17. April 2007

Er ist eben der Papst

Wenn eine "Zeitung kritischer Christen" einen Theologen der Fachrichtung "Kulturprotestantismus" zu seiner Meinung über das in Rom regierende Bête Noire befragt, kann das durchaus zu einer Lehrstunde für Redaktion und Leserschaft ausarten.

Hier eine kleine Auswahl aus Friedrich Wilhelm Grafs Antworten auf die üblichen Fragen:

"Man kann nur dankbar sein, dass der Papst das spezifisch Katholische – jedenfalls so, wie er es versteht – prägnant formuliert. Denn es ist immer besser, wenn man es mit Leuten zu tun hat, die genau wissen, wer sie sind und was sie wollen...

Außerdem braucht der Protestantismus keinen Papst. Insofern kann man es Benedikt nicht übelnehmen, dass er am Gespräch mit den Protestanten kein großes Interesse hat...

...die Sache ist klar: Nach Maßgabe der römisch-katholischen Kirchenlehre sind protestantische Kirchen nicht im gleichen Sinne Kirche wie die katholische. (...) Mit dieser Differenz kann man aber konstruktiv umgehen. Es ist niemandem damit gedient, sie einfach zu leugnen...

Nun ja, er ist eben der Papst, und das müssen auch reformorientierte und liberale Katholiken in irgendeiner Weise akzeptieren...

Ich persönlich sehe nicht, dass der amtierende Papst die Ideale des Zweiten Vatikanums verraten hätte. Wenn man bei den Tatsachen bleiben will, muss man gestehen, dass viele seiner Aussagen durch das Konzil gedeckt sind...

Fairerweise muss man sagen, dass der Heilige Vater ein Jesusbuch angekündigt hat, das in Kürze erscheinen soll. Vielleicht sollte man dieses Buch abwarten [bevor man ihm unterstellt, die Heilige Schrift spiele in seiner Theologie keine Rolle; scipio]...
Natürlich dürfen wir Grafs Sicht auf die katholische Kirche und speziell auf die bestimmt nicht "tat- und herzbetonte Frömmigkeit der Jesus-Nachfolge" (c'mon, you're jokin!) heftig widersprechen - aber uns für die Lektion in Sachen ehrlicher und klarer Sicht trotzdem genauso heftig bedanken! Und natürlich auch bei den "kritischen Christen" für das Interview.

2 Kommentare:

Lupambulus Berolinen. hat gesagt…

Ich sehe, ehrlich gesagt, keinen Grund, ihm für irgendetwas — wenn auch noch so indirekt — dankbar zu sein. Nichts gegen Kulturprotestanten vom Schlage eines Harnack (das sind nämlich die wahren Krypto-Katholiken, abgesehen von ihrer immensen wirklichen Bildung). Graf ist schlicht Unkultur.
Siehe auch bei mir (specimina.blogspot.com) den ersten Kommentar im April (»Paulus haereticus?«).

Scipio hat gesagt…

Manchmal muß man auch einen großzügigen Tag haben. Selten genug, daß in P-F solche wenigstens respektvollen Sätze über B16 fallen. Und daß B16 nicht absichtlich und bewußt und bösartig mißverstanden wird.