2. Oktober 2005

Buch des Jahres II

Wir wissen ja nicht, wo dieser nette Kollege seine Bücher bestellt - mein Exemplar von "The Bad Catholic's Guide to Good Living" kam jedenfalls gestern an.

Erster Eindruck: Sehr frech, sehr katholisch, very American - und es dürfte kein pun ausgelassen sein, an dem die beiden young conservative Catholics - der eine Journalist, die andere Chef de Cuisine - auf ihrer Exkursion durch den katholischen Kosmos vorbeikamen.

Es ist ein gutkatholischer Kosmos - denn sie folgen dem Heiligenkalender - und der ist nun mal voller obskurer Nachfolger Christi und Wundertäter, voll üppiger Feste und frohen Fastens. Dazu gibt es eine Lobrede auf den Humor Johannes Pauls II., ein Vorwort von Alexander VI. und sieben Exkurse zu den Sakramenten. Einer der Höhepunkte: die Kopiervorlage für Ablässe, die statt der üblichen tricks'n'treats in der Allerheiligennacht von den kleinen Katholiken verteilt werden können. [Nachtrag: Nicht zu vergessen eine Vielzahl passender zum jeweiligen Tag passender Rezepte!]

Nicht empfehlenswert für alle, die kein Englisch können und/oder mit politisch korrektem, liberal-katholischem Empfindungsvermögen ausgestattet sind. Für den Rest eine unbedingte Bereicherung des Bücherschrankes.

"10. Februar: Klara von Rimini (/1282 - 1346): Beiß dir auf die Zunge

Hier kommt eine heiligmäßige Frau, die ihr Leben begann wie Paris Hilton - reich, wunderhübsch und eifrig... den jungen Geldfüchsen von Rimini zugetan. (Gnädigerweise gab es das Internet noch nicht, so daß das Videomaterial der seligen Klara nicht sehr weit zirkulierte.) Am Ende heiratete sie - nur um zu erleben, wie erst ihr Gatte und später ihr Sohn nach einer besonders stürmischen italienischen Wahl exekutiert wurden. In einer zweiten Ehe heiterte Klara ihren Gatten durch eine sich steigernde Serie von Bußwerken auf: Sie ersetzte ihre Juwelen durch pervers aussehende Eisenringe und Halsketten und schlief auf einem ungehobelten Holzbrett. (Das nenn ich mir ein einfaches Leben!) Klara trat in den Dritten Orden der Franziskaner ein, aber übertraf die meisten von ihnen durch Nächstenliebe - einmal verkaufte sie sich in die Sklaverei um die Schulden eines Fremden zu bezahlen. Man sagt, daß sie sich fürs Klatschen bestrafte, indem sie sich ein Stück ihrer Zunge mit einer Schere abschnitt.

Feiertipp: Prüfen Sie Ihr Gewissen und erkennen Sie, ob Sie der üblen Nachrede, des Rufmords oder des Journalismus schuldig sind. Falls diese Sünden ihr Gewissen belasten, gehen Sie in ein Piercing-Studio und lassen Sie sich einen Stecker durch die Zunge ziehen. Lassen Sie sich vorab die Erlaubnis ihres Seelenführers geben."

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