21. Juli 2007

Elsaß

Ein paar ausgewählte Eindrücke von drei Tagen Elsaß mit der Allerliebsten:

Völlig hingerissen von der Pfarrkirche St. Peter und Paul in Obernai: ein großer, neugotischer Bau, in Halbdunkel getaucht - und überall Menschen, oder vielmehr: Bilder und Statuen von Menschen, Erinnerungen und Vergegenwärtigungen von Menschen. Am Hochaltar, in den Kirchenfenstern, den Säulen. In allen Größen und Farben. Über hundert dürften es wohl alles in allem sein. Unmöglich, sich in dieser Kirche allein zu fühlen. Nein, man fühlt sich nicht beobachtet, nein, sondern gehört einfach dazu zu dieser schweigenden Menge, die in ihren Gesten, in ihren Farben, in den Symbolen und Szenen eine Geschichte, eine Erfahrung bekennt. Der schweifende Blick bleibt an Händen hängen, an Gesichtern, wandert weiter, findet etwas zum Festhalten, nimmt einen Schlüssel auf zur Deutung eigener Rätsel, eine Stimmung springt über und bleibt als Samen in einem Herzwinkel, wo sie einmal aufgehen wird. Vorne, ganz vorne der Hochaltar, mit dem golden glimmenden Tabernakel in der Mitte, darüber spitze Türmchen, den beiden Kirchtürmen nachgebildet, die den Blick nach oben leiten, über die Freskenreihe hinaus zum Bild Mariens, und auch da mag man nicht halt machen, sondern wendet den Blick noch höher, ins Gewölbe hinauf.

Hervorragend sortiert die Librarie Kléber in Straßburg, doch ich hatte meinen Glückgriff gleich in den ersten zehn Sekunden getan, in der Ramschkiste vor der Tür: Eine noch unaufgeschnittene Gallimard-Ausgabe von Charles Péguys "Un nouveau théologien", vor sechzig Jahren gedruckt, leicht gebräunt, für 3 Euro 90.

In Colmar führte uns der erste Gang ins Museum Unterlinden, zum Isenheimer Altar. In aller Stille konnten wir uns den Tafeln aussetzen, denn noch waren kaum Besucher da. Die göttliche Pädagogik konnte in Ruhe wirken, wie sie wohl damals auch den Antoniusfeuer-Patienten zugedacht war, die man nach der Aufnahme ins Hospiz erst einmal vor dem Altar ihre Leiden meditieren ließ, vor den Bildern der Menschwerdung, des Todes und der Auferstehung des HErrn.

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