Pastor Reinhard Mawick im Parlament über konfessionelle Unterschiede in Deutschland und dem Rest Europas.
"Es ist also heute kaum möglich, gesamtgesellschaftlich einen Gegensatz oder eine Frontlinie zwischen den Konfessionen in Deutschland zu ziehen, denn die Bedeutung der Konfession nimmt mit der zunehmenden Säkularisierung und vor allem der zunehmenden Erosion kirchlicher Bindungen beziehungsweise bewusster Emanzipation vom kirchlichem Einfluss ab. Treffend schreibt der äthiopische Aristokrat Asfa-Wossen Asserate in seinem Buch 'Manieren': 'Die seit meiner Ankunft in Deutschland mir häufig vorgetragene Anekdote (so häufig, dass ich inzwischen an ihrer Wahrscheinlichkeit zweifle), am katholischen Fronleichnamstag hätten die protestantischen Bauern Mist gefahren, um die Prozession zu stören, am Reformationstag hingegen hätten die Katholiken ein heftiges Teppichklopfen angefangen, beschreibt schon geradezu legendär gewordene Verhältnisse.'
Dem ist nichts hinzuzufügen. Vielmehr scheinen heute andere transzendente Kennzeichen für die Volksmeinung wichtiger zu sein als die Konfession. So beschreibt das Massenblatt 'BILD' im Sommer 2004 in einer Serie Schlagerstars wie folgt: 'Stefanie Hertel (Löwe, evangelisch)' und 'Stefan Mross (Schütze, katholisch)'. Das Sternzeichen scheint zu Beginn des 21. Jahrhunderts in Deutschland fast bedeutender zu sein als die Religionszugehörigkeit. Die Frage, ob jemand gläubig ist, hat wieder mehr Bedeutung, doch die traditionellen konfessionellen Verästelungen der Religiosität sind dabei immer weniger von Interesse."
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