24. Februar 2003

"I'm a substitute for another guy" - Eine Hommage

Aus vielerlei Gründen ist mir der hl. Matthias der liebste der Apostel.

Zum einen gab es während meiner Kindheit an diesem Tag aus bestimmten, hier nicht näher auszuführenden Gründen eine ganze Menge Süßigkeiten - auch wenn der 24. Februar, der traditionelle Festtag des Apostels, in die Fastenzeit fiel. Und diese Süßigkeiten durften wohldosiert sogar gegessen werden. (Alles andere, von den nicht aufgegessenen Faschingskamellen zum Brausestäbchen der Bäckereiverkäuferin, wanderte in eine Blechdose, die erst am Ostermorgen im Morgengrauen ihren Duft und Inhalt freigeben durfte.)

Dann machte mich besonders stolz, daß der hl. Matthias in Deutschland, näherhin in der Trierer Benediktinerabtei St. Matthias begraben ist. Beides, Süßigkeiten und Grab, ziemlich handfeste und für einen Jungen beeindruckende Gründe.

Genauso handfest war die Stelle aus der Apostelgeschichte, die die Person Matthias erahnen läßt: "So muß nun einer unter diesen Männern, die bei uns gewesen sind die ganze Zeit über, welche der Herr Jesus unter uns ist aus und ein gegangen, von der Taufe des Johannes an bis auf den Tag, da er von uns genommen ist, ein Zeuge seiner Auferstehung mit uns werden." (Apg 1, 21f nach Luther) Offensichtlich war er mit Jesus unterwegs, überstand die vorösterliche Flucht und Verzweiflung, begegnete dem Auferstandenen, den er jetzt nach dem Losentscheid offiziell bezeugen sollte. Was er anscheinend auch tat, der Überlieferung nach bis zum Martyrium (was ja auch nichts anderes bedeutet als "Zeugnis").

Lieb wurde er mir später auch, als ich über sein postmortales Schicksal nachdachte: Nur kurz spielte er ja den öffentlichen Ersatzmann für Judas; praktisch wurde er im Bewußtsein der Kirche von Paulus überflügelt und verdrängt. Viele verwechseln ihn auch heute noch mit Matthäus, Zöllner und Evangelist; der Name selbst lässt sich im Deutschen mal so, mal so schreiben - die Loccumer Richtlinien aus den 70er Jahren schlugen sogar die Version "Mattias" vor (Iiii!!!). Reserveapostel bis zuletzt, Ignoranten schutzlos ausgesetzt bis heute.

Aber als Patron ziemlich zuverlässig. Dafür spricht die Tatsache, daß sich laut Heiligenlexikon "Zimmerleute, Schreiner, Schmiede und Metzger" auf ihn verließen.Und diese mächtigen Innungen müssen's ja wissen. (Bei den Lobbies der "Schweinehirten, Schneider und Zuckerbäcker" bin ich mir nicht ganz so sicher.)

»Auf Herrliches ist mir das Los gefallen.« (Ps 16, 6) Sancte Matthias, ora pro nobis.

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