31. Januar 2009

Musik für harte Zeiten - Folge 8

Vermutlich nicht aus nächtlichen Helligkeitsmessungen, sondern aus Lebenserfahrung stammt die Behauptung Dr. Ralph Stanleys und seiner Clinch Mountain Boys: "The Darkest Hour Is Just Before Dawn." - Seien wir also nicht wie Menschen, die keine Hoffnung haben (1. Thess 4, 13)...



Zur vorigen Folge hier.

And now to something completely different:

P. James Martin sj über das Lachen mit den und über die Heiligen. 10 min und auf englisch, trotzdem hörenswert, schon weil der gute Pater seinen Spaß hat. (via The Ironic Catholic)

30. Januar 2009

Entschuldigungsschreiben eines Holocaustleugners

In der englischen Übersetzung bei What Does The Prayer Really Say.

Einen gewissen Humor kann man ihm nicht absprechen, wohl auch nicht, daß er im Jona-Zitat seine eigene Zukunft klar sieht.

Inhaltlich nimmt er nichts zurück, greift auch die Wünsche und Bitten des Papstes vom Mittwoch nicht auf. Er sei lediglich "imprudent" gewesen, unvorsichtig mit seinen Bemerkungen. Den Sturm bedauert er. Nun ja.

Musikalisches zum Freitag abend

Meinen Tag geprägt (und auch Elsa ein wenig Freude gemacht) hat der Passionssong von Welcome Wagon: "Deep Were His Wounds, And Red".

Vor einiger Zeit u.a. auch in diesem Blog erwähnt, jetzt erhältlich: Johnny Cash Remixed. Not exactly my cup of tea, aber warum nicht? John hätte seinen Spaß daran gehabt, keinen Zweifel.

Kommentar zu einem Kommentar

Es ist mir leider aus technischen Gründen nicht gelungen, den Kommentar von mcp zu kommentieren, nachdem ich ihn heute morgen freigegeben hatte. Daher hier ausnahmsweise auf der oberen Ebene:

"Wohin soll das führen und was kommt als nächstes? Kommunisten, Sozialisten, Rechte? Was ist Pädophilen, Vergewaltigern, Mördern und anderen Kriminellen? Nach dieser Lesart darf nur Christ sein, wer nicht von der allgemeinen Norm oder der öffentlichen Meinung abweicht."

Halten wir doch schlicht fest:
- Es handelt sich bei +Williamson nicht um einen "einfachen" Christen, sondern um einen Bischof. Ein Bischof ist ein (potentieller) Sünder wie ich, aber für ihn gelten andere Erwartungen in der Lehre und im Vertreten der Kirche in der Öffentlichkeit. (Was wiederum nicht heißt, daß ich tun und lassen und reden könnte, was ich will...)
- +Williamson weicht nicht einfach von irgendeiner "allgemeinen Norm oder der öffentlichen Meinung" ab, er hat auch nicht einfach eine andere Sicht eines historischen Faktums (so wie Johannes Fried aktuell den Canossagang Heinrichs IV. neu interpretiert), sondern hinter seinen Sätzen steckt die antisemitische Fratze.
- Inwieweit das auch für die anderen Bischöfe, für die gesamte oder Teile der Pius-Bruderschaft oder einzelne oder Teile der ihr Verbundenen zutrifft, können andere besser beurteilen. Das werden auch die Bruderschaft und ihre anderen Bischöfe eindeutig klar stellen müssen, haben es teilweise auch schon getan. Hier könnte auch eine klare Distanzierung, evtl. mit entsprechender Reue, fällig werden.
- Der Heilige Vater hat die Aufhebung der Exkommunikation in Williamsons Fall nicht wieder zurückgenommen, aber er hat unmißverständlich klar gestellt, was Sache ist in Sachen Shoah und christlich-katholischem Antisemitismus/Antijudaismus - und was er von den Bischöfen (und der gesamten Pius-Bruderschaft) erwartet.
- Aufhebung der Exkommunikation ist ein erster, großer Schritt auf diesem Weg der Wiederversöhnung. Die ganze Kirche wartet auf die Schritte der anderen Seite. (Heute morgen hören wir, daß +Fellay das 2. Vatikanische Konzil "theologisch" anerkannt hat - vgl. http://wdtprs.com/blog/2009/01/card-castrillon-bp-fellay-recognized-vatican-ii/ - auch das wäre ein wichtiger Schritt, wenn es wahr ist.)

Willst Du wirklich einen Bischof, Nachfolger der Apostel, lokaler vicarius des Messias Israels, der wieder und wieder den Mord an den Juden, den mein Volk, das deutsche Volk, begangen hat, leugnet statt darüber zu trauern und die eigene, die kirchliche Untreue dem HErrn gegenüber zu bereuen und zu bedenken? (Und daß heißt nicht - um wieder irgendwelchen Kurzschlüssen vorzubeugen, daß Pius XII. nicht viel, sehr viel für die Rettung von Juden in dieser Zeit getan hat. Ob es genug war, überlasse ich ihm selber, dem Herrn und dem advocatus diaboli.)

29. Januar 2009

Kommentar zu einem Dekansbrief

In meiner geliebten Lokalzeitung hat sich einer der lokalen Dekane in einem Leserbrief zu Wort gemeldet, was ich ihm grundsätzlich hoch anrechne. Es ist nicht selbstverständlich, daß katholische Priester den Papst gegen unrichtige und oberflächliche Anwürfe verteidigen. Und trotzdem kamen mir beim Frühstück ein paar Kommentare in den Sinn, die ich jetzt, gut zwei Tage später, im Fr. Z.-Stil hier festhalte. (Und wem das ganze Thema inzwischen reicht, der braucht nicht weiterzulesen und dem sage ich: Mir auch. Bald geht es wieder um anderes.)

