31. Dezember 2003
Musik:
Emmylou Harris: Stumble into Grace
June Carter Cash: Wildwood Flower
Chatham County Line: Chatham County Line
Bücher:
Robert Frost: Promises to keep: Poems - Gedichte (Übersetzung: Lars Vollert)
Jonathan Safran Foer: Alles ist erleuchtet
Catherine Pickstock: After Writing: On the Liturgical Consummation of Philosophy
29. Dezember 2003
Man muß nicht Roland Breitenbach heißen, um die Kirche voll zu predigen. Wilhelm Imkamp tut's auch, und laut Münchener Merkur mit "Wortwitz, umfassende[n] Geschichtskenntnisse[r] und eine[r] breit gestreute[n] Lektüre".
Theoden If I were a character in The Lord of the Rings, I would be Theoden, Man of Rohan, King of the Mark, and uncle of Eomer and Eowyn. In the movie, I am played by Bernard Hill. Who would you be? |
"Die 'Frankfurter Allgemeine Zeitung' wurde Mitte der achtziger Jahre von einem namhaften Chemieunternehmen gebeten, ihr Kreuzworträtsel künfitg doch bitte nicht mehr am ohnehin arbeitsschwachen Freitag zu veröffentlichen, weil zwischen den Abteilungen jede Woche aufs neue ein Wettraten ausbrach." (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 28.12.2003, S. 46)
Da hat unser damaliger Chef doch hinter unserm Rücken an die FAZ geschrieben... Lang, lang ist's her.
Die Erzabtei St. Ottilien lädt zu verschiedenen virtuellen Klosterführungen ein, u.a. durch ihre Bibliothek. Auch Frauen sind diese virtuelle Klausur eingeladen.
Ein paar Zeilen aus einer weihnachtlichen Meditation von Schwester M. Hedwig a.k.a. Silja Walter:
"Über die Weihnachtshügel
läufst du daher,
auf uns zu,
herein
in den Schober der Welt.
Erst im Stroh unserer Armut
kommst du zur Ruh.
Komm, Herr Jesus!"
(Gerade habe ich entdeckt, daß es von Silja Walters Werken auch schon eine Gesamtausgabe gibt.)
27. Dezember 2003
Guido Horst in der Tagespost:
"An dieser Stelle sei das nun nachgeholt, was die Besucher allen Kirchgängern in diesem Land nahelegen wollten: Statt zu jammern, schreite man zur Tat. Ob es nur zwei oder vier Personen sind, die in einer Gemeinde für mehr geistliche Berufungen beten, das ist egal. Und welcher Pfarrer wird sich dem Wunsch einen kleinen Gruppe von Gläubigen verschließen, diesem Gebet in der Kirche auch einen besonderen Rahmen zu geben. Es ist Weihnachten. Ganz klein fing alles an – mit einem Neugeborenen in einem Stall. Die Kirche in Deutschland braucht keine soziologischen Analysen, sondern Menschen, die beten. Nur so fängt alles wieder von Neuem an."
Die Unfruchtbarkeit des Alten Europa nimmt Mark Steyn aufs Korn - "The evidence suggests that, once you reach the post-Christian stage, you don't have much of a future."
24. Dezember 2003
von seiner Fülle haben wir alle empfangen,
Gnade über Gnade.
Denn das Gesetz ward durch Moses gegeben,
die Gnade und die Wahrheit aber
ist mit Jesus Christus zur Welt gekommen.
Niemand hat GOtt je gesehen;
der Einzige, göttliche Sohn,
der am Herzen des Vaters ruht,
er hat Kunde gebracht.
(Jo 1, 16 - 18)
Euch allen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest!
Konrad Weiß: Gott in der Krippe
Ich dachte an jenes Haus,
Wirtshaus des Herrn,
die heilige Nacht war zur Mitte
fortgeschritten, die Hütte
leuchtete still noch und froh
lag das Kind auf dem Stroh,
mein Auge blick um dich und lern,
der Hunger betrübt uns.
Ich sehe den hölzernen Trog,
die Mulde geleert,
auf seinem gekreuzten paar Füßen
wie wird der Fuhrmann ihn grüßen,
dem man vor die Schenke ihn stellt,
wenn er seinen Aufenthalt hält,
der Metzger wird also geehrt,
der Hunger betrübt uns.
Dann trägt man den Trog vor die Tür,
den Rößlein ihn zu,
unsre Augen, das sind die zwei Rosse
mit Sprüngen und sind an die Sprosse
gefesselt und eilen zum Streit,
so fährt mit uns in die Zeit
unser Wagen weltein ohne Ruh,
der Hunger betrübt uns.
Ihr Tiere, jetzt habt ihr genug,
Maria sprach,
sie hob das Kind, und so liege
du besser und brauche die Wiege,
und die Krippe der Menschheit mit eins
ineinandergegriffenen Scheins
war ein Kreuz und ein Kelch lief darnach,
der Hunger betrübt uns.
Das Werk, glückschuldiges Werk,
laß liegen und bleib,
Maria, laß liegen und nähren,
wir essen, wer wird es uns wehren,
mit Schauen, das Gründe nicht hat,
Maria, wir essen uns satt,
Gottrose im kindlichen Leib,
der Hunger betrübt uns.
