"Deutsch ist eine der tiefsten, ausdrucksstärksten Sprachen auf Erden." So wird hier Wolf Schneider, einer unserer bekannten Sprachlehrer zitiert. Ich kenne zu wenige andere, um zuzustimmen oder abzulehnen. Aber wenn er dann fortfährt: "Deutsch ist die Sprache des Protestantismus, des Marxismus und der Psychoanalyse", überlegt man als deutscher Katholik schon, ob er die Reihe nicht zu früh abgebrochen hat (bevor er noch "Nationalsozialismus" sagen konnte) und ob man nicht doch in eines der romanischen Idiome hinüberwechseln sollte, in die Sprache Thomas', Dantes oder Cervantes' zum Beispiel.
Just joking.
26. Juni 2009
Wessen Sprache?
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4 Kommentare:
Tja, das frage ich mich ja auch bei den Gegnern der lateinischen Liturgiesprache. Ist es wirklich für den Dialog mit dem Judentum so förderlich, die "Sprache der Täter" zu benutzen?
JEDE Sprache ist "Sprache der Täter".
Gegenfrage: Ist es für die praxis pietatis des Gläubigen förderlich, eine Sprache zu benuten, die er nicht ansatzweise versteht? "mysterium fidei" in allen Ehren, aber wo der Gläubige nicht verstehen kann, was geschieht, wird aus der elevatio ("hoc est corpus") Hokuspokus.
Und schwupps, sind wir wieder beim Thema dieser Tage. (Da wollte ich eigentlich gar nicht hin...)
Ich glaube, daß das liturgische Latein (wie auch die Kultsprachen anderer Religionen) immer ansatzweise verstanden werden. Es hat seine Vorteile, auch sprachlich das "Spiel" und "Zusammenspiel" von Verständlichem und Verstehens-Überschreitendem abzubilden. ("Vorteile" sage ich, also keine absolute Position.) Hokuspokus entsteht da, wo "liturgische Bildung" verschwindet - momentan haben wir katholischerseits auch oft genug Hokuspokus, wenn z.B. bei bestimmten Feiern die Mehrzahl der Anwesenden trotz Volkssprache nicht versteht oder wissen will, was der Priester da tut - oder wenn auch der Priester nicht an das glaubt, was er tut.
Etymologisch ist auch nicht klar, wie es z.B. in der englischen wikipedia scheint, wo der Begriff herkommt. Nicht unbedingt aus einem Volksscherz...
"Ich kenne zu wenige andere [Sprachen]" -- Genau so ist es. Wie kann ich, wenn ich mich vielleicht in 10 der Tausende Sprachen der Erde leidlich ausdrücken kann, Tausende Sprachen also gar nicht vernünftig kenne, behaupten, diese eine - meine - Sprache sei eine der schönsten, besten, tiefsten, stärksten - was auch immer. Völliger Humbug.
Und dann: Wie will ich denn die Tiefe und Ausdrucksstärke einer Sprache messen? Wieviel hat das überhaupt mit der Sprache zu tun und wieviel mit dem Sprecher (und dem Zuhörer)? BILD schreibt auch deutsch, aber tief ist das nicht.
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