14. April 2004

John Updike:
Sieben Strophen an Ostern


Macht Euch nichts vor: Erstand Er überhaupt,
dann als Sein Leib;
wenn nicht der Zelltod sich umkehrte, Moleküle sich
neu verbanden, Aminosäuren neu erglühten,
wird die Kirche fallen.

Es war nicht wie die Blumen,
die wiederkehren in jedem milden Frühjahr,
es war nicht als Sein Geist in den Mündern und benebelten
Augen der elf Apostel;
Es war als Sein Fleisch: als unseres.

Die selben Finger und Zehen mit Gelenken,
das selbe Herz mit seinen Klappen,
das – durchstoßen – starb, verwelkte, still stand, und dann
sich wieder sammelte durch aus durchhaltender Macht,
um neue Kraft zu umfassen.

Lasst uns nicht Gottes spotten mit Metapher,
Analogie, ausweichender Transzendenz,
das Ereignis zur Parabel machen, zum Zeichen, gemalt auf die
verblasste Leichtgläubigkeit früherer Zeiten:
Gehen wir durch die Tür.

Der Stein ist weggerollt, nicht Pappmache,
kein Stein in einer Geschichte,
sondern der Riesenfels der Stofflichkeit, der im langsamen
Mahlen der Zeit uns allen auslöschen wird
das helle Licht des Tages.

Und wenn wir einen Engel am Grabe haben,
macht ihn zu einem richtigen Engel,
schwer mit Max Plancks Quanten, lebendig mit Haar,
opak im Dämmerlicht, gehüllt in echtes Linnen
gewebt auf endgültigem Webstuhl.

Machen wir es nicht weniger ungeheuerlich,
zu unserem eigenen Komfort, unserem Sinn für Schönheit,
damit wir nicht, erweckt in einer undenkbaren Stunde,
verlegen sind vorm Wunder,
vernichtet vom Protest.

(Original bei The Lutheran.org)

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