12. August 2008

Noch geistlicher leben

Aus dem "Referat Geistliches Leben" meiner Heimatdiözese kam in dieser Woche das Programmheft 2008/2009 (hier die Webversion). Erfreulicherweise findet sich kaum oder gar nichts Esoterisches, ebenso keine (unkritische) Übernahme östlicher Meditations- oder Gebetstechniken.

Dafür gibt es etliche Exerzitienangebote, Wochenenden zum Zu-sich-(selber-)kommen, meditatives Tanzen und Körperarbeit, Atemübungen, Wandern und Pilgern. Gott entgegengehen und sich selber finden, wie Abraham aufbrechen, die Enge des Alltags in die Weite Gottes überschreiten - das sind ein paar Streiflichter aus den thematischen Schwerpunkten, dazu kommt Adventliches, Fastenzeitliches, Österliches, Hilfe beim Suchen der eigenen Berufung und Rekreatives für Mitarbeiter in Pastoral und Caritas.

Trotzdem scheint mir das eine oder andere zu fehlen. Im Geiste dieses Blogs möchte ich den einen oder anderen - nicht ganz wörtlich gemeinten - Ergänzungsvorschlag machen.

"Das Unglück der Menschen kommt davon, daß sie nicht ruhig in einem Zimmer bleiben können." - Besinnungstage im Geiste Blaise Pascals.
Für alle, die genug davon haben, von Bildungshaus zu Bildungshaus zu hetzen und schon alle Körper-, Atem-, Achtsamkeits- und Heilarbeitstechniken ausprobiert haben. Wir werden uns an diesem Wochenende damit beschäftigen, falschen Ehrgeiz und falsche Hoffnungen zu demaskieren. Am Ende soll die Bereitschaft stehen, GOtt die eigenen Grenzen, Schwächen, Leiden und die eigene Lebenssituation im Geiste Christi dankbar anzubieten.

Einübung im Christentum - Ökumenische Exerzitien
Der bekannte dänische Exerzitienmeister S. Kierkegaard (Kopenhagen) wird uns in seine echt protestantische Frömmigkeit einführen. Themen der Einheiten sind: "In Furcht und Zittern - weil man das Wichtigste nicht vergessen darf", "Übles leiden in der Welt - Kennzeichen wahrer Spiritualität", "Es gibt eine Wahl - und der Gott-Mensch fordert sie" und "Zurück in die Gegenwart - Jesus heute, hier und jetzt".

"Religion braucht immer Unverheiratete - besonders in unserer Zeit"
Diese Tage wenden sich an Priester und andere Singles im pastoralen und caritativen Dienst der Kirche. Wer die Zeichenhandlungen Jesu ernst nimmt, der sieht im Unverheiratetsein des fröhlichsten und lebensbejahendsten aller Propheten den Ausdruck seiner Liebe zu seiner Braut, der Kirche. Wir stellen uns bewusst in seine Nachfolge und erkennen, daß wir gerade als zölibatäre Singles die Engen moderner Ideologie und bürgerlicher Bequemlichkeit sprengen - um im Ausgesetztsein zu Gott und den Menschen zu leben.

Benedikts Regel: Die Liebe Gottes hat einen Namen
Basierend auf dem Jesus-Buch Benedikts XVI. beschäftigen wir uns mit der Figur des Nazareners in allen seinen Dimensionen - nicht nur als Jude, Moralprediger, Heilpraktiker oder Therapeut, sondern wesentlich auch als Sohn des Vaters, als Gottes gekreuzigtes Wort. Wenn unsere Beziehung zu Jesus Christus trägt, dann stellen sich unsere Lebensfragen neu. Dann finden sich auch Antworten, die befriedigen und trösten. Und ermutigen.

De Maria semper satis? Über Maria immer zu viel?
Bloß nicht zu viel über Maria reden, bloß nicht zu ihr beten, bloß nicht hoffen, daß sie uns nahe ist: das schien lange die Devise in kirchlichen Kreisen. Wir verschaffen Ihnen in diesen fünf Abenden reichlich Gelegenheit, der Mutter des Herrn zu begegnen, die auch heute wie vor 2000 noch ihren Job erfüllt: mütterlich nahe zu sein und mit uns das Ja zu Gottes Wille einzuüben.

Jetzt und in der Stunde unseres Todes
Der Tod wird nicht mehr totgeschwiegen, aber es wünscht sich jeder, er treffe uns schnell und schmerzlos. Wer später nicht vom Sensenmann überrascht werden möchte, fängt am besten jetzt schon an sich vorzubereiten. Wir deuten das Ave Maria und den Lobgesang Simeons neu aus, zeigen Wege zur Befreiung von Schuld und Sünde und helfen, das eigene, noch unbekannte Schicksal in den Dienst anderer zu stellen.

You'll never walk alone
Mit Rock-, Folk- und Popsongs wollen wir die vielen Heiligen neu kennen lernen, die mit uns zusammen das Volk Gottes ausmachen. Wir werden sehen, daß Christsein nie abstrakt ist, sondern sich in Gemeinschaft mit anderen und mit der gesamten Kirche abspielt. In der abschließenden Eucharistiefeier werden wir einen Blick in den geöffneten Himmel werfen und spätestens beim Sanctus die Engel singen hören.

4 Kommentare:

FingO hat gesagt…

Ich schreib mich für Benedikts Regel und You'll never Walk alone ein.

Darf ich fürs letztere Gott preisende Noise- und Breakcorecollagen zum Besten geben?

Religion braucht immer Unvereheiratete werde ich aus Prinzip meiden, denn mit meinem Singledasein bin ich weder glücklich noch sehe ich dadurch eine Bereicherung der Kirche. (und an dieser Stelle bitte ich ganz kleinlaut um Gebet. Nicht (nur) für eine Frau, sondern daß mein christliches Leben mal wieder einen freundlichen Fingerzeig Gottes erhält. Den kann der Laue FingO im Augenblick ganz gut brauchen.

Scipio hat gesagt…

Soweit's mich angeht, erfülle ich Deine Bitte gerne!

Anonym hat gesagt…

Kierkegaard. Ökumene hin oder her - ich bin mir gerade nicht sicher, ob das viel damit zu tun hat. Kierkegaard ist einer der Großen.

Scipio hat gesagt…

Ja - ganz klar ist er einer der Großen. Aber für Bildungshäuser macht sich so ein Etikett immer gut, egal wie genau das dann passt.

(Der Satz "Religion braucht immer Unverheiratete ..." ist übrigens auch von ihm und natürlich geschrieben im bewußten Gegensatz zum Luthertum, wie er es erlebte - ohne deswegen automatisch katholisch gemeint zu sein...)