24. Februar 2006

Tuae circa nos pietatis viscera

Während es am aktuellen Tagesgebet zum heutigen Apostelfest nichts auszusetzen gibt, hält sein Vorgänger aus dem Römischen Meßbuch ein paar Überraschungen bereit:
Deus, qui beatum Matthiam Apostolorum tuorum collegio sociasti: tribue, quaesumus; ut, ejus interventione, tuae circa nos pietatis semper viscera sentiamus. Per Dominum nostrum.
Was der alte Schott mit "stets die Zärtlichkeit Deiner Vaterliebe gegen uns erfahren" übersetzt, ist im Lateinischen gleichzeitig handfester und philosophischer: Die viscera, die zu erfahren wir zusammen mit dem hl. Matthias bitten, sind vor aller übertragenen Bedeutung die inneren Organe, das fleischliche, pulsierende, geheimnisvoll wirkende Innere, das Herz (vor aller Verweichlichung und aller Verkitschung) - dort, wo das Innerste, der innerste Kern sich befindet. Aus diesem Allerinnersten möge uns nun, so das Tagesgebet, die "tua circa nos pietas" entgegenkommen und erfahrbar werden.

Bei pietas denken wir erst einmal an "Frömmigkeit" - noch so ein degenerierter Begriff, zerschmolzen im Zusammenwirken von Gefühlsreligion und alltäglicher Religionskritik an Betschwestern und ihren Glaubensgenossen. Tatsächlich gebraucht das Lateinische den Begriff erst einmal anders, nämlich als die uns zukommende, als Pflicht aufgegebene rechte Haltung zu den Göttern, den Eltern und Vorgesetzten - und zu GOtt: "Est enim pietas iustitia adversus deos - Es ist nämlich die Pietas Gerechtigkeit gegenüber den Göttern." Diese pietas gilt dann auch umgekehrt, als Fürsorge, als Liebe des Höhergestellten zu seinen Kindern, seinen Anvertrauten - in Anerkennung seiner Verpflichtung ihnen gegenüber

Die aus SEiner Mitte quellende, überfließende fürsorgliche Liebe, die sich uns verpflichtet weiß - die also möge uns heute, und nicht nur heute erfahrbar werden.

Beati Matthiae interventione, auf die Intervention des heiligen Matthias hin. Nun denn, zeig, was du kannst.

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