Soll ich jetzt auch noch zum Artikel "Kirche wohin?" von Johannes Röser im "Christ in der Gegenwart" meinen Senf geben? Reicht Elsas volle Breitseite etwa nicht? Oder schießt man damit nicht sowieso und von vornherein auf sterbenskranke Spatzen?
Ich tu's mal indirekt, mit zwei Fundstücken, die andeuten, wo die von Röser gewünschte Diskussion, eine über Gott im Horizont der "Welterfahrung" von "Menschen des 21. Jahrhunderts, die sich in der Moderne erprobt und bewährt haben" hingehen sollte und was mir bei den wenigen Andeutungen, die Röser dazu macht, schon einmal fehlt:
Zum einen mit knappen 2 Minuten evangelikal-fundamentalistischer Klarheit im vollen Country-&-Western-Modus, die auch katholischer Gewissenserforschung dienen können:
(Ja, Billy Joe Shaver singt wirklich Unerhörtes und Ungehöriges: "If you don't love Jesus, go to hell. Take your rotten rags of righteousness and stuff them up yourself. If you don't love Jesus, go to hell." - Propheten dürfen das gelegentlich: übers Ziel hinausschießen. Fragt Johannes Röser. ;-) )
Zum zweiten ein paar Zeilen aus Robert Spaemanns 1972er Aufsatz "Die Frage nach der Bedeutung des Wortes 'Gott'":
"Ob der Mensch Gott braucht oder nicht, diese Frage läßt sich letzten Endes gar nicht anthropologisch entscheiden. Und die Frage, ob Gott ist oder nicht, läßt sich nicht vom Brauchen des Menschen her beantworten, sondern umgekehrt: Wenn Gott ist, dann ist nur von Gott her zu bestimmen, was der Mensch braucht. Die Tatsache, daß Gott, was seine Funktion betrifft, durch die Schaffung von Äquivalenten in der modernen Gesellschaft funktionslos geworden ist, läßt die Frage danach, was denn das Wort 'Gott' meint, neu erstehen.
Und die Antwort Gottes an Moses, der auf die Souveränität seines eigenen Sich-als-Er-selbst-Zeigenwollens verweist, gewinnt neuen Glanz. Man könnte den brennenden Dornbusch, in dem Gott zu Moses spricht, als ein göttliches Happening bezeichnen. Ich sage dies, weil ich meine, daß viele Artikulationen der jüngeren Generation der Suche entspringen nach einem Ausweg aus der Integration in einen Funktionszusammenhang, in dem alle durch alle manipuliert werden und nichts es selbst sein darf. Das Happening ist ein Versuch säkularer Liturgie in einem Augenblick, wo manche Theologen alles tun, um die Liturgie funktionell einzupassen in die sogenannten Bedürfnisse der Gesellschaft und damit den fundamentalsten Bedürfnissen der Jugend in gar keiner Weise entsprechen.
Aber alle Ausbruchsunternehmen, die einen Sinn suchen, der nicht nur relativ ist aufs System, münden auf irgendeine Weise ins System zurück, sei es durch Kommerzialisierung, sei es durch Politisierung. Es gibt kein Äquivalent für das Sich-Zeigen Gottes." (zitiert nach: J Ratzinger; P Henrici: Credo.- Köln: Communio, 1992, S. 29; Absätze von mir eingefügt zwecks besserer Lesbarkeit)
3. Juli 2011
Zweimal Indirektes zu Röser
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2 Kommentare:
Wegen Deinem Kommentar bei mir nochmals: Es ist mir bewusst, dass Allen durchaus ein differenzierter und sehr scharfer Denker ist - das Buch kenne ich nicht, aber die Passagen, die JR da für sich vereinnimmt, finde ich selten dämlich. "Evangelikale Katholiken" - damit die Konzilsgeistler sich ab sofort "konservativ" bezeichnen, also das scheint mir doch jetzt völlig albern zu sein. Was kommt denn als nächstes? Vielleicht: islamistische Katholiken oder schiitisch gesprägte Katholiken oder so was? Irre.
Für viele nachdenkliche, suchende Menschen, die den Glauben nicht gepachtet haben und die das Heute mit dem Ewigen tastend zu verbinden suchen, sind die Gedanken von Johannes Röser eine große Hilfe.
Das soll man nicht unterschätzen, und, by the way, sofern ich richtig informiert bin, gehört Christ in der Gegenwart zu den wenigen geistlichen Zeitschriften, die keinerlei "Subventionen" (sprich: Kirchensteuermittel o.ä.) brauchen.
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