31. Oktober 2008

Der Zeitungsredakteur der Woche

Anerkennend und fasziniert stehe ich vor jenem Redakteur meiner lokalen Zeitung, der es fertig brachte, ein Messiaen-Konzert lobend zu rezensieren und dabei auch den Jubilar - am 10. Dezember ist der 100. Geburtstag des Komponisten - ausgiebig und wortreich zu würdigen, die mystische, biblische, apokalyptische Komponente seines Werkes zu erwähnen, sein Interesse für Vogelstimmen, Östliches, Mathematisches, Diatonisches zu streifen - und dabei konsequent jenes eine, einzige, unerläßliche, unvermeidliche Adjektiv zu umschiffen, das im Zusammenhang mit Monsieur Messiaen immer fällt, immer fallen muß. Außer eben im Aschaffenburger Main-Echo.

Zukünftiges Lob

Gute Ideen soll man irgendwo schriftlich fixieren, wenn man sie nicht unmittelbar verwenden kann.

Hier also der Vorschlag von Frau scipio für die Rückseite meines Sterbebildchens:

"Er war doch nicht so schlimm."

Wer hat's gesagt?

"Gott erläßt überhaupt keinem die Schuld, ohne ihn zugleich demütig in allem dem Priester, seinem Stellvertreter, zu unterwerfen...

Wer gegen die Wahrheit des apostolischen Ablasses spricht, der sei verworfen und verflucht."

30. Oktober 2008

Franz Wright: Letter

I am not acquainted with anyone
there, if they spoke to me
I would not know what to do.
But so far nobody has, I know
I certainly wouldn't.
I don't participate, I'm not allowed;
I just listen, and every morning
have a moment of such happiness, I breathe
and breathe until the terror returns. About the time
when they are supposed to greet one another
two people actually look into each other's eyes
and hold hands a moment, but
the church is so big and the few who are there
are seated far apart. So this presents no real problem.
I keep my eyes fixed on the great naked corpse, the vertical
corpse
who is said to be love
and who spoke the world
into being, before coming here
to be tortured and executed by it.
I don't know what I am doing there. I do
notice the more I lose touch
with what I previously saw as my life
the more real my spot in the dark winter pew becomes—
it is infinite. What we experience
as space, the sky
that is, the sun, the stars
is intimate and rather small by comparison.
...If only I could tell someone.
The humiliation I go through
when I think of my past
can only be described as grace.
We are created by being destroyed.

Und es wird sein...

Karl Rahner sj:

Seele, vergiss nicht der Toten!
Ruf sie heute in dein Herz,
höre ihr Schweigen,
lerne von ihnen das eine Notwendige,
feiere das Fest aller deiner Heiligen.

Dann wird der Gott aller Lebendigen
auch uns Tote nicht vergessen,
und er wird einmal auch unser Leben sein.
Und es wird sein
ein einziges, ewiges Fest aller Heiligen.

(via CiG)

29. Oktober 2008



ante volat causia*
alta versus sidera

(via Father Zuhlsdorf)

* O.K., was da fliegt, ist ein pileulus, aber es heißt nun einmal causia in der Übertragung dieses bekannten Gedichts.

P. Otto Messmer - P. Victor Betancourt

Gedenken wir heute abend mit der Gesellschaft Jesu der beiden in Moskau ermordeten Patres Otto Messmer und Victor Betancourt.

Requiem aeternam dona eis, Domine,
et lux perpetua luceat eis.
Te decet hymnus, Deus, in Sion,
et tibi reddetur votum in Jerusalem.
Exaudi orationem meam,
ad te omnis caro veniet.
Requiem aeternam dona eis, Domine.

Singt dem Messias ein neues Lied

Ein Stück praktizierte Naherwartung und damit ein Fall für diesen Blog:

Ökumenerätsel

Welchen Begriff erklärt Bischof Wolfgang Huber folgendermaßen:

Auch wer Sch... gebaut hat, bleibt eine Person mit Menschenwürde, die ihm niemand nehmen kann. Das ist - ja was denn?

Evelyn und englische Legalisten

Gina Thomas mit einem ausführlichen Bericht zur Lage in England im Jahr 1 post Summorum Pontificum in der FAZ. Zu Wort kommen u.a. Evelyn Waugh, Sebastian Flyte und Damian Thompson.

Nichts macht deren Ablehnung der Reformen Benedikts XVI. so deutlich wie der Affront gegen den ihm nahestehenden Kurienkardinal Dario Castillón Hoyos, als dieser im Sommer als erster Kardinal seit fast vierzig Jahren in der Kathdrale von Westminster ein Pontifikalamt nach dem alten Missale hielt. Die Bischöfe blieben dem Ereignis allesamt fern, Kardinal Murphy-O'Connor eingeschlossen, der zuvor beim Vatikan gegen eine Lockerung der Unterbindung der traditionellen Messe eingetreten war. (...) Ein Kritiker bemerkte jedoch, es sei in etwa so, als wenn ein Generalstabchef als Ehrengast zum Vorbeimarsch einer Division geladen gewesen sei und weder der Divisionskommandeur noch dessen Brigadekommandeure sich hätten blicken lassen.

Bezeichnend sind auch die gewundenen legalistischen Erläuterungen, welche liberale Diözesanbischöfe zum „scheinbaren Rückschritt“ des Papstes verteilen, um der Verbreitung des alten Ritus entgenzuwirken. Einige von ihnen haben offenbar nicht begriffen, dass sich das Apostolische Schreiben Benedikts XVI. nicht zur Interpretation anbietet, sondern Gesetz ist. Während Priester bislang bei ihrem Bischof eine besondere Erlaubnis einholen mussten, um die alte Messe feiern zu dürfen, hat sie das Motu Proprio befreit. Dennoch müssen Priester, wie einer von ihnen im Gespräch verriet, immer noch Repressalien fürchten, wenn sie die außerordentliche Form des Gottesdienstes wählen.

28. Oktober 2008

Wer fragt wen an?

