30. November 2010

Keine Vergebung für Karl Lagerfeld?

"Ich bin Polytheist, ich bevorzuge diese Mythologie ohne Hölle, ohne Sünde, ohne Vergebung." So Karl Lagerfeld laut Spiegel

Ob er es wirklich schafft, seine Vorliebe für eine Welt "ohne Vergebung" durchzuhalten? Ob er nicht manchmal hofft, es gäbe diese Vergebung? Vergebung für ihn und uns alle? Gründe gibt es genug, warum er und ich besser nicht auf Gerechtigkeit bestehen sollten.

(Und weil es mir gerade einfällt: Das ist es, was mich bei kreuz.net zutiefst abstößt, jedesmal wenn ich zufällig einen Artikel dort lese: Daß es dort immer klingt, als ob man selber GOttes vergebendes Erbarmen nicht nötig habe. Bleibt uns denn etwas anderes als uns immer wieder ans SEin liebendes Herz zu flüchten und möglichst viele dabei mitzunehmen? Ich jedenfalls möchte lieber nicht ohne meinen Erzfeind vor IHm erscheinen, mitten in einem Haufen Sünder.)

29. November 2010

Konjunktur in der Blogozese

Alipius und Elsa haben auf die "Neuen" schon hingewiesen; da bleibt mir nur noch, sie bei den "Banknachbarn" aufzulisten...

Segne Euch GOtt bei Euerm und unserm Tun!

Was nicht nur Kinder beruhigt:


Die Bösen machen bloß mehr Lärm.

(von Savage Chickens)

28. November 2010

Bitte um einen Paradigmenwechsel von oben kommend

Immer wenn ich versuche, mangels praktikabler Alternativen mich von neuem unvoreingenommen und quasi amnesisch dem Novos Ordo Missae - so wie er in Deutschland gefeiert wird, zu öffnen, kommt es dicke.

Da verzichtet der Priester mal schnell auf seine ihm zukommenden Aufgaben und lässt den Diakon bis auf das eröffnende Kreuzzeichen, Tages-, Gaben-, Hoch- und Schlußgebet und den Segen alles andere sprechen. Da fragt man sich zum wiederholten Male, wieso man anscheinend der einzige ist, der nicht in Sekundenschnelle während einer Atempause des Kyrie in sich blicken, seine Schuld bereuen und um Vergebung bitten kann - denn um mich herum zuckt nichts. Da wundert man sich, wie tief zur Kommunion die den Thron des Erlösers bildenden Hände bei männlichen Jugendlichen sinken können: Gefühlt bis unter die Knie nämlich. Da hat man zu schaffen, vor lauter Banalisierung in Predigt und sonstigen freigestalteten Elementen die Ohren des Herzens für das Mysterium des je-und-immer-größeren GOTTES offen zu halten und nicht verzweifelt sich zu schwören, am nächsten Sonntag lieber eine Passage Balthasar, Ratzinger oder auch Rahner zur Homilie zu lesen (schön ins Gotteslob eingelegt, um das Ärgernis zu minimieren).

Und anderntags liest man bei P. Michael Schneider sj eine Passage, bei der einem die Augen aufgehen:

"Angelus A. Häußling OSB legt dar, daß statt des neueren Schlagwortes der Liturgiereform, gemeint ist die participatio actuosa, für die tridentinische Liturgiereform ein ganz anderes maßgebend war. Papst Pius V. betont im Promulgationsdekret des Tridentinischen Missale, dieses sei von sachkundigen Fachleuten reformiert worden ad pristinam sanctorum Patrum normam ac ritum. Während die Reformatoren der katholischen Kirche den rechten, Gott gemäßen Gottesdienst absprachen, war es erforderlich, gerade diesen wieder hervorzuheben und den Erweis einer ungebrochenen Tradition von den Ursprüngen an darzulegen, also seit der Zeit der Väter. Häußling fragt jedoch, welche 'Väter' sind die 'heiligen', deren Normen gelten soll[sic! Scipio]? Ganz anders sei der Ansatz der Liturgiekonstitution, die für Häußling als ein Dokument gilt, das in der Kirchengeschichte bisher ohne Vergleich ist; sie bildet die Korrektur rund eines Jahrtausends Frömmigkeits- und Liturgiegeschichte der abendländischen Christenheit. Die kopernikanische Wende im Liturgieverständnis besteht nach Häußling in der aktiven Teilnahme (participatio actuosa) aller Gläubigen als liturgieprüfendem Kriterium; sie bedeute eine anthropologische Wende, nämlich die Zuwendung zum Menschen als dem Subjekt der Liturgie. Weil die nordatlantische Gesellschaft faktisch in einer atheistischen Umwelt lebt, meint Häußling, daß der Gottesdienst für den Menschen von heute eine kul­turelle Verhaltensanomalie darstellt; um den Menschen nicht ständig religiös und liturgisch zu überfordern, müßte die Liturgie um des Subjekts der Liturgie selbst wil­len reduziert werden. Die Liturgiereform des II. Vatikanum leitet nach Häußling eine neue Ära ein, sie will nicht mehr das liturgische Ritual perfektionieren nach den althergebrachten Normen der heiligen Väter, sondern einen grundsätzlichen und radikal neuen Paradigmenwechsel, der mit dem Kriterium der tätigen Teilnahme als liturgieprüfendem Kriterium gegeben ist, heraufführen."

Ja mei, im Gegensatz zum Benediktiner Häußling lebe ich die ganze Woche in dieser nordatlantischen, quasi-atheistischen Umwelt. Ich gehe nicht in die Kirche, weil mir die Zuwendung zu mir selber fehlt, oder weil ich kontaktarm wäre. Ich gehe dahin in der Hoffnung, daß da, wenigstens da, einmal GOTT im Mittelpunkt steht. Daß mein Befinden und das meiner Mitteilnehmer einmal nicht kümmert. Daß ich mich und die ganze Chose vergessen kann, mich selbstvergessen hingeben kann. Daß ich vielleicht ab und an auch emotional den Zipfel des Gewandes Christi zu fassen bekomme. Ich habe Nullbock, daß mir jetzt als Paradigmenwechsel verkauft wird, was ich mit vielen anderen satt habe.

Könnt Ihr mir, liebe Liturgiereformer und Reformadepten, liebe Zelebranten und sonstwie nach eigenem Gusto hyperaktiv Partizipierenden, könnt Ihr mir nicht diese eine Stunde in der Woche gönnen und einfach: zurücktreten, das Maul halten, GOTT da sein lassen, SEINE Gegenwart feiern und sich ereignen lassen, so wie im Saal des Gründonnerstags, wie auf Golgotha und wie am Ostermorgen?

Versteht mich recht: Ich bin für liturgischen Paradigmenwechsel. Aber für einen, der noch radikaler ist: Nicht Eure liturgiewissenschaftlichen Theorien, nicht Eure längst überholten Anthropologien, nicht Eure wechselnden Psychotheorien will ich abbekommen. Sondern IHN. Den EINEN. Den DREI. Das A und das O.

Und wenn ich irgendwie partizipieren, teil-nehmen, teil-bekommen will, dann an IHM.

Ist das zu viel verlangt???

26. November 2010

Log Me In, Martin!

Immer für eine flotte Formulierung ist Peter Sloterdijk gut. Auch wenn man ihm sein Europa-von-den-Griechen-über-Luther-bis-zum-deutschen-Idealismus-Konzentrat nicht voll abnimmt: Langweilig ist er nicht.

"Die Griechen haben den autonom lesbaren Text erfunden, weil man zum ersten Mal - deswegen heißen die Dinge auch Vokale - die Stimme des Autors rekonstruieren kann. Ansonsten braucht man immer einen Vorleser, der sagt, wie der Text gesprochen werden muss - ein Sachverhalt, der im Hebräischen bis heute fortbesteht. Tendenziell ist der europäische Leser also ein autonomer Leser. Oder, anders ausgedrückt, ein Autodidakt, der auf eigene Faust die Stimme der Ahnen entziffern kann. Mir scheint, dass dies für das Verständnis der europäischen Psyche von ungeheurer Bedeutsamkeit geworden ist. Das bestätigt und verstärkt sich im Protestantismus, den man als Autodidaktentum des Glaubens definieren könnte. Die Autodidaktik des Glaubens produziert das moderne Individuum, das sich selber in die Bibel einloggt. Man könnte es den Luther-Effekt nennen, als ob Christus plötzlich eine Steckdose hätte. Da entsteht eine Art Plug-in-Christentum, das durch den Buchdruck möglich wurde. Die späteste Explikationsgestalt dessen, was in der griechischen Schriftveränderung ursprünglich entstanden war, kulminiert dann im deutschen Idealismus im Pathos des Selberdenkens." (Quelle: FAZ)