23. Dezember 2003
Die Frontweihnacht 1914 in den Gräben Flanderns hat durch das Buch "Der kleine Frieden im Großen Krieg" von Michael Jürgs und diverse Fernsehsendungen Schlagzeilen gemacht. (Auch der Guardian brachte eine Rezension.)
David Michael Jones erzählt die Geschichte in seinem großen Großgedicht "Anathemata" so:
"If much of this is fancy-fed though not unmixed with some theology, more surely on this night the white owls of Britain, seeking their Lady Wisdom where the columned Purbeck gleams, would find her unter Pales' thack, ad praesepem.
If this, though sure, is but allegory
at all events
and speaking most factually
and, as the fashion now requires, from observed data: On this night, when I was a young man in France, in Gallia Belgica, the forward ballista-teams of the Ilsand of Britain green-garlanded their silent three-o-threes for this I saw and heard their cockney song salute the happy morning; and later, on this same morning certain of the foodmen of Britain, walking in daylight, upright, through the lanes of the war-net to outside and beyond the rusted trip-belt, some with gifts, none with ported weapons, embraced him between his fossa and ours, exchanging tokens.
And this I know,
if only from immediate hearsay, for we had come on this mild morning (it was a Green Christmas) back into the rear, two to three thousand paces behind where his front vallum was called by us, the Maiden's Bulge, and ours, the Pontiff's Neb, between which parallels, these things, according to oral report reaching us in this forward reserve area, were done,
BECAUSE OF THE CHILD." (Mabinog's Liturgy)
In der Übersetzung von Cordelia Spaemann:
"Mag so manches hiervon der Phantasie entsprungen sein - immerhin mit einem Schuß Theologie -, so läßt sich doch von dieser Nacht mit mehr Gewißheit sagen, daß Frau Weisheit, falls Britanniens weiße Eulen im Glanz von gesäultem Purbeck-Marmor nach ihr suchen, eher ad praesepem unter Pales' Dach zu finden ist.
Falls dies, obgleich gesichert, nur Allegorie sein sollte,
für alle Fälle
 und rein aufs Tatsächliche beschränkt
und, wie der Zeitgeist es jetzt verlangt, aufgrund beobachteter Daten Folgendes: als ich ein junger Mann in Frankreich war, in Gallia Belgica schmückten in dieser Nach die britischen Geschützbedienungen in den vorderen Linien ihre schweigenden Achtzehnpfünder. Dies sah ich und hörte, wie ihr Cockneygesang dabei den fröhlichen Morgen grüßte. Und später, am selben Morgen, wanderten einige von den Infanteristen Britanniens aufrecht bei Tageslicht durch die Maschen des Verteidigungsnetzes nach vorn, über verrostete Stolperdrähte, unbewaffnet, manche noch mit Geschenken, und umarmten ihn zwischen seiner fossa und unserer und tauschten Andenken aus.
Und dies weiß ich,
wenn auch nur vom unmittelbaren Hörensagen, denn wir waren an diesem milden Morgen (es war ein grünes Weihnachten) in die Etappe zurückgekehrt, zwei- oder dreitausend Schritt hinter den Ort, wo sein Front-vallum 'Mädchenbuckel' und unser eigenes 'Papstschnabel' genannt wurden. Zwischen diesen Linien hatte sich, nach dem mündlichen Bericht, der uns in der rückwärtigen Stellung erreichte, solches zugetragen
WEGEN DEM KIND." (S. 214-6)
22. Dezember 2003
Alexander Kissler über den langen Weg von Friedrich Schleiermacher zu Franz Beckenbauer.
21. Dezember 2003
Ähnlich erhellend ist der Glaubens-Satz, den Jutta Speidel von sich geben darf:
"Ich bin katholisch erzogen worden, aber ich finde es grauenhaft, dass die katholische Kirche von ihren Priestern immer noch ein zölibatäres Leben verlangt (...) Aber ich habe vom lieben Gott viel Kraft mitbekommen. So schnell haut mich nichts mehr um."
Ich befürchte fast, daß auch nach Aufhebung des Zölibats Frau Speidel immer noch einige Forderungen der katholischen Kirche an ihre Priester grauenhaft fände: der Verzicht auf serielle Monogamie z. B. Aber zum Glück haut sie ja so schnell nichts um.
[Persönlich finde ich eher die Frühfilme von Frau Speidel grauenhaft, "Mädchen beim Frauenarzt" z. B. oder "Pepe, der Paukerschreck".]
Zu Weihnachten dürfen sich im Gong Stars zum Glauben äußern. Zum Beispiel Michael Mendl:
"Ich bin nicht einer, der ständig in die Kirche rennt. Aber ich glaube! Ich glaube an die Kraft im Menschen, die man mit Liebe, Hoffnung und Demut umschreiben kann."
Das ist natürlich erfreulich. Und vielleicht verrät uns Herr Mendl bei einer anderen Gelegenheit, was genau er damit meint und worin sich sein Glaube begründet...
Kardinal Meisner im Weihnachtsinterview beim Rheinischen Merkur:
"Ich habe keine Angst vor dem Mangel. Alle werden sich einschränken müssen. Aber die Energien des Evangeliums bleiben verfügbar, ja sie steigen, wenn die äußeren Möglichkeiten zurückgehen. Darum ist die Evangelisierung der Gesellschaft letztlich keine Frage des Geldes. Wir hatten noch nie so viel Geld wie in den letzten dreißig Jahren und haben noch nie so viel Glaubenssubstanz verloren wie in dieser Zeit. Die Armut macht uns nicht unfähig zur Offensive."
