30. September 2004

Patronin?

Jede Zeit hat ihre Heiligen, heißt es. Wird die neue Selige Anna Katharina Emmerick zur Heiligen der deutschen Kirchenfinanzkrise? Zur Heiligen der Pfarrschließungen?

Der Rheinische Merkur schreibt nämlich: "Die Seligsprechung hat bereits die ersten handfesten Auswirkungen. Vier Coesfelder Pfarreien fusionieren zum 1. Januar 2005 zur 'Anna-Katharina-Gemeinde', zu der fast 11 000 Katholiken gehören werden."

Spaß beiseite.

Mensch, was haben wir für einen vollen Himmel. Ich find's immer wieder gut. "You'll never walk alone."
Es lebe der Generalvikar!



Meiner: Karl Hillenbrand, der von Herbipolis.

An seinem Geburtstag zu singen: I am the Very Model of a Modern Vicar-General - Original bei den Holy Whappings.

"I can tell undoubted Augustines from Bossuets and Zwinglians,
I know a Sarum Epiklesis and excommunicate the Arians,
Then I can hum the Sanctus if I've heard the mode ex nihilo,
And sing in tono recto Pax Domini cum spiritu tuo!

Then I can write encyclicals in a monastical scriptorium,
And pontificate the meaning of St. Paddy's grand loriculum,
In short in matters liturgical, ecclesial and clerical
I am the very model of a modern vicar-general!

Chorus of Seminarians:
In short in matters liturgical, ecclesial and clerical,
He is the very model of a modern vicar-general!
In short in matters liturgical, ecclesial and clerical
He is the very model of a modern vicar-general!"
Unwichtiges

Wer hätte das gedacht: Das Wort "conquistador" kommt im Englischen nur ein bißchen seltener vor als das Wort "workless"!

Zum Selberblättern: WordCount - Tracking the Way We Use Language (von Anke Groener)
Präsident

Wen wählen die Snake Handlers im November: GWB oder JFK? Wir wissen, was der durchschnittliche Europäer antworten würde.

Terry Mattingly: Checking out the snake-handler vote? Naples Daily News
Cowboy-Chroniken

Jordan Mejias in der FAZ zur Dylanschen Autobiographie. Wir dürfen weiterrätseln, scheint's: "Der Unterschied zwischen mir jetzt und mir damals ist, daß ich damals Visionen hatte. Jetzt kann ich nur Träume träumen."
Kardinalhase und Exegetenigel

Er schreibt schneller, als man rezensieren (und lesen) kann: Heute in der Tagespost die Rezension zum aktuell vorletzten Buch von Klaus Berger: "Ist Gott Person?"

Macht sich Kardinal Scheffczyk jetzt gleich an die Lektüre des neuesten Berger? Und was macht Professor Berger in dieser Zeit?
Co-Biose

"Dieselben Menschen, die einer Internet-Community angehören und sich einer Laseroperation unterziehen, können gleichwohl das Fest des Erzengels Michael feiern." (Klaus Berger: Jesus)

Kann ich nach dem gestrigen Michaelstag nur bestätigen. Statt der Laseroperation unterzog ich mich allerdings diversen anderen Ritualen, die das naturwissenschaftliche Weltbild der Moderne voraussetzen und daher nach Bultmann eigentlich mit dem, was ich so glaube, nicht zusammenpassen. Tun sie aber doch.

29. September 2004

Friedensblumen

Wenn die Leute schon nicht auf ihrem Zimmer bleiben, wie es Blaise Pascal vorschlug, sollten sie sich am besten in der Kirche oder im Gewächshaus aufhalten:

"Zerstörung, Terror und Leid. Wir leben im 21. Jahrhundert und können nicht begreifen, dass es so sein muss. [...] Kann ich mich da raushalten und im Zuschendorfer Landschloss zur Kamelienausstellung gehen? Wäre da nicht manches anders gelaufen in diesem Land, ja sogar in der Weltgeschichte, wenn wir alle uns nicht immer so raushalten würden. Rein oder raus, das ist immer die Frage. Kamelien rein in oder raus aus der Kirche? Menschen rein in oder raus aus dem Gewächshaus? Oder Kamelien ins Gewächshaus und Menschen in die Kirche?"