Die kna meldet aus Brüssel:

[Der katholische belgische Kirchenrechtler Rik] Torfs sagte, ihm fehlten im derzeitigen öffentlichen Diskurs die Stimmen von Theologen mit Format. Durch Jahrzehnte der Anpassung der Gelehrten ans kirchliche Lehramt hätten sich viele Theologen in die Irrelevanz geflüchtet. „Sie betreiben eine Theologie, die nicht mehr anstößig ist, aber die auch keinen mehr interessiert“, sagte der Kirchenrechtler. Dabei gebe es in der Gesellschaft, besonders unter Kreativen und Intellektuellen, wieder ein Interesse an Religion, das sich oft in unkonventionellen Anfragen ausdrücke.

Die Meinung sei ihm unbenommen, aber nachdem ich heute die beiden Thomas Meinecke-Bücher "Ratzinger-Funktion" und "Jungfrau" in der Buchhandlung meines Vertrauens abholen und bei intensivem Blättern ein höchst erstaunliches, wenn auch sich "in unkonventionellen Anfragen" ausdrückendes Interesse an einer katholischen Theologie bemerken konnte, die sich bewusst "ans kirchliche Lehramt" anpasst - ich sage nur: Ratzinger und Balthasar -, vermag mich dieser ach so eingängige Satz nicht zu überzeugen. Das eigentlich Interessante am Christentum sind längerfristig nicht die Dissidenten und Häretiker, sondern jenes uralte Ungetüm namens Orthodoxie.

(Zu Torfs' Zitat gelangt via glaubenssache)

Hoffnungsperle

Thomas "Thommy" Gottschalk über seine Korrespondenz mit Elke Heidenreich (via SpOn):

Unser Briefwechsel befindet sich auf hohem literarischem Niveau, ist aber privat und wird es bleiben.

Solche Sätze machen unsern Tag hell!

27. Oktober 2008

Kirchenamtlich profillos

Aus den Kommentaren hochgeholt: ein Hinweis von P. Recktenwald auf den Kommentar von Bernhard Müller (Chefredakteur des PUR-Magazin) zur Medienpolitik der deutschen Bischöfe.

Auszüge:

Einige Bischöfe wollen offenbar, dass das gesamte kirchliche und katholische Medienfeld nur noch von “Profis” beherrscht wird, die sie eingesetzt und auf ihrer Gehaltsliste haben. Von diesen “Profis” fehlt aber leider vielen die Vorliebe für das speziell Katholische, auf Marien- und Heiligenverehrung reagieren sie nicht selten allergisch, sehen im Vatikan meist nur eine mittelalterliche Macht- und Zensurbehörde und ihren missionarischen Eifer richten sie nahezu ausschließlich auf Ökumene, umwelt- und entwicklungspolitische Debatten oder Einbürgerungsfragen.

Dieser in der katholischen Medienlandschaft weit verbreitete kirchenamtliche Funktionärsjournalismus schämt sich allzu oft des katholischen Glaubens mehr als er ihn bekennt. Mancher Kirchenredakteur wirkt neidisch auf die Kollegen, die im säkularen Bereich eine Anstellung gefunden haben, die bei SPIEGEL, STERN und den Fernsehanstalten in Brot und Lohn stehen. Daher auch das ständige Bemühen nicht als katholisch, sondern als weltoffen wahrgenommen zu werden. Dass dabei jedes Profil verloren geht, die wahren Schätze der Kirche und des Glaubens vergraben statt gehoben werden, braucht nicht zu verwundern. Verwundern muss allerdings, dass die verantwortlichen Bischöfe nach weit mehr als 20 Jahren einschlägiger Erfahrung nicht sehen wollen, wohin ihre subventionierte Medienarbeit führt. Die Entfremdung der Bevölkerung zur Botschaft des Evangeliums und die Unwissenheit über den Glauben nehmen ständig zu.

Aggiornamento der Soggy Bottom Boys



Die besten Szenen und der schlechthinnige Hit aus "O Brother, Where Art Thou?", versetzt mit einem guten Schuß Gwen Stefani.

(via NPR - Monkey See)

26. Oktober 2008

Das war gar nicht fein



Ich frage mich ja schon, warum man diesen Beitrag der Jacob-Sisters zum Deutschen Schlager-Wettbewerb 1969 hierzulande nicht öfters hört, weder im Lokalfunk noch in der Fasenacht. Ist doch nichts Ehrenrühriges, wenn "auf dem Wege nach Aschaffenburg" Affen durchbrennen.

Arme Kirche

Aus einer deutschen Pfarrei mit vergleichsweise leichten Finanzproblemen:

"Bei vierzehn von 52 Kollekten im Jahren müssen wir das Geld abführen. Nur von 38 Kollekten dürfen wir das Geld für unsere Zwecke behalten."

Zu den vierzehn zählen u.a. die Sammlungen für Misereor, Adveniat, Missio, Renovabis, das Heilige Land und der Peterspfennig

Merke: Nicht überall bedeutet katholisch weltweit.

Das interessantere Angebot

Durch Kallscheuers Kolumne in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung bin ich auf den neuen Roman von Thomas Meinecke aufmerksam geworden, der sich, mit allen möglichen -ismen gewaschen, auf urkatholisches Gelände vorwagt.

Aus einem Meinecke-Interview mit der jungle-world ein paar schöne Sätze, die uns an sich nicht unbedingt überraschen, weil wir schon vorher von ihrer Richtigkeit überzeugt waren (obschon wir einige Akzente anders setzen würden als der Literat und Musiker):

Deswegen bin ich auch ein Gegner der Ökumene, weil es ein Unterschied ums Ganze ist, ob man wie die Katholiken sagt, dass die Hostie das Fleisch Christi ist, oder wie die Protestanten, dass es das nur irgendwie bedeutet.

Ich finde sein verlogenes Modell der Entsagung, das durch das System von Sünde und Beichte dem Menschen ermöglicht, in einen endlosen Kreislauf eintreten zu können, das interessantere Angebot, inter­essanter als das hehre Kalt-Niederduschen im Protestantismus. Der Katholizismus hat einiges anzubieten.

Der Katholizismus entlässt eben niemanden aus der Gnade, als Katholik ist man gnadenlos in der Gnade gefangen.

Wenn ich etwas am Katholizismus interessant finde, dann die Dogmen und nicht das, was man im Duftölverlag kaufen kann.

Herr S.