TSO postet ein schönes Stück aus "Mystery and Manners" von Flannery O'Connor.
"Das menschliche Kind Jesus staunt gewiß über alles: vom Dasein der liebenden Mutter zurück auch über sein eigenes Dasein und von beidem her über alle umgebenden Gestalten der Welt, vom kleinsten Blümchen bis zu dem unabsehbaren Himmel. Aber dieses Staunen stammt von dem viel tieferen Staunen des ewigen Kindes, das im absoluten Geist der Liebe über die alles durchwaltende und übersteigende Liebe selbst staunt.
'Der Vater ist größer': es bleibt bei diesem Komparativ, der weit mehr meint als ein Positiv 'groß', weit mehr auch als ein Superlativ 'der Größte', womit ein unüberschreitbarer Abschluß erreicht wäre. Der Komparativ ist die Sprachform des Staunens." (Hans Urs von Balthasar: Wenn ihr nicht werdet wie dieses Kind.- Ostfildern: Schwaben-Verlag, 1988, 36)
oder:
Feingefühl, liturgisches, immer noch fehlendes
Im Advent singen die Engel bei uns zum Sanctus nicht mehr "925,4", sondern "Macht hoch die Tür".
17. Dezember 2003
Bayern in Person von Edmund Stoiber will die Zahl seiner Theologischen Fakultäten halbieren: Nur noch München, Regensburg und Würzburg (alle kath.) und Erlangen (ev.) bleiben übrig. (Vertreibung aus der Universität - sueddeutsche.de - Bayern
16. Dezember 2003
Der St. Josef-Newsletter informierte heute über die Besprechung von Mel Gibsons "Passion" im film-dienst. Danke.
In derselben Zeitschrift plädiert Digby Anderson für einen Weihnachtsersatz: Epiphanie.
Der Kardinal-Erzbischof von Westminster, Cormac Murphy-O'Connor, nimmt keine Rücksicht auf die Saison - oder doch? Im Spectator gibt es eine leibhaftige Höllenpredigt:
"Christmas may not appear at first sight to be the best time to be speaking about such things. But if I am to be judged by God, I am happy that I should be judged by One who came among us and lived our life just as it is — short, bitter, mysterious, and yet wonderful. It is as the Son of Man that God will examine us about our life. He has lived our life with sympathetic understanding of its fragility and unsolved enigmas. He did not merely enter into it by virtue of Divine understanding but by living it for real. He himself became flesh. Which is why every human face is, in a mysterious and powerful sense, the human face of God Himself: the pure face of the child, the faces of the poor, the tear-stained faces of sinners, even the embittered faces, those who are enemies and hate us.
Jesus came amongst us as Saviour and, God help us, we do need to be saved — from our selfishness, and our sin, and our poverty. Christmas is an occasion to ponder more deeply the consequences of our choices and actions while giving thanks for that most wondrous event in human history — the coming of Emmanuel: God with us."
15. Dezember 2003
Die Kirchenorgel der amerikanischen Pfingstler vom "House of God" ist die Pedal Steel Guitar, Robert Randolph ist ihr Meister, und RR's Sacred Steel-Album Unclassified ist pure Energie. PTL.
Zum minimalistischen Priesterbild passt vielleicht am besten die folgende "schwache" Definition des katholischen Christen, die ich mir ad hoc aus Zulehner + Küng zusammengebastelt habe und die sicher noch weiter optimier- bzw. minimierbar ist:
"Ein Christ ist, wer das Gerücht von Gott wachhält und am Christentum noch nicht verzweifelt ist."
Das muß und soll ja nicht unbedingt einladend wirken - im Gegenteil: Diese Definition nimmt andere in ihrem Anderssein ernst und tritt ihnen nicht durch irgendwelche Wahrheitsansprüche zu nahe.
Mal ehrlich: Würden Sie als junger Mann einen Beruf ergreifen wollen, der öffentlich vor allem unter Überschriften wie "Klerus und Sklerose: Nachwuchs, Regression und Heiliger Geist" verhandelt wird?
Als ich gestern abend Saddam Hussein sah in seinem Elend, dachte ich bei mir: "Sehen so Massenmörder aus, die einige Hunderttausende auf dem Gewissen haben? So wie wir alle im Alter: müde, erschöpft, ausgelaugt, hoffnungslos, verwirrt, verloren?"
Dann mußte ich an den Satz denken, den Georges Bernanos nach dem Münchner Abkommen 1938 über A. Hitler schrieb: "Seit gestern denke ich an ihn wie an einen Toten." Kein Gericht wird dem gerecht, was Saddam getan und befohlen hat, und deshalb ist es nicht mehr wesentlich, ob es internationale, irakische oder US-Richter sind, die über ihn urteilen. Er ist jetzt (und schon vorher, und wie wir alle) ein Opfer von Gottes "terrible speed of mercy" (Flannery O'Connor).
