26. April 2009

Umkehr am Freitag morgen

Da ist man morgens nichts ahnend in Mannheim unterwegs, denkt an nichts Böses - bis der Blick auf ein großes Spruchband trifft: "Kehre um zu dir". Ein zweiter Blick - aber aus dem "dir" wird immer noch kein "mir". "Kirche in der City" steht noch auf dem Banner, ja, sicher eine evangelische Kirche, geht ja nicht anders. Diese unsicheren Kantonisten wieder einmal. Doch die gelb-weißen Fahnen passen nicht. Es scheint eine katholische Kirche zu sein, die das "Kehrt um und glaubt an das Evangelium" Jesu Christi auf ihre Weise interpretiert. Es war tatsächlich eine.

Vielleicht kann man ja, so der Gedankenfluß in mir, die Umkehrbotschaft heute nicht mehr anders verkaufen als durch eine radikale Produktionsumstellung. So ähnlich, wie man heutzutage ja auch nicht mehr sagen kann, Jesus sei für unsere Sünden gestorben, wie die staunende Öffentlichkeit kürzlich aus berufenem und geweihtem Munde erfuhr.

Einer Kirche "jenseits der Erlösung" (Peter Gross), bleibt ihr vielleicht nur die Alternative einer diesseitigen Pastoral? Die incurvatio in seipsum, die Rückkrümmung des Menschen in sich selbst seelenkundig und mit Blick auf menschliches Wachstum zu begleiten? Dem Menschen, der keine Erlösung, kein Aufgebrochenwerden, kein Aug-in-Aug mit dem Überwältigend-Unaussprechlich-Überhellen-Liebesfließenden mehr braucht, zu innerweltlicher, zu innerseelischer Umkehr zu verhelfen?

So also meine Gedanken, während ich den Aufruf zur Umkehr passierte. Im CD-Spieler sangen derweil - ungelogen - Cara Luft und ihre Kolleginnen von den Wailin' Jennys ihr "Come All You Sailors" (Hier auf youtube eine Solo-Version). Die dritte Strophe dieses Liedes steckt allerdings noch voller überholter theologischer Vorstellungen - anscheinend ändert sich die weltliche Welt nicht so schnell wie es die Kirche gerne hätte:

Come all you seekers
Realize that you can see
Find within your deepest longing
That all you need is me.


Oder, so meine Hoffnung, wir hinken wieder einmal hinterher und verkaufen Kissen für den Käfig, statt die Tür zu öffnen. Oder platonischer: Werfen Kerzen über die Mauer am Eingang der Höhle, statt die Mauer einzureißen.

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