Wenn man nach den eigenen Vorbildern gefragt wird, nach Menschen, die einen positiv geprägt haben, dann denkt man an die big shots oder die besonderen Menschen, denen man im Leben begegnet ist.

Nicht so prominent, aber in summa nicht weniger prägend, sind die vielen Menschen, mit denen man nur hin und wieder zu tun hatte und die auf den ersten Blick nicht hervorstechen.

Nehmen wir z.B. Herrn S.: Das ganze, große Dorf kennt ihn: Aus einer einheimischen Familie stammend, 1919 geboren, im Zweiten Großen Krieg vermutlich kaum zu Hause, nach dem Krieg Heirat und Familiengründung, vier Kinder, die alle was geworden sind, Metzgermeister und Kirchenorganist. Ein bescheidener Mann, der sich nicht in den Vordergrund drängt. Einer, der seine Pflicht erfüllt - was für seine Organistentätigkeit heißt: Frühmessen, Abendmessen, wenig Sonntagmessen (weil dann die "richtigen" Organisten spielen, die mit Ambitionen oder Studium), Hochzeiten, Taufen, Begräbnismessen. Kurzfristig einspringen, auch vor Geschäftsschluß, kurzfristig verzichten, wenn ein besserer auftaucht. Über vierzig Jahre lang. Auch im Alter noch, wenn Konzentration und Gedächtnis nachlassen und man öfters daneben greift (und es selber merkt): gebraucht werden und sich brauchen lassen.

Wichtiger aber als all das ist noch seine Person: Offen, unkompliziert, verschmitzt, humorvoll, freundlich, zurückhaltend, zuvorkommend, selbstbewusst. Arbeitsam und fleißig - was auch sonst, wenn man einen eigenen Metzgerladen hat. Seinen Mann stehend unter Männern, korrekt-charmant zu Frauen (sagt die meinige). Als die Stimme im Alter nachlässt, sprechen die Augen umso mehr, freuen sich und funkeln.

Gestern am frühen Morgen ist Herr S. nach kurzer Krankheit gestorben. Zur Trauer um einen guten Menschen kommt Dankbarkeit und Freude.

25. Oktober 2008

Samstägliche Bemerkung

Einer der wenigen Nachteile, wenn man eine aktiven, gesunden, fleißigen Vater oder Schwiegervater hat, der in Ruhestand ist: Man kommt höchst selten dazu, sein Holz selber zu hacken.

Umso besser, wenn man es dann bei herrlich frischem sonnigen Herbstwetter tun kann. Und wenn die Axt taugt und der Klotz fest steht.

"Unser Recht auf Abtreibung sichern"

Komisch und erschütternd gleichzeitig, wenn eine Frau, die wohl eher zufällig, jedenfalls nicht aufgrund irgendeines Rechtsanspruches, ihre Zeit als Baby im Mutterleib überlebt hat, richtige Politik immer und zuerst daran festmacht, daß - wenn es hart auf hart kommt - andere kleine Menschlein nicht lebendig den Uterus verlassen dürfen.

Das Spiegel-Interview mit der "Feministin" Katha Pollitt zeigt, daß nicht nur Pro-Lifer wissen, was demnächst in den USofA auf dem Spiel steht.

Erlebnis des Tages

So voll habe ich seit Fahrschüler- und Rekrutentagen kein öffentliches Nahverkehrsmittel erlebt wie heute die Pariser RER von Süden nach Norden, bis sich am Gare du Nord ein bißchen Bewegungsraum ergab und man wieder ein bißchen tiefer einatmen konnte. Die Stimmung: wohlwollender Fatalismus. Immerhin geht das Land wieder zwei Wochen in Herbstferien.

Habe ich hier eigentlich schon mal gesagt, daß mir die Franzosen in ihrer gelassenen, selbstbewussten, leicht motzigen Art ganz sympathisch sind? Allerdings kann ich das Nachbarland nach ein paar Tagen immer wieder verlassen...

23. Oktober 2008

Das deutsche Blogzentralarchiv

Auch die Blogozese sei darauf hingewiesen, daß seit heute die Pflichtabgabeverordnung für Netzpublikationen gilt (Hinweis bei den infobib-Kollegen). Das heißt: Ab sofort ein Pflichtexemplar eines jeden Blogs an die Deutsche Nationalbibliothek, zusätzlich zu der pflichtgemäßen Kopie, die ja eh ein jeder von Anbeginn der Zeiten in den Vatikan schickt.

22. Oktober 2008

Die Kulturnation hat kein Geld für Martin Buber

Einen "schmähliche[n] Vorgang" nennt die FAZ die Einstellung der Förderung der Martin-Buber-Werkausgabe durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft: Der Philosoph Volker Gerhardt nannte dieses Projekt 1999 "eine historische Pflichtaufgabe der deutschen Philosophie, Theologie und Religionswissenschaft"; 9 Jahre und vier von 21 Bänden später streicht die DFG nun die Mittel für die Arbeitsstelle (die aus einer Person besteht).

Aleida Assmann: "Die stille Hinnahme des Abbruchs dieses Projekts - das wäre in der Tat ein schwarzer Tag für uns alle."

Nenn mich einfach, wie du willst


Woraufhin der Praktikant der FAZ erfolgreich schrie: "Ich will auch mal wieder!" Herr Schirrmacher oder ein Kollege von ihm war nicht so und sagte: "Nur zu, aber daß du mir auch schön den Carl mit dem Jean verwechselst."

(Dem aufmerksamen Blogleser wird nicht entgangen sein, daß die beiden Screenshots aus dem Google Reader stammen: Der Versuch läuft - und läuft gut.)

MP Erwin



Kurz vor Schluß läßt die Zeit einen Praktikanten ran und macht Träume wahr.



21. Oktober 2008

Der Katholik und die Religionen

"I will be a better Catholic, not if I can refute every shade of Protestantism, but if I can affirm the truth in it and still go further. So, too, with the Muslims, the Hindus, the Buddhists, etc. This does not mean syncretism, indifferentism, the vapid and careless friendliness that accepts everything by thinking of nothing. There is much that one cannot 'affirm' and 'accept,' but first one must say 'yes' where one really can. If I affirm myself as a Catholic merely by denying all that is Muslim, Jewish, Protestant, Hindu, Buddhist, etc., in the end I will find that there is not much left for me to affirm as a Catholic: and certainly no breath of the Spirit with which to affirm it."