Pater et Magister

Das Papstportrait von Michael Triegel gibt es nun in Leipzig zu sehen, alternativ aber auch in der FAZ.

Blues im Wintermantel

Sister Rosetta Tharpe vertreibt sich mit einer bemerkenswerten Vorstelllung die Zeit am Bahnhof. Was ferre Stimmsche, wie der Hesse sagt...

25. November 2010

Aufsteiger der Woche

"Ein Papst aber twittert nicht. Ein Papst braucht für ein Argument die Seitenzahl einer Enzyklika. Er muss sich vor einer Äußerung nicht bei einem Spin Doctor rückversichern, sondern bei Theophil von Antiochien und den anderen Kirchenvätern." - So der Hobby-Patristiker Alexander Smoltczyk.

Ausgerechnet Theophil von Antiochien. Der läuft offensichtlich den anderen frühchristlichen Schwergewichten den Rang ab. Überraschend, aber nun gut. Mainz 05 lag in der Bundesliga auch eine ganze Weile vorne. Und wenn's der Spiegel-Vatikanista schreibt, muß es ja stimmen.

На реках Вавилонских, тамо седохом и плакахом



(via The Crescat)

24. November 2010

London-Führer kostenlos abzugeben

Hat jemand aus der werten Leserschaft Verwendung für einen "Not for Tourists Guide to London 2011"?

Er ist völlig neu und unbenutzt und wird hier nicht benötigt. Er enthält kein einziges Foto von London, dafür aber mehr als genug Kartenmaterial und detaillierteste Informationen zu allen Londener Pubs, Kaffees, Geschäften, Postämtern etc etc.

23. November 2010

Und man kann doch alles haben!

Das Schöne an den momentanen Spielchen ist, daß auf den ersten Akt ("Der Papst erlaubt dieses" und "Die Kirche updatet jenes") der zweite folgt wie das Amen aufs Tagesgebet: "Und er ist doch so!" So kann man erst den Bruch herbeischreiben, um anschließend ebenso lauthals zu beklagen, daß es gar keinen gab.

Parallel hält man sich in der Zwischenzeit alle anderen, zentralen Ansprüche vom Leib und von der Seele: endlich mit dem Glauben und der Nachfolge Jesu anzufangen, zum Beispiel. In einer vierten Phase kann man sich darüber beklagen, daß die Kirche ja Gott gar nicht mehr verkünde und Jesus nicht in den Mittelpunkt stelle. Und sowieso weder Heimat noch innere Orientierung biete. Dafür brauche es den Dalai Lama, Anselm Grün und Paulo Coelho. Selber schuld sei sie daran, die Kirche. Jawohl.

21. November 2010

Für die "gewohnt Inkompetenten"

Bevor man dem Papst jetzt zustimmt oder nicht, wäre es angebracht, wenn sich jeder klar wird, was er da entweder begrüßt oder ablehnt. Oder auch nur: berichtet.

Catholicism Wow präsentiert Papst und Kondome für Dummies

Vorurteile leben lang

"Aus dem Werk gehe ein Ratzinger-Porträt hervor, 'das komplexer und problematischer ist'. " - Wer lesen kann, ist klar im Vorteil. Nein halt. Lesen können wir alle. Aber von Vorurteilen ge- und verblendet sein oder nicht: Das macht den Unterschied.

Der "Spiegel" schafft es immer noch nicht, seine Vorurteile abzulegen. Keine Angst, wir müssen da an den unseren nichts revidieren. Solange die Schreiberlinge von kotz.net als ernsthafte Zeugen herangezogen werden, solange geht es dem "Spiegel" ebenfalls nur um Demagogie.