Durch meine Teenagerjahre begleitete mich ihre Version von "C'est la vie - it goes to show you never can tell", und jetzt, fast 30 Jahre später, mildert sie mit "Stumble into Grace" den Frühwinter-Blues: Emmylou Harris. Ihre Stimme ist absolutely amazing und einige der Lieder sind schlicht überzeitlich. Zum Beispiel dieses, das Schlußlied, in gut katholischer Manier eine Verbeugung vor dem Marienaltar:
Cup of Kindness
You gave yourself up to the mystery
And sailed the oceans looking for
The secret of the key
To unlock a truth that you may never find
For it was a cup of kindness all the time
You feel the thirst
But none can make you drink
The answer's waiting for you here but
It's not what you think
It won't steal your soul or leave you blind
It was just a cup of kindness all the time
And when Mother Mary finally comes to call
She could pass right thru your heart
And leave no trace at all
While you were reaching for
The sacred and divine
She was standing right beside you
All the time
And the emptiness
You can't seem to fill
Beauty fades and pleasures cannot
Take away the chill
And the glamour lures you down into a lie
O but the cup of kindness
Never will run dry
You hear the vandals
Howlin' down your walls
And arm yourself against the ones
Who want to see you fall
Till some Holy Grail reveals
The grand design
Well it was in a cup of kindness
All the time
Willow Creek ist einer der bekanntesten und erfolgreichsten U.S.-MegaChurches. Nach 30 Jahren hat sie mehr Gemeinden als manche der kleineren etablierten Denominationen und breitet sich in Suburbia, dem wachsenden Vorstadtgürtel um die amerikanischen Großstädte immer weiter aus. Auch kleinere Kirchengemeinden können sich für 249 USD/YR professionelle Beratung durch Willow Creek einkaufen.
Aaron D. Wolf kommentiert die Abwendung von den fremden, anstößigen Inhalten der Schrift und des apostolischen Zeugnisses, für die Willow Creek steht, und die Hinwendung zur "heilenden Botschaft von einem Jesus, der auf die erfahrenen Nöte des suburbanen Lebens eingeht".
Das kennen wir unter anderem Vorzeichen hier doch auch.
Fängt die Ökumene beim Geld an oder hört sie da auf?
"Nicht nur weil die PKN [Protestantische Kirche Niederland] von zahlreichen christlichen Rechten nicht mitgetragen wird, will keine rechte Jubelstimmung aufkommen, sondern auch weil die Fusion von wirtschaftlichen Gesichtspunkten geprägt ist. Jedes Jahr sagen mehr Holländer ihrer Kirche Adieu. Viele Gemeinden können den Unterhalt ihrer Einrichtungen nicht mehr finanzieren, die Gehälter ihrer Prediger nicht mehr zahlen. Außerdem muss die Frage, wie der Besitz der Kirchen untereinander aufgeteilt wird, geklärt werden. Dabei geht es um Millionenbeträge. Während der Andacht warnte Prediger Arie van der Plas: 'Herr, schütze uns vor neuen Spaltungen.'"
(Heilige Dreifaltigkeit - sueddeutsche.de - Feuilleton)
13. Dezember 2003
Das bin ich dem hl. Anselm von Canterbury schuldig, von dem ich das "Credo ut Intelligam" geborgt habe: Hansjürgen Verweyen hat eine Auswahl seiner Werke wieder verfügbar gemacht. (Via KATH.NET - Katholischer Nachrichtendienst)
"'Der, der kommt', ist der eigentliche Name Christi. Wir verwenden ihn in einem besonders eindrücklichen Text der hl. Messe: nach dem 'Heilig, heilig, heilig, Gott, Herr aller Mächte und Gewalten' - wobei uns der Abgrund, deruns von Gott trennt, besonders fühlbar wird - fahren wir fort: 'Hochgelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn.' (...)
Christus ist zugleich der, der gekommen ist, und der, der kommt. Er ist immer der, der kommt." (Jean Danielou)
12. Dezember 2003
Eine sogenannte Laizitäts-Kommission empfiehlt in Frankreich ein Gesetz, "das das deutliche Zeigen religiöser Symbole wie großer Kreuze, der jüdischen Kippa und das Tragen von Kopftüchern oder Schleiern in Schulen und anderen öffentlichen Einrichtungen verbietet. Die Maßnahme bezieht sich nicht nur auf Lehrer sondern auch auf Schüler. 'Diskrete' Zeichen wie kleine Halsketten sollen erlaubt sein." (Süddeutsche Zeitung: Gegen Kreuz und Kopftuch)
Diskret wie bis zu 2 cm groß und breit? Religiös wie Death-Metal-Sweat Shirts, "Che Guevara"-Sticker und (für die Lehrer) "Clapton is God"-Graffiti?
Father Bryce wird verzeihen, daß ich sein Posting einfach übersetzt kopiere:
"Schwester, würden Sie gerade mal von der 7. Wolke runterkommen und die Butter weitergeben?"
Raymund Schwager zieht die Bilanz der Küng-Bilanzen. Kirchenrebell alias Medientheologe Hans Küng beklagte nämlich zum Papst-Jubiläum wieder einmal "diktatorische Macht", "triumphalistischen Absolutismus", "inquisitorischer Verfolgung", "römischem Imperialismus" und "weltfremden Rigorismus". Eine Litanei so alt wie Lauretanische mit dem Unterschied, daß wir die Küngsche inzwischen auswendig kennen.