[Ich werde ein besserer Katholik, nicht wenn ich jede Nuance des Protestantismus widerlege, sondern wenn ich die Wahrheit darin bestätigen und darüber hinaus gehen kann. So auch mit den Muslimen, den Hindus, den Buddhisten etc. Das bedeutet keinen Synkretismus, keinen Indifferentismus, nicht die fade und nachlässige Freundlichkeit, die alles akzeptiert, weil sie nicht denkt. Es gibt vieles, was man nicht 'bestätigen' und 'akzeptieren' kann, aber zuerst muß man 'Ja' sagen, wo man es kann. Wenn ich mich selbst nur als Katholik behaupten kann, indem ich alles bestreite, was muslimisch, jüdisch, protestantisch, hinduistisch, buddhistisch usw. ist, dann werde ich am Ende merken, daß mir als Katholik nicht mehr viel zu bejahen bleibt; und gewiß kein Hauch des Geistes, mit dem ich es bejahe.]

- So weit Thomas Merton, der gewißlich nicht immer orthodoxe.

A Treasure For The Poor To Find

Townes van Zandt sagte, dieses Liebeslied sei im Schlaf zu ihm gekommen, er sei aufgewacht, habe es notiert - und fertig. Ich glaube ihm das natürlich.

20. Oktober 2008

Dag, Blaise, Henri sagen:

Dag Hammarskjöld:

Treu seiner Zukunft-
Auch wenn dies nur bedeutet 'se préparer à bien mourir'.


Blaise Pascal:

Ihr verderbt die Religion entweder zugunsten Eurer Freunde oder zum Nachteil Eurer Feinde; Ihr bestimmt darüber nach Eurem Gutdünken. (fr. 855)

Henri de Lubac:

Wenn uns heute der Häretiker kein Grauen mehr einflößt wie unseren Vorfahren: ist der Grund sicher der, daß wir mehr Liebe im Herzen tragen? Oder erfolgt es nicht eher uneingestandenermaßen deshalb, weil das Streitobjekt, die Substanz unseres Glaubens, uns nicht mehr interessiert?

Schnelllesefutter

Eric Scheske (The Daily Eudemon) hat eine kleine Liste von guten Büchern für den kleinen Lesehunger zwischendurch erstellt. Es sind großteils Klassiker, die wir so oder anders auch auf Deutsch bekommen.

Mein Bücherregal gibt mir auf die Schnelle folgendes her:

  • Dag Hammarskjöld: Zeichen am Weg - Ein Klassiker wohl, aber ein sehr persönlicher dazu. Nicht geschrieben, um veröffentlicht zu werden.
  • Blaise Pascal: Gedanken - Dient auch zur Gewissenerforschung. fr. 855 zum Beispiel.
  • P. Josef Kentenich: Gott mein Vater - Kurze Aphorismen aus seinen Vorträgen, eines von vielen Bändchen, doch das, was mich am meisten geprägt hat.
  • Henri de Lubac: Glaubensparadoxe - Klarsichtig, scharfsinnig, esprituell.
  • Madeleine Delbrêl: Gebet in einem weltlichen Leben - Damit wir die 10, 20, 30 sec zwischendurch nutzen, um blitzschnell die Seele zu erheben - oder zu versenken.
  • Thomas von Aquin: Sentenzen über Gott und die Welt - Katholische Wahrheiten, kompakt, lateinisch und deutsch.
  • Allein die Liebe: Worte der hl. Theresia von Lisieux - Butter bei die Fische. Nicht nur Rosen.

Hey hey


Was sieht das so einfach und entspannt aus, wenn Big Bill Broonzy spielt...

RDS-Feeds

Die Bestätigung folgte der Lektüre auf dem Fuße:

Heute morgen las ich noch bei einem Bloggerkollegen - wenn ich nur noch wüsste, wo - daß es ihn ungewollt in die Arme der großen Krake google treibe, nicht nur beim Websuchen, sondern auch bei Lesen seiner RSS-Feeds: Weg von den früher so weithin beliebten Bloglines, hin zum Google-Reader.

Prompt tauchen bei mir heute abend 10 ungelesene Postings von Tiberius auf, das neueste vom vergangenen Freitag, das älteste von Ende September. Das ist natürlich inakzeptabel. Really delayed syndication.

Vielleicht gelingt es mir, mich mit dem Google-Reader anzufreunden. Meine OPML-Datei habe ich jedenfalls hochgeladen.

19. Oktober 2008

Erntedank - zwei Wochen danach

Die vor zwei Wochen, am Erntedankfest selber, noch üppige Dekoration rings um den Altar ist gründlich zusammengeschmolzen: Kartoffeln, gelbe Rüben und anderes Gemüsen sind wohl wie jedes Jahr an den Kindergarten für einen Eintopf gegangen; Äpfel, Trauben, Zwetschgen, Birnen haben ebenfalls ihre endgültige Bestimmung gefunden.

Die Zufälligkeit der verbliebenen Dankesgaben machte mir gestern in der Abendmesse zu schaffen: Sucht der Mensch an sich schon nach verborgenen Zusammenhängen, dann sperrt der homo religiosus die Augen noch weiter auf und strengt seine Fantasie noch stärker an, um sich auch nicht den kleinsten Deut, den kleinsten Fingerzeig de super entgehen zu lassen.

