17. Juli 2007

Informationsquellen für Katholiken

Die meisten Katholiken in Deutschland beziehen ihr Wissen über das laufende Kirchengeschehen nicht aus der Diözesanpresse, noch weniger von kath.net oder von zenit.org, sondern aus dem Fernsehen und der Tageszeitung. In meinem Fall ist es das Main-Echo, eine noch nie als klerikal verschrieene Zeitung, die einen Großteil des Rasters liefert, um das sich Gerüchte, Befürchtungen, eigene Erfahrungen, auch hin und da Fakten anlagern. "Aber in der Zeitung steht doch...", so sprechen die real existierenden Fundamentalisten in der katholischen Kirche. Die anderen, echten Fundies sind rar, die gewöhnlichen, mit "moderne Katholiken" etikettierten, laufen einem andauernd über den Weg.

Wenn nun diese Sorte schriftgläubiger Katholiken in ihrem Zentralorgan Sätze liest wie sie Journalist Klaus Erich am letzten Samstag schrieb:
"Es wird immer deutlicher: Der Papst zimmert sich eine Kirche nach seinen Vorstellungen. Und diese sind rückwärts gewandt. 'Was früher heilig war, kann heute nicht schädlich sein', begründet er die Wiedereinführung der lateinischen Messe und begibt sich damit auf äußerst sumpfiges Terrain. Denn als heilig wurde in der Kirche schon so manches bezeichnet - nicht zuletzt die Inquisition, eines der dunkelsten Kapitel der Kirchengeschichte."
dann lässt sich mit hoher Sicherheit sagen (und im Gespräch belegen), welche Assoziationen in den katholisch getauften (und praktizierenden) Hirnen ablaufen, und welche nicht.

Die Kirche als Bastelstube zum Beispiel, wie sie die etwas Engagierteren aus der Pfarrpraxis kennen: Mach Dir Dein Jesus- und Dein Gottesbild! Kombinier Dir Deine Moral! Wähle Dir Dein Tagesgebet! -- Macht es der Papst nicht genau so? Der soll sich mal nicht so haben und uns Vorschriften machen, wer die "Kommion" verteilt oder welche Lesung wir bei Familiengottesdienst lesen!

Oder daß das Alte höchstens altehrwürdig ist, aber um aller Gottesvorstellungen willen nicht gegenwartsrelevant! Tradition ja, aber nur, wenn wir sie nicht fortsetzen müssen. Früher war früher, und was uns heilig ist, bestimmen wir, oder weniger aggressiv: das ist unsere Sache.

Und natürlich steht alles Alte erst einmal unter Generalverdacht und muß seine Unschädlichkeit erst einmal beweisen - vor dem Gericht des deutschen Katholizismus, jenem blühenden Garten der nachkonziliaren Kirche voller Laienmitbeteiligung und Mündigkeit.

Und was ruft in unserem deutschkatholischen Fundi die Parallelsetzung von "heiliger" Messe und "heiliger" Inquisition wach? Nicht an das Schuldbekenntnis von JPII wird er denken, nicht an die Unterschiede von römischer, spanischer, deutscher und sonstiger Inquisitionen, auch nicht an die Journalisten unseligen Angedenkens, die Vorläufer des Herrn Erich sozusagen, die sich bereitwilligst in den Dienst des nazistischen Kirchenkampfs stellten - um das mittelalterliche, finstere, längst überlebte Rom durch eine Religion für den modernen Menschen, den Zeitgenossen zu ersetzen, sondern er schämt sich wieder einmal für diese altmodische Kirche, in die er hineingeraten ist und aus der er nicht mehr herauskann, und wieder einmal gehört er nicht gerne dazu. Sie ist ihm eine Last, diese Kirche, und nun macht ein deutscher Papst alles noch schlimmer. "Bist nicht auch du einer von den Jüngern dieses Menschen?" - diese Frage trifft ihn genauso wie damals den Simon am Feuer im Hof des Hohenpriesters.

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