Martin Flenner (der Kolumnist der Lokalzeitung) erweckt in seinem Kommentar zu sehr den Eindruck, als ließe sich die Versöhnungsgeste des Papstes gegenüber den vier Bischöfen aus der Bruderschaft Pius X. nur im Rahmen einer mittleren Katastrophe verstehen. Hier bedarf es eines differenzierteren Blicks. (Richtig. Lobenswert das Vorhaben, auch den Lesern der Lokalzeitung eine differenziertere Sicht zuzumuten - so muß man es ja wohl sagen.) Vorab sei aber betont, dass auch ich erheblich glücklicher wäre, würde sich Benedikt XVI. mit gleichem Elan um die Gruppen am linken Rand der Kirche bemühen (so sie noch existieren). (Danke für die Offenheit... Es ist glücklicherweise "am linken Rand" zu keinen Abspaltungen gekommen; auch wurden meines bescheidenen Wissens nach keine Exkommunikationen vorgenommen oder festgestellt. Die gemaßregelten "Kirchenrebellen" von "links" wie Küng, Boff, Drewermann wurden allesamt nicht exkommuniziert. Im Unterschied zu den Gruppen am "rechten Rand der Kirche", um die Terminologie aufzugreifen, haben Gruppenmitglieder von links mindestens in Deutschland durchaus auch freien und kirchensteuerbezahlten Zugriff auf die Fleischtöpfe Ägyptens bzw. die Kopierer und Rednerpulte der katholischen Bildungshäuser. Und besteigen nicht zuletzt auch Kanzeln.)
____
Für die Kirche gibt es kein schlimmeres Übel als das der Spaltung. (Die Einheit ist ein hohes, ein sehr hohes Gut - wir kennen die Abschiedsreden des Johannesevangeliums. Aber die pilgernde Kirche hat immer auch gesehen, daß sich Einzelne oder Gruppen von ihr loslösen. Und sie hat deswegen nicht ihren Glauben, das ihr von ihrem HErrn Antvertraute über Bord geworfen.) Es gehört daher zu den wichtigsten Aufgaben des Papstes, Schismen zu verhindern bzw. zu überwinden. (D'accord) Dies ist der große Rahmen für den Schritt vom vergangenen Wochenende. Hierfür hat Benedikt mit dem 50. Jahrestag der Ankündigung des Zweiten Vatikanischen Konzils ein äußerst symbolträchtiges Darum gewählt: nach einem halben Jahrhundert sollte der im Gefolge dieses Konzils entstandene Riss geschlossen werden. (Eine sachliche Würdigung des Schrittes des Papstes - schön, wenn auch unerwartet.)
Freilich ist es in der breiten Öffentlichkeit kaum möglich, diesen Versuch eines guten Signals ohne Trübung klar zu sehen. Zum einen wird der Blick wegen der Holocaust-Leugnung durch einen der Rebellenbischöfe verzerrt (Ja), zum anderen aber ist seit einigen Jahren, nicht zuletzt
durch die Wiederzulassung der Messe im Tridentinischen Ritus, der Eindruck entstanden, als ob sich die Kirche auf die Bruderschaft hinbewegt hätte.
(Die Wiederzulassung der "Alten Messe" war sicher auch ad extra, nach außen gemeint, genauso aber auch ad intra, nach innen. Sie entsprach den Einsichten Kardinal Ratzingers in die Liturgie und in ihren Zustand 40 - 50 Jahre nach dem Konzil.) Richtig aber ist, dass sich diese bewegen muss! (Der Papst ist sehr wohl in Vorlage getreten, Barmherzigkeit tut immer mehr als sie muß. Nun ist die Pius-Bruderschaft mit ihren Bischöfen an der Reihe.)
____Das päpstliche Schreiben zur Wiederaufnahme der vier Bischöfe in die Kirche fordert sinngemäß deren Umkehr und ehrlichen Schmerz über die von ihnen verursachte Trennung. (Da ist es z.B. kontraproduktiv, wenn auf der deutschen Homepage die Rede von der Rücknahme des "ungerechten Exkommunikationsdekrets" ist - so wird das mit dem barmherzigsten Papst nichts, wenn man ihm dauernd die eigene Position unbarmherzig unter die Nase reibt.) Will heißen: sie und die von ihnen repräsentierte Bruderschaft Pius X. müssen nun zeigen, dass sie das Zweite Vatikanische Konzil in seinen bislang von ihnen abgelehnten Kernanliegen anerkennen. (Langsam, langsam. Es geht einmal um die Anerkennung des Konzils als solchen, und dann um die Anerkennung seiner Lehren, wie sie in den Beschlüssen und Dokumenten vorliegen, wobei es sicherlich einen gewissen Spielraum für Vorbehalte geben mag. Nicht aber kann es darum gehen, einem eher ominösen "Geist des Konzils" zuzustimmen oder einer Hermeneutik des Bruches.) Dabei geht es um wesentlich mehr als um eine Frage des Ritus; hier geht es um die Zustimmung zum positiven Verhältnis der katholischen Kirche zu den anderen Konfessionen und Religionen sowie um eine kritisch-positive Wertschätzung von Welt und Gesellschaft. (Lassen wir das so stehen - immerhin handelt es sich um einen Leserbrief und keine theologische Abhandlung. Aber ganz so einfach mit dem "positiven Verhältnis" und der "kritisch-positiven Wertschätzung" ist es nicht, wie das hier zum dampfenden Kaffee suggeriert.)
____Es liegt nun an der Bruderschaft Pius X., entsprechende Signale auszusenden. Sollte sie bei ihrer diffamierenden Ablehnung dieser Anliegen bleiben, so wäre die Versöhnungsgeste des Papstes tatsächlich nichts anderes als ein fatales Signal bzw. im Sinne von »gut gemeint« das Gegenteil von gut. (Falsch. Wenn diese ausgestreckte Hand nicht ergriffen und - im Bild gesprochen - nach guter alter Sitte auch geküsst wird, dann wird sie damit nicht zu einem fatalen Signal, sondern zu einem Skandal im biblischen Sinn: Wehe dem, der daran zu Fall kommt. Die Geste erfolgte nicht im rechten Moment, war wohl von der Kurie schlecht vorbereitet und schlecht flankiert und wurde damit zu einer Kommunikationskatastrophe, aber daß sie an sich, als Zeichen des väterlichen Entgegenlaufens gut gemeint und gut war, daran gibt es für mich keinen Zweifel. Da ändert kein Williamson etwas.)

Franzosen gegen den "Negationismus"

"Benedikt und die Brandstifter" betitelt die FAZ einen Artikel von Jürg Altwegg über einen Appell französischer katholischer Intellektueller: "Keine Holocaustleugner in der Kirche".

Unterschrieben haben ihn französische Katholiken jedweder Façon: Zu den Erstunterzeichnern gehören nicht nur Conciliums-Theologen wie Claude Geffré oder Christoph Theobald, sondern mit Jean-Luc Marion und Remi Brague auch Mitherausgeber der (von Joseph Ratzinger mitbegründeten) Communio, dazu René Girard, der selber ein leidenschaftlicher "Anhänger" der "alten Messe" ist, Jacques Delors und eine bunte Reihe katholischer Wissenschaftler, Schriftsteller und Philosophen.

Nachlesen und unterzeichnen kann man den Aufruf "Pas de négationnistes dans l'Eglise" bei La Vie im französischen Original; im folgenden versuche ich mich an einer Übersetzung ins Deutsche. (Ich bitte um Korrekturen und Hinweise, wo ich mit meinem Basisfranzösisch danebenliege.)

Keine Holocaustleugner in der Kirche
Der Appell katholischer Intellektueller

'Ich glaube, daß es keine Gaskammern gegeben hat.' Dieses infame Credo, das nichts mit dem Christentum zu tun hat, haben wir am Donnerstag, 22. Januar, aus dem Mund von Bischof Richard Williamson gehört, einem der vier integralistischen Bischöfe, die 1988 von Erzbischof Lefebvre geweiht worden sind. Das ist übrigens keine Überraschung: Seit Jahren verstärkt dieser Prälat seine provokativen Erklärungen.

Nun hat die zwei Tage danach erfolgte Aufhebung der Exkommunikation der Lefebvristen eine tragische Zweideutigkeit geschaffen. Sie lässt glauben, daß Rom die Leugnung des Völkermords an den Juden rehabilitiere oder mindestens als erlaubte oder gar harmlose Meinung betrachte.

Diese Zweideutigkeit ist schlicht und einfach unerträglich.

Unerträglich, weil wir hinter der Maske der Leugnung des Judenmords die Fratze eines abscheulichen Antisemitismus entdecken.

Unerträglich, weil seit einem halben Jahrhundert, von Johannes XXIII. zu Benedikt XVI. die Kirche einen langen Prozeß der Reue angesichts des Antijudaismus unternommen hat. Sie hat nicht aufgehört, die Begegnung und die Versöhnung mit denen zu suchen, die Johannes Paul II. 'unsere älteren Brüder' nannte. Indem sie dieses tut, hat sie ihre Ursprünge wiedergefunden: Jesus, Maria, die Jünger waren Juden.

Wir, die Unterzeichner dieses Appells, betrachten also die Worte von Bischof Williamson als einen persönlichen Angriff auf unseren christlichen Glauben.

Wir meinen, daß dieser Bischof ohne aufrichtige und ausdrückliche Reue seinerseits seinen Platz in der Kirche nicht finden kann.

Wir bitten den Papst, die Worte von Bischof Williamson eindeutig zu verwerfen. Das ist in unseren Augen jetzt das einzige Mittel, den Schaden zu beheben, den diese Situation in der Kirche selbst sichtbar angerichtet hat.

Die Redaktion von La Vie kommentiert, daß die vom Papst abgegebene Erklärung den Wünschen der Unterzeichner entspricht.

[30.1.: condamner jetzt mit verwerfen statt mit mißbilligen übersetzt - dank des Kommentars von locojustloco.]

Von Canterbury nach Rom

Auch andere "Traditionalisten" könnten demnächst in die Einheit mit der Una Sancta Catholica eintreten: "Traditional Anglicans To Get Personal Prelature?" - mehr bei Creative Minority Report.

28. Januar 2009

No, I won't


(von Obamicon)

Gegen Vergessen, Leugnung, Reduzierung

Der Blogger freut sich - nicht nur, weil Papst Benedikt in seiner heutigen Ansprache John Donne und seine 17. Meditation zitiert, sondern klare Worte findet. Nicht alle werden sie aktuell würdigen wollen oder können - Hauptsache, sie klingeln erst einmal den richtigen Leuten in den Ohren, und damit meine ich nicht die "fratelli ebrei"...

In questi giorni nei quali ricordiamo la Shoah, mi ritornano alla memoria le immagini raccolte nelle mie ripetute visite ad Auschwitz, uno dei lager nei quali si è consumato l’eccidio efferato di milioni di ebrei, vittime innocenti di un cieco odio razziale e religioso. Mentre rinnovo con affetto l’espressione della mia piena e indiscutibile solidarietà con i nostri Fratelli destinatari della Prima Alleanza, auspico che la memoria della Shoah induca l’umanità a riflettere sulla imprevedibile potenza del male quando conquista il cuore dell’uomo. La Shoah sia per tutti monito contro l’oblio, contro la negazione o il riduzionismo, perché la violenza fatta contro un solo essere umano è violenza contro tutti. Nessun uomo è un’isola, ha scritto un noto poeta. La Shoah insegni specialmente sia alle vecchie sia alle nuove generazioni che solo il faticoso cammino dell’ascolto e del dialogo, dell’amore e del perdono conduce i popoli, le culture e le religioni del mondo all’auspicato traguardo della fraternità e della pace nella verità. Mai più la violenza umili la dignità dell’uomo! (Quelle)