Interviews rund um den Papst

Was der Papst Sensationelles gesagt oder gesagt haben soll - das hören wir in kurzen Lese- und Soundbites momentan schon mal vorab auf allen Kanälen. Das macht natürlich den späteren Erwerb des Interviewbuches überflüssig... Mediale Naturgesetze bei der Arbeit. Tun wir's für dies Mal mit einem Achselzucken ab.

Wer sich für den päpstlichen Gesprächspartner interessiert, wird bei der Zeit fündig. Da ist das Bestreben zwar fühlbar, sich den (Re-)Konvertiten Seewald vom Leib zu halten, von wegen Radikale können's nicht lassen, kennen kein Maß, sind und bleiben penetrant und unzumutbar, aber immerhin hält es sich in Grenzen.

Peter Seewald erwähnt den "Stil des Neuen Deutschland", was mich daran erinnert, auf ein Interview hinzuweisen, das ebendiese Zeitung kürzlich mit dem Papst-Portraitisten Michael Triegel geführt hat. Lesenswert, weil ganz ND-unlike. Und auch dem letztverbliebenen deutschen Zentralkomitee (und den von ihm Vertretenen) schreibt Triegel einiges ins Stammbuch. OK: indirekt natürlich.

"Scheitern ist vielleicht die einzige Gewissheit, die einzige Wahrheit?
So hat es die Menschheit erlebt. Es gibt Archetypen, die nicht zufällig sind, Figuren, die Hoffnung und Glück, Trauer und Liebe, Einsamkeit und Sehnsucht nach Gemeinschaft, nach Heimat Ausdruck geben. Ja, und um die geht es eigentlich. Nicht unentwegt um Innovation, denn Innovation ist für mich kein Wert per se. Nur, weil etwas neu ist, heißt es noch lange nicht, dass es gut ist.

Wertvorstellungen und Wertmaßstäbe verschieben sich natürlich mit der Zeit. Nicht zuletzt deshalb war es für mich eine reizvolle Aufgabe, Papst Benedikt XVI. zu malen. Ich muss doch keineswegs alles unterschreiben, was er sagt und lehrt. Aber er ist eine Orientierung ermöglichende Instanz, er fordert bestimmte Wertmaßstäbe ein und zwingt uns, eine Position einzunehmen. Und er sagt nach drei Wochen noch das Gleiche, nicht das Gegenteil wie Politiker, wenn es ihnen gerade passt.

Das ist wohl sein Erfolgsprinzip.
Offenbar, und vielleicht ist das ein Grund dafür, dass die katholische Kirche seit 2000 Jahren und noch immer existiert. Diese Grenzsetzungen, etwas, das der Mensch offenkundig ebenso braucht wie Freiheit und Demokratie. Oft in Verkennung der Tatsachen, und dass dieser Freiheitsbegriff häufig genug eine Lüge ist. Grenzen braucht es, um sich zu reiben, sich auseinanderzusetzen, um eine Position zu gewinnen, einen Standpunkt. Die behauptete vollkommene Freiheit, die Regellosigkeit ist doch irgendwann Schein und Wesenlosigkeit, und das ist eigentlich das Nichts."

So schrieb der Aquinate



(Kopie einer Handschrift des Hl. Thomas von Aquin, und wenn die Jesuiten der Fordham University dem Dominikaner keins auswischen wollen, dann stimmt das wohl so. Via Notes from a Byzantine-Rite Calvinist)

20. November 2010

Jona, zum Leben erweckt

The story of Jonah from Corinth Baptist Church on Vimeo.

(Via Reflections on Faith and Culture)

Etwas Ruhiges zum Wochenende

Timber Timbre, Folk aus Kanada.

Theologen, wie ich sie mir wünsche

Ich hatte ja vor einiger Zeit gebeten, ob mir vielleicht jemand sagen könnte, warum ich katholisch bleiben sollte. Und zwar idealerweise jemand, der dem Zeitgeist näher steht als ich. Ich weiß natürlich, daß solche Leute keine Blogs vereinzelter katholischer Heils-Exklusivisten lesen, sondern sich eher in Uni-Seminaren, auf Kanzeln, in Gemeindesälen und Erwachsenenbildungszentren herumtreiben. Aber die Hoffnung ist ja, wie es so schön heißt, das Letzte, was stirbt.

