Bernanos variert 5 Jahre nach dem letzthin zitierten Brief zum gleichen Thema:
"Ich nehme Ihr Vertrauen entgegen, wie ich immer alles entgegennahm, was mir Kostbares gereicht wurde, mit einer etwas schmerzlichen Überraschung und einem vagen Gefühl, daß ich nicht der rechtmäßige Empfänger sei, daß ein Irrtum in der Adresse vorliege. Ob ich dieses Vertrauens würdig bin oder nicht: Ich weiß es nicht und bescheide mich, es nicht zu wissen, denn ich habe schon lange darauf verzichtet, mich selbst zu erkennen, wenigstens im Sinne der Weisen dieser Welt.
Es genügt ja schließlich, daß die andern das in mir finden, was der liebe Gott ihnen dort zu suchen eingibt und was er übrigens selbst hineinlegt, wärs auch nur für einen Augenblick. Wie sollte man die Bestandesaufnahme eines Magazins durchführen, zu dem man die Schlüssel nicht hat und in welchem die Vorsehung zeitweise abstellt, was ihr gut scheint? (...)
'Ich bin nicht dies, ... ich bin nicht jenes'. Wozu denn wissen wollen, was Sie nicht sind? Ich wiederhole, daß die allein auf Erden, die unser bedürfen, sagen könnten, was wir sind, weil sie wissen, was ihnen fehlt und was sie bei uns finden. Wozu sich erklären, wenn man sich geben kann? Und wir geben uns so oft, ohne es zu wissen!" (Georges Bernanos: Das sanfte Erbarmen/Die Geduld der Armen.- Freiburg: Johannes, 2006, 83f)
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