In diesen Tagen, in denen wir der Shoah gedenken, kommen mir Bilder meiner wiederholten Besuche in Auschwitz wieder in Erinnerung, einem der Lager, in dem der höhnische Mord an Millionen von Juden, den unschuldigen Opfern eines blinden Rassen- und Religionshasses, verübt wurde. Während ich erneut aus ganzem Herzen meine volle und unbestreitbare Solidarität mit unseren Brüdern, den Trägern des ersten Bundes, zum Ausdruck bringe, wünsche ich, dass die Shoah die Menschheit dazu anstiftet, nachzudenken über die unvorhersehbare Macht des Bösen, wenn es das Herz des Menschen ergreift. Die Shoah sei für alle eine Mahnung gegen das Vergessen, gegen die Leugnung oder die Reduzierung. Denn Gewalt, die gegen einen einzigen Menschen ausgeübt wird, wird gegen alle verübt. ,Kein Mensch ist eine Insel’, schrieb ein bekannter Poet. Die Shoah möge sowohl die alten als auch die jungen Generationen lehren, dass nur der mühsame Weg des Aufeinander-Hörens, des Dialogs, der Liebe und der Vergebung die Völker, Kulturen und Religionen der Welt zu gewünschten Ziel der Brüderlichkeit und des Friedens in Wahrheit führt. Gewalt soll die Würde des Menschen nie wieder demütigen. (Übersetzung von kath.net)

Link zum mp3-File bei What Does the Prayer Really Say. (via ebendort)

George Weigel, luzid

Rome's Reconciliation (Newsweek)

27. Januar 2009

Sympathieerklärung



Zwischen einer "We Can Do It"-Karte und dem Theme Time Radio Hour-Poster hängt überm Bildschirm diese Sympathieerklärung einer total süßen jungen Dame aus Nu Jurzee.

Gruß übern Berg



Dem Mitstreiter, Reisegefährten und Freund "für das Vergangene Dank - für das Kommende Ja", wie Dag Hammarskjöld einmal schrieb - und natürlich jede Menge englischen Beistand! Venceremos.


(mit Dank an CatholicismWow)

- ohne Überschrift -

Ein besonders gutes Beispiel, wie viele Kinder man jetzt auf einmal aus der Badewanne kippen kann, gibt Salomon Korn in seinem FAZ-Interview. Verdenken kann man es ihm nicht.

Da nützt es nichts, Montags einen Leitartikel im Osservatore zu bringen. Den nimmt nämlich keiner zur Kenntnis - was man vorher hätte wissen können.

(Weiterbeten!)

26. Januar 2009

Pop up, Ismael!


Das ultimative Buch für alle Moby Dick- und Melville-Fans bei amazon.com .

Selber extravagant

"Allerlei Circiterismen sorgen für eine extravagante Sprache." (R. Amerio: Iota Unum.- Ruppichteroth: Kirchliche Umschau, 2000, S. 225)

25. Januar 2009

Burns Night

und überdies der 250. Geburtstag des schottischen Nationaldichters.

Daher wieder einmal die "Address tae the Haggis":

What goes up...

Leon Wieseltier: Kaddisch (München: Hanser, 2000, S. 497):

"Und nach der Ekstase - was?"

Frage

Leon Wieseltier: Kaddisch (München: Hanser, 2000, S. 320):

"Wenn du die Autorität des Himmels leugnest, warum schüttelst du dann deine Faust gegen ihn?"

Lebenshilfe: Die Büchervermehrung stoppen

"How to Stop Accumulating Books" (wikihow)

Wiedereingliederung in den Beruf

"Der Häftling sagte, er wolle versuchen, im Möbelgeschäft seiner Familie zu arbeiten, wenn es noch existiere." - Nun ja.

New York Times: Freed by the U.S., Saudi Becomes a Qaeda Chief.

Nach Rom zu vermelden:

ein erster, wie wohl unbeabsichtiger Erfolg der Aufhebung der Exkommunikation gegen etc. etc.: Ultramontanus bloggt weiter.

Wenn andere, wir anderen, doch nur auch so demütig wären und würden...

Wir geloben,

unserem Präsident und der Menschheut treu zu dienen:


Der Papst und die "Pius-Leute"

Der Vatikan ist über die Jahre wirklich nicht für geglückte Kommunikation bekannt geworden. Mehr als nahtlos reiht sich die neueste Kommunikationskatastrophe ein: parallel zur Aufhebung der Exkommunikation der vier Bischöfe der Piusbruderschaft wird ein Interview des (ziemlich unberechenbaren) Bischofs Williamson bekannt, das im November 2008 gegeben, aber erst jetzt die Runde macht.

Daß die Schlagzeilen im Spiegel und bei seinen Nach- und Mitbetern daraufhin "Papst rehabilitiert Holocaustleugner" heißen und nicht: "Anglikaner stellen Holocaustleugnern Kanzeln zur Verfügung", ist klar... (Freilich, wenn die Kirche auf Zuspruch der mainstream-Medien Wert legen würde, sollte sie demnächst Harakiri begehen. Unverständnis und Widerspruch wird von dieser Seite immer da sein - alles andere wäre kein gutes Zeichen. Aber "sie" müssen ja nicht auch noch recht haben damit...)

Streng genommen ist das mit der "Rehabilitierung" so einfach nicht, aber da müsste man schon wieder genauer hinschauen. Fr. Zuhlsdorf versucht ein paar verständliche Antworten auf schwierige Fragen(in English though); Summorum Pontificum veröffentlicht einen ersten, abwägenden Kommentar, der deutlich macht: Dieser Weg wird noch ein weiter sein, den auf der schismatischen Seite wohl nicht alle gehen wollen und werden.

Damian Thompson auf Holy Smoke:

"The Pope is walking a tightrope. He has chosen to do so. He believes that, at the other end, lies the full absorption of the Lefebvrists into the Catholic Church, under Roman discipline. For that to happen, the SSPX will have to make huge concessions - recognising, for example, the validity of the Second Vatican Council (without necessarily endorsing it decisions). Goodness knows how the arrangements will work out in practice. Will the wound be healed or deepened? Most French liberal bishops would refuse to be in the same room as their Lefebvrist counterparts.

This is the biggest risk Pope Benedict has taken in his pontificate so far. He knows that he will provoke a loud outcry from Jewish groups and many Catholics, who will be horrified at any concession to the barking mad Bishop Williamson and his fan club.

Pope Benedict is in some ways an isolated figure, even in the Vatican. Many of his own cardinals do not show him the loyalty he deserves. This decree, signed by Cardinal Re, Prefect of the Congregation for Bishops, could increase that isolation. But of one thing we can be sure: Joseph Ratzinger has already factored the hostile reaction into the equation.

Let's wait and see. Tens of thousands of Catholics now appear to be heading back into full communion with the Church. But at what price?"


Beten wir weiter für Kirche und Papst und für die getrennten Schwestern und Brüder allüberall, auch wenn die Weltgebetswoche für die Einheit der Christen heute endet.

Ein skeptischer Polytheist fragt weiter

Der Philosoph Odo Marquard im Rheinischen Merkur:

RM: Sie haben mehrfach gesagt, dass Sie gern in einer Gesellschaft leben, die vom Christentum geprägt ist. Warum?

Odo Marquard: Der Satz stammt von meiner Frau. Ich habe die Formulierung aber gern übernommen, weil sie mir einleuchtet. Das Christentum unserer Kultur steht für eine menschliche Gesellschaft.

(...)

RM: Die nicht an die Konfessionen gebundene Religiosität scheint mitunter nicht rational. Es gibt eine eine neue Lust an Engeln, Mystik, an Versenkung und Verehrung. Ist Ihnen das fremd?

Marquard: Zumindest habe ich Verständnis dafür entwickelt. Mit 81 Jahren wird für mich die Frage dringlich, was nach diesem Leben kommt. Meine Antwort ist ein Versuch, auf Gott zu vertrauen, ohne dass ich hier mit Gewissheiten dienen kann. Mein Leben lang hat mich die Frage nach der Gerechtigkeit Gottes, der Theodizee, interessiert. Es gibt darauf keine Antwort. Mir bleibt ein angefochtener Glaube.

24. Januar 2009

Freude über den Cyberspace

Die Botschaft des Papstes zum "Welttag der sozialen Kommunikationsmittel" enthält zwar auch Warnungen und Mahnungen, aber da mir heute nach Dankbarkeit zumute ist, zitiere ich einen der Gründe zur Freude über die "neuen Technologien", den ich mit ihm teile:

"Die neuen Technologien haben ebenso den Weg zum Dialog unter Menschen verschiedener Länder, Kulturen und Religionen eröffnet. Die neue digitale Welt, der sogenannte Cyberspace, macht es möglich, sich zu treffen und die Werte und Traditionen der anderen kennenzulernen. Um nutzbringend zu sein, erfordern derartige Begegnungen jedoch aufrichtige und korrekte Ausdrucksformen sowie aufmerksames und respektvolles Zuhören. Der Dialog muß in einer ehrlichen und beiderseitigen Suche nach der Wahrheit gründen, um Verständnis und Toleranz wirklich zu fördern. Das Leben ist nicht einfach eine Abfolge von Tatsachen und Erfahrungen, es ist vielmehr Suche nach dem Wahren, dem Guten und dem Schönen. Eben wegen dieser Zielsetzung treffen wir unsere Entscheidungen, üben wir unsere Freiheit aus und finden darin, d.h. in der Wahrheit, im Guten und im Schönen, Glück und Freude. Man darf sich nicht täuschen lassen von denen, die einfach Konsumenten auf einem Markt undifferenzierter Möglichkeiten suchen, wo die Entscheidung selbst das Gute ist, die Neuigkeit als Schönheit ausgegeben wird und die subjektive Erfahrung die Wahrheit ersetzt.