Zwischenzeitlich habe ich mir die ersten 5 Minuten des Podcasts und dann in einem Schnelldurchlauf das Manuskript (pdf) einer Sendung der "Katholischen Welt" von BR2 angetan und bin immer noch ratlos wie vorher.

Nikolaus German heißt der Verfasser, der Titel heißt "Außerhalb der Kirche kein Heil? - Gilt dieser Lehrsatz noch?", Sendetag war der 12. September 2010.

Allerdings, und das macht micht froh, ja sogar fröhlich: Wenigstens auf die Titelfrage der Sendung habe ich die Antwort: Ja, aber natürlich gilt "dieser Lehrsatz" nicht mehr. Und zwar weil, ja, weil es gar keine gültigen Lehrsätze mehr gibt.

Jetzt ist es natürlich das eine, gegen die alten, ungültigen Lehrsätze anzurennen und damit sein Geld zu verdienen, wie zum Beispiel der "Freiburger Theologe Magnus Striet", und etwas ganz, aber auch so was von total ganz was anderes, die Konsequenz zu ziehen und nicht rumzuschwallen so wie hier:

"Das, was wir heute glauben können, was wir redlich nachvollziehen können, ist nicht mehr der Glaube, den Menschen vergangener Generationen gehabt haben. Es ist auch nicht der Glaube, den Jesus selbst gehabt hat, denn auch Jesus hat im Weltbild seiner Zeit existiert. Das heißt, wir brauchen einen viel dynamischeren Begriff von Offenbarung. Das muss immer wieder neu gedacht und kompatibel gemacht werden mit dem Wissen der Welt. Es muss relativiert und historisiert werden und es muss neu darüber nachgedacht werden, was heutzutage noch zu glauben ist."

Sondern zu sagen, einfach, schlicht, klar und unmißverständlich zu sagen:

"He, ich weiß auch nicht, was das ist, die Wahrheit. Ich werde es nie wissen. Aber eines weiß ich, das einzige, was mir von der Suche nach Wahrheit geblieben ist: Katholische Universitätsprofessoren brauchen wir nicht. Ihr nicht, ich nicht, diese ganze bundesdeutsche Gesellschaft mit ihren vielen Ungläubigen, den ebenso vielen Lauwarmen und den paar verbliebenen, unbelehrbaren Ewig-Gestrigen braucht sie nicht. Wie käme ich denn dazu, euch mit meinen immer vorläufigen Meinungen und Hypothesen zu belästigen? Und mich dafür noch nach A sonstwas entlohnen zu lassen.

Und damit ihr seht, daß ich's ernst meine, mache ich die Fliege und suche mir einen anderen Job. Wenn's sein muß, beim Mägges hinter der Theke. Klar, ich hab'ne Frau und vier Kinder. Aber das kann und darf doch kein Grund sein. Ein paar 'Kriterien' muss es geben. Ehrlichkeit euch gegenüber ist eines davon, so wichtig wie Liebe und Mitmenschlichkeit. Ja, ein Teil davon. Tschüß dann. Wir sehen uns!"

Ja, das wäre was. Endlich einer, der ernst macht.

17. November 2010

Franzosen

Franzosen lieben es, sich und ihresgleichen als eher mürrisch und nörgelnd darzustellen. So ganz unrecht haben sie damit nicht immer. Doch dann gibt es jene anderen überraschenden Momente voll gallischer Liebenswürdigkeit: Der Verkäufer im Americana-Musikladen interessiert sich für die Herkunft des Kunden und die Livemusiklandschaft in Frankfurt/Main; das ältere Bäckerehepaar zwei Häuser weiter steckt mit seiner Freude über zwei Baguette-kaufende Pimpfe die ganze Schlange an.

Da wäscht einem auch der einsetzende Regen nicht das Dankgebet von den Lippen.

Erfahrungswert

"99% of obstacles to the spiritual life seem related to detachment issues.