Könnte vielleicht mal jemand bemerken, daß er damit das Andenken der tatsächlichen Opfer von - auch katholischer! - Macht, Verfolgung, Imperialismus und Rigorismus schmäht, wenn er seine bourgeoisen Unpässlichkeiten mit ihnen in eine Reihe stellt?
Von der Herrschaft des altmodischen Mainstream - Herr, befreie uns.
Von antirömischem Rigorismus - Herr, befreie uns.
Von medienverstärktem Gejammere - Herr, befreie uns.
(Danke für den Hinweis, Erich!)
11. Dezember 2003
Aus der Weihnachtskarte eines Großverlags:
"Heute haben wir die Verantwortung für die Kinder, die morgen die Dinge in die Hand nehmen werden. An den Weihnachtstagen und zum neuen Jahr wird überall, in allen Ländern - fast unabhängig von Religion und anderen Einflüssen - daran gedacht, was alles besser sein könnte. Wir sollten alle gemeinsam daran arbeiten, dass es auch gelingt."
Daran arbeite ich doch gerne mit. Allerdings nur nach der Anmerkung, daß die Formulierung "fast unabhängig von Religion und anderen Einflüssen" sehr mißverständlich ist.
Oberflächlich verstanden, suggeriert sie nämlich, daß sich die Bereiche der Religion (und der unspezifizierten anderen Einflüsse) recht säuberlich abtrennen lassen von unserem Wunsch und unserem praktischen Streben nach Weltverbesserung und -veränderung. Es gibt aber kein entsprechendes Ethos unabhängig von unserem Verständnis der Welt und unserer selbst; daß und wie wir etwas zum Besseren wenden wollen, ergibt sich immer auch, ja: vor allem aus dem, was wir für das Gute halten. Für den Großteil der lebenden 6,3 Milliarden Menschen spielt ihre Religion eine wichtige Rolle in der Bestimmung des Guten. (So wie eben auch ein "Weltethos" nicht unter Laborbedingungen entwickelt und verbreitet werden kann, sondern immer in einem lokalen/persönlichen Ethos verwurzelt sein, zu ihm passen, aus ihm hervorgehen muß.)
Aber so penibel wollte der Verlag seinen Satz nicht verstanden wissen. Und deshalb stelle ich die Karte doch in meinem Büro auf...
10. Dezember 2003
Die Welt: Nur 150 Antworten auf 150 000 Bittbriefe des Kardinals.
"Noch am Wahlabend zeigte sich der Bischofsvikar für den synodalen Bereich, Domkapitular Dr. Johannes zu Eltz, sehr erfreut über dieses Ergebnis: 'In einer offenkundig schwieriger werdenden Zeit haben wir trotzdem mehr Menschen für die vor uns liegende synodale Arbeit aktivieren können. Die Mobilisierung ist gut gelungen, die Wählerschaft geht in die Breite. Sorgen macht mir nur, dass der Männeranteil in den Pfarrgemeinderäten weiter gesunken ist.' Der Anteil der gewählten Männer ist von 45 % im Jahr 1999 auf jetzt rund 41,6 % gefallen." Aha: Sorgen.
(Bistum Limburg: PGR-Wahlen: Zweitbeste Wahlbeteiligung seit 1969)
Der Curt Jester bloggt die Blogger-Litanei.
"Vom Verlangen gelesen zu werden - Herr, befreie uns.
Vom Verlangen gelobt zu werden - Herr, befreie uns...
Daß andere Blogs mehr geliebt werden als der meine - Gewähre uns, o Herr."
... und woher sind sie gekommen?" (Offb 7, 13)
Statt der "Zahl des Tieres" (Offb 13, 18) die Zahlen des Lamms: World Christian Database.
Pentekostalischer Häresien bin ich, glaube ich, nicht unbedingt verdächtig. Deshalb hier in Sinne der deutsch-christlichen Horizonterweiterung ein Link zum Kingsway International Christian Centre, einer Megachurch, die mit ihrem Miracle Centre die größte Kirche Großbritanniens betreibt. Die Church of England hat Pastor Matthew Ashimolowo vor einiger Zeit aufgefordert, taktvoll dahinzuscheiden und ihre Kirchenbauten Gemeinden wie der seinen zu vermachen.
Peter Hertel und Anna Gann befassen sich in PublikForum mit dem drohenden bzw. schon spürbaren Finanzkollaps der großen Kirchen. (Mancherorts scheint der noch weiter weg zu sein, hier z.B., im Land der Löwenkopf-Türzieher.)
Die Wirklichkeit holt uns ein, würde ich sagen. Und Abschied von Illusionen über Mitgliederzahl und -zahlungsbereitschaft "ist ein scharfes Schwert" (Roger Whittaker), das auch "die Kirche in ihrer Substanz" (Hertel/Gann) bedrohen kann. Kann, nicht muß.
Aber das würde ein Umdenken auf allen Ebenen bedeuten, eine "Bekehrung" sozusagen. Hat nicht McKinsey mal die Frage nach den christlichen und kirchlichen Kernkompetenzen gestellt?
9. Dezember 2003
Von was träumen Androiden? Die Antwort kennen wir durch Philip K. Dick. Doch von was träumte der? Wie es aussieht, von VALIS und vom Schwarzen Ehernen Gefängnis. Und von den 2.500 $, der er für die Filmrechte von "Blade Runner" bekam.
