Der "Christ in der Gegenwart" referiert Deutungstrategien der Flutkatastrophe und bezieht sich für die (west-)christlichen Varianten auf Alexander Kissler von der Süddeutschen:
"In christlichen Zusammenhängen wird dagegen schärfer mit Gott gerechtet. Dabei ist auffallend, wie Alexander Kissler (in der „Süddeutschen Zeitung") bemerkt, daß die Zeitungskommentatoren und die Politiker vielfach theologisch-sakrale Deutungsmuster wählen und beispielsweise von einer 'apokalyptischen Sintflut', einer 'Heimsuchung' sprechen oder ganz direkt die Frage nach dem abwesenden Gott stellen, während sich Bischöfe und Theologen mit einer solchen Deutung eher zurückhalten. Sie würden die kritische Frage nach der Allmacht Gottes ausblenden und eher psychologisch als theologisch den Überlebenden Trost und Mut zusprechen. Aber an wen richtet sich das Gebet der Christen? An einen Gott, der das Leid hätte verhindern können und müssen, oder an einen Gott, der es - mitleidend und traurig - zulassen muß? Dann aber stellt sich die Frage, warum er überhaupt eine derart imperfekte Schöpfung geschaffen und zugelassen hat. Das religiöse Dilemma läßt sich weder dadurch lösen, daß man Gott die Allmächtigkeit abspricht und ihn selber als leidenden Gott betont, noch dadurch, daß man wieder unbefangen vom über allem thronenden „Herrn des Schicksals" spricht. Die Rede vom mitleidenden Gott ist zwar in der modernen Theologie ein oft beschrittener Weg, zerstört aber wiederum die ganzheitliche Welterklärung vom gütigen und allmächtigen Schöpfergott. Kisslers Fazit: 'Man kann nicht beides haben: die Anschlußfähigkeit der Gottesrede und zugleich die alles erklärende Erzählung.'" (Wo war Gott, als er nicht da war - CiG)
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