Was der Papst Sensationelles gesagt oder gesagt haben soll - das hören wir in kurzen Lese- und Soundbites momentan schon mal vorab auf allen Kanälen. Das macht natürlich den späteren Erwerb des Interviewbuches überflüssig... Mediale Naturgesetze bei der Arbeit. Tun wir's für dies Mal mit einem Achselzucken ab.
Wer sich für den päpstlichen Gesprächspartner interessiert, wird bei der Zeit fündig. Da ist das Bestreben zwar fühlbar, sich den (Re-)Konvertiten Seewald vom Leib zu halten, von wegen Radikale können's nicht lassen, kennen kein Maß, sind und bleiben penetrant und unzumutbar, aber immerhin hält es sich in Grenzen.
Peter Seewald erwähnt den "Stil des Neuen Deutschland", was mich daran erinnert, auf ein Interview hinzuweisen, das ebendiese Zeitung kürzlich mit dem Papst-Portraitisten Michael Triegel geführt hat. Lesenswert, weil ganz ND-unlike. Und auch dem letztverbliebenen deutschen Zentralkomitee (und den von ihm Vertretenen) schreibt Triegel einiges ins Stammbuch. OK: indirekt natürlich.
"Scheitern ist vielleicht die einzige Gewissheit, die einzige Wahrheit?
So hat es die Menschheit erlebt. Es gibt Archetypen, die nicht zufällig sind, Figuren, die Hoffnung und Glück, Trauer und Liebe, Einsamkeit und Sehnsucht nach Gemeinschaft, nach Heimat Ausdruck geben. Ja, und um die geht es eigentlich. Nicht unentwegt um Innovation, denn Innovation ist für mich kein Wert per se. Nur, weil etwas neu ist, heißt es noch lange nicht, dass es gut ist.
Wertvorstellungen und Wertmaßstäbe verschieben sich natürlich mit der Zeit. Nicht zuletzt deshalb war es für mich eine reizvolle Aufgabe, Papst Benedikt XVI. zu malen. Ich muss doch keineswegs alles unterschreiben, was er sagt und lehrt. Aber er ist eine Orientierung ermöglichende Instanz, er fordert bestimmte Wertmaßstäbe ein und zwingt uns, eine Position einzunehmen. Und er sagt nach drei Wochen noch das Gleiche, nicht das Gegenteil wie Politiker, wenn es ihnen gerade passt.
Das ist wohl sein Erfolgsprinzip.
Offenbar, und vielleicht ist das ein Grund dafür, dass die katholische Kirche seit 2000 Jahren und noch immer existiert. Diese Grenzsetzungen, etwas, das der Mensch offenkundig ebenso braucht wie Freiheit und Demokratie. Oft in Verkennung der Tatsachen, und dass dieser Freiheitsbegriff häufig genug eine Lüge ist. Grenzen braucht es, um sich zu reiben, sich auseinanderzusetzen, um eine Position zu gewinnen, einen Standpunkt. Die behauptete vollkommene Freiheit, die Regellosigkeit ist doch irgendwann Schein und Wesenlosigkeit, und das ist eigentlich das Nichts."
21. November 2010
Interviews rund um den Papst
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