Es waren da also:

  • ein Strauß Fette Henne in Kupferkanne (Erinnerung an meine Mutter, die immer, immer Fetthennen im Garten hatte - oder gar Erinnerung an die leibhaftigen Tiere meiner Kindheit, Eierleger und Suppenhühner?)
  • fünf Maiskolben, groß, geschält (Transatlantisch? Thanksgiving? US-Wahl? Gebetsaufforderung für God's own country?)
  • eine 1l-Flasche 2000er Rheinischer Landwein Huxelrebe (Kein Frankenwein im Bocksbeutel, kein Meßwein. Äußerst seltsam. Total unverständlich. Verweis auf GOttes Immer-Größer-Sein, SEin Übersteigen-all-unserer-Denkmöglichkeiten?)
  • zwei künstliche Hopfenzweige mit ebenso künstlichen Dolden (Dank für die chemische Industrie und ihre Wohltaten? Ungewohnt, normalerweise danken wir in der Kirche nur für die Landwirtschaft und ihre Erzeugnisse, sofern nicht zu sehr veredelt, nicht für den Industriesektor, selten für Dienstleistungen. Aber was sonst? Hinweis auf das Bier, eine andere der Großtaten GOttes am Menschen? Warum aber dann kein echtes? Kein Heyland's, kein Schlappeseppel?)
  • eine grüne Steingutkanne mit Kirsch- und Pflaumenmotiven (Also kein Bembel, also kein Verweis auf die überwältigende Apfelernte in unseren Breiten. Dann bleibt nur das Paulusjahr und den "Schatz in den irdenen Gefäßen", auf die "überschwengliche Kraft", die von GOtt und nicht von uns kommt.)

Bilanz nach fünf Jahren

SpOn bringt ein interessantes Interview mit P. Felix Körner sj über Kirche- und Christsein in der Türkei.

Sonntagsessen

Das Kartoffelgratin für nachher, wenn Mutter und Frau verköstigt werden wollen, steht im Ofen.

Demnächst, nach x Jahren Beschränkung auf Gratins mit verschiedenen Kartoffelsorten, sollte ich vielleicht doch zu komplexeren Gerichten schreiten, vielleicht zu Spaghetti Carbonara...

Das amtliche Video habe ich mir schon mal angeschaut. (via WDTPRS)

Liebe Titanic,

jetzt musstet Ihr Euren geplanten Mohammed-Ähnlichkeitswettbewerb absagen. Das ist echt schade. Denn das heißt ja: Satire darf nicht mehr alles, sondern nur 99,99 % davon. Aber logisch: Wenn die Gefährdungseinschätzung der Polizei zeigt, daß das "Risiko unkalkulierbar" ist, dann ist klar, daß die Stadt Frankfurt kalte Füße bekommt.

Es gibt aber einen Ausweg: Macht doch einfach einen B16-Ähnlichkeitswettbewerb! Mit kalkulierbarem Risiko!

Denn:

  • es gab hierzulande in den letzten Jahrzehnten keinen Anschlag katholischer Glaubensfundamentalistenkommandos auf Satiriker, Karikaturisten, Liedermacher und ähnliche Mitmenschen (oder doch?);
  • das Risiko ist kalkulierbar, die Polizei kennt die üblichen Verdächtigen nämlich mit Namen;
  • wenn Ihr keine falschen Faktenbehauptungen aufstellt, bekommt Ihr nicht einmal einen Katechismus geschickt;
  • die Öffentlichkeit wird hinter Euch stehen, wie Ein Mann: "Satire muß alles dürfen können. Wo kämen wir denn sonst hin?"

Vielleicht lassen sie Euch dann nicht nur in ein städtisches Museum, sondern mitten hinein auf die Buchmesse, in die Festhalle oder samstags morgens unter die Menschenmassen auf der Zeil.

Schöne Grüße,

ein S_____L-beglaubigter Fundi

17. Oktober 2008

Nachgeschobenes Ständchen

Welche Musik Les Murray gerne hört, wissen wir nicht. Aber an diesen fünf technisch perfekten und still vergnügten Herren hätte er vielleicht auch seine Freude.

Tony Rice (G), Sam Bush (M), Béla Fleck (B), Mark O'Connor (V) und Jerry Douglas (D) spielen 6 min lang "I'm a Freeborn Man".



(Mit dankbaren Grüßen an DoppelstoppBluegrassMandoline)

You Can't Poe A Lie

Unsere Glückwünsche gehen heute an den poeta laureatus Australo-Catholicus Les Murray. Er wird (bzw. wurde, denn dort, bei den Gegenfüßlern, ist es jetzt schon morgen) 70 Jahre alt.

Wer wie ich den Dichter auf seiner jüngsten Lesereise durch Deutschland verpasst hat, kann ihn auf lyrikline einige Werke vortragen hören und gleichzeitig auf englisch und deutsch mitlesen. (RealMedia-Player erforderlich)

Ich empfehle Bat's Ultrasound und - natürlich - Poetry and Religion.

15. Oktober 2008

Unser Blogozesane im Vatikan

Hat das schon jemand berichtet? [Nachträgliche Antwort an mich selbst: Ja, die heilige Dymphna! Und zwar schon seit gestern.]

The Synod of Bishops on the Bible heard an unusual suggestion Tuesday morning when a Hong Kong observer asked Pope Benedict to start up his own daily blog on Scripture.

Agnes Kam Leng Lam, president of the Catholic Biblical Association of Hong Kong, said people need to experience Scripture in small but significant doses.

“To put it in a nutshell, I’d like to suggest to you Holy Father to start a multi-language blog to shepherd today’s world by scriptural verses, daily verses,” she said on the synod floor. The pope’s blog should include simple reflections that relate Scripture to real-life situations, she said.

Lam included advice that’s probably good for any blogger: “Remember, brief texts, Holy Father, and plentiful images, and this will be very attractive to the young generation and to today’s people.”

The talk apparently provoked a positive reaction and some laughter, but the pope, who was presiding over the Oct. 5-26 assembly, didn’t say whether he’d be blogging anytime soon.

(via American Papist)

Damit wäre er ja automatisch Mitglied der Blogozese, oder?

Es ist Zeit für die Englisch-Stunde

Da können mich gerade mal Sidney Poitier and seine Happily Singin' Nuns aufheitern:


It's the Bookfair, stupid!

Die Buchmesse hat noch gar nicht angefangen und mir reicht's schon: Das sind die Tage, wo Kultur noch mehr boulevardisiert wird als sonst. Wo das TV seine schimpfenden Leseväter frisst. Wo jeder über Papier und Kindle philosophiert. Wo Kunderas Spitzeldienste offenbar werden. Wo sogar der S_____L-Feed von Verlagsnachrichten strotzt.

Zum Glück werde ich mich morgen und übermorgen vor allem in Hallen herumtreiben, in denen es nicht von potentiellen Werbespotmodels weiblichen und männlichen Geschlechts wimmelt und wo sich auch vergleichsweise wenige dieser typischen Buchhändlerinnen herumtreiben. Wo über Geld für Information gesprochen und verhandelt wird, offen, höflich. Ohne schöngeistige Ansprüche oder Selbstäuschung. Das hat auch was für sich.

