4. Februar 2006

D'accord

Christian Geyer in der FAZ:

"Nur in europaweiter Solidarität wird klar: Religiöse Fundamentalisten, die die Unterscheidung zwischen Satire und Gotteslästerung nicht respektieren, haben nicht nur mit Dänemark ein Problem, sondern mit der gesamten westlichen Welt.

Dabei steht überhaupt nicht zur Debatte, ob solche Darstellungen die Grenzen des guten Geschmacks verletzen. (...) Die Religion als Satiregegenstand hat ja immer auch etwas Billiges. Nicht umsonst gibt es die sensible sprachliche Wendung von den religiösen Gefühlen, die man besser nicht verletzt. Und es darf in der Tat als Zeichen des guten Geschmacks gelten, wenn solche Intuitionen funktionieren.

Es gibt ein religiöses Bilderverbot des Propheten, das zu befolgen das gute Recht der Gläubigen ist und als solches vom liberalen Rechtsstaat nicht nur eingeräumt, sondern verteidigt wird. Aber in einem säkularen Gemeinwesen können die Gläubigen nicht erwarten und noch weniger erzwingen, daß ihre religiösen Gebote von allen befolgt werden. (...)

Letztlich steht in dem aktuellen Konflikt eine kulturelle Errungenschaft auf dem Spiel, die sich der Westen im Interesse des Friedens von keiner politischen oder wirtschaftlichen Macht wieder abhandeln lassen kann: die mühsam erworbene, gegen dogmatische und totalitäre Ansprüche aller Art durchgesetzte Differenzierung von Innen- und Außenperspektive. Die Lektion, die das Christentum gelernt hat und der Islam in weiten Teilen noch vor sich hat, lautet: Zu jedem legitimen Selbstverständnis gibt es eine legitime Außenperspektive, die diesem Selbstverständnis zuwiderlaufen darf."

1 Kommentar:

Norbert hat gesagt…

Nach meiner Meinung wird hier nicht das zentrale Problem angesprochen: es gibt auch die negative Aspekte der Pressefreiheit, nämlich die "Freiheit", andere zu verunglimpfen oder niederzumachen. Es gibt keine grenzenlose Freiheit.

Zumindest die “goldene Regel” sollte eingehalten werden.
Einer unserer großen Verteidiger der Pressefreiheit (habe leider den Namen vergessen) forderte für sich und alle, auch andere verunglimpfen zu dürfen. Das ist Freiheit ohne Verantwortung - das ist Leben in Beliebigkeit. Auf diese Pressefreiheit verzichte ich gerne.

Diese Probleme sollten stärker diskutiert werden. Wie oft werden Menschen in unseren Medien vorgeführt, verunglimpft und fertiggemacht.