23. Januar 2006

Hauptsache, plausibel?

"Wenn es stimmt, was über den Inhalt der mit Spannung erwarteten Enzyklika bisher geschrieben wurde, ist Joseph Ratzinger sich treu geblieben. Anders als Karol Wojtyla in seiner ersten Enzyklika "Redemptor Hominis" zeichnet Joseph Ratzinger kein düsteres Bild von einer in Umweltverschmutzung, Kriegen und Konflikten erstarrten Welt, sondern konzentriert sich auf den Kern der christlichen Heilslehre." (ZDF -heute.de)

Vergessen, daß die letzten Jahre hindurch für einen Großteil der veröffentlichenden Meinung Karol Wojtyla der hoffnungsvolle Optimist und Menschenfreund war, der von dem augustinischen Pessimisten auf dem Cheftheologensessel immer wieder ausgebremst wurde...

"Man höre und staune: Selbst der ehemalige Theologie-Professor und Glaubenshüter Ratzinger lässt seine, nunmehr mit dem päpstlichen Siegel geadelten Zeilen von den Haustheologen der wichtigsten Kurienbehörde gegenlesen."

Wo, liebes ZDF, lebt eigentlich Dein Vatikankorrespondent? Was macht Andreas Klinner den lieben langen Tag? Macht sich der Guteste nicht klar, daß mit einer Enzyklika nicht mehr Joseph Alois Ratzinger zu seinen Brüdern im Bischofsamt, den katholisch und andersweitig Christgläubigen sowie allen Menschen guten Willens spricht, sondern der derzeitige Nachfolger des Apostels Petrus - und zwar in Kontinuität mit seinen Vorgängern und in Übereinstimmung mit dem, was die Kirche glaubt, lehrt und selber tut?

Wir verstehen ja das Bedürfnis der Medien und Mediennutzer nach Personalisierung, allerdings: Ein gewisses Aufgehen im Amt ist für (je)den Papst noch unausweichlicher und für die Kirche notwendiger als für jeden anderen Amtsträger auf dieser weiten Welt. Nicht um Sonderideen eines großen Theologen geht es in der Antrittsenzyklika, sondern um die Aktualisierung des "immer und überall" Geglaubten.

Was, nebenbei gesagt, wäre älter und was aktueller als der Satz des Apostels: "Gott ist Liebe"?

4 Kommentare:

mr94 hat gesagt…

"Was macht Andreas Klinner den lieben langen Tag?"

Aus Rom berichten. Für das ZDF. Er ist dort "speziell für die Berichterstattung über den Vatikan". Erst seit Juni 2005, vielleicht erklärt das manches.

Scipio hat gesagt…

Naja, als ein Schüler des Canisiuskollegs in Bonn und Journalismus-Absolvent der Kath Uni Eichstätt weiß er vielleicht doch mehr als er beim ZDF zeigen und schreiben darf. Wenn sich Lieschen Müller eine dramatische statt nüchterne Kirche und einfache, klar konturierte Hauptfiguren wünscht: dann werden die geliefert. Mit dem zweiten Auge sieht man klischeehafter...

mr94 hat gesagt…

Klischeehafter - ja, das war schon immer(TM) so beim ZDF. Ich bin geradezu mit heute aufgewachsen, danach ging es ins Bett. Später durften wir Kinder dann Dalli Dalli oder den Großen Preis sehen, auch die Hitparade mit Dieter "Thomas" Heck.

dilettantus in interrete hat gesagt…

"Der große Preis" aber immer nur bis Wum kam!