Laut Parka Lewis vom Gesprächsfetzen-Blog stammt diese geschichtsphilosophische Spekulation von Pfarrer Odrich aus Zuschendorf und findet sich in Camellia, der Zeitschrift der Deutschen Kameliengesellschaft e.V. (Heft 2/2004).

Nun, wer weiß? Vielleicht sind die Kamelienzüchter und -liebhaber wirklich liebenswertere und friedlichere Menschen als wir anderen?
Udo Ziesel und die IKvU

Schon wieder nichts Positives.

Udo Ziesel, der vor ein paar Wochen als falscher Benediktiner im SWR auftrat, war Mitglied im Leitungsteam der Iniative "Kirche von unten", wie uns dieser Link in den Google-Cache beweist. Aktualisierungsdatum der Seite: 13. Mai 2004.

Am 30. August 2004 wurde er - heimlich, still und leise - aus dem Leitungsteam "entfernt" - zeitnah zu seinem Fernsehauftritt - vgl. den aktuellen Link zum IKvU-Leitungsteam. Insofern ist die Feststellung der IKvU, daß das Leitungsteam in der derzeitigen Zusammensetzung seit April 2004 - also ohne Ziesel - existiert, falsch, wenn nicht gelogen, wahrscheinlich aber nur ein Versehen.

Der Schelm hat da das Denken längst aufgegeben. Möge kein Schatten auf die politisch-korrekten Schwestern und Brüder fallen.
Kein Fortschritt. Nirgends.

Wetten, daß Uwe Birnstein (mehr s.u.) auf dem nächsten Ökumenischen Konzil stören würde? Hoffentlich lädt den keiner ein.

Sein im August 2003-Heft von publik-forum veröffentlichter Text lässt Schlimmes befürchten:In diese Fallen wollen die Katholiken tappen? Die merkwürdigen Fortschrittsideale katholischer Reformeiferer. Ketzerische Anmerkungen eines evangelischen Querdenkers. Ein wahrer Dolchstoß von unvermuteter Seite für "Wir sind Kirchler" et ceteri/ae.

"Die Evangelischen haben den Subjektivismus zum Programm gemacht und fast jede Spur des Mysteriums vernichtet. Ein wirksames Waffenarsenal haben sie aufgefahren, um das Geheimnisvolle zu zerstören: Worte vertreiben das Geheimnis des Glaubens, Erklärungen treiben den Gottesdienstbesuchern ihre Fantasie aus. Das Abendmahl ein Frühschoppen-ähnliches Symbol des Zusammenseins. Doch nicht mal das funktioniert: Heilige Schauer erwartend stehen die Gläubigen vorm Altar. Die angekündigte Gemeinschaft bleibt angesichts der uneingelösten verheißenen Gemeinschaft irritiert aus. (...)

Zum anderen raubt das an der real existierenden Kirchlichkeit scheiternde 'Priestertum aller Gläubigen' den Kultbeamten, den Pastorinnen und Pastoren, ihren heiligen Status. Mit bisweilen skurrilen Folgen: Die Bremische Evangelische Kirche etwa hat keinen Bischof, sondern einen 'Schriftführer des Kirchenausschusses'. Die Reformierte Kirche nennt ihren führenden Geistlichen 'Landessuperintendent', was eher an Scotland Yard als an ein Pastorenamt erinnert.(...)

Die Ortsgemeinden sollen gestärkt, die Gläubigen an Bischofswahlen beteiligt und für die katholische Kirche eine synodale Struktur eingeführt werden? Die Folgen wären fatal und Energie raubend. Tausende ehrenamtliche Evangelische verschleißen sich in stunden-, ja tagelangen Synoden-, Ausschuss- und Gremiensitzungen ihren Mut und ihre Kraft. Wohl wissend, dass die Beschlüsse meist windelweiche Kompromisstexte ohne jeden prophetischen Charakter sind. (...) Während die Entscheidungswege im Konklave aus gutem Grund geheim bleiben, nimmt die Öffentlichkeit auch noch teil an den teilweise mühsamen bis hochnotpeinlichen Diskussionen evangelischer Kirchenparlamente. Der Preis für demokratische Bischofswahlen ist hoch. Und die Gewählten sind nicht immer die Besten. Geschweige denn die Weisesten.