8. Dezember 2003
Statt Drobinski lieber Jan-Heiner Tück in der Neuen Zürcher lesen!
"In der Liturgie geht es nicht um den Eintritt in eine imaginäre Welt, sondern um die Begegnung mit dem Allerwirklichsten. Wo aber das Ewige in die Zeit einbricht, gerät die Realität selbst auf den Prüfstand. Dem Heiligen begegnen heisst sein Leben ändern. Wie aber steht es um die lebensgestaltende Kraft der katholischen Liturgie? Ist diese durch die Liturgiereform eher gestärkt oder geschwächt worden?"
Wo Alexander Kissler aufmerken hieß, gibt Matthias Drobinski ein paar Tage später Entwarnung:
"Auch Kardinal Joseph Ratzinger, der Präfekt der Glaubenskongregation, hat, vergangenen Donnerstag erst wieder in Trier, kritisiert, dass allzu häufig statt der Konzentration auf die heilige Handlung das Experiment und die Unterhaltung der Gläubigen im Vordergrund stehe. Da hat Ratzinger insofern Recht, als dass vor allem in den siebziger und achtziger Jahren mancher Pfarrer der Gemeinde manche Merkwürdigkeit zugemutet hat – von Fürbitt-Zetteln, die an Sträucher gehängt werden mussten, bis zum Buß-Tanz vor dem Altar, bei dem die wahre Buße im Zuschauen bestand. (...)
Wer mit Pfarrern und Gottesdienstbesuchern redet, wird die gegenläufige Entwicklung bemerken: Stille und Andacht erhalten zunehmend Raum; die Zeiten, da die Auflösung der Form als Fortschritt galt und die Selbsterfahrungsgruppe als Maß des Zusammenseins, sind auch im katholischen Gottesdienst vorbei."
Schön wär's. Sicher gibt es eine neue Vorsicht im Umgang mit der Liturgie, auch an der Basis. Es gibt gebrannte Kinder und das meiste haben die Liturgie-Vorsteher und -Komittees über die Jahre hin schon durchprobiert. Aber die Pädagogen und Laboranten, die Performance-Künstler und Non-Konformisten leben, wirken und verhunzen weiter unter uns. Mancherorts das Murmeltier grüßt ewig...
"Die gerade für die katholische Kirche wichtige Balance zwischen Bewahren und Erneuern" "droht ..." nicht durch römische Liturgiedokumente "gestört zu werden" - es gibt sie an viel zu vielen Orten schlicht und einfach nicht mehr.
Wo gibt es eigentlich diese Rosa Beruhigungsbrillen zu kaufen?
Bittet und es wird euch gegeben, tretet ein und macht den Einkaufswagen voll - bei avazon.com, dem Webshop "U.L.F vom Sonderangebot" (nicht identisch mit der "Mutter aller Schnäppchen"!).
Rosenkränze, Skapuliere, liturgische Kopfhörer, Ablässe, Holy Pokemon (die Lila-Serie!) und andere praktische Utensilien für den katholischen Blogger oder Surfer! (via TSOs Video meliora)
"O Jungfrau, Mutter, Tochter deines Sohns,
Demüt’ger, höher, als was je gewesen,
Ziel, ausersehn vom Herrn des ew’gen Throns,
Geadelt hast du so des Menschen Wesen,
Daß, der’s erschaffen hat, das höchste Gut,
Um sein Geschöpf zu sein, dich auserlesen.
In deinem Leib entglomm der Liebe Glut,
An der die Blume hier zu ew’gen Wonnen
Entsprossen ist, in ew’gem Frieden ruht.
Die Lieb’ entflammst du, gleich der Mittagssonnen,
In diesem Reich; dort, in der Sterblichkeit,
Bist du der frommen Hoffnung Lebensbronnen.
Du giltst so viel, ragst so in Herrlichkeit,
Daß Gnade Suchen und zu dir nicht flehen,
Wie Flug dem Unbeflügelten gedeiht.
Du pflegst dem Armen huldreich beizustehen,
Der zu dir fleht, ja öfters pflegt von dir
Die Gabe frei dem Fleh’n vorauszugehen.
Erbarmen ist, und Mitleid ist in dir,
In dir großmüt’ges Wesen – ja, verbunden.
Was Gutes das Geschöpf hat, ist in dir."
(Dante Alighieri: Die Göttliche Komödie, Paradies, 33. Gesang)
"I'd rather learn from one bird how to sing
than teach ten thousand stars how not to dance"
Nicht von Olivier Messiaen, sondern von E.E. Cummings.
6. Dezember 2003
Genug gepienzt, meint die SZ und fordert meinereinen zum Abschied von Susi, Sabine oder Sandra auf - je nachdem wie Manns innere Weiblichkeit heißt.
"Bereit im 16. Jahrhundert erhielt ein Monarch aus dem Kongo den vom Papst verliehenen Titel 'Defensor Fidei - Verteidiger des Glaubens', der bis dahin Englands Heinrich VIII. verliehen worden war. Im Gegensatz zu Heinrichs Familie hielt die Kongolesische Monarchie den Katholischen Glauben hingebungsvoll aufrecht." (Philip Jenkins: The Next Christendom, S. 30)
Unsere Tageszeitungen gehen durch schreckliche Zeiten. Die Wirtschaftskrise läßt Abonnentenzahlen und Werbeeinnahmen gleichermaßen sinken. Das muß vor allem bei spirituell korrekten Redakteuren momentan zu wahren Gewissensqualen führen.