Der Begriff der Freundschaft hat im Vokabular der digitalen sozialen Netze, die in den letzten Jahren entstanden sind, eine neue Blüte erlebt. Dieser Begriff ist eine der höchsten Errungenschaften menschlicher Kultur. In unseren Freundschaften und durch sie reifen und entfalten wir uns als Menschen. Gerade deshalb wird die wahre Freundschaft seit jeher als eines der größten Güter betrachtet, die der Mensch besitzt."

Friedhofsgedanken

"Zum Paradies mögen Engel dich geleiten, die heiligen Märtyrer dich begrüßen" sang der Pfarrer, und ich dachte in meiner Trauer: Hoffentlich hat der Gute GOtt schlagfertige Engel ausgesucht und die Märtyrer vorgewarnt. Und hoffentlich hat ER etwas zu tun für sie dort oben. Denn es ist kaum anzunehmen, daß sie sich nach ihren 101 Jahren jetzt ausruhen will. Und aufhört zu sagen, was sie denkt.

Daß sie nach 66 Jahren Witwenschaft ihren J. wieder trifft, daß sie dem Hl. Joseph ihren Dank für langjährige Betreuung persönlich abstatten kann, daß sie vom HErrn eine klare Antwort auf die Fragen bekommt, die sie schon so lange begleiten (nach den leidenden und gequälten Kindern z.B.), und daß sie nach kurzer Lernzeit im Großen Chor mitsingen darf - das ist mein Gebet heute.

Musik für harte Zeiten - Folge 7

Heute der spezifisch katholische Beitrag zu dieser losen Folge: das "Salve Regina", eine der marianischen Antiphonen, der Überlieferung nach geschrieben von dem Reichenauer Mönch Hermann dem Lahmen:



.... ad te suspiramus, gementes et flentes in hac lacrimarum valle - zu Dir seufzen wir, jammernd und weinend in diesem Tal der Tränen.

Zur vorigen Folge hier.

22. Januar 2009

Besungenes Schweigen

Für die Sufjan Stevens- und die Gospel-Fans unter den Lesern dieses Blogs:

Sufjan Stevens kommentiert auf dem Blog seines Labels Asthmatic Kitty derzeit Lied für Lied der Gospel-Folk-Pop-Indie-was-auch-immer-das-Label-ist-nicht-so-wichtig-CD seiner Freunde von Welcome Wagon. Zusätzlich dürfen wir uns auch jedes Lied per mp3 anhören.

Besonders ergreifend ist die Version des Gospel-Klassikers "He Never Said a Mumbling Word", der das Schweigen Jesu Christi in seiner Passion meditiert. Sie korrespondiert in ihrer sparsamen Begleitung, dem Innehalten des Vorsängers im Text, dem vorsichtigen, fast lauschenden Gesang und dem Auseinanderdriften des Chores im Verlauf des Lieds ihrem Objekt ganz besonders gelungen. Danach mag man das Golden Gate Jubilee Quartet gar nicht mehr hören.

21. Januar 2009

Flippers meet Neues Geistliches Lied



Meine Lieblingszeile ist: "He is like a Mountie - he always gets his man."

(via Ironic Catholic)

Immakulation und gedankenvolle Liebeslyrik

TS von Video meliora, proboque... hat seine Bei- und Nachgedanken zur gestrigen Civil Liturgy gesammelt; sie seien ungekürzt hier wiedergegeben:

  • Rush Limbaugh has a high-larious term for the event: "the Immaculation"
  • Fine invocation by Rick Warren.
  • Aretha Franklin has a voice so distinctive and inimitable that "Happy Birthday" would sound interesting, let alone the sublime "My Country Tis of Thee".
  • Loved the violin quartet.
  • How unfortunate that Chief Justice Roberts called him "Barack Hussein Obama". Hasn't he learned from the conservative talk show hosts that you can't call him that? :-)
  • Somebody flubbed up the vows. Initially I thought it [was] Obama, because I wasn't paying attention to Roberts. (The giver of the oath is like the priest at a wedding ceremony: no one's paying him any mind.)
  • I liked the speech. Good Lord was that better than that awful Democratic National Convention yawner. This time Obama spoke about such things as the market being the great creator of wealth, and of how personal responsibility is key. A bit over-dramatic at times in the sense of "the end of the world is nigh" although if we do end up in another Great Depression it'll feel retroactively accurate. As it is, in terms of desperation and danger we're not to the point of "the snow stained red" as it was during the winter of 1776.
  • About the poem, lest said is best. Writing a piece for an occasion, rather than via inspiration is difficult. Poetry, like sexual intercourse, perhaps is best done under the influence of mindlessness rather than mindfulness.
  • Benediction by Lowrey was also a malediction, as far as whites are concerned. You really show your own smallness of spirit when even after your side has won you have to get the last jab in.

Was das Gedicht angeht, hat er recht: Sehr gut gemeint, aber das war es schon, das Heraufrufen der alltäglichen Augenblicke kombinierte geschickt den Blick auf (das) Einzelne und das Panorama der Nation, aber im Höhepunkt bricht es ab: Da, wo Elizabeth Alexander über das "mightiest word" meditiert und von der Liebe spricht, die über das Du des Partners, über das Ihr der Familie, das Wir der Nation hinausgeht, fällt ihr nur ein schwaches Bild ein: "a widening pool of light". Da kann sich jeder denken, was er mag. Hauptsache, es schaudert ein bißchen die Wirbelsäule entlang. Bischof Gene Robinson hätte gesagt: "O Love of Our Many Understandings."

Bartlose Muttersöhne

Die FAZ berichtet:

Hamas-Polizisten zeigen sich wieder auf den Straßen, und sei es auch nur, um einen Verkehr zu regeln, den es nicht gibt. „Auffällig ist, dass bei vielen die Bärte fehlen, die sie vor drei Wochen noch stolz trugen“, sagt Issa, ein promovierter Naturwissenschaftler, der seinen Namen nicht veröffentlicht sehen will.

Aus Angst vor den Israelis hätten sich die meisten Islamisten den Bart abrasiert. „Anstatt den prophezeiten Endkampf gegen die israelischen Aggressoren zu führen, zogen sie ihre Uniformen aus, warfen ihre Waffen auf die Straße und versteckten sich bei Mutti“, sagt der Arzt weiter.


"Du, Bub," hört man da Mutti sagen, "wenn Du Deine Füße jetzt wieder unter meinen Tisch stellst, dann nur zu meinen Bedingungen. Rasiert wird, aber dalli. Eher kommst Du mir nicht in die Küche." - So viel Spaß muß sein dürfen, bevor wir wieder in unsere Haltung vorsichtigen Optimismus' und leiser Hoffnung verfallen, daß nach dem Krieg diesmal besser ist als vor dem Krieg und der bartlose Sieger auch ein zahnloser Tiger, fürs erste.

Der Preis, den Gaza für diese Rasur der Hamas zu zahlen hat, ist hoch, sehr hoch.

Vatican 2.0

Während wir noch ein bißchen auf den päpstlichen Kanal bei YouTube warten, freuen wir uns schon über die Google-basierte Suche quer durch www.vatican.va.

Ich finde die Navigation durch die Vatikan-Seiten immer sehr unübersichtlich und gehe jedes Mal neu auf Entdeckungsreise. Das kann ich mir jetzt öfters sparen.

20. Januar 2009

Nicht zu vergessen

Wordsworth oberhalb von Tintern Abbey:

... that best portion of a good man’s life,
His little, nameless, unremembered, acts
Of kindness and of love.

[was gut in eines guten Menschen Leben;
ich meine seine kleinen Handlungen,
die namenlosen, bald vergessenen,
die er aus Freundlichkeit und Liebe tut.]

Korrekturlesen im Karmel

Nina Grunenberg spekuliert in der Zeit, was Edith Stein "heute wäre":

Sie wäre genau das geworden, was sie immer sein wollte, aber wegen der Nazis nicht sein durfte: wieder eine Nonne, diesmal habilitiert. Ihren Platz zum Denken hätte sie nicht in der Universität gesucht, sondern in einem strengen, meditativen Orden, bei den Karmeliterinnen. Nur der Papst hätte sie dort ab und zu stören dürfen: Sie hätte eingewilligt, seine Enzykliken zu korrigieren.