99 % der Hindernisse im geistlichen Leben scheinen mit Fragen der Loslösung zu tun zu haben." (Quelle)

Mindestens für mich permanenten Anfänger stimmt das. Mit der nachhaltigen Befreiung von "ungeordneter Anhänglichkeit" an geschaffene Dinge komme ich jedenfalls an kein Ende. Im Gegenteil.

14. November 2010

Christliche Nichtanpassung, musikalisch ausgedrückt

"I wouldn't bow for form or fashion, that side showed to the world" - Nicht-Anpassung auf gospelmusicalisch. Die Nashville Bluegrass Band mit klassischen Line Up Alan O'Bryant (v), Pat Enright (v, g), Mike Compton (m), Stuart Duncan (f) und Mark Hembree (b) bringen einen Song zu Gehör, den sie von blinden Straßenmusikern in Philadelphia gelernt haben. Und die, gerade die, müssen es ja wissen, nicht wahr?


Keine Neinsager in Deutschland

Immer noch so wahr wie damals (1993), als es geschrieben wurde:

"A religion ... is not simply a means for understanding one's self, or even of contemplating the nature of the universe, or existence, or of anything else. A religion is, at its heart, a way of denying the authority of the rest of the world; it is a way of saying to fellow human beings and to the state those fellow humans have erected: 'No, I will not accede to your will'" (Stephen L. Carter: The Culture of Disbelief.- New York: BasicBooks, 1993, 41)

Auch westliche, gerade auch deutsche Katholiken sollten das endlich einsehen. Statt sich von der Angst dominieren zu lassen, nicht mehr dazuzugehören. Aber wahrscheinlich sitzt diese Angst viel zu tief, als sie durch Einsicht allein vertrieben werden könnte. Wahrscheinlich wird es in absehbarer Zeit, in der immer kleiner werdenden Herde mit ihren degenerierenden Strukturen, zu einem Bruch kommen zwischen einem Christentum, das sich ob gern oder ungern, (auch) als Gegenkultur (counterculture) versteht, und denen, die diese Spannung nicht aushalten - und auch nicht die Isolation, in die sie damit vor ihren Familien, Arbeitskollegen, Freunden... gebracht werden.

Viele kleine Beobachtungen, Signale, Indizien des Alltags nehmen mir die restlichen Zweifel daran.

(Habe ich schon gesagt, daß ich an der letzten Meinungsumfrage nicht zweifle, in denen deutsche Katholiken dem Papst in klarer Mehrheit ihr Mißtrauen aussprachen? - Das deckt sich mit dem, was ich höre und sehe.)

13. November 2010

Das Elter Unser, zeitgemäß

"Unser Vater im Himmel! / Groß ist dein Name und heilig. / Dein Reich kommt, wenn dein Wille geschieht, / Auch auf Erden. / Gib uns das, was wir brauchen. / Vergib uns, wenn wir Böses tun und Gutes unterlassen. / So wie auch wir denen verzeihen wollen, / Die an uns schuldig geworden sind. / Und mach uns frei, wenn es Zeit ist, / Von den Übeln dieser Welt."

Wenn der "Feuilletonist unter den Politikern", der "sprachmächtige" Norbert Lammert das Vaterunser "neu erfindet", dann geht ergriffenes Stöhnen durch den deutschen Blätterwald. Zwar werden hin und wieder ein paar Einschränkungen gemacht - "schnöde" nennt RP Online das, was nach dem Wegfall des Brotes noch bleibt von der Bitte -, aber das Epitheton schlechthin ist ihm allemal und auf ewig sicher: "ZEITGEMÄSS".

Der Vatikan, klar, hat schon mal die Inquisition angeworfen, und wenn die Lammertsche Version nicht ganz ganz schnell für die Deutsche Version Des Römischen Messbuchs zugelassen wird, dann kommt es spätestens im Januar zur nächsten Deutschen Reformation. Des bin ich gewiss.

LammertsSchlußhoffnung und -bitte teile ich natürlich: ER wird uns, "wenn es Zeit ist", ganz sicher befreien "von den Übeln dieser Welt". Welche auch immer das sein mögen.