Und in den Gemeinden? Pfarrerinnen und Pfarrer klagen über Kirchenvorstände, denen selbst elementarste Kenntnisse der Bibel fehlen. Die Geistlichen müssen sich von Prestige-orientierten Dorf- oder Stadtteil-Honoratioren Ziele für ihre Arbeit vorschreiben lassen. In zermürbenden Kirchenvorstandssitzungen herrschen Spießertum und Kleinglaube statt Freiheit des Geistes und christlicher Umgangston."
Ja, nicht einmal die "Seelenpein" von zölibatären oder nicht-so-zölibatären Priestern scheint ihm größer als "die von zwischen familiären und beruflichen Fronten zerriebener evangelischer Pfarrern".

NB: Positiv soll hier allen Ernstes festgestellt werden, daß ein Beitrag mit umgekehrter Stoßrichtung in einem orthodox-katholischen Presseorgan wahrscheinlich keinen Platz hätte...
Wo bleibt das Positive?

Da.

Coming soon.
Ein etwas anderes Konzil und Vatikanum III

Wenn ein Online-Magazin im Editorial folgendes in den Mittelpunkt stellt: "Zeit zu gewinnen für sich selbst und für andere ... Einander zu begegnen ... mehr als Kontakte ... Begegnungen mit Tiefgang ... Streifzüge in andere Sphären, besondere seelische oder religiöse Erfahrungen" und die Suche nach all dem "emotional und zeitlich" auch etwas kosten darf - dann kann ein solches Magazin ja nur konzil heißen.

Und wer, wenn nicht konzil sollte sinnvollerweise eine Umfrage veranstalten und das Kirchenvolk mitreden statt einsam die Chefs entscheiden zu lassen?
"Was muss sich ändern, damit die Religionen wieder attraktiver werden? Gerade die katholische Kirche hat einen immensen Reformstau. Da fragt sich doch: Was bringt uns wirklich weiter? Im Internet kommt zu Wort, was Kirchenleitungen und Synoden nicht hören wollen. Je persönlicher eure Anmerkungen und je konkreter eure Ideen, desto mehr Interesse werden sie finden. Also mitgemacht!"

Da aber nicht alle Laien so mündig sind wie sie könnten und sollten, bietet konzil im Konzilsfragebogen eine hilfreiche Drop-Down-Box an, wo alle wahrhaft wichtigen Themen für das nächste Konzil schon mal aufgelistet sind:

"Ich möchte ein Konzil über:
  • die Rolle des Papstes
  • den Einfluß der Frauen
  • die Zukunft der Ökumene
  • den Religionsunterricht von morgen
  • den Umgang mit Muslimen
  • den Dialog von Juden und Christen
  • das Geld der Kirchen
  • die Rechte der 'Laien'
  • den Nutzen von Ablässen
  • die Ehelosigkeit von Priestern"

Nur noch anklicken und mündig werden. Die ganz Mündigen können mit einem entsprechenden Button eine eigene Idee einbringen. Aber welche sollte das sinnvollerweise sein? Die Liste ist doch schon ziemlich komplett, nicht wahr?

Leider Gottes ist auf der Site von konzil nicht viel los - seit drei Jahren kein Update, wie es scheint. Da sind wohl die Ideen ausgegangen. Oder waren die emotionalen und zeitlichen Kosten zu hoch?

28. September 2004

Lesenswert? Frischwindig?

"Unsere eigene katholische Publizistik hat immer noch etwas Ängstliches und schlecht Gelüftetes an sich."

Sach ich ma nix zu.

Lesen: Adolf Theobald über die deutschen katholischen Bistumsblättchen in der FAZ (aus dem Katholischen Notizbuch)
Nicht-so-anonymer Katholik

"'The question of Tony's faith is dormant by decision,' says a prominent Catholic who knows the Blairs well. 'They have decided not to let news of his Catholicism break while Tony is prime minister.'

But why does the prime minister hide his Catholicism?

The political commentator Anthony Howard, who knows Blair and is writing a biography of Cardinal Hume, says: 'I think he feels he cannot announce his conversion because of the situation in Northern Ireland. I believe he will formally join the Catholic church when he ceases to be prime minister.'" (Regular at mass, communion from Pope - The Guardian)
"From Jerusalem to Calgary"

Zur Ergötzung für solche, die englisch lesen mögen: nette liturgische Mißgeschicke im LAMLand.
Hinweis für Berger-Fans

Vor ein paar Tagen erschien das neue Buch von Klaus Berger: Jesus. 700+ Seiten, ohne wissenschaftlichen Apparat, mit persönlichen Exkursen, lebendig geschrieben und mit dem erklärten Ziel, in die Begegnung mit IHm zu führen. (Redet er nicht gar von "Liebe"?) Buch und Begegnung dürften sich beide lohnen.