19. Januar 2009

O

Und zu guter Letzt, kurz bevor nach MEZ der 20. Januar anbricht, ein Verweis auf eine Eloge auf Big O.

Kathryn Lofton trägt sie auf Immanent Frame vor: The Oprahfication of Obama.

...Fifth, you will need to be ambivalent. You have always been neither here nor there, neither us nor them, and neither of or outside. You have always been able to see from many perspectives, to appeal to many sorts of people, to believe many different things, even as you are fiercely moral, upstanding, near pious. You are, as everyone knows, a Protestant. But you dabble in everything, shying not away from the Koran or kabbalah, Jewish professors or Eastern spiritual advisers. You will entertain anything that might embolden your O. You are the ambiguity of your epoch, the middle that makes the mass, the crossroads of a country that excited your youth, raped your ancestral continent, and claps now for your children. You are a global distribution suffused with spiritual truth. You are motivated with missionary zeal to convert everyone, unrelentingly, to change. You make them believe their best lives are yet to come. You make it impossible to look away, to hate, to dissent, or to change the channel. You make us feel good, finally. You are our redemption. You are our favorite smile. And you are our satisfaction at the possibility of a secular that made it all so.

Für M.W.

Steve Earle & the Del McCoury Band: Pilgrim



"Ain't no need to cry for me, boys,
somewhere down the road you'll understand.

I expect to touch his hand, boys,
an' I'll put a word in for you, if I can.

We'll meet again on some bright highways,
songs to sing and tales to tell."

Ob Dir dieses Lied gefallen hätte?

Lieder und Geschichten liebtest Du Dein ganzes Leben lang. Und wir werden sie wieder singen und einander erzählen, gell?

Danke! Requiescas in pace.

Nachwuchs

Zwei neue Blogs sind in der Blogozese zu vermelden: exsultet.net kommt recht außerordentlich daher, während der noch ganz junge Theolonious bereits nach h moll klingt. ;-)

Herzlich willkommen und auf langes Bloggen a.m.D.g.!

10 Eigenschaften Gottes ...

... die es nicht geschafft haben:

1. Allnettigkeit
2. Mediokrität in se
3. Die Fülle der Langeweile
4. Iiiih-heit
5. Quelle aller Albernheit
6. Der Zweite Beweger
7. Das Neonlicht der Welt
8. Vollkrassheit
9. Allhöflichkeit
10. Saubermacher

(nach Ironic Catholic)

Hoffen wir mit!

Lila blickt vorsichtig nach vorn und nachdenklich auf die letzten Wochen zurück.

"Und das ist der springende Punkt. Menschen im Westen erkennen das nicht, sie kommen mit der naiven Formel “je größer die (israelische) Gewalt, desto größer der (arabische) Haß”. Diese Formel stimmt nicht. Sie stimmt übrigens auch nicht in die andere Richtung. Bei uns wächst unter dem Druck der arabischen Gewalt nicht etwa der Haß, sondern der Lebenswille, die Entschlossenheit, zu überleben. Und bei den Arabern sinkt die Bereitschaft zur Gewalt, wenn der Preis zu hoch ist. (...)

Golda Meir hat ja mal gesagt, daß sie den Palästinensern verzeihen kann, daß sie auf unsere Kinder zielt - aber nicht, daß sie uns dazu zwingen, ihre Kinder zu töten."

"Lourdeswasser" für die neue Zeit

Devotionalien zum großen Fest stellt der Spiegel vor.

Proportional

For the philosophically inclined:

Nachdem Joseph Hanimann bei dem nouvelle philosophe André Glucksmann (Gaza, une riposte excessive?) sozusagen einen intellektuellen Suizid konstatiert hat, warten wir nun darauf, daß Peter Hammel a.k.a. Jordan Mejias ähnliches für den Kommunitaristen Michael Walzer feststellt.

But anyway...

Hier sind Walzers Fragen an die Proportionalitäts-Anmahner:

So Israel's Gaza war was called "disproportionate" on day one, before anyone knew very much about how many people had been killed or who they were. The standard proportionality argument, looking ahead as these arguments rightly do, would come from the other side. Before the six months of cease-fire (when the fire never ceased), Hamas had only primitive and home-made rockets that could hit nearby small towns in Israel. By the end of the six months, they had far more advanced rockets, no longer home-made, that can hit cities 30 or 40 kilometers away. Another six months of the same kind of cease-fire, which is what many nations at the UN demanded, and Hamas would have rockets capable of hitting Tel Aviv. And this is an organization explicitly committed to the destruction of Israel. How many civilian casualties are "not disproportionate to" the value of avoiding the rocketing of Tel Aviv? How many civilian casualties would America's leaders think were "not disproportionate to" the value of avoiding the rocketing of New York?

The answer, again, is too many. We have to make proportionality calculations, but those calculations won't provide the most important moral limits on warfare.

These are the questions that point us toward the important limits. First, before the war begins: Are there other ways of achieving the end-in-view? In the Israeli case, this question has shaped the intense political arguments that have been going on since the withdrawal from Gaza: What is the right way to stop the rocket attacks? How do you guarantee that Hamas won't acquire more and more advanced rocketry? Many policies have been advocated, and many have been tried.

Second, once the fighting begins, who is responsible for putting civilians in the line of fire? It is worth recalling that in the Lebanon war of 2006, Kofi Annan, then the Secretary-General of the UN, though he criticized Israel for a "disproportionate" response to Hezbollah's raid, also criticized Hezbollah--not just for firing rockets at civilians, but also for firing them from heavily populated civilian areas, so that any response would inevitably kill or injure civilians. I don't think that the new Secretary General has made the same criticism of Hamas, but Hamas clearly has a similar policy.

The third question: Is the attacking army acting in concrete ways to minimize the risks they impose on civilians? Are they taking risks themselves for that purpose? Armies choose tactics that are more or less protective of the civilian population, and we judge them by their choices. I haven't heard this question asked about the Gaza war by commentators and critics in the Western media; it is a hard question, since any answer would have to take into account the tactical choices of Hamas.

In fact, all three are hard questions, but they are the ones that have to be asked and answered if we are to make serious moral judgments about Gaza--or any other war. The question "Is it disproportionate?" isn't hard at all for people eager to say yes, but asked honestly, the answer will often be no, and that answer may justify more than we ought to justify. Asking the hard questions and worrying about the right answers--these are the moral obligations of commentators and critics, who are supposed to enlighten us about the moral obligations of soldiers. There hasn't been much enlightenment these last days.

18. Januar 2009

Kleine Ermahnung für Handkommunikanten

Also, liebe Schwestern und Brüder im Glauben, daß die Eucharistie viaticum, Wegzehrung, Brot für den Lebensweg ist, bedeutet nicht, daß wir es im Gehen essen sollen.

Wenn Euch der Priester die Hostie auf die Hand legt, dann lauft nicht los und führt sie zweieinhalb Meter weiter zum Mund. Das ist unwürdig. Denn immerhin ist das zu 100 % Euer Schöpfer, Erlöser, Befreier, der Alpha-und-Omega, der Erste-und-Letzte.

"Nehmt und esset!" heißt es, nicht "nehmt, tretet einen Schritt zu Seite und esst dann!"

Zitiernetzwerk

Um den Klagen von Blues-Puristen vorzubeugen: Perkins' "Matchbox" ist ein Abkömmling von Blind Lemon Jeffersons "Matchbox Blues". Ob legitim, ob illegitim, darüber mögen andere streiten. Aber in einer musikalischen Gegend, in der fleißig Riffs, Metaphern, Textzeilen und ganze Songs hin- und herzitiert werden, ist diese Unterscheidung hinfällig, würde ich meinen. (Denken wir nur an die kürzliche Aneignung von "Rollin' and Tumblin'" durch Bob Dylan, der auf "Modern Times" sich selbst als Texter anführte...)

Schreiben wie Kafka



Bei FontFont gibt es ab 129 € "Mister K", eine OpenType-Schrift, die sich an die Handschrift von Franz Kafka anlehnt oder besser: sie nachahmt. (via Thunderstruck)

Bei dieser Gelegenheit verweise ich auf ein frühes Posting, in dem ich auf die Stefan George-Schrift hinwies und gleichzeitig einen via Google sehr erfolgreichen Vierzeiler publizierte.

17. Januar 2009

Päpstliche Marine - Fortsetzung

Mehr über die kürzlich erwähnte Hochseeschifffahrt unter der gelb-weißen Flagge des Vatikan in einem Tagespost/Zenit-Artikel des Vatikanologen Ulrich Nersinger.

Musik für harte Zeiten - Folge 6

Von seinen blauen Schuhen singt Mr. Carl Perkins heute ausnahmsweise nicht, aber dafür von der Streichholzschachtel, in der er alles Seine mit sich trägt: "Matchbox" (1956):



Die 1995er Version gibt es hier.

Zur vorigen Folge hier.