In meinem Heimatblatt, dem "Main-Echo", der "Unabhängigen Zeitung für Untermain und Spessart" zeigt sich das so:
Gestern endlich tauchte der lange erwartete Artikel im Lokalteil auf, der unter der Überschrift "Verkaufsschlager Weihnachten" und mittels Interview mit zwei Exponenten des heimischen Klerus den Kommerzkult anprangert. Im Kasten daneben ein sympathisierender Bericht über eine Autorenlesung im katholischen Bildungshaus Schmerlenbach. Die Titel der Lesung ("Blutige Weihnacht") und des Artikels ("Idyll als Makulatur des Bösen") verraten das Anliegen: Symbolisch aufzuschrecken und die seelischen Abgründe der Adventopfer und -täter aufgähnen zu lassen.
Heute dann ruft die gleiche Zeitung zum Wettbewerb um die "tollste Weihnachsbeleuchtung" auf, denn schließlich haben sich die "oft als Weihnachtskitsch gescholtenen" Lichterketten durchgesetzt und eine spezielle Art von Wahnsinn hervorgerufen, die ruhig im Sinne der Abonnentenwerbung gefördert werden darf - "blutige Weihnacht" hin oder her.
Die pfundweise beiliegenden Einzelhandelsprospekte fördern den vorweihnachtlichen Umsatz wohl auch nicht, indem sie kostenlos gedruckt werden, sondern indem sie uns in die Läden locken. Montags dann holen wir unsere Portion Buße ab im nächsten spitzen Kommentar über Gerenne und Gerangel.
Der Redakteur büßt derweilen - vielleicht? wahrscheinlich? hoffentlich? - für sein Doppeldenk mit Verlust der Selbstachtung, die nur durch verschärfte Ausdrucksformen von Spiritual Correctness wiedergewonnen werden kann. Auf geht's - wir lesen weiter.
5. Dezember 2003
"Jokes activate same brain region as cocaine: Humour tickles drug centre that gives hedonistic high", sagen Stanford-Wissenschaftler bei Nature.
Ein kundiger und ausgewogener Überblick von Alexander Kissler in der Süddeutschen Zeitung über den Zustand der katholischen Liturgie 40 Jahre nach Sacrosanctum Concilium. Nicht um ein feindliches Aug in Aug des alten und neuen Ritus (und ihrer Anhänger) geht es für ihn, sondern um beider Pflege und Wertschätzung.
"'Tut dies zu meinem Gedächtnis': Jesu Worte beim letzten Abendmahl sind das Fundament der Liturgie. Laut katholischer Lehre ist Jesus bei jeder Eucharistiefeier in den Gestalten von Blut und Wein gegenwärtig. Wo dieses Mysterium im Christus-hat-uns-alle-lieb-Gestus verplaudert wird, hat die Kirche aufgehört, Kirche zu sein. Sie wäre eine Sinnagentur mit religiöser Rhetorik geworden. Andererseits kann die tridentinische Messe nicht als einzig wahre rehabilitiert werden. Die Pius-Bruderschaft steht auch deshalb außerhalb der Gemeinschaft, weil sie auf eine Entscheidung hofft und dem heute praktizierten Ritus das Verschwinden prophezeit.
Widersinnig ist die Hoffnung der Modernisten, durch eine Umfunktionierung der Messe zum reinen Gemeinschaftserlebnis die Kirchen füllen zu können. Je ununterscheidbarer das religiöse Angebot sich gibt, desto schneller trocknet die Substanz aus, desto unattraktiver wird es. Die Form der Liturgie ist von ihrem Inhalt nicht zu trennen. Darum sollten die Kontrahenten anerkennen, dass beide Riten ihre Schönheit haben. Die Gregorianik und die lateinische Sprache sollten auch in ganz gewöhnlichen Gemeinden gepflegt werden, ohne dass diese sich den Ruch des Reaktionären zuziehen. Ein generelles Umdenken ist nötig, was die Gebetsrichtung betrifft. Zumindest während des Hochgebets ist es widersinnig, dass Priester und Gemeinde einander anstarren. Nur der gemeinsame Blick nach Osten kann Ausdruck sein der gemeinsamen Hoffnung. Würde man umgekehrt die großen Errungenschaften der Reform – die erhöhte Aufmerksamkeit für Nebenmann und Nebenfrau, Gebete in der Landessprache, die Abkehr vom esoterischen Formenkult – rückgängig machen, kehrte die Vormoderne augenblicklich in die Kirche zurück. Wenn das Vergangene geschätzt, aber nicht vergötzt wird, kann das zwecklose Spiel wieder werden, was es sein will: ein Freudenfest auf dem dunklen Grund des Todes."
4. Dezember 2003
Für Anthony Daniels ist C. G. Jung ein Scharlatan, auf den wegen seiner esoterischen Aura die Damen fliegen wie die Fliegen auf den Dung. "Actually, Jung was grossly superstitious, had no idea what a logical argument was, and was capable of believing the purest nonsense." Die Rezeptionsgeschichte C. G. Jungs in der deutschen nachkonziliaren Theologie und Volksfrömmigkeit muß noch geschrieben werden - im Rückblick. Noch sind wir mittendrin.
