31. August 2009

Dostojewski gesucht

Lorenz Jäger bittet in der FAZ um einen Dostojewski aus Deutschland. Denn ohne den, mit den Mitteln der Aufklärung allein, sei dem schwachen Signal der Verena Becker und der dahinter stehenden Wirklichkeit nicht beizukommen:

"Aber nicht kriminaltechnische oder juristische Fragen sollen uns hier interessieren. Sondern ein Signal - zugegeben: ein schwaches -, das Signal des Gebets. Es ist, so viel muss man Verena Becker zugestehen, eine angemessene Frage, die ihre Notizen stellen, ja fast die einzige jenseits der gerichtlichen Klärung. Und sofort erhält man, von völlig unverhoffter Seite, einen Wink zum Wesen des Gebets. Wie schief und lächerlich wäre es doch gewesen, hätte sie etwa angegeben, für Buback meditieren zu wollen. Gebet bedeutet: Eintritt in eine Sphäre des größeren, unausweichlichen Ernstes.

Hier ist der Moment, wo Dostojewski der Sache näherkommt; fast hätte er - und nur er - diese Wendung erfinden können."

30. August 2009

Wie es sein soll

"Christlich leben heißt, aus dem Glauben und im Gehorsam leben; ob mit oder ohne Gnadenerfahrungen, ob im Gefühl von Gottes Gegenwart und liebender Führung oder in der Trockenheit und im Dunkel der reinen Treue, ist, grundsätzlich gesprochen, unwesentlich." (Romano Guardini: Freiheit - Gnade - Schicksal.- Main: Grünewald, 1994, S. 136)

70 Jahre danach

Es ist wohl ein gutes Zeichen für katholische Normalität, wenn 70 Jahre nach dem Überfall des Deutschen Reiches auf Polen der polnische Pater - seit mehr als 15 Jahren die Urlaubsvertretung des Ortspfarrers - den Sonntagsgottesdienst feiert und den 1. September 1939 überhaupt nicht erwähnt.

Ende einer Affäre

"Ich glaube, durch ein sachliches, ruhiges, nachdenkliches Gespräch kommt man immer weiter", sagte Kardinal Lehmann in seinem langen und zeitlich passenden Interview mit der Frankfurter Rundschau am vergangenen Dienstag. Denn drei Tage später, am Freitag abend, ist man weitergekommen. Das Quartett der Preisträger sprach über zwei Stunden sachlich, offen und respektvoll unter acht Augen miteinander mit dem Ergebnis, daß "Herr Dr. Navid Kermani mit dem Hessischen Kulturpreis mitausgezeichnet werden soll". (Quelle)

Alle Beteiligten gehen angeschlagen aus der Affäre hervor, und gewonnen hat keiner, weder die drei Immer-schon- noch der Fast-nicht-Preisträger, der Kulturpreis nicht und die hessische Landesregierung mitsamt MP auch nicht. Der Dialog zwischen den Religionen bleibt brüchig und hochempfindlich - und zwar schon bevor es ans Eingemachte geht, und der Beziehung zwischen Kirche(n) und Staat/Gesellschaft ist auch nicht gedient gewesen. Irgendwann werden wir wohl genauer erfahren, was in dem berühmten Brief stand, den die beiden christlichen Preisträger schrieben und indem sie nicht gefordert haben wollen, Navid Kermani den Preis nicht zuzuerkennen. Aber bis dahin wird es nicht mehr interessieren, denn die nächste Affäre kommt bestimmt.

Um zu landen, wo man allseits angeschlagen jetzt steht, hätte man es wirklich einfacher und schmerzfreier haben können.

Der Kommentar der Frankfurter Rundschau hier.

29. August 2009

"Glauben heißt nicht wissen"


Jetzt hatte ich nach all den Jahren endlich akzeptiert, daß "glauben" heißt "nicht zu wissen". Also, ich meine, wenn man so einen Satz in High Brow Talkshows genauso hört wie im Schulunterricht wie im Tatort, muß er ja wohl stimmen.

Und was lese ich da in der Feuilletonschau des Perlentaucher? Eine Literaturagentin "glaubt" an e-Books - heißt das, sie weiß nicht oder nichts von ihnen? Oder bedeutet "glauben" nun doch nicht "nicht wissen"? Aber was sonst? Um Aufklärung wird gebeten.

