30. Januar 2009

Kommentar zu einem Kommentar

Es ist mir leider aus technischen Gründen nicht gelungen, den Kommentar von mcp zu kommentieren, nachdem ich ihn heute morgen freigegeben hatte. Daher hier ausnahmsweise auf der oberen Ebene:

"Wohin soll das führen und was kommt als nächstes? Kommunisten, Sozialisten, Rechte? Was ist Pädophilen, Vergewaltigern, Mördern und anderen Kriminellen? Nach dieser Lesart darf nur Christ sein, wer nicht von der allgemeinen Norm oder der öffentlichen Meinung abweicht."

Halten wir doch schlicht fest:
- Es handelt sich bei +Williamson nicht um einen "einfachen" Christen, sondern um einen Bischof. Ein Bischof ist ein (potentieller) Sünder wie ich, aber für ihn gelten andere Erwartungen in der Lehre und im Vertreten der Kirche in der Öffentlichkeit. (Was wiederum nicht heißt, daß ich tun und lassen und reden könnte, was ich will...)
- +Williamson weicht nicht einfach von irgendeiner "allgemeinen Norm oder der öffentlichen Meinung" ab, er hat auch nicht einfach eine andere Sicht eines historischen Faktums (so wie Johannes Fried aktuell den Canossagang Heinrichs IV. neu interpretiert), sondern hinter seinen Sätzen steckt die antisemitische Fratze.
- Inwieweit das auch für die anderen Bischöfe, für die gesamte oder Teile der Pius-Bruderschaft oder einzelne oder Teile der ihr Verbundenen zutrifft, können andere besser beurteilen. Das werden auch die Bruderschaft und ihre anderen Bischöfe eindeutig klar stellen müssen, haben es teilweise auch schon getan. Hier könnte auch eine klare Distanzierung, evtl. mit entsprechender Reue, fällig werden.
- Der Heilige Vater hat die Aufhebung der Exkommunikation in Williamsons Fall nicht wieder zurückgenommen, aber er hat unmißverständlich klar gestellt, was Sache ist in Sachen Shoah und christlich-katholischem Antisemitismus/Antijudaismus - und was er von den Bischöfen (und der gesamten Pius-Bruderschaft) erwartet.
- Aufhebung der Exkommunikation ist ein erster, großer Schritt auf diesem Weg der Wiederversöhnung. Die ganze Kirche wartet auf die Schritte der anderen Seite. (Heute morgen hören wir, daß +Fellay das 2. Vatikanische Konzil "theologisch" anerkannt hat - vgl. http://wdtprs.com/blog/2009/01/card-castrillon-bp-fellay-recognized-vatican-ii/ - auch das wäre ein wichtiger Schritt, wenn es wahr ist.)

Willst Du wirklich einen Bischof, Nachfolger der Apostel, lokaler vicarius des Messias Israels, der wieder und wieder den Mord an den Juden, den mein Volk, das deutsche Volk, begangen hat, leugnet statt darüber zu trauern und die eigene, die kirchliche Untreue dem HErrn gegenüber zu bereuen und zu bedenken? (Und daß heißt nicht - um wieder irgendwelchen Kurzschlüssen vorzubeugen, daß Pius XII. nicht viel, sehr viel für die Rettung von Juden in dieser Zeit getan hat. Ob es genug war, überlasse ich ihm selber, dem Herrn und dem advocatus diaboli.)

5 Kommentare:

Tiberius hat gesagt…

Bitte entschuldigt die Länge dieses Kommentars.

Vielleicht habe ich etwas mißverstanden, aber ich bin bislang davon ausgegangen, daß hier zwei Sachverhalte vorliegen.

Williamson ist unrechtmäßig, aber gültig zum Bischof der katholischen Kirche geweiht worden. Weil er sich unrechtmäßig hat weihen lassen ist er zum einen als Bischof und Priester suspendiert und zum anderen als Gläubiger exkommuniziert worden.

Nachdem nun seine Exkommunikation, nicht aber seine Suspendierung aufgehoben wurde, gehört er zwar wieder zur Kirche, darf aber in dieser weder Priester noch Bischof sein.

Um die Suspendierung aufheben zu können, bedürfte es einer eingehenden Prüfung der Person, die Williamson mit Sicherheit und zu Recht nicht bestehen wird. Er weiß, daß sein Schicksal am Schisma hängt und er wird alles tun, um eine Einigung zu hintertreiben.