13. Oktober 2008

Be-Bop-A-Bluegrass

Roger Brown kürzlich in Nashville, TN bei der IBMA World of Bluegrass Week (via The Bluegrass Blog):

"If the blues is the music of the earth — of the soul, of heartbreak, loneliness, disappointment, booze, murder, infidelity, sin and transgression ... and if gospel music is the music of heaven — of the spirit, of aspiration to goodness, of selflessness and forgiveness, hope and joy, it seems to me that the beauty of both be-bop and bluegrass is the fusion of these two opposites — heaven and earth, spirit and soul, of our best selves and our broken selves. Music that is spiritual without forgetting the human struggle, and soulful without losing hope for something better."

12. Oktober 2008

Borgen bringt Sorgen

Bob Dylans Kommentar zur aktuellen Krise - wie gewohnt allgemeingültig gehalten:

This is Theme Time Radio Hour, reminding you that he that goes a borrowin’, goes a sorrowin’. When a man is twenty years-old, he wants to save the world. When he’s forty, he’s lucky if he can save his salary.

(via RightWingBob aus der 1. Folge der 3. Staffel von Theme Time Radio Hour)

10. Oktober 2008

Toskanische Gruesse

Manchmal ist es schoen, ein paar Tage woanders arbeiten zu duerfen. Da kann man nach der Arbeit alte Bekannte treffen.

Diese Woche zum Beispiel hatte ich das Glueck, erst die hl. Katharina und dann Dante zu besuchen. Und wenn der Himmel gar nicht an sich halten will, dann schenkt er einem dazu noch eine Hl. Messe mit der Gemeinschaft von Jerusalem.

Wir werden sehen, was er morgen fuer Ueberraschungen bereit haelt...

7. Oktober 2008

Blogstille


(CC: Max Westby @ flickr)


Therefore, like her, I sometime hold my tongue,
Because I would not dull you with my song.

(William Shakespeare: Sonett CII)

In der Übertragung von Stefan George:

Darum - gleich ihr - verstumme ich so lang
Dass du nicht müde wirst durch meinen sang.

Bis Samstag bleibt es hier still.

Sona si Latine loqueris

Latein für den Alltag des 21. Jahrhunderts
(Von da)

Dylan-Woche

Bob Dylan, so stelle ich mir vor, sitzt diese Woche auf der Veranda in Malibu, mit Blick "right into Hawaii" (B.D.), und genießt das Leben. Er hat vorgearbeitet und lässt andere die abschließenden Aktivitäten durchführen:

Die einen füllen die Regale nach, wo seine "Tell Tale Signs" weggehen wie warme Semmeln - and rightly so! - und die anderen bringen die erste Folge der dritten Staffel der "Theme Time Radio Hour" ins Netz.

Thema diese Woche: Money oder: So viel Kohle kannst du gar nicht haben, als daß du dir was gescheites dafür kaufen kannst. Das nennen wir zeitgemäß. (Nur BXVI war schneller mit seinen Bemerkungen, aber der mußte ja nur wiederholen, was sein Chef einstmals sagte ...)

A propos Tell Tale Signs: Bekanntermaßen vol. 8 der offiziellen Bootlegs. Wäre das nicht was für andere Singer/Songwriter: Produziert Eure Bootlegs doch einfach selber! Warum nicht Peter Steinacker bei einem Katholikentag hinten rein stellen, Handy in die Hand drücken, kurz erklären und ab geht's!

6. Oktober 2008

Lessons Learned or Reinforced

Jeder hört nur das, was er hören will.

Genauigkeit ist keine Journalistenzier.

Schlechte Gesellschaft sucht man sich nicht aus - die wird einem zugeschrieben.

Das Entscheidende am Etikett "Fundamentalismus" ist nicht, was es meint, sondern wer es wo aufkleben darf.

Man muß keine Opfertheologie vertreten, um das beste aus dem eigenen Opferstatus zu machen.

Wenn du die Wahl hast zwischen theologischen Spitzfindigkeiten und theologischer Naivität, entscheide dich immer fürs zweite. Nicht ohne ersteres zu verdammen.

Gib deinen Feinden niemals recht, sondern lass deine Freunde wiederholen, womit deine Feinde recht haben. Und du wirst selbstkritisch erscheinen.

Übertreibung ist keine Form der Lüge.

Denke daran, daß GOtt dir die Tischnachbarn für SEin "ewiges Gastmahl" aussucht. (Erfahrungsgemäß ist ER zu Scherzen aufgelegt.)

"Es ist ein großes Unglück, den Katechismus gegen jemanden gelernt zu haben." (Henri de Lubac) Leider passiert das ganz schnell.

Jesus wollte eine Kirche des kleinsten gemeinsamen Nenners. Alles andere ist theologische Spitzfindigkeit.

Entweder sind 2+2=5 oder ich bin persönlich beleidigt.

4. Oktober 2008

Empfindlichkeiten

Arthur Schnitzler über Karl Kraus:

"Wenn man ihn ohrfeigt, ist er beleidigt. Ohrfeigt man ihn nicht, faßt er's als Bestechungsversuch auf."

3. Oktober 2008

O-Ton Flannery


Diesseits des Ozeans gibt es nicht sehr viele begeisterte Leser der Erzählungen und Romane Flannery O'Connors (1925 - 1964). Jenseits zählt sie zu den besten katholischen Schriftstellern überhaupt.

Den wenigen Fans herüben gewährt das Internet die Freude, Flannerys Stimme mitsamt Southern Drawl hören zu können: Bei Morning Oil gibt es zwei Audio-Files: im ersten machte sie Bemerkungen zum Grotesken im Werk von Schriftstellern aus den amerikanischen Südstaaten, im zweiten liest sie ihre Kurzgeschichte "Ein guter Mensch ist schwer zu finden" ["A good man is hard to find"], u.a. mit den Zeilen bei Minute 30:12:

"[Jesus] hat alles durcheinander gebracht. Wenn Er getan hat, was Er gelehrt hat, dann bleibt einem weiter nichts übrig, als alles wegzuwerfen und Ihm zu folgen, und wenn Er nicht getan hat, was Er gelehrt hat, dann bleibt einem weiter nichts übrig, als die paar Minuten die man hat, so zu genießen, wie man nur kann."

