20. November 2010

Theologen, wie ich sie mir wünsche

Ich hatte ja vor einiger Zeit gebeten, ob mir vielleicht jemand sagen könnte, warum ich katholisch bleiben sollte. Und zwar idealerweise jemand, der dem Zeitgeist näher steht als ich. Ich weiß natürlich, daß solche Leute keine Blogs vereinzelter katholischer Heils-Exklusivisten lesen, sondern sich eher in Uni-Seminaren, auf Kanzeln, in Gemeindesälen und Erwachsenenbildungszentren herumtreiben. Aber die Hoffnung ist ja, wie es so schön heißt, das Letzte, was stirbt.

Zwischenzeitlich habe ich mir die ersten 5 Minuten des Podcasts und dann in einem Schnelldurchlauf das Manuskript (pdf) einer Sendung der "Katholischen Welt" von BR2 angetan und bin immer noch ratlos wie vorher.

Nikolaus German heißt der Verfasser, der Titel heißt "Außerhalb der Kirche kein Heil? - Gilt dieser Lehrsatz noch?", Sendetag war der 12. September 2010.

Allerdings, und das macht micht froh, ja sogar fröhlich: Wenigstens auf die Titelfrage der Sendung habe ich die Antwort: Ja, aber natürlich gilt "dieser Lehrsatz" nicht mehr. Und zwar weil, ja, weil es gar keine gültigen Lehrsätze mehr gibt.

Jetzt ist es natürlich das eine, gegen die alten, ungültigen Lehrsätze anzurennen und damit sein Geld zu verdienen, wie zum Beispiel der "Freiburger Theologe Magnus Striet", und etwas ganz, aber auch so was von total ganz was anderes, die Konsequenz zu ziehen und nicht rumzuschwallen so wie hier:

"Das, was wir heute glauben können, was wir redlich nachvollziehen können, ist nicht mehr der Glaube, den Menschen vergangener Generationen gehabt haben. Es ist auch nicht der Glaube, den Jesus selbst gehabt hat, denn auch Jesus hat im Weltbild seiner Zeit existiert. Das heißt, wir brauchen einen viel dynamischeren Begriff von Offenbarung. Das muss immer wieder neu gedacht und kompatibel gemacht werden mit dem Wissen der Welt. Es muss relativiert und historisiert werden und es muss neu darüber nachgedacht werden, was heutzutage noch zu glauben ist."

Sondern zu sagen, einfach, schlicht, klar und unmißverständlich zu sagen:

"He, ich weiß auch nicht, was das ist, die Wahrheit. Ich werde es nie wissen. Aber eines weiß ich, das einzige, was mir von der Suche nach Wahrheit geblieben ist: Katholische Universitätsprofessoren brauchen wir nicht. Ihr nicht, ich nicht, diese ganze bundesdeutsche Gesellschaft mit ihren vielen Ungläubigen, den ebenso vielen Lauwarmen und den paar verbliebenen, unbelehrbaren Ewig-Gestrigen braucht sie nicht. Wie käme ich denn dazu, euch mit meinen immer vorläufigen Meinungen und Hypothesen zu belästigen? Und mich dafür noch nach A sonstwas entlohnen zu lassen.

Und damit ihr seht, daß ich's ernst meine, mache ich die Fliege und suche mir einen anderen Job. Wenn's sein muß, beim Mägges hinter der Theke. Klar, ich hab'ne Frau und vier Kinder. Aber das kann und darf doch kein Grund sein. Ein paar 'Kriterien' muss es geben. Ehrlichkeit euch gegenüber ist eines davon, so wichtig wie Liebe und Mitmenschlichkeit. Ja, ein Teil davon. Tschüß dann. Wir sehen uns!"

Ja, das wäre was. Endlich einer, der ernst macht.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Warum katholisch bleiben? Nun - da gibt es doch viele mögliche Antworten... einige schön formulierte finden sich zum Beispiel bei Chesterton. Der Zeitgeist mit den in diesem Post geschilderten Phänotypen ist ephemer und unbedeutend. Katholisch sein, lehrt Chesterton, heißt, nicht (nur) Kind der eigenen Zeit zu sein.

Laurentius Rhenanius hat gesagt…

Habe ich es richtig verstanden:
Du verläßt quasi aus Glaubensgründen einen Universitätsposten?

Scipio hat gesagt…

Na, ich doch nicht. Ich schlage das nur dem Herrn Prof. Striet vor, wenn er solche Probleme mit dem Glauben "vergangener Generationen" hat und frage mich, ob das nicht ehrlicher wäre.

Übrigens hatten wir doch kürzlichen den Fall des Neutestamentlers Marius Reiser, der aus Protest gegen den Bologna-Prozess seine Professur aufgab.

Laurentius Rhenanius hat gesagt…

Tja, der Herr Striet, schon immer sehr von Nietzsche, Camus und Co eingenommen, aber nie in der katholischen Theologie angekommen...,
wie fast alle Religionslehrer, Theologieprofessoren, Pastoralreferenten, etc., die ich in den letzten Jahrzehnten kenne gelernt habe.
Wenn alle diese "Berufskatholiken" aus den Ämtern wären und stattdessen beim "Schachtelwirt" Dienst täten, ... was für ein Stellenangebot!