seines Ortsbischofs, des Apostolischen Stuhls und anderer offizieller kirchlicher Stellen einen angemessenen Raum in seinem Weblog zu gewähren. Dies geschieht am besten durch ausführliche Übernahme der betreffenden Texte von der offiziellen Webpräsenz der jeweiligen kirchlichen Stelle.
12. Der Blogger hat das Recht, zu den Laien vorbehaltenen Themenbereichen, für die er aufgrund seiner beruflichen Bildung und Tätigkeit sowie seiner persönlichen Interessen qualifiziert ist, frei zu bloggen. Solche Themenbereiche können z.B. sein: der Außenhandel Paraguays zwischen 1920 und 1930; die Entwicklung der Bluegrassmusik von Bill Monroe bis zum New Grass; deutsche abstrakte Malerei in der Weimarer Republik.
13. Stellungnahmen zu aktuellen politischen und gesellschaftlichen Fragen sollten nach Möglichkeit unterbleiben.
14. Stellungnahmen zu strittigen innerkirchlichen oder theologischen Fragen fallen nicht in die Kompetenz katholischer Laien und haben daher grundsätzlich zu unterbleiben.
15. Auf jeder Seite des Weblogs ist deutlich Name und Anschrift des Bloggers anzugeben. Ein Link zu einer Impressum-Seite genügt nicht.
16. Auf jeder Seite des Weblogs ist deutlich anzugeben, dass es sich hier um eine persönliche Meinungsäußerung des jeweiligen Bloggers handelt und der Weblog nicht notwendigerweise mit der offiziellen Linie der katholischen Kirche übereinstimmt.
17. Satire, Ironie und ähnliches stellen generell keine zulässigen Stilmittel dar. Um jedoch katholische Weblogs für Außenstehende nicht als humorlos erscheinen zu lassen, wird jeweils ein Blogger beauftragt, einen gewissen Anteil an aufbauendem Humor in seinen Weblog einzubauen.
18. Der sogenannte „Traffic“ (die Nutzung der Weblogs durch Internet-Nutzer) soll in angemessener Weise überwacht werden. Zieht ein Weblog zu viel Traffic auf sich bzw. gar Traffic von der offiziellen Webpräsenz der katholischen Kirche ab, soll der Blogger die Posting-Frequenz auf ca. 50 % verringern.
19. Es wird angeregt, dass die RKWL-Agentur einen eigenen Blog betreibt bzw. ein eigenes Internet-Angebot aufbaut.
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8 Kommentare:
Werter Lord Scipio; als wie sie wisssen zur Zeit einziger Dilettanten Bishop der Blogoezese, werde ich auch Ihre Elaborate mit milder Hand zu geleiten wissen.
Ich finde, das klingt ausgesprochen vernünftich.
(Krankheits- und urlaubstechnisch bedingt habe ich zwar null Durchblick, was in den letzten Wochen geschehen ist; aber gerade das Bemühen um Sachlichkeit und Ernsthaftigkeit scheint mir bitter, bitter Noth zu thun.)
– Echo Romeo –
Was ist passiert? Oder war es wieder das Blog dessen Name nicht genannt werden darf?
Ich konnte den Begriff Blogozese übrigens nie leiden und habe ihn auch nie benutzt.
Nichts, gar nichts ist passiert. Ich hatte heute morgen eine Vision, als ich meine Bloglines überflogen hatte. Dann habe ich auf die Vision reagiert, und dann war sie weg. Aber da hatte ich es schon geschrieben. Und wie der alte Pilatus schon sagte: "Was ich geschrieben, hab' ich geschrieben."
Das ist doch wohl alles satirisch gemeint oder?
Man muss doch nicht aus allem eine Wissenschaft machen!
Oder soll hier ein Verein mit Satzung usw. gegründet werden? Mensch nehmt euch doch nicht so wichtig. Also normal ist das nicht.
Das ist schon satirisch gemeint. Tut mir leid, wenn es nicht so deutlich wird.
Aber ich glaube, es gibt Leute, die diese Idee nicht ganz so schlecht finden würden...
Es ist eben gute Satire, ich muss zugeben vor Punkt 3 wäre ich nicht mal mißtrauisch geworden. Und erst etwas später war ich mir dann auch wirklich sicher.
aus- wie immer- gut informierten Kreisen errfährt man, der Papst beobachte höchstpersönlich sehr genau die katholische Bloggerszene (ob er selber auch eine Blogseite betreibt, wollte don Giorgio nicht preisgeben, nur soviel: "oriensexalto" ist es sicher nicht)
zudem plane er ein motu proprio mit dem klingenden Titel: "Ad ordinem in rete erigendam";
im Gespräch ist die Errichtung einer virtuellen Personalprälatur (dom Alipius sei dazu schon ins Staatsekretariat gerufen worden und gleich danach in einschlägigen shops in Rom gesichtet worden, wo er standesgemäße Ornate und Insignien besorgt haben soll)---
das sind selbstverständlich alles höchst vertraulich zu behandelnde Infos und ich zähle auf Euer aller Diskretion.
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