Herzlich willkommen!

Mir ist der Blog von Benita, "Literatur und Leben", bisher entgangen, obwohl sie schon seit Februar bloggt. Mea culpa!

Der Blues zur Pandemie

Kenni Lee Burgess ist Bluesmusiker, Musiklehrer, U-Bahn-Musiker in New York - und in letzterer Funktion wohl an vorderster Grippefront.

Nachdem Bluesmusiker traditionell aktuelle Themen aufgreifen, hat er sich der Schweinegrippe gewidmet:

28. August 2009

Erfolgtes Werk der Barmherzigkeit für Blogger

Da sage noch einer, die Bischofskonferenz höre nicht auf ihre Laienchristen.

Vorgestern reklamiert, heute geliefert, von Maria Magdalena bemerkt und weitergegeben: Der offizielle Blog der Deutschen Bischofskonferenz hat einen offiziellen Feed.

So soll's sein.

27. August 2009

Parusieverzögerung

So kann man die Zeit nutzen, während sich der Tag des Herrn verzögert:




(Quelle via Ironic Catholic)

Respect, Noah!

Das Lied von Bruder Blume


Steve Earle, selber eine Autorität in Sachen Americana, soll gesagt haben:

"Townes Van Zandt is the best songwriter in the whole world and I'll stand on Bob Dylan's coffee table in my cowboy boots and say that",

worauf Townes selber reagierte mit einem:

"I've met Bob Dylan and his bodyguards, and I don't think Steve could get anywhere near his coffee table.”

Townes van Zandt ist nun schon lange tot, aber seine Lieder haben nichts verloren. In dieser Woche habe ich sein "Brother Flower" neu entdeckt, das wie vieles bei ihm ganz schlicht daher kommt in Melodie und Text, aber doch gelungene Dichtung ist.

Auf youtube gibt es leider nur diese in Bild und Klang schwächelnde Aufnahme, aber eine Ahnung bekommt man doch. Den Text kann man hier mitlesen und -singen.

26. August 2009

Philosophieren im Kiefernwald

Alexander Kissler bespricht in der Süddeutschen Zeitung von gestern lobend das Buch "Kinder des Wortes" des Pfälzer Soziologen und Kabarettisten Hans-Peter Schwöbel.

In einem Aufsatz über die "Diktatur des rechten Winkels" wendet sich Schwöbel gegen die eine "Geometrisierung der Wirklichkeit" durch allgegewärtige Vierecke, Raster, glatte Flächen und exakte Symmetrien und formuliert den - so Kissler - "rettenden Imperativ":

"Wir müssen darauf bestehen, daß gerade Linie, rechter Winkel und ausgeräumte Flächen in der Natur nicht Ordnung bedeuten, sondern extreme Formen von Unordnung, weil sie komplexe Ordnungen zerstören."

Eine Spur, die auf Adorno zurückweist, sei das und darüberhinaus getragen vom Impuls, daß "die Sorte um den Fortbestand der Schöpfung praktisch" werde. Mit Adorno kenne ich mich nicht aus, dafür aber ein bißchen mit dem hl. Gilbert Keith. Ich mußte also gleich an seinen kleinen Essay "Die Telegraphenmasten" denken, im Original lange vor Adorno in "Alarms and Discursions" (1910) erschienen, in deutscher Übersetzung in "Ballspiel mit Ideen" (1963).

Chesterton erzählt von einer Wanderung mit einem Freund durch einen Kiefernwald, der sich eintönig und gleichförmig dahin zieht und ihn zu einer Meditation über die Gleichförmigkeit in der Natur veranlasst: Vielleicht wiederholen sich die Dinge nicht, damit wir mit ihnen vertrauter werden, sondern "damit sie uns nicht mehr geheuer erscheinen". Irgendetwas "Wahnwitziges" lauere in der "musikalischen Eintönigkeit der Kiefern", eine typisch chestertonianische Beobachtung, der ja immer und überall, vor allem aber im Einerlei und im Alltäglichen, das Abenteuer wittert.