Die Akademikerinnen spammen weiter




... und der Bildungsrückstand der Jungen und Männer spiegelt sich im einzig verbliebenen Nicht-Akademiker, Mr. Chris.

11. November 2010

Lorenz Jäger:

"Die Heilige Schrift kann erschrecken und befremden. Aber sie schwatzt nicht. Gottlob." (Hauptsachen.- Kisslegg: fe-Medien, 2010, S. 58)

10. November 2010

Niveauverlust, eschatologischer, endgültiger

"Im Jahr 2009 ist ein aufwändiges Rituale für die kirchliche Begräbnisfeier erschienen. Die Vorlage kam allerdings in der Sprache des vorletzten Jahrhunderts daher: in einer Art kirchlicher Geheimsprache, die kaum ein Mensch mehr versteht. In den Texten wurden veraltete Floskeln verwendet, beispielsweise Gott möge 'das Ohr seiner Barmherzigkeit' öffnen oder 'Engel den Verstorbenen in Abrahams Schoß' geleiten. Wer möchte sich das Leben in einer neuen Welt schon so langweilig vorstellen?" (Quelle wie schon länger nicht mehr: Schweinfurts selbsternanntes enfant terrible)

1. Ich.

2. Wieso "langweilig"? Mich anschauend, würde ich sagen: Das wird höchst dramatisch.

3. Wieso "kaum mehr versteht"? Wenn schon, dann "kaum je verstand". Von wegen "was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört, das hat GOtt...". Da tut ein bißchen Poesie mehr oder viel Poesie weniger gar nichts, aber rein mal gar nichts zur Sache.

4. Ich habe eschatologisch nichts mehr zu verlieren (sofern nicht überraschend dereinst GOtt "das Ohr seiner Barmherzigkeit" öffnet und mich statt des dunklen ein strahlender Engel in Empfang nimmt) und grüße den Autor der zitierten Zeilen mit einem fröhlich-orthodox-anarchistischen "F--- -ff!", was mir bauchmäßig - und auf den soll man gut reformkatholisch doch immer hören, wenn er grummelt - die einzig angebrachte Reaktion zu sein scheint.

9. November 2010

Buchempfehlung, fast vorab

90 Prozent habe ich noch vor mir von Lorenz Jägers Glossenkollektion "Hauptsachen" und empfehle sie schon jetzt: Kluge, kleine Perlen, höflich dargeboten. Das offene Widerwort nicht scheuend. Christliche-katholische Anbiederung denunzierend. Wer die Realität des Übernatürlichen und Göttlichen fassen kann: glücklich der Mann und die Frau. Alle anderen können wenigstens den Horizont weiten, was ja auch schon viel ist.

Für 9,95 € so gut wie geschenkt. Beim Buchhänder des Vertrauens oder beim Verlag bestellbar. Ich danke solang der italienischen Freundin für den Tip. (Oder den Tipp, je nach Präferenz.)

Aus dem Tag mitgebracht

Neben mir im Stau der kleine silberne Dienstwagen aus der "Evangelischen Kirche": ein großer Aufkleber, acht bunte Quadrate, die für den schnellen Blick eher einen Kreis als ein Kreuz ergeben, dazu die URL www.meine-lebensart.de. So einladend wie eine anspruchsvolle Buchhandlung, so niveauvoll wie ein Tengelmann zwischen lauter Lidls, Aldis und Pennys. Und so harmlos.

Die Bio-Kresse stammt aus dem Essener Franz-Sales-Haus. Dann wird es wohl auch Lepidium philotheum sein statt des üblichen L. sativum. Ist ihr gut salesianisch nicht anzusehen. Oder lächelt sie doch so ein klein wenig?

Auch religiös Unmusikalische sind nicht vom Mitspielen im Ensemble des lieben GOttes ausgeschlossen. Aus welchen Gründen auch immer. ER wird schon wissen, warum. Wir ertragen derweilen die gelegentliche Katzenmusik. Idealerweise mit einem salesianischen Lächeln.

7. November 2010

Sagrada Familia


(Detail von den "Toren des Evangeliums")

Geht, wohin ich euch sende!



