Arnold Stadler erzählt in seinem Roman "Komm, gehen wir" von Fräulein Wild, einem taubenäugigen Fräulein mit weißen Haaren und einer - trotz ihres Alters - klaren Stimme:
"Zu Hause, wenn Gäste kamen, trug sie mittlerweile unaufgefordert eine Ballade von Bürger vor, bis zur letzten Strophe, um zu zeigen, dass sie noch ganz da war, so wie Kinder zu zählen und zu malen anfangen, wenn Besuch kommt, um vorzumachen, was sie schon alles können. Manchmal sang sie lateinisch das Vaterunser im Tonus Gregorianus IV. aus Angst, sie könnte ins Heim kommen. Aber gerade dies veranlasste Neffen und Nichten, darüber nachzudenken, ob dieses Singen aus heiterem Himmel nicht ein Zeichen sei, so langsam sich mit dem Gedanken anzufreunden, für Fräulein Wild einen Heimplatz zu finden. Aber da Fräulein Wild eine Rente bekam, von welcher außerdem noch ein Bausparvertrag finanziert werden konnte, ließ man sie dann zu Hause sterben und sorgte auch dafür, dass dies nicht allzu früh geschah." (S. 284)
15. Juni 2009
Von den Vorteilen eines Bausparvertrages für Choralliebhaber
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