13. Dezember 2007

Auf Hoffnung hin

« SPE SALVI facti sumus » – auf Hoffnung hin sind wir gerettet, sagt Paulus den Römern und uns (Röm 8, 24). Die "Erlösung", das Heil ist nach christlichem Glauben nicht einfach da. Erlösung ist uns in der Weise gegeben, daß uns Hoffnung geschenkt wurde, eine verläßliche Hoffnung, von der her wir unsere Gegenwart bewältigen können: Gegenwart, auch mühsame Gegenwart, kann gelebt und angenommen werden, wenn sie auf ein Ziel zuführt und wenn wir dieses Ziels gewiß sein können; wenn dies Ziel so groß ist, daß es die Anstrengung des Weges rechtfertigt. Nun drängt sich sogleich die Frage auf: Welcher Art ist denn diese Hoffnung, die es gestattet zu sagen, von ihr her und weil es sie gibt, seien wir erlöst? Und welcher Art Gewißheit gibt es da?
(Spe Salvi, Nr. 1)

Was Paulus den Römern und uns sagt: Der Brief ist da, liegt auf dem Tisch, ist nicht wegzudiskutieren. Keine Diskussion, ob wir bereit oder heute in der Laune sind, ihn aufzumachen. Ob wir ihn verstehen, oder vielleicht doch erst uns vergewissern sollten, was die Mythen und Märchen der Völker uns sagen, ob die alten Ägypter auch schon ähnliche Briefe bekamen oder ob ein Brief frei nach Dawkins nur ein "Mem" ist.

Erlösung ist da, aber nicht einfach. Es gibt sie jetzt und hier nur in einem bestimmten Modus, dem der Hoffnung. Das macht sie nicht weniger real, gibt ihr aber eine bestimmte Färbung.

Die Hoffnung - offensichtlich ist sie verlässlich genug, um mit ihr, von ihr her Gegenwart, auch mühsame Gegenwart bewältigen zu können. Und sie richtet sich auf ein Ziel, eines, das groß genug ist, die Anstrengung des Weges zu rechtfertigen.

Es ist dieser Doppelcharakter der Hoffnung, der christlichen Hoffnung, der sie so schlecht fassbar macht: Sie richtet sich auf etwas noch Ausstehendes und ist gleichzeitig fest, stabil, sie trägt. Und wenn wir sagen: Sie trägt, dann muß das eben auch dort gelten, wo es mühsam zugeht, wo es anstrengend wird. Wo weltliche Hoffnung endet.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wo sehen Sie die Grenze zur Vertröstungsreligion? Nennen manche Leute die Religion deshalb nicht zu Recht "Opium für das Volk"?

Scipio hat gesagt…

Das ist natürlich eine "böse Falle"...

Eine Religion, die nicht auch irgendwie tröstlich wäre, wäre wohl kaum attraktiv. Wobei es dem Christentum nicht zuerst um Trost geht, sondern um eine tröstliche und gleichzeitig beunruhigende Wahrheit, nämlich die, daß wir nicht so sind, wie GOtt uns meinte, daß ER selbst Mensch wurde und als Mensch Opfer der Menschen und das Menschsein bis in die tiefsten Tiefen der Verlassenheit auskostete - und uns dort, in unserer Verlassenheit begegnet und uns voran und mit uns geht. Das ist nicht einfach und ungebrochen tröstlich. "Ungekreuzigt steht keiner auf." Das ist durchaus auch beunruhigend, würde ich sagen.

Vertröstung? - Nun, den Himmel auf Erden werde ich in den mir bleibenden Lebensjahren nicht mehr erleben. Bittere Einsicht. Aber ich glaube/hoffe (und würde gern sagen: tue alles dafür), daß ich (und die Erde) einmal den Himmel erleben werden. Und wieder: Ist das einfachhin und nur tröstlich?

Ich glaube, daß wir seit Ostern ein Grund haben zur Hoffnung. Und deshalb nicht vertrösten, sondern trösten können.

Wenn ich einem Kind heute sage: Nein, morgen ist noch nicht Weihnachten, aber in anderthalb Wochen - vertröste ich es dann?

Und mit dem "Opium für das Volk" ist das so eine Sache... Es gab auch genug Revolutionäre, die ihr Volk so mit revolutionärem Rauschgift vollpumpten und im Rausch ruinierten - und selber im Kreml ihre Orgien feierten. (Mao war einer von den üblen, was das angeht.)

Anonym hat gesagt…

Danke erst mal für die ausführliche Antwort, über welche ich noch nachsinne.

Als "böse Falle" war die Frage übrigens nicht gedacht. Es gibt meiner Meinung nach sehr viele Menschen, die über Religion und Christentum so denken.


Also, danke nochmals.

Scipio hat gesagt…

Liebe X,

ich hatte auch nicht geglaubt, daß Sie mir eine Falle aufstellen wollen. "Böse Falle" meinte ich in dem Sinne, daß das eine der Fragen ist, bei denen man sehr leicht eine falsche Antwort geben kann.

Melden Sie sich dann ruhig wieder.