Zum Sonntag eine kleine Katechese, als Zahlenrätsel, ähnlich den "Twelve Days of Christmas". Hier geht's zum Text.

5. November 2010

Ankommen, ohne wegzugehen



Nina Paleys Mimi und Eunice mal wieder, T. S. Eliots East Coker variierend, das Motto "Der Weg ist das Ziel" frei interpretierend.

Mitschwingende Subjektivität

An manchen Tagen muß man sich nicht mal bücken, um etwas zum Bloggen zu finden. Es kommt einem einfach so, unerwartet, überraschend, in harmlosem Gewand, leichtfüßig (O Enumerationen, wie ich euch liebe!) auf den Schirm geflattert.

Hier aus einem Teaser der Lokalzeitung:



"auch Subjektivität"? - Euer "auch", liebe Lokaljournalisten, ist irgendwie überflüssig. Oder besser: ersetzbar. Durch ein kurzes, knappes "nur". Die ganze Veranstaltung riecht schon 10 km gegen den warmen Novemberwind nach Subjektivität, nach dem "Ich finde" und "Mir sagt das vor allem" diskursiv und erwachsenenakademisch geübter Christen. Nach dem blitzblank geputzten und vorbildlich gepflegten "Ich", das in der Nähe von "objektiven Wörtern" wie "Dogma", "Credo" oder "Lehre" ziemlich schnell totenblaß wird und das Weite sucht...

Heureka???

Ist das jetzt ein spezieller Spam für Blogozesanen oder transzendenzoffene Blogger generell?

"Fund!! *^*Botschaften aus dem Jenseits*^*die auch Dich, scipio, besonders ansprechen werden.

Sie verbinden ganz gut Glaube und Vernunft, Wissen und Erfahrung, Natur und Übernatur in angenehmer Sprache und ohne Einschüchterung oder Drohungen miteinander.

Die Adresse ist:
xxxp://www.uni-siegen.de/~stilling

Dort auf "Downloads" gehen.
Im "Gästebuch" auch Raum für Stellungnahmen.

Sei vielmals gegrüsst und bleib wie Du bist!
Ja, wer :-)) denn wohl???
Na: erraten??"


Ja, wer denn wohl? Wer verbindet da "ganz gut" "Glaube und Vernunft" etc.? Benedikt XVI.? Henri de Lubac? Thomas von Aquin? Oder doch nur jemand wie "Prophetin" Gabriele Wittek?

- Wer den Link klickt, tut's auf eigene Gefahr.

4. November 2010

Ein Hoch auf die Enumeration!

Gib einem unserer Behördendeutschen zum ersten Mal in seinem Leben Paul Gerhardt zu lesen und er hört sich bestimmt so an, wie der anonyme Schreiber eines Berichts im Gemeindeblättchen:

"Um einen Einblick über die Vorstellungen, gewünschten Maßnahmen, Notwendigkeiten, Bedürfnisse und Erfordernisse in diesem Gebiet zu erlangen, wurden Arbeitsgruppen gebildet, die ihre Ansichten, Anforderungen, Wünsche, Aspekte und Prüfungen für dieses Gebiet äußern sollten. (...) Bei vielen Wünschen, Vorschlägen, Gesichtspunkte und Forderungen wurde Einklang, beziehungsweise Übereinstimmung erzielt. Doch auch einige Anregungen, Betrachtungs- und Denkweise, Anstöße, Anhaltspunkte und Beweggründe ließen die Versammlung aufhorchen."

O du arme Muttersprache!

2. November 2010

Märtyrer



Nein, ich weiß auch nicht, ob und in welchem Zusammenhang der katholische Unternehmer Gutberlet "Mehr Märtyrer" forderte? vorhersagte? herbeirief? - Als ich diesen Teaser vor dem Wochenende auf der Website der Lokalzeitung sah, musste ich schlucken. Und als dann am Sonntag die Meldungen aus Bagdad kamen, noch mehr.

Beten wir für all die Opfer in der Kirche "Sajedat al-Nadschah", beten wir auch für die Täter, die nicht wussten und wissen, was sie tun - und beten wir für alle Christen im Irak!