Liegt ganz oben auf dem "To read"-Stapel.

[Mehr am 14.10. hier.]

27. September 2004

Her mit dem Mastkalb!

Juliane Werding (ja, die - die Freundin von Conny Kramer!) ist von langer Irrfahrt durch modisch-allzu-modisch Religiös-Spirituell-Esoterisches wieder in den Schoß der Una Sancta Catholica zurückgekehrt. Katholische Sozialisation mit Langzeitwirkung wird zum Auslöser für die zweite Bekehrung, die wir Kindergetauften alle nötig haben.

In Publik-Forum streitet sie sich mit ihrem evangelischen Partner-Gatten Uwe Birnstein und bricht nebenbei eine Lanze für Latein als Lingua Liturgica:

"Publik-Forum: Frau Werding, in einem Ihrer Lieder zitieren Sie das Vaterunser – auf lateinisch.Weshalb?

Werding: Ich liebe lateinische Gebete und die lateinische Liturgie. Ich glaube, es ist ein Fehler der katholischen Kirche gewesen, die Liturgie ins Deutsche zu übersetzen. Dadurch ist viel vom Geheimnis des Glaubens verloren gegangen.

Birnstein: Du meinst nicht wirklich, dass wieder die Messe in lateinischer Sprache gefeiert werden sollte?

Werding: Doch. Die Menschen sind doch auf der Suche nach etwas Geheimnisvollem! Wenn ihnen die Kirche das vorenthält, braucht sie sich nicht zu wundern, wenn die Menschen nicht mehr kommen."
Wenn sie dann noch die Dienste der himmlischen Fürsprecherin in Anspruch nimmt, verzeihen wir doch glatt die Vorbehalte gegen die bayerische Variante katholischer Volksfrömmigkeit.
per se

Gloria von Thurn und Taxis in einem Zwischendurch-Interview mit dem Malteser magazin (Oktober 2004):

"Katholisch sein hat schon immer geheißen, gegen den Strom zu schwimmen, nicht angepaßt zu sein. (...) Als Katholiken seid ihr per se in der Opposition. Aber ihr könnt am Aufbau des Himmelreiches mitwirken."

Immer? Nein, nicht immer. Aber immer öfter.

Mitwirken? Da gefällt mir das Bild besser, das Hans Urs von Balthasar von P. Teilhard borgte: Den Stoß Feuerholz aufschichten, in den Gottes verwandelndes Feuer fährt, um ihn zu entzünden und zu verwandeln. Oder so ähnlich. Auf jeden Fall bin ich sehr sehr skeptisch, wenn irgendjemand von sich und den Seinen behauptet, er/sie würde/n beim Aufbau des Himmelreiches mitwirken. Denn schwuppdiwupp - ist es doch wieder ein sehr menschliches Konstrukt, das den jüngsten Tag weder er- noch überlebt.

Aber ansonsten hat sie Recht.
Come on in, Sweety!

Ob die Linzer Bananen was geholfen haben? Die Church of England versucht es jetzt mit Schokoriegeln - schreibt jedenfalls der Daily Telegraph von heute. So kommen wenigstens die Bounty und Lion Hunters auf ihre Kosten.

"Meanwhile about 160 churches in northern England's Manchester area gave out free chocolate bars and other freebies to service-goers Sunday in a bid to combat dwindling congregations."

Nachtrag: Wie bei web.de ersichtlich, sind die Schokostückchen fromm eingepackt. Geht mitsamt grünem Punkt ins Recycling.
There will be a light!



Ben Harper und die Blind Boys of Alabama nicht mehr nur mal so nebenbei für einen Song gemeinsam, sondern auf einem ganzen Album voller Holy Songs. Wenn das kein ideales Weihnachtsgeschenk ist...

Positive Bewertungen in der Hamburger Morgenpost, der Gaesteliste und beim Weblog-Kollegen von MoreThanMeetsTheEar.
Aus dem Kernschatten der Gottesfinsternis

"In den neuen Bundesländern hat sich Gott sehr gut versteckt, und die meisten haben inzwischen vergessen, dass sie Gott vergessen haben." (Eberhard Tiefensee - Rheinischer Merkur)

24. September 2004

Sankt William Jefferson, bitte für uns!



