Aus der Predigt des Papstes vom 8. Dezember 2005, dem 40. Jahrestag des Konzilsabschlusses (in vollem deutschem Wortlaut in der Tagespost):
"Liebe Brüder und Schwestern! Wenn wir ehrlich über uns und über unsere Geschichte nachdenken, müssen wir sagen, dass mit dieser Erzählung [des Sündenfalls im Buch Genesis; scipio] nicht nur die Geschichte des Anfangs beschrieben wird, sondern die Geschichte aller Zeiten und dass wir alle einen Tropfen von dem Gift jener Art zu denken in uns tragen, die in den Bildern des Buches Genesis veranschaulicht wird. Diesen Tropfen Gift bezeichnen wir als Erbsünde.
Gerade am Festtag der Unbefleckten Empfängnis kommt der Verdacht in uns auf, dass eine Person, die überhaupt nicht sündigt, im Grunde langweilig sei; dass etwas in ihrem Leben fehle: die tragische Dimension der Eigenständigkeit; dass die Freiheit Nein zu sagen, das Hinabsteigen in die Finsternis der Sünde und das Alleine-Handeln-Wollen zum wahren Menschsein gehöre; dass wir nur dann unser Menschsein, unser wahres Wir-selbst- sein in seiner ganzen Weite und Tiefe vollständig ausschöpfen können; dass wir auch Gott gegenüber diese Freiheit beweisen müssen, um wirklich vollkommen wir selbst zu werden.
In einem Wort, wir denken, dass das Böse im Grunde gut sei, dass wir es - wenigstens ein bisschen - brauchen, um die Fülle des Seins zu erfahren. Wir denken, dass Mephistopheles, der Versucher, Recht hat, wenn er sagt, er sei die Kraft, "die stets das Böse will und stets das Gute schafft" (Goethe, Faust I, 3). Wir denken, wenn wir ein wenig mit dem Bösen paktieren, wenn wir uns ein wenig Freiheit gegen Gott vorbehalten, dann sei das im Grunde gut, wenn nicht vielleicht sogar notwendig.
Wenn wir jedoch die Welt um uns herum betrachten, dann können wir sehen, das dem nicht so ist, sondern dass das Böse immer vergiftet, dass es den Menschen nicht erhebt, sondern ihn erniedrigt und demütigt, es macht ihn nicht größer, reiner und reicher, sondern es schadet ihm und lässt ihn kleiner werden.
Das müssen wir am Tag der Unbefleckten Empfängnis lernen: der Mensch, der sich ganz und gar in Gottes Hand begibt, wird nicht zu einer Marionette Gottes, zu einer langweiligen Person, die mit allem einverstanden ist; er verliert nicht seine Freiheit. Nur der Mensch, der sich Gott vollständig anvertraut, findet die wahre Freiheit, die große und schöpferische Weite der Freiheit des Guten. Der Mensch, der sich Gott zuwendet, wird nicht kleiner, sondern größer, denn durch Gott und gemeinsam mit Ihm wird er groß, wird er göttlich, wird er wirklich er selbst. Der Mensch, der sich in Gottes Hand begibt, entfernt sich nicht von den anderen, indem er sich in sein privates Heil zurückzieht; im Gegenteil, erst dann wird sein Herz wirklich wach, er wird empfindsam und daher zu einem wohlwollenden und offenen Menschen.
Je näher der Mensch Gott ist, desto näher ist er dem Menschen. Das sehen wir an Maria. Die Tatsache, dass sie vollkommen bei Gott ist, ist der Grund dafür, dass sie auch den Menschen so nahe ist. Daher kann sie die Mutter jeder Tröstung und jeder Hilfe sein, eine Mutter, an die sich jeder in seiner Schwäche und in seiner Sünde in jedweder Not zu wenden wagen darf, da sie für alles Verständnis hat und für alle die offene Pforte der schöpferischen Güte ist."
6 Kommentare:
Tollen Blog. Danke Gott fur unserer Deutschen Pabst B-XVI!
Thanks!
Yes, indeed.
Lass dich nicht irre machen, Matthias - natürlich ist Maria keine Mittlerin, genauso wenig wie Heilige insgesamt Mittler zwischen uns und Gott sein können. Sie ist die Mutter von Jesus. Ich preise sie selig,weil Gott in ihr Mensch geworden ist. Und damit ist alles gesagt.
Geronimo
"Hat hier irgendeiner was von Mittlerin gesagt??"
"Mittlerin, Mittlerin, Mittlerin!"
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Klar hat einer was von Mittlern gesagt - nämlich Matthias, und zwar in Bezug auf Maria und die Heiligen.
Das sollte man ja dann doch klarstellen, dass es da bei der Heiligenverehrung nicht um die Anrufung von Mittlern handelt.
Was ích hiermit getan habe ...
Geronimo
Geronimo
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