Zivilreligiöses

Zivilreligion richig zu praktizieren ist gar nicht einfach. Wenn die Bevölkerung eines Landes überwiegend aus Christen besteht, macht es das nicht einfacher. Im Gegenteil: Es verleitet zu aggressiver Christlichkeit. Manchmal braucht es einen schwulen episkopalen Bischof, um das zu erkennen.

Die New York Times (Thanks to RightWingBob) berichtet:

Bishop [Gene] Robinson said he had been reading inaugural prayers through history and was “horrified” at how “specifically and aggressively Christian they were.”

“I am very clear,” he said, “that this will not be a Christian prayer, and I won’t be quoting Scripture or anything like that. The texts that I hold as sacred are not sacred texts for all Americans, and I want all people to feel that this is their prayer.”

Bishop Robinson said he might address the prayer to “the God of our many understandings,” language that he said he learned from the 12-step program he attended for his alcohol addiction.


God of our many understandings - man versteht die Absicht und das Dilemma, und trotzdem... Er meint ja nicht, daß all unsere Gottesbilder vor der Wirklichkeit des EInen zu kurz greifen, sondern daß es möglich ist, zu dem EInen so zu beten, als ob könne man von allem, was IHn (Robinson würde ein SIe hinzufügen) von anderen Göttern unterscheidet, absehen. Der kleinste gemeinsame gott sozusagen. Das Dilemma der Zivilreligion, hier in aller Deutlichkeit.

15. Januar 2009

Einladung zur Abschaltung

Mir war der Satz in der Predigt auch aufgefallen; die Tageszeitung berichtete ihn in einer kleinen humoristischen Kolumne eine gute Woche später:

Langatmige und theorielastige Predigten erschweren im Gottesdienst das Zuhören. Der Priester in der Innenstadtpfarrei warnte die Gläubigen schon gleich zu Beginn seiner Ausführungen: "Wenn es Ihnen jetzt zu theologisch wird, dann schalten Sie ruhig mal zwei bis drei Minuten ab. Ich mache Sie rechtzeitig darauf aufmerksam, wenn es wieder spannend wird."

Sehr theologisch wurde es dann gar nicht, obwohl die beiden zu Gehör gebrachten Lesungen aus dem Epheserbrief und dem Johannesevangelium durchaus einiges an trinitarischer und soteriologischer Spekulation hergegeben hätten. (Das Alte Testament wurde wieder einmal nicht auf den Tisch des Wortes gebracht - nein, wir sind nicht antijüdisch. Nur kein dreigängiges Bibelmenü gewohnt.)

Tja, wir sind nun einmal nicht in Hippo vor 1.600 Jahren, wo ein Augustinus vor seinem gemischten Publikum aus ungebildeten Bauern und Fischern hier, Großgrundbesitzern und gebildeten Freunden dort, Sonntag für Sonntag theologische Predigten ablieferte, daß eine durchschnittliche deutsche Gemeinde nicht zwei oder drei, sondern volle 20 - 30 Minuten abgeschaltet hätte. Von Volksaufständen dort ist nichts überliefert, ich habe im Brown extra noch einmal nachgeschaut. Und einen Martyrertod durch die Hand genervter Predigthörer ist Augustinus auch nicht gestorben.

Nun, diese spätantiken Zeiten sind vorbei, zu Martyrern für die Sache der theologiegesättigten Predigt sind unsere Priester nicht gemacht, und falls doch einer Ambitionen hat, büxen wir aus in die Nachbargemeinde, wo die Homilien zärtlich einsickern wie vorgewärmte Ohrentropfen.

Der erste Satz über die Nebenwirkungen langatmiger und theorielastiger Predigten, den mein Lokalblatt so selbstverständlich anbringt, gilt übrigens - mutatis mutandis - auch für die Lieder im Gottesdienst. Warum statt des langatmigen, theorielastigen, wiederholungsreichen Gloria nicht das ungleich kurzweiligere, theoriefreie "Engel auf den Feldern singen" singen, gerade in der Weihnachtszeit? Kommt doch auch "Gloria" drin vor, richtig lang sogar? Und statt des Credo, des apostolischen wie des nizäno-konstantinopolitanischen, erneuern wir regelmäßig unsern Taufbund, kurz, knapp, einstrophig. Ob und was wir glauben, fragen Sie? - Daß ich glaube, dessen bin ich mir ganz gewiß. Mit dem Was hapert es ein bißchen. Lassen Sie mich kurz nachdenken. Warten Sie einfach zwei bis drei Minuten. Ich melde mich dann, wenn ich so weit bin.

Sägt dem Herrn ein neues Lied

Und wie der Psalmist schon sang:

Lobet ihn mit Pauken und Reigen, lobet ihn mit Flöten und Sägenspiel! (Ps 150, 4)



(via Crazy Christian Clips)

Musik für harte Zeiten - Folge 5

Looks like we're in for nasty weather - scheints gibt's morgen mieses Wetter... Credence Clearwater Revival sehen zu, wie der Mond des Bösen aufgeht:



Ich fand die Musik ja immer unverhältnismäßig fröhlich und optimistisch im Vergleich zum apokalyptischen Text...

Zur vorigen Folge: Hier.



Ergänzung am 18.2.09: Tobias Wimbauer weist zu Recht auf die Version von 16 Horspower hin - da passen Musik und Text zusammen wie Earthquakes und Lightning.

Tagesmischung

Untertags zusammengelesen:

  • Die Amtseinführungsgeneralprobenstatisten kann man hier, auf dem offiziellen Inaugural Blog kennen lernen. Aretha Franklin würde ich auch mal gerne stellvertreten - oder die Inauguraldichterin...
  • Ein Seliger redet mit sich selber: "Wie hat er dich seltsame Wege geführt, wie hast du, störrischer Bock, dich noch jüngst gesträubt und jetzt mit einmal: in Seiner Stille wird mir so wohl, so weit, so friedevoll im Herzen." (Karl Leisner)
  • Deutsch, wie es nicht sein soll (wobei es ganz gleich ist worum es geht - der Stil ist das eigentliche, herzerwärmende, mundwinkelhebende): "In der Würdigung ihres politischen Wirkens wurde angesichts des Vorrangs der Gesundheit zwar Verständnis für, aber weit größeres Bedauern über diesen Schritt geäußert."
  • Diese Zeitzone kannte ich bis heute noch nicht: "What time is it, kiddies? That’s right. It’s Israeli Double Standard Time, which only occurs on days that end with a 'y.'" (Quelle: Meryl Yourish mit Beispielen)

14. Januar 2009

So spielt das Leben

"Ja ja, sou esses", sagt eine unserer lokalen Kabarettistinnen.

"Heute noch auf stolzen Rossen, morgen durch die Brust geschossen", dichtete Wilhelm Hauff.

Ich wandle vor zwei Tagen noch die Erste Catilinarische Rede ab (Quousque tandem abutere, Eberharde...), und heute schon erklärt P. Eberhard von Gemmingen sj, daß er die längste Zeit Chefredakteur der Deutschen Sektion von Radio Vatikan gewesen ist.

Eben: vorsichtig sein in dem, was man wünscht...

[25.1.2009: Ich lase mich gern korrigieren: Reiters Morgenlied stammt von Wilhelm Hauff; Justus Wilhelm Lyra hat es (nur) vertont. Danke für den Hinweis.]

Einen Tall-Latte, bitte!

Wir dürfen wieder zu Starbucks gehen, weil die Kaffeekette nun doch nicht die zionistische Aggression gegen Gaza finanziert.

Damian Thompson hat die Story, die eigentlich schon älter ist, was aber wiederum die muslimische Welt - laut Thompson "not big on fact-checking" - nicht weiter stört.

Nach vorne schauen

Wie schon June Carter Cash bei Gelegenheit zu Lee Marvin sagte, als der sie immerzu mit Erinnerungen an seine Zeit als Marine belästigte:

Ridin' forward, not backwards, but forward!

Hier ist das Video dazu:



(via Hermeneutic of Continuity)

Vertreter ihres Faches

Wo wir gerade bei den Theologen und anderen Wissenschaften sind, hier noch eine Bemerkung aus dem Blog von Tobias Wimbauer:

Guido Knopp ist für die Geschichtswissenschaft das, was Jürgen Fliege für die Fundamentaltheologie ist. (Helmut Krausser)

Bologna-Konsequenz

Wenn Professoren zu Confessoren werden, muß es wirklich schlimm aussehen an den deutschen Universitäten: In der FAZ schreibt der Neutestamentler Marius Reiser, warum er seine Professur niederlegt. (Hinweis in den Tiberius-Briefen.)

Beruhigend

Die FAZ zu einem neuen Gerichtsurteil.

Zum Glück bleibt "Dummschwätzer" straffrei - so lange hoffentlich wie auch das Dummschwätzen selber ungestraft möglich ist. Eine Waffe muß uns Zuhörern ja bleiben.

13. Januar 2009

Vorsichtig sein in dem, was man wünscht

Manche sagen: Jesus wäre heute ein Palästinenser.