Die Kriterien für die Exkommunikation sind Kriterien des Glaubens und der Kirchendisziplin. Die von einigen Seiten verlangte Neuordnung dieser Kriterien unter der Berücksichtigung von "ethischen" Kriterien, entspricht der allgmeinen Unkenntnis des Kircherechtes und dem Wunsch der Öffentlicheit, man möge sich dieser Unkenntnis unterwerfen.

Eines der entscheidenden Stichworte scheint mir hier die Vermittelbarkeit zu sein, die immer wieder gerne angerufen wird. Wenn man, so wie es weite Teile der Medien und der Öffentlichkeit betrifft, schon ob der eigenen Ahnungslosigkeit zu den inhaltlichen Fragen sachlich nicht Stellung nehmen kann, dann kann man doch immerhin mit der eigenen Betroffenheit operieren, die den großen Vorteil hat, sachlich unangreifbar zu sein.

Ich will damit nicht sagen, daß die Worte Williamsons zu unrecht betroffen gemacht haben. Nach den Erkenntnissen, über die wir heute wissenschaftlich gesichert verfügen, sind seine Ausführungen unhaltbar und die dahinter zu vermutende Absicht ist unsäglich. Sowohl das eine als auch das andere haben mit der Aufhebung der Exkommunikation jedoch nichts zu tun.

Williamson weiß bestimmt, daß ihn die Aufhebung der Exkommunikation auf einen Weg bringt, der ihn zum Gericht der Kirche führen wird und nicht auf einen Bischofsstuhl.

Man muß sich mal vorstellen, die Bundesrepublik Deutschland würde einem gesuchten Straftäter, die Einreise verweigern, weil er ein Straftäter ist, obwohl die Polizei schon hinter der Grenze wartet.

Anonym hat gesagt…

Für mich ist Williamson weder ein Bischof, noch hat er irgendwas zu sagen in der Kirche. Vielleicht liege ich damit nach kanonischem Recht irgendwie schief, aber ich sehe tatsächlich keine Zukunft für ihn in einer Kirche, die sich wohl nicht jedem anbiedern muss (also auch nicht IHM), aber dennoch mit den Schwesterreligionen in Dialog treten sollte. Insbesondere mit der jüdischen, da ich meine, man kommt nunmal schlecht drumrum, dass alle maßgeblichen Personen des Neuen Bundes Juden waren. Ich weiß aber andererseits auch nicht, wieso wir uns jetzt über Holocaustleugner unterhalten müssen, wenn die Piusbruderschaft völlig andere Anliegen hat und Williamson eigentlich nur irgendeinen Brei von sich gegeben hat, den er offenbar immer wieder von sich gibt und der scheinbar entweder auf Verdauungsschwächen oder Prostata-Beschwerden zurückzuführen ist. (Ja sorry). Es wäre schön, wenn wenigstens wir Katholiken mal wieder auf den Kernpunkt des Themas kämen: Und der lautet für mich jedenfalls: Der Santo Padre hat eine wundervolle Geste der Versöhnung gemacht,und jetzt ist die Gegenseite dran, zu beweisen, wieviel ihr der Papst und Rom noch bedeutet.Denn ER zumindest hat klar gemacht, wieviel ihm liturgische Ernsthaftigkeit tatsächlich noch ein Punkt auf der Agenda wert ist. Jetzt sind sie dran.

Anonym hat gesagt…

Der Deutschlandfunk sendete heute einen Kommentar, der, als von einem WDR Redakteur verfasst, in meinen Augen bemerksenswert objektiv ist.

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/themenderwoche/912906/

Anonym hat gesagt…

eh... der Deutschlandfunk hat heute morgen allen Ernstes KÜNG zum Thema befragt! Was gibt es zu DIESEM Sender mehr zu sagen??

Und at Tiberius: Bravo! Auf den Punkt genau getroffen!

Anonym hat gesagt…

Ich habe jetzt so viel dafür, dagegen, vielleicht und eventuell und ja aber nein und nein aber ja gelesen, dass mir der Kopf schwirrt.
Abgesehen davon, dass ich nicht mehr weiß, was ich denken soll, denke ich, es ist wirklich an der Zeit, ernsthaft zu beten.(Als ob man unernsthaft beten könnte, aber ich meinte mehr so in Richtung Sturmgebet).