3. Januar 2005

Konkret, jetzig, verfügt

"Der Glaube ist ein Realismus, wir aber machen oft eine Abstraktion daraus, ein ganzes System von Abstraktionen - und das zu Unrecht.

Wir machen daraus eine - abstrakte - Lebenskunst, eine philosophische Theorie oder ein Denksystem: Wir folgern Ideen daraus oder machen uns eine Idee davon. Nun ist der Glaube aber eine praktische Wissenschaft: das „Gewusst-Wie“ des Lebens, und zwar heute und hier.

Unaufhörlich täuschen wir uns über ihn: Es gibt keinen Glauben in Reinkultur; der Glaube ist für einen konkreten Menschen da, für ein menschliches Leben, und um dieses Leben in Christus dem Heil aller Menschen zu weihen, um es in der Kirche dem Heil der ganzen Welt zu weihen.

Der Glaube ist in der Zeit und für die Zeit: jene Zeit nämlich, in der sich dieses menschliche Leben abspielt. Man könnte sagen: Der Glaube ist die Liebe Gottes, die sich in diese Zeit einbringt; der Glaube ist der zeitliche Einsatz der Liebe Gottes.

Und insofern es sich um unsere Zeit handelt, so wird der Glaube von uns nur dann kraftvoll gelebt, wenn er uns erleuchtet und stärkt im Jetzigen, Augenblicklichen, Unmittelbaren.

Denn der Glaube ist da für die Liebe. Das Leben, das er von innen her verwandelt, wird dann ein Leben, das die Liebe Gottes ausstrahlt und verwirklicht, das sie so trägt, wie ein Baum seine Früchte trägt; ein Leben, in dem die beiden Gebote untrennbar und unteilbar sind." (Madeleine Delbrel, zit. nach der WJT-Arbeitshilfe, S. 65)

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