"Warte nur," sagt darauf der Freund, "bis wir an einen Telegraphenmast kommen!" Plötzlich wurden die eintönigen, gerade gewachsenen Kiefern krumm - und lebendig. "Die aufrechte Stange in ihrer Vereinzelung entstellt mit einem Mal den Wald und setzte ihn in Freiheit." Der Freund darf noch eines daraufsetzen:

"Man weiß nicht, was für eien verdammt schlimme Sache Geradheit ist, wenn man die Bäume für gerade hält. Man wird es erst wissen, wenn uns unsere Zivilisation einen 50 km langen Wald von Telegraphenstangen beschert."

Chesterton wäre nicht Chesterton, sondern ein langweiliger konservativer Kulturkritiker, wenn er es dabei beließe. Denn für ihn sind die Telegraphenmasten auch ein "Symbol der Demokratie", für die wenigen, die die Telegraphenlinie mit ihren Masten planten, und die vielen, die den Wald hegten, aus dem sie stammen. Daß sie häßlich sind, geht auf das Konto "kommerzieller Anarchie" - genauso gut könne man sie "in Elfenbein schnitzen und mit Gold überkleiden".

Über solcherlei Betrachtungen wurde es dunkel im Kiefernwald, die beiden Nachtwanderer stolperten durchs Dickicht, stießen sich Knie und zerrissen sich die Hosen. Wer weiß, ob sie ohne Telegraphenmasten hinausgefunden hätten zwischen den Kiefern, die in Dämmerung und Nacht ihren Schabernack trieben. "Ich kann keinen Telegraphenmat finden. Ich schaue ständig danach aus" - "Mir geht's ebenso so, ... sie sind so gerade."

So einfach ist es also nicht, weder mit der stereotypen, das Auge und die Natur vergewaltigenden menschlichen Geometrisierung, noch mit der schöpferischen Natur, deren Vielfalt und Wildwuchs der Mensch letztlich gleichgültig ist. Ich halte diesen kleinen, in eine Erzählung gepackten Essay für eines von Chestertons Meisterstücken, komprimiert und pointiert, ohne daß wir ihn auf den Punkt bringen könnten.

Die Bischofskonferenz bloggt

Daß Erzbischof Zollitsch von seiner Nigeriareise bloggt oder bloggen lässt, ist ein schöner Fortschritt und nur zu begrüßen. Weiter so!! Ein allerfrömmstes Willkommen in der Blogozese!

Ob man dann gleich - deutsch-ängstlich-korrekt - betonen muß, daß es sich um den Offiziellen Blog der Deutschen Bischofskonferenz handelt? Wer hat so viel Angst verwechselt zu werden? Mit inoffiziellen Blogs gar? Und überhaupt: Wie soll es gehen, daß eine Institution bloggt? Es ist gerade die Person, die imho das Eigentliche, das Interessante an den Blogs ausmacht. Das Individuelle, das Gottgegebene Profil - und ER hat keine Institutionen erschaffen und berufen, sondern Einzelne, die sich - ob Bischof oder Laie - mit all dem Ihren in die Communio einbringen und deren Eigenes aus dieser Communio lebt. Mögen Arbeitspapiere und Presseerklärungen auch objektiv, neutral, trocken sein: Blogs laden geradezu ein, mit dem eigenen Schnabel zu sprechen.

Die technischen Mängel gehen auf das Konto der Berater und Webdesigner und werden hoffentlich demnächst behoben. Ich z.B. wünsche mir einen RSS-Feed: Denn extra anklicken? Dazu fehlt mir die Zeit. Und auch die Bischofskonferenz konkurriert wie wir alle um Aufmerksamkeit und Zeit.

Das soll jetzt die Freude nicht trüben und das Willkommen nicht schwächen. Denn wer hätte das vor fünf, sechs, sieben Jahren gedacht, daß wir einmal auch unsere Bischöfe in unserer Sphäre begrüßen dürfen.

Priesterjahr-Banner

Eigentlich hätte ich ja gerne mit dem offiziellen Banner auf die offizielle Seite der Deutschen Bischöfe zum Priesterjahr verlinkt und den hl. Paulus in den Ruhestand geschickt.



Daraus wird nichts. Denn das Banner zeigt einen Priester - oder dessen gesalbte Hände - in Aktion, im Mittelpunkt. Nicht im Dienst. Das Mikro übertragt, was auch immer er sagt - und die Gestik sagt mir: Es ist nicht das Evangelium, es ist auch nicht das Tagesgebet, es ist nicht der Segen -, in den letzten Kirchenwinkel, verscheucht die Stille und fordert Zuhören.

