Und noch einmal ein schöner Text von Charles Péguy, der mich gestern tief getroffen hat. Er ist ein bißchen länger als sonst hier üblich, aber ich denke, er ist es wert.
Wenn man sagt, die Kirche habe ewige Verheißungen erhalten, die sich alle zusammenfassen in eine einzige Ewigkeitsverheißung, so ist darunter eigentlich die Verheißung zu verstehen, daß sie ihrem eigenen Veraltern, ihrem Verhärten, ihrem Verstarren, ihrer Gewöhnung und ihrem Gedächtnis niemals erliegen wird.
Daß sie niemals zum toten Holz, zur toten Seele wir, niemals bis ans Ende eines Absterbevorgangs geht, der mit dem Tode endet.
Daß sie niemals unter ihren Aktenstößen und ihrer Geschichte erstickt.
Daß ihre 'Erinnerungen' sie nie vollständig erdrücken.
Daß sie nie den aufgestapelten Paperassen, der Starre ihrer Bürokratie erliegt.
Und daß die Heiligen immer wieder hervorquellen.
Hier erscheint in neuem Licht,
hier bricht auf,
hier und an dieser Kreuzung quillt in seiner Fülle empor
der Sinn und die Kraft und die letzte Bestimmung jener Tudend,
die wir genannt haben die junge und kindliche Hoffnung.
Sie ist wesentlich das Gegenteil der Gewöhnung.
Und so ist sie diametral und axial und zentral das Gegenteil des Todes.
Sie ist Quelle und Keim.
Sie ist Aufspringen des Ursprungs und der Gnade.
Sie ist das Herz der Freiheit.
Sie ist die Tugend des Neuen und die Tugend der Jugend.
Nicht umsonst ist sie göttlich und die Prinzessin der göttlichen Tugenden,
und nicht umsonst deren Mittelpunkt,
denn ohne sie glitte der Glaube ab an den Gewändern der Gewöhnung,
und glitte die Liebe ab an den Gewändern der Gewöhnung.
Und sie vor allem verbürgt der Kirche, daß sie nicht unter ihrem Mechanismus zusammenbrechen wird.
(Quelle: Note sur Descartes, übersetzt von Hans Urs von Balthasar und aufgenommen in die Textauswahl "Wir stehen alle an der Front", 2. Aufl., Einsiedeln: Johannes, 1952, 56f.)
13. Dezember 2007
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