15. Juli 2010

Vom Schicksal einer stolzen Frau

Da es von der katholischen Missbrauchsfront nichts Substanzielles zu berichten gibt, muss sich der SPIEGEL ergreifenden Einzelschicksalen zuwenden. Dem der Katharina B. z. B., die nicht nur Opfern stundenlang zuhört, sondern selber eines ist, wenn auch auf eine sehr vertrackte Weise. Nicht einmal ihren Stolz hat sie ihr gelassen, die böse römische Hure:

"B. kämpft gegen die Institution Kirche, die Betroffene mit dürren Worten abspeist und den Missbrauchsskandal 'aussitzen will', sagt sie. Sie kämpft gegen diese Kirche, weil sie 'ihre Kirche' retten will. Als junge Frau hatte sie geschworen, auszutreten, sollte Josef Ratzinger, dieser Konservative, je Papst werden. Am Tag des Konklaves saß sie fassungslos vor dem Fernseher, 'Habemus Papam', sagte Kurienkardinal Jorge Arturo Medina Estevez.

Und B. dachte: 'Um Himmels Willen, nicht Ratzi-Fatzi! Meine Kirche hat mich so enttäuscht.'

Mit ihrem Vorhaben musste sie trotzdem brechen, wenn auch sehr ungern, denn B. ist eine stolze Frau. Es war die Wahl zwischen Elend und Ohnmacht. Sie hat sich für das Elend entschieden: 'Wenn ich austrete, kann ich ihm ja gar nicht mehr ans Bein pinkeln.' Sie blieb."


Gestatte, daß ich über so viel künstlichen Schmalz, so viel falsches Pathos, so viel geheucheltes Mitleid lache, SPIEGEL!

9 Kommentare:

Marcus, der mit dem C hat gesagt…

Kann es sein, daß der Artikel schon wieder verschwunden ist, oder nur beschränkt zugänglich ist?

Ich lande auf einer Seite mit Headlines und Teasers aber nicht in einem Artikel.

Katharina B.
klingt irgendwie nach einem Namen,
den man für einen fiktiven Bericht suchte und beim Nachdenken über Katharina von Bora nicht hinauskam.

Wolfram hat gesagt…

Katharina B. - da sollte man schon weiter kommen als Katharina von B.
Beispielsweise Katharina Blum, die mit der verlorenen Ehre.
Aber bei solchen Abkürzungen - das ist vielleicht generationsbedingt - leuchtet mit zuerst Christiane F. auf.
Und ich meine, wenn die Dame schon im Spiegel ihren S...-enf loswerden will, warum steht sie dann nicht mit ihrem guten Namen dafür?

Stanislaus hat gesagt…

Andererseits hat die gute (fiktive) Frau recht. Deshalb sind ja auch so Leute wie Küng und Geißler noch nicht ausgetreten.

Johannes hat gesagt…

Eben. Die bleiben einfach dabei, weil sie wissen, daß sie uns viel besser nerven können, wenn sie der *piep*liberalen Presse erzählen können, daß sie immer noch (wenn auch schwer, schwer leidend) Katholiken sind. Hab vor ein paarTagen eine getroffen, die wegen Ratzinger ausgetreten ist, ich hab ihr erzählt, daß ich wegen Ratzinger eingetreten bin. Hat die aber gestaunt!

Anonym hat gesagt…

na ja - die Süddeutsche bringt heute sogar Xavier Naidoo, der "nichts Gutes" von der katholischen Kirche erwartet... what else is new im antikirchlichen Medienparadies? Wirklich traurig ist doch nur, dass sowas ernsthaft als Journalismus durchgeht und dass so viele Menschen dies für Wirklichkeit halten.

Scipio hat gesagt…

So, der Link stimmt - ich hatte nur die Mobil-Variante.

Interessant auch, daß der SPIEGEL der Dame durchgehen lässt, daß sie Amateurin ist. Wäre sie in kirchlichen Diensten, wäre das ein antikatholischer (oder -evangelischer) Prügel. Aber es ist eben alles nur ein Frage der richtigen Parteizugehörigkeit.

Sarah hat gesagt…

Das ist einfach nur peinlich, unterste Schublade und abzulegen unter "Bild sprach zuerst mit der Toten"...Ähm der Spiegel...

Yon hat gesagt…

Schluchz!
"Meine Kirche hat mich so enttäuscht." Yeah, soviel Melodrama hatte ich seit meiner letzten Bravo-Fotolovestory nicht mehr. Das Medium der Foto(love)story wäre dieser Sorte Berichterstattung aber durchaus angemessen. Ich hab schon richtig die passenden Bilder im Kopf...

Anonym hat gesagt…

Nun, wenn es ihrem Kirchenverständnis entspricht, dass die vordringlichste Aufgabe der Kirche ist, sie zufrieden zu stellen oder zu entertainen, dann, fürchte ich, ist Enttäuschung vorprogrammiert...