Wenn Jesus heute ein Palästinenser wäre,
- würde er über die Führer seines Volkes herziehen wie über Hohepriester und Schriftgelehrte damals?
- würde er die Seinen warnen, auf daß nicht Größeres auf sie einstürze als der Turm von Schiloach (vgl. Lukas 13)?
- würde er das Gleichnis vom barmherzigen Juden erzählen, der den von der Hamas ausgeraubten Händler pflegte und auf eigene Kosten wiederherstellen ließ?
- würde er sagen: "Wenn ich nur bei euch so viel Glauben finden würde wie bei den Westlern"?
- würde er sich um Halal nicht scheren und nach dem Freitagsgebet nicht mitdemonstrieren?

Ich weiß nicht, was ER heute täte.

Ich weiß nur, was Er war: ein Jude. Und weiß, daß ER sich den Seinen so zuwendete wie den anderen, den Fremden, denen jenseits der Mauern. Und daß Er von den Seinen mehr verlangte, so scheint es, als von denen draußen.

Manchmal bin ich froh, daß ich IHm nicht unter vier Augen begegnet bin. Und bin vorsichtig, diese Begegnung anderen zu wünschen.

12. Januar 2009

Baustein für eine Dolchstoßlegende

Frage: Wenn Papst Johannes Paul im Namen seiner Vorgänger und Nachfolger und im Namen der Kirche zur "Priesterweihe der Frau" ein endgültiges und von den Gläubigen (incl der gläubigen Theologen) zu respektierendes Nein spricht, wo setzen dissidente Theologen die Diskussion am besten fort?

Antwort: Ganz einfach: In der deutschsprachigen Sektion von Radio Vatican ("La Voce del Papa e della Chiesa in dialogo con il mondo"). Dort hören wir zum Beispiel den Herrn Professor Ottmar Fuchs (Tübingen) sprechen (im mp3-Format):

"Priesterliche Berufungen hätten wir genug, bei Männern und Frauen ... aber die Kirche ist unfähig, sie aufzunehmen und ist von daher jedenfalls selbst ein Teil des jetzigen Problems."

Meines war früher als deiner!

Für die historisch Interessierten: Die Frühgeschichte der deutschsprachigen Blogosphäre im Zeitstrahl.

11. Januar 2009

Slidebanjo et al

Nicht speziell für harte Zeiten, sondern für alle Tage: eine neue, junge, schwedische Girl Group namens Baskery:

Brot

Dietrich Bonhoeffer, Gemeinsames Leben:

"Gott mag unser unfestliches Wesen, das das Brot mit Seufzen, mit wichtigtuerischer Geschäftigkeit oder gar mit Beschämung isst, nicht leiden. Er ruft uns durch das tägliche Mahl zur Freude, zur Feier mitten am Werktag. Die Tischgemeinschaft der Christen bedeutet Verpflichtung. Es ist unser täglich Brot, das wir essen, nicht mein eigenes. Wir teilen unser Brot. So sind wir nicht nur im Geiste, sondern mit unserem ganzen leiblichen Wesen fest miteinander verbunden. Das eine Brot, das unserer Gemeinschaft gegeben ist, schließt uns zu einem festen Bund zusammen. Nun darf keiner hungern, solange der andere Brot hat, und wer diese Gemeinschaft des leiblichen Lebens zerstört, der zerstört damit auch die Gemeinschaft des Geistes. Unlöslich ist beides verbunden. Solange wir unser Brot gemeinsam essen, werden wir auch mit dem wenigsten genug haben."

Musik für harte Zeiten - Folge 4

Diesmal mit Ken and Jane Brooks aus dem Wohnzimmer des US-Senders WABI TV5 in Bangor, ME: Waitin' for the Hard Times to Go.



Zur vorigen Folge: Hier.

9. Januar 2009

Noch ein Grund mehr

Wir sind hier nicht monothematisch und wollen nach einigen Exkursen in die Gegenwart nun wieder mehr zum Seelenheit unserer Leser beitragen und ihnen - wie gewohnt und in guter alter Christentradition - tüchtig Angst einjagen.



Wer will, darf es natürlich auch gern weiterhin mit dem total vorkonziliaren Fräulein Martin halten, "nicht einen Strohhalm" aufheben, "um das Fegfeuer zu meiden" und stattdessen alles tun, "um dem lieben Gott Freude zu bereiten".

Ein Arzt ist ein Arzt ist ein Arzt.

Meistens.

Aber nicht immer.

Zum Beispiel: Mads Gilbert, den aktuell die ganze Welt kennt, weil er direkt aus Gaza über das dortige Leid berichtet. Als Arzt. Und damit als Respektsperson. Neutral. Hilfsbereit. Im Dienst der Menschen. Und nicht als Knecht einer Ideologie. Denkt man.

Nebenbei ist Mads freilich ein linker, um nicht zu sagen: kommunistischer Politiker. Einer, der Terror gut heißt. Einer, für den alles politisch ist, auch seine Medizin.

Die FAZ weist heute in einem kurzen Artikel darauf hin. Und in der norwegischen, schwedischen, englischen Wikipedia lässt sich auch alles nachlesen.

Mads wird weitersenden, über alle Kanäle, über die westliche nützliche Idiotenpresse. Wir werden ihm glauben. Kann ein Arzt lügen?

8. Januar 2009

Daneben

Als gewählter Politiker oder angestellter Journalist hätte Kardinal Martino mit seinem Vergleich ("Guardiamo le condizioni di Gaza: assomiglia sempre più ad un grande campo di concentramento." - auf deutsch referiert hier) Probleme. Er ist aber keines von beiden, sondern nur ein Kardinal.

So schweigen wir beschämt (ohne das Leid in Gaza zu vergessen, genauso wenig wie die Opfer auf der anderen Seite), während andere auf ihre Art den Unterschied zwischen da und dort, zwischen damals und jetzt klarmachen.

Gedicht für ein neues Zeitalter

Die FAZ berichtet, daß Barack Obama die noch nicht allzu alte Tradition des Inaugural Poet wieder aufgreift und als Poetess für seine Amtseinführung Elizabeth Alexander ausgewählt hat.

Der erste Inaugural Poet war 1961 Robert Frost, der für John F. Kennedy "Dedication" schrieb, es aber dann nicht vortrug: Die vom Schnee reflektierte Sonne blendete den 86jährigen Frost so sehr, daß er den Text nicht ablesen konnte und stattdessen auf "The Gift Outright" zurückgriff - das beherschte er auswendig.

"Dedication" endet mit den Zeilen

A golden age of poetry and power
Of which this noonday's the beginning hour.

Goldenes Zeitalter von Poesie und Macht,
An diesem Mittag seine Anfangsstunde.


Nun ja, ganz sicher nicht Frosts Meisterstück und keine goldene Stunde für die Dichtung, wie auch die NY Times meint. Bei Elizabeth Alexander muß sich die Nation (und die sicher ebenfalls in Massen zuschauende Welt) vielleicht nicht gerade auf hohen Ton, aber doch auf vorauseilenden Applaus gefasst machen. Am 20. Januar wird das niemanden stören.

Praktische Philosophie des Gewissens

Robert Spaemann über das Gewissen im allgemeinen und das der Famosen Vier in Hessen im speziellen: "Das Gewissen hat seine Gründe" (FAZ)

Was Afrika braucht

Damit Afrika nicht (endgültig) zum Opfer einer bösartigen Fusion von Nike, Hexerei, Handy und Machete wird, empfiehlt Matthew Parris in der Times - of all things - das Christentum:

"Now a confirmed atheist, I've become convinced of the enormous contribution that Christian evangelism makes in Africa: sharply distinct from the work of secular NGOs, government projects and international aid efforts. These alone will not do. Education and training alone will not do. In Africa Christianity changes people's hearts. It brings a spiritual transformation. The rebirth is real. The change is good.

I used to avoid this truth by applauding - as you can - the practical work of mission churches in Africa. It's a pity, I would say, that salvation is part of the package, but Christians black and white, working in Africa, do heal the sick, do teach people to read and write; and only the severest kind of secularist could see a mission hospital or school and say the world would be better without it. I would allow that if faith was needed to motivate missionaries to help, then, fine: but what counted was the help, not the faith.

But this doesn't fit the facts. Faith does more than support the missionary; it is also transferred to his flock. This is the effect that matters so immensely, and which I cannot help observing. (...)

Those who want Africa to walk tall amid 21st-century global competition must not kid themselves that providing the material means or even the knowhow that accompanies what we call development will make the change. A whole belief system must first be supplanted.

And I'm afraid it has to be supplanted by another. Removing Christian evangelism from the African equation may leave the continent at the mercy of a malign fusion of Nike, the witch doctor, the mobile phone and the machete."

Father Richard John Neuhaus - R.i.p.


