Warnung vor "The Passion"
Florian Kolfhaus läßt uns in der Tagespost an seiner Ergriffenheit anläßlich von Mel Gibsons Passion teilhaben.
Ich kann mir nicht recht vorstellen, wie sich dieser Film in unserem hiesigen Multiplex-Kino zeigen läßt. Der muß ja fast geschäftschädigend wirken - ähnlich wie Paulus in Ephesus, als die Devotionalienhändler um ihre Existenz fürchteten. Kauft, wer die Storyline der "Passion" kennt, noch eine Riesentüte Popcorn und den 0,5er Becher Coke? Geht überhaupt unsere deutsche Jugend in einen Film, der dermaßen als "Spaßbremse" wirken kann?
Ich stelle mir vor, daß wir bestimmt rechtzeitig im Februar von unseren Medien-Startheologen die dringende Warnung bekommen, "The Passion" zu meiden, denn
1. habe Gibson ein unkritisches Bibelverständnis und noch nie etwas von historisch-kritischer Exegese gehört,
2. wimmle es nur so vor Antisemitismus,
3. wenn es nicht vor Antisemitismus wimmle, so doch von möglichen Anknüpfungspunkten dafür und gerade deshalb dürfe der Film in Deutschland angesichts unserer NS-Vergangenheit nicht gezeigt werden,
4. konterkariere der Film alle pastoralen Anstrengungen der letzten vierzig Jahre, das Christentum als "Frohbotschaft statt Drohbotschaft" (Kirchenvolksbegehren) darzustellen,
5. basiere "The Passion" auf einem überholten Erlösungsverständnis, das letztlich antiemanzipatorisch wirke,
6. fehle der Zeitbezug,
7. würde Jesus in übertriebener Weise als Mann dargestellt,
8. kämen Frauen nur in dienenden Rollen vor,
9. würden für Gott unkritisch nur männliche Anredeformen gebraucht,
10. seien die Produzenten, Vertreiber und Kinobetreiber dafür verantwortlich, wenn Zuschauer in existenzielle Krisen stürzten und damit unendlich viel Leid über sich und ihre Familien und loved ones brächten,
11. fehle es in den Kinos an der pastoralen Infrastruktur, verstörte Zuschauer entsprechend aufzufangen und wieder ins normale Leben zu entlassen,
12. habe der Vatikan den Film begrüßt und propagiere ihn als Mittel zur Bekehrung,
13. sei Mel Gibson ein präkonziliarer Traditionalist und
14. trage der Film rein gar nichts zu Frieden, Gerechtigkeit, Versöhnung und Bewahrung der Schöpfung bei.
PS: "Ich kann die italienische Journalistin gut verstehen, die mir beim Verlassen des Vorführsaales betroffen zugeflüstert hat: 'Wenn The Passion in die Kinos kommt, muß man Beichtstühle an den Ausgängen aufstellen" (Kolfhaus) - falls wer Beichtstühle dafür sucht: St. Michael, Schweinfurt hat die seinen vor einiger Zeit herausgeworfen. Ein Beichtvater findet sich bestimmt im nächsten Kapuzinerkloster.
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