19. Dezember 2005

Aufwachen!

Dem netten Hinweis von Alfred folgend verlinke ich zu einem Artikel von Susanne Leinemann in der Berliner Morgenpost: "Himmel und Erde: Ein hartes Jahr für Protestanten".

Nun kann es jedem mal ins Heu regnen, und nicht überall blickt die Katholische Kirche auf ein erfreuliches Jahr zurück. Und wenn die protestantischen Schwestern und Brüder genau hinschauen, dann stellen sie - erstaunt, erleichtert, beunruhigt - fest, daß auch die deutschen Katholiken noch lange nicht aufgewacht sind.

"... nun waren wir Papst. Plötzlich stellte man sich als Protestant eine Frage, die zuletzt vor Jahrhunderten akut gewesen war. Was zählt: die Nation oder die Religion? Sind wir Papst oder sind nur die Papst - die Katholiken, die anderen? Und kann ich meinen Frieden machen mit Ratzinger, dem Professor für Dogmatik, der so lange als erstarrend, ja reaktionär gegolten hatte?

Man mußte. Allein aus Respekt vor den hunderttausenden Jugendlichen, die im August zum katholischen Weltjugendtag nach Köln reisten. Wieder rieben sich die Protestanten die Augen. Seit wann war die katholische Kirche so attraktiv für junge Menschen? Die Rolle als junge, weltoffene, zeitgeistige Kirche hatten in Deutschland doch die Evangelischen für sich gepachtet. Auf dem legendären "Markt der Möglichkeiten" der Kirchentage findet traditionell jede noch so abseitige Gruppe und Jugendbewegung Gehör. Die evangelische Kirche bietet jedem einen Platz. Die katholische Kirche stellt Bedingungen. Sie läßt niemanden fallen, aber sie macht aus ihrem Mißfallen für bestimmte Lebensformen auch kein Hehl. Sie war nie maximal tolerant. Im Gegenteil. (...)

Angeführt von einem, der immer wieder gepredigt hatte, der völligen Selbstaufgabe gegenüber dem Zeitgeist zu widerstehen. Auch wenn deshalb die Gemeinden anfangs schrumpfen. Aber nun zeigte der Mann aus Marktl am Inn, daß das Gegenteil der Fall war. Die katholische Kirch wirkt kraftvoll und strahlend wie lange nicht mehr. Weil sie bewußt nicht nur an Traditionen und Formen, sondern auch an einer gewissen Strenge festhält, die von Protestanten allzu leichtfertig aufgegeben wurde."

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