Scott Ritcher, der verantwortliche Künstler dieses zeitgemäßen Jesus-/Bill-Portraits, 34, katholisch erzogen, Vegetarier, möchte zum Nachdenken anregen (wie es im Zeitungsjargon so schön heißt) und bittet daher: "Judge not, lest ye be judged."

WorldNetDaily: 'Saint Bill Clinton' ignites religious rage
Vorgeschmack der Freiheit

Wer Peter Bieris "Handwerk der Freiheit" noch nicht gelesen hat, bekommt im Tagesspiegel heute eine Kurzfassung im Interviewformat - als Appetizer.
Falsches Geschäftsmodell

Nicht einmal der Gotteslohn ist einem katholischen Blogger, der ohne gutreformatorische Heilsgewissheit auskommen muß, sicher. Meinen monatlichen Mammon verdiene ich immer noch mit anderen Tätigkeiten.

Bei den US-Kollegen - den richtig guten und bekannten jedenfalls - rollen nicht nur die ersten Cents. Da flattern sogar die Greenbacks im Tausenderbündel.

(Klein-)Geld in Sicht - Weblogs experimentieren mit Geschäftsmodellen (NZZ Online, 24. 9. 2004)
Die Tiere und der liebe Gott

"Wenn Kühe oder Löwen Hände hätten und damit malen und Werke wie die Menschen schaffen könnten, dann würden die Pferde pferde-, die Kühe kuhähnliche Götterbilder malen und solche Gestalten schaffen, wie sie selber haben", schrieb oder sagte Xenophanes vor zweieinhalbtausend Jahren.

Wenn Tiere in Menschengottesdienste mitgeschleift werden, äußern sie sich in der Regel nicht unzufrieden über das Gottesbild, das ihnen dort vermittelt wird. Sie sind tolerant und lassen sich geduldig für Selbstdarstellung christlicher Gutmenschen mißbrauchen. Mindestens wenn wir dem Bericht der Zeit über die große Tiersegnung in Saint John The Divine, New York, NY, USA folgen.

23. September 2004

Wie sah Jesus aus?

Die Frage ist uralt - und die Antwort nicht überlebenswichtig.

Das wahre Gesicht Jesu - Artikel von Paul Badde in der Welt.

20. September 2004

Alle Meinung geht vom Volke aus

Demonstrieren lassen. Für 49 cent/SMS.
Deutsch

Hugo Hamilton im Guardian über The loneliness of being German.

"On a visit to Dublin some time ago, Bernhard Schlink was asked if he could explain what was so special about the German concept of Heimat, or home, to which he answered simply that he was born in Hamburg and went to school there. Maybe it is not a priority for German writers, and his extraordinary book The Reader demonstrates this contemporary German view best of all, a book in which the main character's parents are unseen.

Could it be that the Germans are way ahead of other pre-modern societies where nationalism and homeland are still seen as virtues? Could the use of dreaming simply be obsolete in Germany? Artists such as Joseph Beuys famously mocked the German sense of home and home furnishings. But the intensity of German longing for Ireland also suggests that they still possess the same homing instinct as anyone else, only that they have trained themselves to suppress any potential patriotic links to their own origins. It's a rear-view blind spot which has erased their country from the emotional map.

Maybe that's a progression. Maybe German humility and remorse have become the new German virtues to replace love of your country and your people. Maybe this is what it means to be German, to have a clear, patriotism-free conscience. In Berlin's Potsdamer Platz, the ambitious new architectural plans were scaled down deliberately for fear of appearing too arrogant and mighty. With time, this quiet code of humility may have become the emotional core of the new German being. A sense of place no longer applies to the ground where you have your feet, but to a collection of books you've read, films you go to, people you meet, and what you remember."

17. September 2004

Anticatholica

Aus dem Photoalbum des Antichrist by courtesy of iconbusters.
"Absolut papsttreu"



Hey, er gehört in seinem Bistum zur gleichen Randgruppe wie ich: mein neuer Bischof Friedhelm Hofmann.

Ich hör' die Mainströmer schon quietschen. Nach dem Sonntag ist die Jagd frei gegeben - bis dahin üben die Jäger nur mit Platzpatronen das Bedenkentragen.

