11. April 2007

Nicht automatisch doppelt

Manche Sätze kann ich inzwischen nicht mehr hören, zum Beispiel das Sprichwort "Wer singt, betet doppelt". Das hat ziemlich viel mit der liturgischen Realität meiner Heimatpfarrgemeinde zu tun und mit den Gelegenheiten, in denen er mir entgegengehalten wurde. Schweigen wir davon...

Da hat mich ein Satz sehr gefreut, den der Rheinische Merkur von der jüdischen Kantorin Avitall Gerstetter gehört hat: "Schlechter Gesang beleidigt Gott".

Und entsprechend macht ja die Allgemeine Einführung in das Römische Meßbuch (editio typica 3a von 2002, Nr. 39[pdf]) eine feine Unterscheidung: "Doppelt betet, wer gut singt."

3 Kommentare:

FingO hat gesagt…

Ich würde das aber nicht auf NGL-Lieder etc. reduzieren - ich denke, das tust Du auch nicht. Ich war die Osterfeiertage in der Gemeinde St. Bernhard - nebenbei: wer einen würdig gefeierten Neuen ritus erleben will, und damit vllt meine extreme pro-novus-Ordo-Haltung verstehen will, sollte der Gemeinde mal, wenn Pfarrer Gillessen die Messe liest, einen Besuch abstatten -, und von der Liturgie und den Predigten her gab es nicht nur nichts auszusetzen; Pfarrer Weber (Opus Dei) und Pfarrer Gilessen waren wirklich ein priesterliches Dreamteam. Nur der Gesang! Eieiei... einerseits war es wunderschön, daß viele Choräle gesungen wurden, andererseits sollte der Chor auch Choräle singen können, wenn er es denn tut. Vielleicht sollte man mit NGL-, Lobpreis- und alten deutschen Kirchenliedern noch etwas üben.

Obwohl, das war auch wieder zu gehässig. Was ich nur sagen wollte, ist, daß imho der Chor auch durchaus modernere Lieder singen darf, wenn die sakrale Atmospäre nicht flöten geht. In der Gemeinschaft Chemin neuf konnte ich bei einer Messe ein positiv-Beispiel einer Messe mit Lobpreisliedern erleben - es war wirklich eine andächtige Stimmung, und die Lieder waren passend ausgewählt - in meiner ehemaligen Heimatpfarre (Herz-Jesu Zehlendorf) leider eher ein Negativ-beispiel; selbst am Lagerfeuer hört man selten derart lieblos hingeklampfte Lieder.

Anonym hat gesagt…

N.B. Das "Sprichwort" stammt immerhin aus der Feder Augustins, aus der Homilie zum Fest der Hl. Cäcilia, wenn ich nicht irre. Die Fassung der AERM ist besser und beweist, dass sich die mens der Kirche weiterentwickelt.

FingO hat gesagt…

Nun stellt sich natürlich die umgekehrte Frage: Ist der schlechte Sänger dem Herrn per se ein Greuel? Davon sollten einige Kollegen von mir aber lieber nichts hören, die wären dann entmutigt :) Und ich finde zwar, daß ich toll singe, aber erstens bin ich nicht Papst und zweitens kann selbst der das nicht ex cathedra beschließen.