Carl Jung: The Madame Blavatsky of Psychotherapy (New Criterion)
3. Dezember 2003
Eine neue Web-only Zeitschrift kündigt sich vielversprechend an:"The New Pantagruel: Hymns in the Whorehouse".
Auf dem Programm steht "ein christlicher Humanismus, der nach vorne schaut, aber auch postliberal ist, der eine kulturelle und politische Kritik der stereotypen modernen Linken und Rechten bietet - und zwar aus der Mitte der christlichen 'Großen Tradition', die fundamental antimaterialistisch, antipositivistisch und antiutopisch ist. The New Pantagruel ist bestrebt, sowohl jene verhängnisvolle Ernsthaftigkeit zu vermeiden, die so vielen Unternehmungen zum Verhängnis wird, wie auch jenen schwachmachenden Zynismus, das Verhängnis so vieler anderer.
Wir nehmen jenen Kommentar von Chesterton ernst, daß 'die Verteidigung irgendeiner der Kardinaltugenden heutzutage all den Spaß eines Lasters bietet'."
Eines der Vorbilder ist Malcolm Muggeridge, der sich selbst als "Bordellpianisten" sah, "der sein Bestes gibt und ab und zu ein paar Takte von "Abide with me" einfliepen läßt - zur Erbauung der Kunden."
Die erste Nummer erscheint im Januar 2004. Dranbleiben.
1. Dezember 2003
Bin ich vielleicht doch kein katholischer Fundi? Thomas Seiterich-Kreuzkamp macht mir in Publik-Forum Hoffnung:
"Wie ortet man Fundamentalisten? Und: Wie geht man mit Fundamentalisten um? Der reformierte Theologieprofessor Peter Scherle gibt eine in fünf Punkte gegliederte, sinnvolle Antwort. Er wendet sich gegen den inflationären und leichtfertig vernebelnden Sprachgebrauch des Begriffs Fundamentalismus. Damit jemand ein Fundamentalist sei, brauche es das Zusammenwirken von vier Haltungen.
1. Die Behauptung der und den Glauben an die Unfehlbarkeit und Irrtumslosigkeit der »Schrift« bzw. der eigenen Glaubensurkunde. Die eigene Wahrheit ist absolut vorrangig.
2. Den festen Willen zur politischen Durchsetzung der eigenen »Wahrheit«, die aus der jeweiligen Religion resultiert.
3. Die Betonung der »Gemeinschaft der Erretteten« oder der »Rechtgläubigen« inmitten der »Verlorenen« oder »Verworfenen«.
4. Die sichere Kenntnis des »Anfangs« sowie des »Endes« der Menschheit.
Punkt 3 und 4 machen Gläubige, die daran festhalten, oftmals überheblich.
(...)
Scherle warnt – zu Recht – davor, bestimmte konservative religiöse Meinungsvertreter voreilig als »Fundamentalisten« abzustempeln. Es gelte stets, zuvor die eigenen Wahrnehmungs- und Verstehensweisen kritisch auf ihre versteckten Ängste und Projektionen zu hinterfragen. Sodann komme es darauf an, die Fundamentalismen etwaiger Fundamentalisten zu verstehen. Auch, um ihnen besser entgegentreten zu können."
Ist wahrscheinlich nur ein Anfall von verfrühtem Weihnachtsfrieden. Legt sich wieder. Der Papst kein Fundi, Meisner ohne Label und das Opus Dei nur konservativ - wo kämen wir denn da hin?
Wieder einmal eine nette Geschichte gehört von einer Mutter, die anläßlich der Erstkommunion ihrer Tochter zum Elternabend ins Pfarrzentrum musste:
"Da mußten wir zuerst einen Jesus-Film gucken, dann gab's Infos wegen der Kommion-Vorbereitung und zum Schluß mußten wir noch zusammen ein Vater Unser beten. Also bei uns damals gab's nicht so viel Pi-Pa-Po um die Kommion - in der Woche vorm Weißen Sonntag hat der Pfarrer in der Kirche ein paar Stunden gehalten. Das hat doch auch gereicht!
Und jetzt, dieser ganze Aufwand... Aber die Jennifer freut sich so, und wenn ich dran denke, wie sie nächstes Jahr dann in ihrem weißen Kleid, wie im Brautkleid, in die Kirche einzieht - dann mach' die ganze Kommionvorbereitung halt doch mit."
Ob die gute Mutter auch Gruppenmutter macht, weiß ich nicht. Gut möglich.
Eigentlich hatte ich vor, die vorweihnachtlichen Lichteruptionen und fensterlnden Weihnachtsmänner mit Schweigen zu bestrafen. Jetzt führt das Imperium - in der Gestalt eines eigentlich netten und bescheidenen Nachbarn - einen pre-emptive sound strike, der Vergeltung fordert.
30 Meter östlich von unserer Haustür läßt ein Bewegungsmelder nicht nur hunderte von blinkenden Birnchen losrasen - an denen ließe sich ja noch absichtlich vorbeisehen. Er löst zusätzlich eine Fieporgie aus, deren Töne sich nach 4 sec zu Jingle Bells und Stille Nacht zusammensetzen und dem Passanten höhnisch hinterherquietschen.
Es kann halt immer noch schlimmer werden.