18. November 2002

Am Samstag in der FAZ: Der Kommentar zu den Kuschel-Kirchen von Florian Illies. Lesenswert, aber leider ohne dauerhaften Link...
Illies' Punkte:

  • Deutschland das einzige Land, das seine Kirchen in so schlechtem Ansehen hält.
  • Die Deutschen haben große Erwartungen an ihre Kirchen - die aber wohl "niederschmetternd" enttäuscht werden.
  • Bischöfe und Synoden, die sich wegducken, "bloß kein Bekenntnis aufblitzen" lassen, denen bei der Morgenandacht Herbert Grönemeyer reicht.
  • Eine Referenz zu The Next Christianity von Philip Jenkins im Atlantic Monthly vom Oktober. Zitat Illies (auch als Einladung, bei Jenkins nachzulesen): "In einem spektakulären Aufsatz für die Oktoberausgabe von "Atlantic Monthly" hat Philip Jenkins gezeigt, wie naiv die Überzeugung der europäischen Kirchen ist, daß sich ihre Zukunft nur durch eine immer größere Liberalität garantieren lasse. Jenkins skizziert, daß das einundzwanzigste Jahrhundert keineswegs nur wegen der Bedrohung des Islam zu dem Jahrhundert werden wird, in dem die umstürzendste Kraft nicht mehr die Ideologie ist, sondern die Religion. Er prophezeit, wie sich die müde gewordenen Amtskirchen der westlichen Demokratien einer bald eine Milliarde umfassenden Christenheit aus der Dritten Welt gegenübersehen, die mit einer ungeheuren Vitalität und Authentizität eine Neudefinition des Christentums fordern werden, die in ihrer Wucht nur mit der Reformation vergleichbar sei."
  • Die (ironische?) Hoffnung, daß McKinsey nicht nur auf die Kirchenfinanzen schaut, sondern vielleicht auch weitersagt, daß "für ein erfolgreiches Überleben nichts wichtiger ist als die Unterscheidbarkeit und die Konzentration auf die eigenen Werte und 'intangible assets'. Die Kirchen haben dabei ein ungeheures Alleinstellungsmerkmal: die Kraft des Glaubens. Doch diese Kraft wird nur sichtbar, wenn sie selbstbewußt und mutig artikuliert wird - und nicht immer auf den Applaus der Konsensgesellschaft hofft. Es gibt viele, die in ihrer religiösen Sehnsucht aufgefangen werden wollen, die sich orientieren wollen an mutigen Widerworten und die ihre Kinder auf Konfessionsschulen schicken, weil sie dort auf eine Wertevermittlung hoffen, die das staatliche Schulsystem nicht mehr leistet. Niemand möchte nach den alljährlichen gutgebräunten Bekenntnissen der deutschen Fernsehprominenz in 'Bunte' nun auch noch von einem deutschen Kardinal wissen, wo er seinen Sommerurlaub verbringt. Und niemand kommt in eine Morgenandacht, um Herbert Grönemeyer zu lauschen, den er zuvor schon die ganze Zeit im Autoradio gehört hat."

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