19. Januar 2011

Schwere schöne Kost

"Dieser Band [die 1961 erschienene Gesamtausgabe der Gedichte] ist bis zu dem hier vorliegenden über 44 Jahre lang das letzte Buch mit Gedichten von Konrad Weiß geblieben." - So schreibt es Norbert Hummelt in seinem Nachwort zu "Eines Morgens Schnee".

Falls es bis zur nächsten Weißausgabe wieder solange dauert, sorgen innovative Technologien wenigstens dafür, daß "Eines Morgens Schnee" nicht vergriffen ist:



Spaß beiseite. Konrad Weiß ist schwere Kost. Zwischen kurzem Blitzen und Aufblitzen dunkle Zeilen und Strophen. Halbsätze, federleicht, Bilder, die sich ins Herz legen. Nicht zu gebrauchen im Streit oder fürs schnelle Zitat. Stattdessen Fenster in die Mitte der Welt.

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Durch ein offenes Fenster

Wenn die Vögel im Regen zwitschern
oder flöten und aufhören,
hören
und sind wieder im Zwitschern,
ist das immer,
als ob man trinke
oder den Wein in der Kehle spüre,
und gekehrt zum Tage
ist man nicht mehr entzweit,
sondern hat nur
das eigene Herz in der trinkenden Kehle.

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