Aktuelle Interviews:
Hingehen zu den Menschen (Mainpost / Sonntags-Merkur)
"Ich setze Entscheidungen durch" (Boulevard)

16. September 2004

Aphorisms

"Rock & roll is a metaphorical arena, that's why you can find the abyss in a harmless old pop tune..." (Greil Marcus)

"To be a poet is not to make a poem, but to find a new way to live." (Paul La Cour)

15. September 2004

Sloganizer
Hitler sehen?

Was mich vom "Untergang" fernhält? - Daß ich mit Adolf Hitler Mitleid haben könnte.

Die letzten Tage Hitlers in der "Tagespost"

Das Ende des Schwarzweiß-Phantoms in der "Welt"

Die zweite Erfindung des Adolf Hitler in der "FAZ"
Das kleinere Übel?

"One clergyman asserts that most bishops would 'rather have a child molester in their diocese than a weeping statue of the Virgin Mary.' It's less work. " (Washington Times via Otto-da-Fe)

So viel ist wohl richtig dran: Eine weinende Statue macht keinen Bischof glücklich.
Schwarze Kirchenlieder des 21. Jahrhunderts

Die Alternativen: Reich werden, fluchen, sterben - oder beten. Gospel-Rap im Online-Spiegel bzw. vorher in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.
Wenn

"Alle haben aufgegeben.

Alle denken, es gäbe nur zweierlei: den Krieg, der eine Art Leben im Tod ist, und den Frieden, der eine Art Tod im Leben ist.

Wenn es nun aber noch ein Drittes gäbe, das Leben?" (Walker Percy: Die Wiederkehr)

14. September 2004

Alles beim Alten

"Hier ist zum Glück alles noch treu und brav beim Alten." - So resümierte der 70jährige Pfarrer sein Wirken in der Lokalzeitung.

Abgesehen davon, daß das (glücklicherweise) nicht stimmt, reizt ein solcher Satz geradezu zur Gemeinplatz-Exegese a la Léon Bloy.

"Zum Glück" - das deutet auf eine Einschätzung der Vergangenheit als eines goldenen Zeitalters, einer harmonischen Ära vor dem Fall - eine Vergangenheit, die des guten Pfarrers Einschätzung nach in den Mauern seiner Gemeinde noch existiert, ja der er mit seinem seelsorglichen Wirken überleben half. Ein Stück Paradies auf Erden, mag man auch überm Tor manchmal die Spitze des Engelsschwertes aufblitzen sehen.

Aber da meldet sich der kleine Zweifler, der ein bißchen was von Kant weiß: Wo sich nichts ändert - lebt da überhaupt noch etwas? Gibt es die ewige Ruhe, den dauerhaften Frieden nicht doch nur - auf dem Friedhof? Bleibt nicht erst 10 cm unter dem Grabschmuck alles beim Alten?

Nein, würde der gute alte Léon jetzt hineinpoltern: Der Satz ist vom Teufel. Denn nur in seinem Reich, tief unten, wo die letzte Glut längst verglüht ist und nur noch Verzweiflung, Langeweile, Ödnis herrscht - dort bleibt auf immer und ewig alles beim Alten. Wer dort landet, der ist wirklich und wahrhaftig beim Alten - dem Ältesten der Engel, dem Ausgebrannten, Hohlen, dem Erwartungslosen, dem ohne Zukunft. Dem ohne Hoffnung.

So tief wollte der Geistliche freilich nicht schürfen. Um Gottes Willen - schütteln würde es ihn beim Gedanken ans teuflische, ewig-alte Loch. Nicht in die Tiefe zog ihn sein Satz - auf der Höhe der Zeit ist er stets geblieben. Denn er gehört nicht zu den Konzilsverweigerern und zeigt im vertrauten Kreis seine Sympathie für die unvermeidliche Zukunft: Priesterweihe für Frauen - warum nicht? Kommunion für Zweitverheiratete - klar! Redemptionis Sacramentum - Teufelswerk sturer Römer.

Wollte er nicht immer nur das eine: Ruhe - Frieden - Harmonie? Leiste dem Zeitgeist keinen Widerstand - und du wirst die ewige Ruhe finden. Nicht jeder ist zum Paulus geboren. Es muß auch die leisen Verkünder der Botschaft geben, die ihre Lippen fast nicht bewegen. Einverstanden sein mit dem, was geschieht - und siehe, es wird alles beim Alten bleiben: im Garten deiner Seele und im Garten der Kirche, der dir anvertraut ist.

