3. Januar 2003

Noch einmal Martin Mosebach
Immer noch schwer beeindruckt von Martin Mosebachs Häresie der Formlosigkeit. Es gibt dort u.a. ein wunderbares Kapitel über die Ahnentafel Jesu im Matthäusevangelium und eine kundige Exegese der liturgischen Körperhaltungen Stehen, Knien und Gehen. Insgesamt ein nostalgisches Buch - darüber, was einmal war und vielleicht jetzt noch sein könnte. Für die Gesamtkirche ist der "alte Ritus" wohl unwiederbringlich verloren, und Mosebach deutet es ja selber an, wenn er schreibt, daß die Liturgie dann ihre Unschuld und ihr Geschenktsein verloren hat, wenn über sie geredet, diskutiert, beraten, abgestimmt wird.
Nochne Kostprobe - die Schlußzeilen:
»... Ludwig vergaß, daß Hermann die Oblate ausder Holzdose auf den kleinen goldenen Teller auf dem Kelch gelegt hatte, er sah diese weiße Scheibe in der Rauchwolke gar nicht als etwas Materielles an oder jedenfalls doch als etwas sehr Zartes, verfestigtes Licht, einen stillen Augenblick lang..."

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