30. Dezember 2010

BS-Verdacht

Einer der idealen Dialogpartner - modern, religiös unmusikalisch, intellektuell - sagt der dialogbereiten Kirche ab. Da kann ich mich nur Alipius anschließen und "Autsch!" rufen. Gut, daß das Interview mit dem Medienphilosophen Norbert Bolz in einer abseitigen Ecke katholischer Öffentlichkeit erschienen ist, die "man" zwar sicherlich liest, aber ungestraft ignorieren kann. In die dahinsiechenden Mainstream-Publikationen des wohlorganisierten Deutsch-Katholizismus werden es die folgenden Zeilen wohl nicht schaffen:

Bolz: Mein Verdacht ist, dass auch die katholische Kirche zunehmend so eine Art populistische Schaufront produzieren wird, an der die Menschen ihre Gefühle abreagieren können und mit ihren Partizipationssehnsüchten unterkommen.

Stallknecht: Wenn die deutschen Bischöfe kürzlich eine Dialoginitiative ins Leben gerufen haben?

Bolz: Das klingt schlimm.

Stallknecht: - ist das eine solche Schaufront?

Bolz: Exakt. Die katholische Kirche sollte eigentlich genug intelligente Leute in ihren Reihen haben, die schon zusammenzucken, wenn das Wort “Dialog” fällt. Dialog ist meist die Ankündigung dessen, was Harry Frankfurt, der große amerikanische Philosoph, unlängst einfach “bullshit” genannt hat. Diese Erfahrung hat doch wahrscheinlich jeder von uns schon gemacht.


(Via Alipius via Kath-Info aus: "Freiheit riskieren" : ein Gespräch mit dem Medientheoretiker Norbert Bolz über den Umgang mit der öffentlichen Meinung. Von Michael Stallknecht, erschienen in der Tagespost vom 23. Dezember 2010)

1 Kommentar:

Wolfram hat gesagt…

Zynisch, wie ich manchmal sein kann, behaupte ich:
Dialog ist das, was man vorschiebt, wenn man Kooperation heucheln, aber Begegnung um jeden Preis vermeiden will.