Wieso sagt man eigentlich: In die Kirche eintreten?
Ist es nicht so, daß wir eigentlich hinaustreten in die Kirche? Aus unserer Enge, unserem kleinen Zimmerchen in die große Weite GOttes?
Der Horizont weitet sich, in die Vergangenheit, wo uns plötzlich 2.000 Jahre gleichzeitig werden, in ihrem Glanz und ihren Schatten, und in die Zukunft, die nicht mehr die eines kürzer und kürzer werdenden Lebensrestes ist - und nicht mehr die einer kosmischen Gleichgültigkeit nach dem Erlöschen des Planeten.
Wir erhalten Schwestern und Brüder: Franz ist kein Italiener mehr, Teresa keine Spanierin und Simon Petrus kein Israelit. "Denn alles, was es gibt, gehört euch allen gemeinsam. Alles und alle gehören euch: Paulus, Apollos, Petrus, die Welt, Leben und Tod, Gegenwart und Zukunft. Alles gehört euch, und ihr gehört Christus, Christus aber gehört Gott." (1 Kor 3, 23; Übersetzung: Berger/Nord)
Das Leben wandelt sich vom Überlebenskampf zum Abenteuer, der Tod ist nicht Ende, nicht "nacht und nichts" (Stefan George) - sondern Übergang, Hinübergang, ja vielleicht sogar: Vorübergang des HErrn.
Nicht daß wir diese WEite, dieses Universale, dieses Katholische immer realisieren, aber wenigstens manchmal erfahren wir es. Wir bekommen es gesagt, gepredigt, gezeigt. Wir nehmen an ihm teil, wir bekommen Teil daran.
Vielleicht können wir das mystische Gedicht des hl. Johannes vom Kreuz ummünzen auf unsere Situation, es verallgemeinern: Wir alle sind "in einer dunklen Nacht" vor die Tür unseres "stillen Hauses" getreten in die Welt unseres Geliebten.
15. Dezember 2007
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3 Kommentare:
Also, ich möchte wirklich nicht meckern: Erstens bin ich kein Christ und daher unzuständig, zweitens ist das ein sehr schöner Text.
Aber der Aufhänger: Tritt man in eine/die Kirche ein, wie man eine Partei eintritt? (Okay, ich gebe zu, das ist aus der Perspektive eines Mannes gesehen, der auch noch nie aus einer Kirche ausgetreten ist.)
Ein implizites Chesterton-Zitat?: "The Church is much larger inside than it is outside." (The Catholic Church and Conversion)
@ harki: Mindestens die, die schon drinnen sind, sprechen schon einigermaßen routinemäßig vom "Eintreten in": vgl. http://www.google.de/search?hl=de&q=eintreten+kirche&meta=
Vielleicht ist die Gefahr für uns innen größer, die Kirche wie eine Partei, eine Parteiung, eine Fraktion zu betrachten als für einen Eintretenden: Der (oder die) findet das öfter eine Befreiung als wir, die wir uns viel zu oft eingesperrt fühlen.
@ Petra: Das kann ich nicht ausschließen als GKC-Lover, aber beim Schreiben hatte ich eher an Hans Urs von Balthasar, Henri de Lübac und natürlich an unseren Papst gedacht.
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