Vielleicht habe ich in meinem Leben auch nur zu viele schlechte Predigten gehört - neben vielen guten und sehr guten! - und bin deshalb ganz ganz vorsichtig, das Predigen als normalerweise gelingende "Kernaktivität" des katholischen Priesters zu sehen. Vielleicht verfolgen mich manche lauten, klaren, elektrisch verstärkten Priesterstimmen im Schlaf, die trotz des markanten Klangs nichts bis wenig zu sagen hatten. Am besten predigen mir immer noch jene Priester, die nicht predigen, sondern die "tun": die in der Liturgie konzentriert und ja! demütig das Geheimnis feiern, das sie übersteigt, die nicht in der Menge baden, sondern in der Begegnung sich selbst zurücknehmen, die über das Maß und Übermaß der verliehenen Amtsgnade nicht verfügen, sondern ihr dienen, vielleicht damit auch überfordert sind.

(Bernanos sagt oder läßt einmal sagen, daß man auch aus der schlechtesten Predigt etwas "mitnehmen" kann. Das stimmt. Aber es ist nicht ganz einfach.)

Ein neuer Ober-M(ai/ey/ei)er im ZdK?

Habe ich da was verpasst? Wurde da neu gewählt? - Oder ist Radio Vatican doch nicht unfehlbar?

25. August 2009

"Die Rock- und Folklegende könnte bald..."

O.K., lieber Spiegel, meine Anmerkung ist jetzt schon ein bißchen ausgefallen, aber hättest du, statt wie gewohnt lustig drauf los zu schreiben oder von fröhlich von Agenturen zu übernehmen, ein bißchen, nur ein ganz kleines Fitzelchen recherchiert, dann hättest du vielleicht doch merken können, daß die BBC die Theme Time Radio Hour von Bob Dylan mit mehr als einem halben Jahr Verspätung ausstrahlt. Vielleicht, Spiegel, hättest du einfach so professionell sein sollen, wie du sonst immer tust. Vielleicht sollten einfach nicht deine Praktikanten das Sommerloch zukleistern.

Du fragst, worauf ich hinauswill? Ganz einfach: Unser aller Bob Dylan, "der Rock-Veteran" durfte am Sonntagabend zwar schon irgendwie wiederholen, "er sei mit mehreren Navigationssystem-Unternehmen darüber im Gespräch", mit seiner Stimme ein Navi zu besprchen. Aber das hatte er, wie sich hier nachlesen lässt, zum ersten Mal am 3. Dezember 2008 "verkündet".

Schön auch, Spiegel, daß du die Show mit all ihren humoristischen Einlagen so blutig ernst nimmst. Das geht nämlich nur bei totaler Ignoranz.

Quod erat demonstrandum.

Nachtrag: Und weil die Meldung gar so schön war, Spiegel, hast du sie gleich zweimal im Angebot: Bob Dylan als Navi-Rocker. Der Himmel sei dir gnädig.

Frieden, den sie meinen

R. R. Reno nennt es die postmoderne Vision von Frieden:

If nothing is worth fighting for, then nobody will fight.

Wenn es nichts gibt, wofür es sich zu kämpfen lohnt, dann kämpft auch niemand.

23. August 2009

Glücksversprechen

Im e-Mail von Babalo Thaba stand:

"Ich entschuldige mich, dass ich Ihnen diese Nachricht auf diesem Wege zukommen lasse, da wir uns noch nicht kennen. Aber wenn Sie ihr die Aufmerksamkeit schenken, die sie verdient, werden wir am Ende alle glücklich sein."

Das klang verführerisch und hätte ich da nicht gerade gestern den Satz von Charles Péguy gelesen, jene Lektion eines "Mannes mit 40 Jahren":

"On n'est pas heureux. - Wir sind nicht glücklich." -

wer weiß, ob ich nicht doch auf das Angebot mit den 14,3 Millionen USDollar eingegangen wäre, die nutzlos auf einer südafrikanischen Bank herumliegen...

Künftiges zur Reform der Reform

Ein schneller Hinweis auf ein Posting bei New Liturgical Movement mit der Übersetzung eines Artikels von Il Giornale: Tornielli: The "Reform of the Reform" Proposals Approved by the Pope.