Zwischenmeldung aus dem Grenzgebiet

Danke der Nachfrage, mir geht es gut. Unverändert, ohne Unterbrechung oder Abbruch nach Sonntag, 18.00 Uhr.

Was mich allmählich zu ärgern beginnt, sind lediglich Kommentare und Unterströmungen in der Berichterstattung über meine bayerische Heimat. Man könnte z.B. meinen, es hätte in Bayern zum ersten Mal überhaupt und knappe zwanzig Jahre später als in der Sowjetischen Besatzungszone freie, gleiche und geheime Wahlen gegeben. Als jemand, der seit knappen zwanzig Jahren an Wahlsonntagen bürgerliche Ehrenpflichten versieht, kann ich das zuverlässig dementieren.

Daß der Hamburger SxxxxxL einen Bericht über Bayern so:

Der Bayer, auch wenn er Mitglied der CSU ist, stellt ein amorphes, in seiner Dialektik nicht zu greifendes Wesen dar - und je mehr er behauptet zu wissen, wer er sei, desto weniger sollte man ihm glauben.

beschließt, ist schon ein gewaltiger Fortschritt - wäre da nicht doch wieder jene gewaltig auf den Zeiger gehende Selbstsicherheit a.k.a. "preißische" Arroganz: Wenn der Bayer schon nicht weiß, wer er ist, sondern sich permanent über sich täuscht, dann weißt du, liebes Nachrichtenmagazin, es noch weniger. Du ahnst nicht einmal, wie die Dialektik von innen aussehen könnte.

2. Oktober 2008

Quod erat demonstrandum

"Längst nicht immer gebildet" - das will bewiesen werden. Es gibt ein 100-Bücher-Stöckchen, das trotz seiner UK- und US-Lastigkeit für jetzt als diagnostisches Werkzeug dienen soll. (Hier aufgegabelt.)

Die dunkelroten Bücher sind die schon gelesenen, die grünen sind jene, die man gerne lesen möchte. So weit möglich, gebe ich den üblichen deutschen Titel des Buches an.

1. Stolz und Vorurteil - Jane Austen.
2. Herr der Ringe - JRR Tolkien - Klar.
3. Jane Eyre - Charlotte Brontë - Lange ist es her.
4. Harry Potter series - JK Rowling - Nur die ersten zwei, dann hat es gereicht.
5. Wer die Nachtigall stört - Harper Lee
6. Die Bibel – nicht von Alpha bis Omega, aber doch das wesentliche.
7. Sturmhöhe - Emily Brontë
8. 1884 - George Orwell
9. His Dark Materials - Phillip Pullman
10. Große Erwartungen - Charles Dickens
11. Little Women - Louisa M Alcott
12. Tess von den d'Urbervilles - Thomas Hardy
13. Catch 22 - Joseph Heller - Zu lang. Sehr lustig und traurig
14. Complete Works of Shakespeare
15. Rebecca - Daphne Du Maurier
16. The Hobbit - JRR Tolkien
17. Gesang vom großen Feuer - Sebastian Faulks
18. Fänger im Roggen - JD Salinger - Nach zehn Seiten wieder aufgehört
19. Die Frau des Zeitreisenden - Audrey Niffenegger
20. Middlemarch - George Eliot
21. Vom Winde verweht - Margaret Mitchell
22. Der große Gatsby - F Scott Fitzgerald
23. Bleak House - Charles Dickens
24. Krieg und Frieden - Leo Tolstoi
25. Per Anhalter durch die Galaxis - Douglas Adams
26. Wiedersehen mit Brideshead - Evelyn Waugh
27. Schuld und Sühne - Fyodor Dostojewski

28. Früchte des Zorns - John Steinbeck
29. Alice im Wunderland- Lewis Carroll
30. Der Wind in den Weiden - Kenneth Grahame
31. Anna Karenina - Leo Tolstoi
32. David Copperfield - Charles Dickens
33. Die Narnia-Chroniken - CS Lewis
34. Emma - Jane Austen
35. Überredung - Jane Austen
36. Drachenläufer - Khaled Hosseini
37. Corellis Mandoline - Louis De Bernieres
38. Die Geisha - Arthur Golden
39. Winnie der Puh - AA Milne - Ich liebe ihn.
40. Farm der Tiere - George Orwell
41. Sakrileg - Dan Brown - Gelesen, um drüber bloggen zu können ;-)
42. Hundert Jahre Einsamkeit - Gabriel Garcia Marquez
43. Owen Meaney - John Irving
44. Die Frau in Weiß - Wilkie Collins
45. Anne auf Green Gables - LM Montgomery
46. Am grünen Rand der Welt - Thomas Hardy
47. Der Report der Magd - Margaret Atwood
48. Herr der Fliegen - William Golding
49. Abbitte - Ian McEwan

50. Schiffbruch mit Tiger - Yann Martel
51. Der Wüstenplanet - Frank Herbert
52. Cold Comfort Farm - Stella Gibbons
53. Sinn und Sinnlichkeit - Jane Austen - Als Hörbuch, wird einfach mitgezählt
54. Eine gute Partie - Vikram Seth
55. Der Schatten des Windes - Carlos Ruiz Zafon
56. Eine Geschichte aus zwei Städten - Charles Dickens
57. Schöne Neue Welt - Aldous Huxley
58. Supergute Tage - Mark Haddon