Einer der besten draußen auf der Agora, katholischer Priester, ehemaliger lutherischer Pastor, Bürgerrechtler, Präsidenten- und Papstberater, Journalist, Theologe, Theocon, Kolumnist, Print-Blogger - und für mich seit über 10 Jahren mit seinem "Public Square", einem "Survey of Religion, Culture, and Public Life" ein monatlicher Begleiter.

Er ruhe in Gottes Frieden!

"Come. Everything is ready now. In your fears and your laughter, in your friendships and farewells, in your loves and losses, in what you haven been able to do and in what you know you will never get done, come, follow me. We are going home to the waiting Father.

Kommt. Alles ist jetzt bereit. In euren Ängsten und eurem Lachen, euren Freundschaften und Abschieden, eurer Liebe und euren Verlusten, in dem, was ihr tun konntet, und dem, was ihr - ihr wisst es - nie werdet abschließen können, kommt, folgt mir. Wir gehen heim zum wartenden Vater."
(RJN: Death on a Friday Afternoon.- New York: Basic, 2001, S. 260)

7. Januar 2009

Musik für harte Zeiten - Folge 3

Mir fiel heute auf, daß ich eigentlich unbeabsichtigt eine Reihe mit Liedern begonnen habe, die zu den harten und kalten und grausamen Zeiten passen, die wir kommen fürchten. Oder teilweise auch schon erleben.

In dieser Reihe darf ein Stück nicht fehlen: James Taylor, Yo Yo Ma und Mark O'Connor mit "Hard Times", einem Klassiker von Stephen Foster.



Es gibt unzählige Interpretationen dieses Liedes, aber mir gefällt diese getragene und langsame, in hervorragender Besetzung, am besten. (Alternativ: Bob Dylans Version via RightWingBob)

Musik für harte Zeiten:
Folge 1: Mississippi John Hurt: You Got To Walk That Lonesome Valley
Folge 2: Sheryl Crow: No Depression

6. Januar 2009

Für die guten Lutheraner unter meinen Lesern



Für knappe, schlappe 20 US-Dollar hier.

Die Astrologie an ihrem Ende

Weil um die Jahreswende die Astrologen wieder Konjunktur hatten und überall zu Wort kommen durften, schlage ich eine Neuinterpretation des matthäischen Epiphanieberichts vor: Die Sterndeuter, Wahrsager und Astrologen beugen sich hier vor dem Unvorhersehbaren, dem Anders-als-Erwarteten. Vor dem, der sein Leben nicht meistert, plant, aktiv gestaltet, sondern es Tag für Tag aus der Hand seines Vaters entgegennimmt. Vor dem, der gekommen ist, den Willen Des Anderen zu tun, und nicht den eigenen. So weise, so sternenkundig, so eingeweiht in die Geheimnisse von Weltenlauf und kosmischen Kreisläufen können sie gar nicht sein, daß sie ahnen, was einem Simeon und einer Hannah klar ist: Daß dieses Messiaskind nicht im Triumphzug in die Heilige Stadt einzieht und seine tausendjähriges Gottesreicht errichtet, sondern am Kreuz, vor der Stadt verendet.

10 min Geschichtstunde ...

... in Sachen Palästina, Israel etc.:



Ich schließe mich Lilas Rat an, die Lautsprecher auszuschalten.

Und bete für Frieden.

Wieder Kreuzigungen in Palästina?

Es ist wohl nicht ganz so eindeutig, wie Mark Steyn schreibt, daß die Hamas vor WEihnachten in dem von ihr kontrollierten Gaza-Gebiet ein neues Strafrecht in Kraft gesetzt habe, das neben Strafarten wie Auspeitschen, Hand abhacken auch die Kreuzigung wieder einführt. Vgl. dazu einmal hier, daneben und dagegen aber hier. Nun ist aufgeschoben nicht aufgehoben, und was diskutiert wird, ist noch nicht vom Tisch.

5. Januar 2009

Vatikanische Einseitigkeiten

Leider Gottes muß dem letzten Posting noch ein anderes nachgeschoben werden: Auch der Vatikan selber ist nicht nur zurückhaltend, sondern einseitig und sozusagen überpünktlich, wenn es um den Nahen Osten geht.

Sandro Magister gibt eine gute Zusammenfassung: In Gaza, the Vatican Raises the White Flag.

But the general policy has remained the same. Of course, the authorities of the Catholic Church do not defend the existence of Israel – which its enemies want to annihilate, and is ultimately at stake in the conflict – with the same explicit, powerful determination with which they raise their voices in defense of the "nonnegotiable" principles concerning human life.

This has been seen in recent days. The authorities of the Church, and Benedict XVI himself, have raised their voices in condemnation of "the massive violence that has broken out in the Gaza Strip in response to other violence" only after Israel began bombing the installations of the terrorist movement Hamas in that territory. Not before. Not when Hamas was tightening its brutal grip on Gaza, massacring the Muslims faithful to president Abu Mazen, humiliating the tiny Christian communities, and launching dozens of rockets every day against the Israelis in the surrounding area.

About Hamas and its vaunted "mission" of wiping the Jewish state from the face of the earth, about Hamas as an outpost for Iran's expansionist aims in the Middle East, about Hamas as an ally of Hezbollah and Syria, the Vatican authorities have never raised the red alert. They have never shown that they see Hamas as a deadly danger to Israel and an obstacle to the birth of a Palestinian state, in addition to its being a nightmare for the Arab regimes in the area, from Egypt to Jordan to Saudi Arabia.

Pünktliche Einladung zum Friedensgebet

Eigentlich ja logisch, daß in einer Kirche, in der nicht nur Herr Breitenbach denkt: "Jesus wäre heute ein Palästinenser", die Friedensgebete für "Gaza, Palästina und Israel" erst mit dem israelischen Gegenschlag beginnen - und nicht schon im Dezember, bei der - sagen wir - 122. Rakete auf Südisrael.

4. Januar 2009

Daumenkalender 2009

Nachdem ich im vergangenen Jahr einen Leihkalender benutzt habe, klebt für 2009 ein eigener im Notizbuch - für die platzsparende und schnelle Orientierung in den nächsten 12 Monaten.



In der ersten Spalte finden sich die Monate, in der zweiten die Abkürzung des Wochentages, auf den der jeweilige Monatserste fällt, in der dritten der Tag, auf den der erste Sonntag im Monat fällt. Mit ein bißchen Kopfrechnen

Link zur pdf-Druckvorlage bei savefile.

3. Januar 2009

Innere Größe

Father Richard John Neuhaus in seiner monatlichen Kolumne in First Things (Jan 2009):

"It has been said by many, for many have discovered it to be true, that the Catholic Church is ever so much larger from the inside than from the outside. And, the longer one has been on the inside, the more one realizes that there are rooms, galleries, ballrooms, and wings leading to wings that one will never have time to explore until the whole splendid thing is transformed into the New Jerusalem and then there will be time enough."

"Viele haben es gesagt - denn viele haben entdeckt, daß es stimmt - daß die Katholische Kirche von innen um so viel größer ist als von außen. Und je länger man drinnen gewesen ist, desto mehr erkennt man, daß es Räume, Gallerien, Ballsäle, Flügel gibt, die zu wieder anderen Flügeln führen, die man nie die Zeit haben wird zu erkunden - bis die ganze glänzende Sache in das Neue Jerusalem verwandelt wird. Und dann wird Zeit genug sein."


Zum gesundheitlichen Zustand von Fr. Neuhaus hier eine Info. Es möge weiter gebetet werden.

2. Januar 2009

Ominös

Wenn einer der ersten Menschen, der am frühen Neujahrsmorgen von rechts deinen Pfad kreuzt, ein römisch-katholischer Diakon in Soutane ist, dann kann das Jahr doch wohl nur gut werden, oder?

(Man merke: Jetzt, wo die FAZ im Wirtschaftsteil der letzten Wochen die Apokalypse beschworen hat, versuche ich, die Naherwartung zu dämpfen...)

Jahresleseleistung

Ich lese im Jahr so etwa 50 Bücher, mal ein paar mehr, mal ein paar weniger. Und eigentlich, dachte ich, stehe ich im allgemeinen Vergleich ganz gut da.

Wie es scheint, wenn man Karl Rove im Wall Street Journal glaubt, entspricht das der Buchleseleistung des noch amtierenden Präsidenten der Vereinigten Staaten. Und ab 2009 wird er wohl uneinholbar davon ziehen.

Das Triple-G-Problem für Dummies

Die Gott-Gehirn-Gen-Debatte ist mir ja - momentan - viel zu komplex; da kommt ein reduktionistischer Ansatz wie der von Prof. John Cleese gerade recht. Er scheint mir ein bißchen zu sehr auf die überholte Ein-Gen-ein-Protein-Hypothese zurückzugreifen, erfasst dafür andere Sachverhalte sehr prägnant:



(Ein Vergelt's Gott an den Curt Jester)

1. Januar 2009

Ein Tag, ein Jahr wie jedes andere



Wer früh aufsteht, kann die Sonne auch am 1. Januar wieder aufgehen sehen.