Schlüsselpassagen:

"The Cardinals and Bishops members of the Congregation voted almost unanimously in favor of a greater sacrality of the rite, of the recovery of the sense of eucharistic worship, of the recovery of the Latin language in the celebration, and of the remaking of the introductory parts of the Missal in order to put a stop to abuses, wild experimentations, and inappropriate creativity. They have also declared themselves favorable to reaffirm that the usual way of receiving Communion according to the norms is not on the hand, but in the mouth. There is, it is true, and indult which, on request of the [local] episcopates, allows for the distribution of the host [sic] also on the palm of the hand, but this must remain an extraordinary fact. The "Liturgy Minister" of Pope Ratzinger, Cañizares, is also having studies made on the possibility to recover the orientation towards the Orient of the celebrant, at least at the moment of the eucharistic consecration, as it happened in practice before the reform, when both the faithful and the priest faced towards the Cross and the priest therefore turned his back to the assembly. (...)

For this reason, the "propositiones" voted by the Cardinals and Bishops at the March plenary foresee a return to the sense of sacredness and to adoration, but also a recovery of the celebrations in Latin in the dioceses, at least in the main solemnities, as well as the publication of bilingual Missals - a request made at his time by Paul VI - with the Latin text first. (...)

With a significant nota bene: for the accomplishment of the "reform of the reform", many years will be necessary. The Pope is convinced that hasty steps, as well as to simply drop directives from above, serve no good, with the risk that they may later remain a dead letter. The style of Ratzinger is that of comparison and, above all, of example."

Trifft sich die Blogozese?

Vom 11. - 13. September findet in Aschaffenburg der Kongreß "Freude am Glauben" statt.

Obwohl ich da ja gleich um die Ecke wohne, werde ich nicht dabei sein. Aber vielleicht ließe sich - als soziales Rahmenprogramm - ja doch ein Blogozesentreffen arrangieren?

Wer Lust hat, kann sich per Kommentarfeld oder per e-Mail bei mir melden - ich versuche dann, etwas zu arrangieren.

(Veröffentlicht am 21.8. 09)

Der Ort der Poesie

Noch einmal Franz Wright:

"Poetry is written in solitude and discovered in solitude - what else is there?

Poesie wird in Einsamkeit geschrieben und in Einsamkeit entdeckt - was denn sonst?"


(Quelle)

Franz Wright: Gekritzeltes Testament

Ich stehe hier vor
dir, eines haarigen
Affen Sturz aus der Gnade -
einer der Patienten Gottes,
einer der Waisen des Lichts.

Habe gelesen die großen Bücher
dieser Welt, nur um
sie wieder komplett zu vergessen;
habe nur diese eine Sprache
zu sprechen gelernt

(mach sie ein bißchen dunkler, ja?)
um mein Herz für dich zu übersetzen
aus dem ursprünglichen
Schweigen;
am Ende, da

borgte ich sie
von ihren Erfindern
den Toten und brillanten
Ungeborenen,
vergib mir.


Das englische Original in Wrights vielgelobtem, sehr persönlichem Gedichtband God's Silence.- New York: Knopf, 2008, S. 138.

22. August 2009

Ein bißchen Gegenverkehr

Wer lange sucht, wird endlich fündig: Es gibt sie doch, die Seiten und Sites, die "im deutschen Sprachraum" links "von der kirchenpolitischen Mitte stehen" (Ludwig Ring-Eifel).

Unter pro-konzil.de findet man eine davon: Getragen wird sie von einer Gruppe von Männern aus dem "Institut für Theologie und Politik", die sich für "LINKS" verantwortlich fühlen, wie es auf dem kleinen "Über Uns"-Artikel heißt.

Selbstgeschriebenes findet sich kaum, dafür dürfen Leonardo Boff und die emeritierten Theologieprofessoren Norbert Mette und Hermann Steinkamp (teils in wiederverwerteten Texten) die Enzyklika "Caritas in Veritate" kritisieren und Walter Dirks wird als Kronzeuge für die Zukunft des Vaticanum II herangezogen. Der Fokus liegt auf der Befreiungstheologie. Das Ganze kommt ohne Schwung daher und bleibt langweilig. Geschätzte Lebenserwartung: Ende 2009. Wieder kein Kandidat für die "Favoriten" oder den Feedreader.

