15. Juli 2007

Mein Freund John Lee



Ich glaube, ich habe die Platte damals gekauft, als R. V. in unsere Clique kam und außer seiner Gitarre noch den Blues und amerikanischen Folk mitbrachte. Die Namen auf der Rückseite sagten mir nichts: John Lee Hooker, Eddie Kirkland, Sylvester Cotton - Blues ist doch Blues, oder nicht?

Zuhause auf Vaters Mono-Plattenspieler stellte sich heraus, daß es zwar Blues war, aber ein völlig anderer. R. spielte Folkblues im Stil von Lightnin' Hopkins oder Big Bill Broonzy, aber aus dem Lautsprecher kam ein schneller, mit dem Fuß gestampfter Rhythmus, eine elektrisch verstärkte, leicht scheppernde Gitarre, die das ewig gleiche Riff wiederholte, mit einem gelegentlichen Solostückchen, eine ungeheuer intensive Stimme, die einen nur stückweise verständlichen Text sang und die ich nie mehr vergaß.

"Four Women in my Life", die erste Aufnahme der Platte wurde für mich zu einer Erleuchtung und John Lee Hooker zum Gefährten durch alle nachpubertären Nöte - einer noch dazu, den ich mit niemandem teilen musste, der allein mir gehörte, der zuverlässig die gleichen Stimmungen von Trost und Trotz, von Liebesleid und -freude besang und weckte.

Mit der Zeit legte ich mir noch mehr von JLH zu: alte und neue Aufnahmen, das berühmte Album mit den Canned Head und der 11:30 min-Version von Boogie Chillen zum Beispiel. Aber gegen "Four Women in My Life", dieses für Hooker letztlich untypische Duo mit Eddie Kirkland, kam kein anderer seiner Songs an.

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