1. April 2005

Die Strenge der Dichterin

Gabriele Wohmann läßt sich im RheinischenMerkur interviewen:

"RM: Wenn der Zugang zum einfachen Glauben von vielen Zweifeln verstellt ist – wie wäre denn die neue, wissende und glaubende Naivität wieder zu gewinnen? Was können die Kirchen dazu beitragen? Und was die Dichter?

Wohmann: Die Kirchen drücken sich davor, über den Tod zu reden und das Wort „Gott“ in den Mund zu nehmen! Sie sind vom Glauben eher entfernt und machen lieber Weltliches. Viele Pfarrer sind eher Sozialpädagogen.

RM: Und die Dichter?

Wohmann: Die können nicht beim Glauben helfen. Die meisten kümmern sich ja überhaupt nicht darum. Hierzulande hat die Religion einen komischen Beigeschmack. In Amerika ist das völlig anders. Ein Schriftsteller wie John Updike bekennt sich klar und eindeutig dazu, dass er ein gläubiger Mensch ist, wenn auch immer hin- und hergerissen von Zweifeln. Aber das gehört dazu. (...)

RM: Wünschen Sie sich mehr lyrikbewanderte Pfarrer, die die Entdeckungen der Dichter in ihre Predigten aufnehmen?

Wohmann: Nein. Obwohl – mein Vater hat so etwas gemacht und Dichter zitiert. Aber ich habe es am liebsten, wenn nur von der Frohen Botschaft die Rede ist. Keine Abschweifungen. Ich bin streng, oder?"

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