28. Januar 2010

Was dem Dialog nutzt. Und was nicht.

"In den kommenden Jahren müssen dringend die Regeln für ein Miteinander der Weltreligionen gefunden werden. Demgegenüber erweisen sich die Auseinandersetzungen der Kirchen in der Abendmahlsfrage als Peanuts. Viele Christen, so beschreibt es der Münchener Soziologe Armin Nassehi, nehmen 'den Dalai Lama, Papst Benedikt und Bischof Huber gleichberechtigt abends mit ins Bett.'"

Endlich kann ich meinem Schweinfurter Lieblingsarianer Roland Breitenbach einmal drei Sätze lang vorbehaltlos zustimmen. Wenigstens kurz, bis die Fragen kommen.

Der Satz über die vielen Christen lehrt uns zum Beispiel was genau? Daß "alles funzt" (anything goes)? Daß sich die Leute einen Dreck scheren, was der Lama, der Papst und der Bischof eigentlich selber sagen und glauben - Hauptsache, das Bett ist warm?

Den zweiten Satz wiederum kann man einfach umdrehen: Wenn schon in der Abendmahlsfrage kein Konsens möglich ist - außer man heißt Breitenbach und tut und glaubt eh, was man will und dem ungöttlichen Herrn in den Mund schiebt -, wie soll der erst bei den Weltreligionen beikommen? Und bloß weil ein Problem größer ist als das andere, muß das kleinere nicht eingebildet und auch nicht leichthin oder brachial lösbar sein.

Tja, und zu Breitenbachs Satz Nr. 1 lassen wir einen indischen Jesuiten zu Wort kommen, von dem wir annehmen dürfen, daß er weiß, wovon er redet:

"Dialog heißt ja, anderen mit Offenheit zuzuhören, aber nicht die Grundelemente des eigenen Glaubens auszuklammern. Wenn wir Christen die göttliche Natur Jesu Christi verleugnen oder die Muslime den Offenbarungscharakter des Korans nicht anerkennen, geschieht kein echter und fruchtbarer Dialog der Religionen." (Sebastian Painadath sj im Publik-Forum-Blog)

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Dabei gibt es in der Abendmahlsfrage an sich gar kein Problem; Katholiken und Lutheraner sind sich seit langem einig, daß die Deutung "con" oder "trans" keinen Trennungsgrund darstellt. Und selbst mit Zwinglianern können katholische Christen Abendmahlsgemeinschaft haben.
Das Problem, das hinter der noch nicht vollen Abendmahlsgemeinschaft steht, ist ein ekklesiologisches: wer ist befugt, das Sakrament gültig einzusetzen und auszuteilen? Mithin die Frage der Priesterschaft aller Gläubigen, die Frage der Einheit des Leibes Christi auch in einer Vielheit kirchlicher Vereine oder doch nicht (hier folgt Rom, vermutlich auf Druck der Dritten Welt, mittlerweile den reaktionärsten der Konzilsväter), und ein paar kleinere Kommata, über die man so stolpern kann.

Mir ist absolut unklar, warum man nicht Ratzinger und Huber gleichberechtigt auf dem Nachttisch liegen haben kann, wobei mir persönlich die Bibel dort lieber ist. Der Dalai Lama paßt da allerdings nicht hinein und wird es auch niemals, nicht mal in der weichgespülten Variante, die von ihm so gern in Europa vorgezeigt wird. (Die Lama-Religion ist ziemlich grausam in ihren Details; das weiß bloß kaum jemand in Europa, und der Dalai Lama wird sich hüten, es hier breitzutreten und seine geldbringende Popularität in Gefahr zu bringen.)

Das Zitat von Sebastian Painadath allerdings könnte ich mir über den Schreibtisch hängen.