Erwähnt sei auch Stefan Silbers Blog: Hier geht es ebenfalls um Befreiungstheologie, sogar einigermaßen regelmäßig und mit einem etwas längerem Atem. Immerhin.

Blind Willie Johnson

Um Blind Willie Johnson singen zu lassen, braucht es weder eine Entschuldigung noch einen Grund. Dabei gibt es heute einen:

Der Musikhistoriker Jack Ortman hat nach langer Suche das bisher unbekannte Grab des Bluessängers und Slidegitarristen ausfindig gemacht: Blind Willie Johnson ist in einem Armengrab auf dem Blanchette Cemetery in Beaumont, Texas begraben. Beaumont liegt im östlichen Texas, fast an der Grenze zu Louisiana, etwa 50 km vom Golf von Mexico entfernt. (Mehr bei pr.inside via Keith's Blues Blog.)

Wen es dort einmal vorbeitreibt, möge ihm eine Blume aufs Grab legen und ein Gebet zum "Good Lord Jesus" sprechen. Uns allen aber seine Ermahnung, die Lampen gut in Schuß zu halten und den HErrn zu erwarten, der kommt als Bräutigam mitten in der Nacht:


21. August 2009

O-Ton ZdK

Eine ausgiebige Apologie für sich und seine Kolleg/inn/en im "Zentralkomitee der deutschen Katholiken" liefert Wolfgang Thierse im Sommerinterview mit Radio Vatican ab (mp3, ca. 15 min).

Vieles von "Dr. Thierse" (P. Gemmingen) Gesagte ist richtig, manches trivial, anderes strittig, nichts überraschend. Und Fragliches bleibt trotz plakativer Gemmingenscher Fragen unbefragt und unhinterfragt: Für wen spricht das Zentralkomitee? Wer legitimiert es? Wie sollen hauptamtliche Politiker, die es ja an der Spitze maßgeblich prägen, den "katholischen Standpunkt", so es einen gibt, heute in seiner Radikalität formulieren können, wenn sie gestern und morgen wieder einfachhin, ohne große Gegenwehr, die Kompromisse ihrer Parteispitze mittragen? Wie steht das Zentralkomitee zur - ich will nicht sagen: tödlichen, aber doch: schweren - Glaubenskrise seiner Laienschaft? Wenn Wolfgang Thierse die Mehrzahl der katholischen Laien zusammen mit einem Teil der Bischöfe gegen einen anderen Teil der Bischöfe antreten lässt bei einer Auseinandersetzung um "Grundanliegen" des Konzils: Ist diese Mehrzahl der Laien wirklich d'accord mit "ihrem" Teil der Bischöfe? Oder nicht großteils getauft, steuerzahlend und - in Fragen von Glaube und Sitten - gleichgültig bis häretisch - und ich meine diese Vierkombi von Adjektiven gar nicht einmal abwertend, sondern rein beschreibend?

So hört sich katholische Selbstzufriedenheit an, denke ich mir, die vom Nabel der Welt aus spricht.

20. August 2009

Neues unter der katholischen Sonne

Der Vorzeigeblogger Don Alphonso schrieb einmal irgendwo und -wann, daß dann, wenn dem Blogger gar nichts mehr einfiele, er ja immer noch über die hypostatische Union zwischen sich und seinem Blog schreiben könne.

Katholischen Bloggern bleibt zusätzlich noch die Möglichkeit, über die Communio Sanctorum zu reflektieren, besondern über jene zwischen ihm und katholischen Journalisten.

Ludwig Ring-Eifel ist sozusagen der Don Alphonso unter den katholischen Journalisten: Einen professionelleren Journalistenposten als den des KNA-Chefredakteurs gibt es nicht mehr im katholischen Raum. In seiner Eigenschaft als katholischer Don Alphonso hat er nun im Vatican-Magazin auf eine frühere Kritik von Bernhard Müller, dem Verleger ebendieses Vatican-Magazins reagiert und einen interessanten Artikel abgeliefert.

Im Nacht(b)revier von Elsalaska wurde schon das Meiste dazu gesagt, was ich auch gar nicht weiter wiederholen will.

