29. April 2008

Meine Kirche - mein Kindergarten

Kann irgendein vernünftiger Mensch dagegen was haben?

Ein ortsansässiger evangelischer Kindergarten lässt seine Kinder demokratisch über das Thema der nächsten Monate abstimmen, die Kinder entscheiden sich für die Urzeit, für "die Zeit vor vielen Millionen Jahren", wollen wissen, wie das war mit dem Vulkanismus, der Entstehung des Wassers, der Entwicklung von Pflanzen und Tieren. Am Ende des Projektes steht ein selbst produziertes Musical, das zum Kindergartenfest vor über 300 Besuchern aufgeführt wird.

Und damit die Atmosphäre stimmt bei diesem "besonderen Gottesdienst", wird auch die Kirche entsprechend verwandelt: Unter der Kanzel der Vulkan aus orangen und roten Tüchern, links vom Altar das Wasser aus hellblauer Gaze - und der "Altar-Raum wird zur Dinosaurier-Höhle" (was dann auch die passende Überschrift für den begeisterten Artikel meines Leib- und Magen-Lokalblattes a.k.a. Main-Echo hergibt).

Irgendwie muß der D. Martinus damals, 1544, so etwas schon geahnt haben, als er in seiner Predigt zur Einweihung der Torgauer Schloßkapelle einschärfte:

"Nicht das man daraus eine sondere Kirchen mache, als wäre sie besser denn andere Häuser, da man Gottes Wort predigt."

Durch diesen vorausschauenden Schachzug, diese vorgezogene "Säkularisierung" entzog er nämlich u.a. die St. Matthäus-Kirche in A. dem Verdikt des Herrn Jesus, von dem eben der Patron der Kirche in A. überliefert:

"Jesus sagte: In der Schrift steht: Mein Haus soll ein Haus des Gebetes sein. Ihr aber macht daraus eine Dinosaurier-Höhle."

Klar, daß auch ER sich in diesem Nicht-Tempel wohl fühlen würde und die grauen Stoffbahnen unter dem Kruzifix dieses Hauses-wie-jedes-andere hängen ließe. Und vielleicht, vielleicht würde ER gut jesuanisch sogar der predigenden Pfarrerin zustimmen, die da gesagt haben soll:

"Unsere Kirche ist auch unser Kindergarten."

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