59. Liebe in Zeiten der Cholera - Gabriel Garcia Marquez
60. Von Mäusen und Menschen - John Steinbeck
61. Lolita - Vladimir Nabokow
62. Die geheime Geschichte - Donna Tartt
63. In meinem Himmel - Alice Sebold
64. Der Graf von Monte Cristo - Alexandre Dumas
65. Unterwegs - Jack Kerouac -
66. Herzen in Aufruhr - Thomas Hardy
67. Bridget Jones - Helen Fielding
68. Mitternachtskinder - Salman Rushdie
69. Moby Dick - Herman Melville - Will ich unbedingt noch ein zweites Mal lesen
70. Oliver Twist - Charles Dickens
71. Dracula - Bram Stoker
72. Der geheime Garten - Frances Hodgson Burnett
73. Reif für die Insel - Bill Bryson
74. Ulysses - James Joyce
75. Die Glasglocke - Sylvia Plath
76. Swallows and Amazons - Arthur Ransome
77. Germinal - Emile Zola
78. Jahrmarkt der Eitelkeiten - William Makepeace Thackeray
79. Besessen - AS Byatt
80 Eine Weihnachtsgeschichte - Charles Dickens
81.DerWolkenatlas - David Mitchell
82. Die Farbe Lila - Alice Walker
83. Was vom Tage übrig blieb - Kazuo Ishiguro
84. Madame Bovary - Gustave Flaubert
85. Das Gleichgewicht der Welt - Rohinton Mistry
86. Wilbur und Charlotte - EB White
87. Die fünf Menschen, die dir im Himmel begegnen - Mitch Albom
88. Die Abenteuer des Sherlock Holmes - Sir Arthur Conan Doyle
89. The Faraway Tree Collection - Enid Blyton
90. Herz der Finsternis - Joseph Conrad
91. Der kleine Prinz - Antoine De Saint-Exupery

92. The Wasp Factory - Iain Banks
93. Unten am Fluß - Richard Adams
94. Ignaz oder die Verschwörung der Idioten - John Kennedy Toole
- eines meiner Lieblingsbücher
95. Eine Stadt wie Alice - Nevil Shute
96. Die drei Musketiere - Alexandre Dumas
97. Charlie und die Schokoladenfabrik - Roald Dahl
98. Die Elenden - Victor Hugo -
99. Die Abenteuer des Huckleberry Finn - Mark Twain
100.Die Outsiders - Susan Eloise Hinton

Mit Vergil unterwegs - Teil 1 als DVD

Bleiben wir bei der Kultur.

Wie wäre es, sagen wir, mit Dante? Die Hölle als viktorianisches Puppentheater vielleicht? Aktualisiert, heraufgeholt aus den mittelalterlichen Grüften ins alltägliche Inferno des 20. Jahrhunderts? Keine Terzinen, sondern Alltagssprache:

"So halbwegs durch mit meinem erbärmlichen Leben, wachte ich auf und fand mich benommen an einem dunklen, unvertrauten Ort. Keine Ahnung, wie ich dahin gekommen war. Ich glaube, ich war ein paar Mal verkehrt abgebogen." ["About halfway through the course of my pathetic life, I woke up and found myself in a stupor in some dark, unfamiliar place. I'm not sure how I ended up there; I guess I'd taken a few wrong turns."]

Dann wäre diese Version von Dante's Inferno genau richtig:


Kathoblogging International

Elsa verlinkt zu einem Artikel über die amerikanische St. Blog's Parish im (liberalkatholischen) National Catholic Reporter und eine Reaktion des American Papist darauf.

In Deutschland wird die Blogozese eher summarisch zur Kenntnis genommen - was meinerseits auch in Ordnung ist, nach der jüngsten publicity in der causa Bittlinger.

Anders, ganz anders in England: Dort beraten die Bischöfe gar über die Kontrolle von Blogs. Das sagt jedenfalls Damian Thompson, Chefredakteur des Catholic Herald und Blogger für den Telegraph. Hier sein Posting dazu.

Walker Percy für Kinogeher

Noch einmal Wim Wenders: Unter seinen aktuellen Projekten zählte er kürzlich auf:

"... my future film projects include (...) an adaptation of Walker Percy’s magnificent novel The Second Coming, to be shot in the Carolinas." (Quelle: Image)

Das wäre ein neuer Anlauf zu einer Percy-Verfilmung, nach mehreren Versuchen(vgl. hier oder dort), aus denen nichts wurde.

"Warum glaube ich an GOtt?

Wim Wenders hat sich für Image selbst darüber befragt - klick an und lies.

Eine lange Zeit meines Lebens war ich fern von Gott, deshalb erinnere ich mich an seine Abwesenheit. Nein, es so zu sagen ist verkehrt. Er war nicht abwesend, ich war es. Ich war in das Exil meines eigenen freien Willens gegangen. Ich irrte durch alle Arten von Philosophien, Ersatzaufklärungen, geistigen Abenteuern, Sozialismus, Psychoanalyse (ebenfalls eine Ersatzreligion). Einige von ihnen werde ich nicht verleugnen oder schlecht reden. Ich bin froh, daß ich dort war - und zurück bin.

Ich erinnere mich, wie ich versuchsweise wieder zu beten begann. Ich erinnere mich, wie es mich langsam veränderte. Ich erinnere mich, wie ich weinte, als ich merkte, daß ich endlich heimgekommen war. Als ich fühlte, wiedergefunden zu sein.

Und wie sich dieses Gefühl langsam in eine Gewissheit verwandelte.

Ja, eine Gewissheit.

[I have been away from God for a large part of my life, so I remember his absence. No, that’s the wrong way to say it. He wasn’t absent, I was. I had gone into exile of my own free will. I meandered through all sorts of philosophies, surrogate enlightenments, adventures of the mind, socialism, existentialism, psychoanalysis (another ersatz religion). Some of these I won’t deny or badmouth. I’m happy to have been there—and back.

I remember how tentatively I started to pray again. I remember how that slowly changed me. I remember how I wept when I realized I had finally come home, when I felt that I was found again.

And how that feeling slowly transformed into a certainty.

Yes, a certainty.]

1. Oktober 2008

Bobs hörbare Zeichen bei NPR

Schon vorab beim National Public Radio zum Anhören: Bob Dylans 8. Bootleg-Album "Tell Tale Sign".

Yours Truly hat sich - was zu erwarten war - als erstes "Lonesome River", Bobs Duett mit Dr. Ralph Stanley angehört: "I sit here alone on the banks of the river, a lonesome wind blows ... the woman I love she left me this morning" - die übliche alte Geschichte, von zwei reifen, erfahrenen Stimmen einigermaßen schwungvoll vorgetragen.

Alternative Kandidaten



Außer mit Anselm kann man sich im Geschäft von Ironic Catholic mit einer ganzen Menge anderer bekannter Kandidaten eindecken.

Der Tagesheiligen