9. Februar 2007

2 Minuten mit Eduard Nagel

Martin linkt zu Eduard Nagels Liturgiekolumne in "Gottesdienst 2/2007, die ich schnell kommentieren will - im Nagelstil:
"Eine Zeitung berichtet über eine Auftaktveranstaltung zu einer umfassenden Kirchenrenovierung. Das Foto zeigt den Zustand der Kirche in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Vor dem alten Hochaltar (der seit den 70er Jahren im Seitenschiff steht) ist ein Volksaltar einmontiert, der sich vor dem künftigen Hintergrund freilich ausgesprochen mickerig ausnimmt. Aus Wien kommen Berichte über die endgültige Entfernung des Volksaltars aus einer Kirche – triumphierend wird da verkündet: Versus populum ist out!"
“triumphierend wird da verkündet” - und unten spricht er von "Klagen und Mißmut". Wat denn nu? Meckerer auf der Siegesstraße? Klageweiber im Triumphzug? Ich bin nicht alt genug, um mich an ganz andere Triumphzüge und Jubellieder zu erinnern, die es vor einigen Jahrzehnten nach der Schleifung so manchen Hochaltars gegeben haben soll. Aber die Berichte darüber klingen nicht ganz unglaubwürdig.
"In Rom laufen gewisse Kreise, unterstützt durch bestimmte Medien,..."
“gewisse Kreise", “bestimmte Medien": Merke: Das sind immer nur die anderen. Wetten, daß die “Liturgiereformer” und ihre Publikationsplattformen nie “gewisse” und “bestimmte” waren?
"... massiv Sturm für die generelle Wiederzulassung des Ritus von 1962 und erzeugen den Eindruck, es gebe in der heutigen Kirche nichts wichtigeres als diesen Schritt."
Darf man dann auch Eduard Nagel vorhalten, daß er denke, es gäbe nichts wichtigeres in der heutigen Kirche als die Liturgie - nur weil er dauernd drüber schreibt? Oder kommt das nun mal mit dem Job bzw. dem Interesse?
"Als Begleitmusik in den betreffenden Medien ist dazu zu hören: Die Liturgiereform ist gescheitert. Gegen all diese Machenschaften noch einmal aufzustehen ist heute die „Generation Konzil“ gefordert, die aus biologischen Gründen allmählich abtritt."
"Machenschaften" - das klingt mir ganz nach Defamation und Kriminalisierung und spricht daher für sich selbst. Auch hier gilt wohl: "Machenschaften" machen immer nur die anderen.
"Sie soll und darf bekennen, dass so Manches noch nicht erreicht ist, was die Väter des Konzils zusammen mit Gottes ganzem heiligem Volk damals von dieser Reform erhofften."
Die Hoffnung ersetzt hier den “Geist des Konzils", der u.a. von Papst Benedikt den “Hermeneutikern der Diskontinuität” erfolgreich streitig gemacht wurde. (Wobei BXVI. ihnen eine “Hermeneutik der Reform” gegenüberstellt, die er selbst mit seinem erwarteten Motu Proprio zu praktizieren hofft.)
"Sie soll sich auch an der eigenen Nase fassen, wo sie bis heute Fehler macht und damit den Gegnern der Reform unnötige Angriffsflächen und Munition bietet. Sie soll sich noch einmal anstrengen, damit deutlich wird, welche theologische und spirituelle Kraft in der erneuerten Liturgie steckt."
Eduard Nagel hat genau darum schon öfters gebeten, erst kürzlich wieder. Und ich habe es in diesem Blog dankbar vermerkt. Wenn aber die Nase weiterhin unangefasst und die Anstrengung aus-bleibt - woran liegt das dann? An den "biologischen Gründen"? Oder nicht doch auch daran, daß sich ein Teil dieser Generation auch als Liturgiemacher und Liturgieverantwortliche versteht, die die "möglichen Angriffsflächen" als unvermeidliche Opfer auf dem Weg zu einer "zeitgemäßen Liturgie" in Kauf nehmen?
"Ältere Priester sollen bekennen, welche Befreiung es für sie war, dass sie Gottes Wort jetzt in der Muttersprache den Gläubigen selbst verkünden und das Gebet in ihrem Namen laut und verständlich sprechen dürfen und keinen Dolmetscher dafür brauchen."
Ja, das sollen sie sagen und vielleicht auch dazu sagen, daß es schwer ist und war, gleichzeitig dem Wunsch von Papst Johannes XXIII. und des Konzils nach einer tatsächlichen, praktizierten Wertschätzung des Latein zu entsprechen. Und vielleicht auch, daß mitsamt der Übersetzung ins Deutsche - egal wie geglückt - auch Inhalte verändert, angepasst wurden, ohne Not, aber mit viel Reformeifer.
"Sie sollen sagen, wie buchstäblich verkehrt es ist, Menschen, die man anspricht, den Rücken zuzuwenden."
Sie sollen vielleicht auch sagen, wie buchstäblich verkehrt es ist, dem GOtt, den man anspricht, den Rücken zuzuwenden und stattdessen auf den Blickkontakt zu den Zuhörern und -schauern, die eigentlich die Mitbeter sind, zu setzen. Zum Beispiel. Andere Beispiele liefere ich auf Anfrage gerne nach.
"Wer an einer der mit bischöflicher Erlaubnis stattfindenden Messe im Ritus von 1962 teilnimmt, wird feststellen: Es ist eine eher traurige Gruppe, die sich hier zusammenfindet und ihre Andacht verrichtet, während vorn ein Priester die Messe liest."
Für dieses Mitleid werden sich die Betreffenden (zu denen ich mangels Gelegenheit nicht recht gehöre) bedanken.
"Freude und Aufbruchstimmung kam in den letzten 100 Jahren von der Jugend- und der Liturgischen Bewegung in die Kirche, Traditionalisten verbreiten vor allem Klagen und Missmut, erfährt Ihr Eduard Nagel."
“Freude und Aufbruchstimmung" - danach liest sich Eduard Nagel ganz und gar nicht. Freude und Aufbruch kommen 50 - 100 Jahre nach Jugend- und Liturgiebewegung von ganz wo anders. Nicht unbedingt von denen, die die "alte Messe" begrüßen, obwohl es - mindestens im Web - auch dort “Gaudium et Spes” zu erfahren gibt. Ihnen würde "Freude und Aufbruchstimmung" ganz schnell als Triumphalismus ausgelegt. Ach so: aus dem Liturgischen Institut und entsprechenden Ordinariatsdezernaten weht der Wind der "Freude" und der "Aufbruchstimmung" auch nicht gerade - und von den Liturgielehrstühlen schon gar nicht.

[10.2.2007: Kleinere Korrekturen und Verdeutlichungen vorgenommen]

2 Kommentare:

dilettantus in interrete hat gesagt…

Manchmal ist das Leben so einfach:
Ziemlich genau dasselbe wollte ich gerade schreiben.

Also denn danke für deine Mühe.

Anonym hat gesagt…

.. ganz andere Triumphzüge und Jubellieder ... , die es vor einigen Jahrzehnten nach der Schleifung so manchen Hochaltars gegeben haben soll? - ich erinnere mich noch ein wenig an jene Zeit, aber die Erinnerungen sind sehr anders.Triumphiert haben wohl einige engagierte Priester und vor allem die Architekten im Kirchenvorstand; aber das einfache Kirchenvolk fühlte sich verschiffschaukelt. Mein Vater hat damals beschlossen, künftig nicht mehr viel in den Klingelbeutel zu tun.