Bloß kommt irgendwann der Moment, wo nichts mehr geht. Wo der göttliche Croupier sein letztes "Rien ne vas plus" spricht. Wohl dem unnützen Knecht, der seine Talente dann gesetzt hat.
Landung

Aus dem Urlaub zurück, übe ich mich in der Kunst des "hit the ground running" - wie kann man nach 14 Tagen Abwesenheit vom Job so wieder am Schreibtisch ankommen, daß es beim Aufprall auf dem Boden der Tatsachen keinen allzu großen Knall gibt?

13. September 2004

"Kicking and screaming"

Eltern, die ihre schwangeren Töchter zu einer Abtreibung drängen - gibt's wirklich. Z. B. die Schauspielerin Ellen Barkin. Liberal. Legal. Egal.

12. September 2004

Lieder des deutschen Verbandskatholizismus, Folge 1

Heute frisch aus "Impuls", dem offiziellen Mitgliedermagazin der KAB Deutschlands, Auszüge aus dem ZASS-Song "Ganz nah dran" von Dirk Schulte:

"Unsre Kräfte sind geballt:
Frauen, Männer, Jung und Alt
Chancengleich in eine neue Zeit
Umverteilen, reformier'n
Aber ohne zu verlier'n
Wir wissen, dass es geht, wir sind so weit

Ist der Mut auch klein
Lasst uns gemeinsam streiten
Niemand bleibt allein
Wir werden uns befrei'n!

Gemeinsam haben wir die Kraft
Aufzubau'n, was Hoffnung schafft
Zur Erneuerung ist es nie zu spät
Wir geben unsrer Zukunft Raum
Wir leben heut' schon unsern Traum
Von kämpferischer Solidarität

Das Morgen fest im Blick
Lasst uns gemeinsam streiten
Wir schauen nicht zurück
Denn vor uns liegt das Glück!"

Klingt das nach a) Volksfront, b) klassenlosem Paradies auf Erden, c)aktualisierter katholischer Soziallehre oder d) eschatologischem Vorbehalt (Erik Peterson)?

3. September 2004

No Non-Stop

24-7-365 (auf deutsch: Non-Stop rundum-die-Uhr-und-die-Woche-und-das-Jahr) ist unmenschlich und daher unchristlich. Meint die Welt.

Ich auch. Daher ist hier bis zum 13. September Blogpause. Der Berg ruft. Adieu!

1. September 2004

Passion - die zweite

2,4 Millionen DVDs nach einem halben Tag laut BBC.
Empörende Torheit



Die Linzer Kirchenbananen sind ja völlig an mir vorbei gegangen. Den Juden ein Ärgernis, den Heiden eine Torheit, beiden aber statt Gottes Kraft und Weisheit lieber eine Banane... Hauptsache, wir kommen mal wieder ins Gespräch. (via Catholic Church Conservation; mehr mittels Google)
Blutzeugen

Christian Martyrs of the 21st Century: The Reckoning Continues von Sandro Magister auf www.chiesa.
Aus dem unbekannten Leben des Medienpapstes

Arturo Mari, der als Fotograf den Papst schon lange begleitet hat, erzählt im aktuellen Cicero ein bißchen aus den letzten 26 Jahren.

"Er lebt wie ein einfacher Landpfarrer. Ich glaube, die Menschen wissen nicht, wie demütig dieser Papst ist. Er besitzt eine Demut, die nur Gott kennt. Für ihn existiert nur das Gebet, seine Arbeit und leider auch das körperliche Leiden."

(Gelobt sei an dieser Stelle, daß für cicero Religion nicht nur Skandal- oder Bedrohungsfaktor ist, sondern ganz offensichtlich ein wichtiger und unersetzlicher Bestandteil der "politischen Kultur". Wenn ich es richtig sehe, gab es in jedem der mittlerweile 5 Ausgaben einen Beitrag zum Thema.

Wie schrieb Chefredakteur Wolfram Weimer im August-Heft: "Womöglich kann eine Gesellschaft, die an nichts glaubt, weder an ihre Zukunft noch an sich selber glauben. Insofern würde uns ein bisschen mehr Religion im Leben gar nicht schaden. Mal abgesehen davon, dass es dem lieben Gott gefallen könnte.")