Der Artikel ist auf jeden Fall ein Fortschritt gegenüber früheren Ausfällen von Ring-Eifel-Kollegen, denn er zeigt deutlich, wie sehr Ring-Eifel von der Freiheit des Netzes und der Freiheit jener Katholiken fasziniert ist, die sie für sich und ihren Glauben nutzen - mag er dabei auch Bilder aufrufen, die im normalkatholischen Bewußtsein eher negativ besetzt sind; Von Anarchismus ist die Rede, von Tabubrechern und Freibeutern.

Aber beim genaueren Hinschauen lassen sich diese Beinamen durchaus ins Positive wenden: Freibeuter, wie uns die verschiedenen Nachschlagewerke belehren, waren ja keine Piraten, sondern brachten mit Duldung (und wohl auch stillschweigender Unterstützung) ihrer Regierung fremde, feindliche Schiffe auf. Daß sie ganz unbeamtenhaft ihren Spaß dabei hatten und auch eigenen Begierden dabei stillten: logisch.

Und die Tabus, die da gebrochen werden? Sind es wirklich kirchenstiftende und -erhaltende Tabus - oder nicht viel mehr politische Korrektheiten, zeitbedingte Sprachregelungen und ideologische Verbote, die einer bestimmten Klasse nützen mögen, nicht aber dem freien, lebendigen, umstürzlerischen Geist GOttes?

So freue ich mich auf weitere Artikel von KNA-Journalisten, denen die katholische Internetszene endlich ein Alibi gibt, um von der "Schweigespirale des kirchlichen Konsensdenkens" zu sprechen oder auch vom positiven Wert des Imprimaturs. Es gibt doch noch Neues unter der Sonne...

19. August 2009

Juwel aus dem Buchgeschäft

Nanu, dachte ich gestern im Buchladen: "Ein ganz dünnes Büchlein von Fjodor Michailowitsch? Und der Titel sagt mir gar nichts: "Der Bauer Marej". 10 Seiten Text, nicht einmal broschiert, aber mit ISBN. - Ah, ein Sonderdruck zum Geburtstag der Übersetzerin Swetlana Geier. Kostet, na, überhaupt kein Preis drauf."

Was ich schlußendlich für 2,50 € erstand, ist ein kleines Juwel: Im "Tagebuch eines Schriftstellers" erzählt Dostojewskij von einer Begebenheit im Zuchthaus von Omsk, wo er sich zwischen betrunkenen Verbrechern an die Güte des leibeigenen Bauern Marej erinnert, der ihm, dem damals 9jährigen Knaben, mit einer Geste und ein paar Worten die Angst vor einem nachstürzenden Wolf nahm - und ihn auch seine aktuellen Genossen mit neuen Augen, solchen von "demütiger Liebe" (Starez Sosima), sehen lässt. Der Ammann-Verlag machte einen kleinen Sonderdruck daraus.

Eine Anekdote bloß, wie Dostojewskij selbst sagt, aber mit einer so tiefen, natürlichen Menschlichkeit und von wahrhaft - ich nehme das Wort jetzt doch mal: - "jesuanischem" Geist. It blew me away, wie der Amerikaner sagt.

Wer den Bauer Marej nicht kennt, sollte sehen, daß sich das ändert. Vielleicht kann er, sie noch ein Exemplar auftreiben. Es lohnt sich, ich verspreche es.

Das Lied vom wegzuwerfenden R

Es wird allerhöchste Zeit für das alljährliche Posting eines Proclaimers-Songs.

Nach einem ziemlich ausgearbeiteten Posting im vergangenen Jahr lassen wir 2009 die beiden Jungs aus Leith (Scotland) für sich sprechen bzw. singen. Das Lied heißt "Throw the 'R' Away" und nimmt selbstbewußt die Anmaßung der englischen Freundin ins Visier, vom männlichen Partner zu verlangen, daß er seinen schönen heimatlichen schottischen Akzent aufgebe. Ein Hoch auf die Vielfalt also.

Den Originaltext gibt es hier, eine (offensichtlich automatisch gefertigte) Übersetzung für Liebhaber von Verballhornungen hier, den Zeitungsartikel zum Thema hier, der Hinweis fand sich bei dylan, und jetzt, tja, sollen Craig und Charlie endlich mit dem Singen anfangen:


18. August 2009

Sand-Animation: Der Krieg in der Ukraine

Wohl aus einer ukrainischen Talentshow: Ein sehr sehenswertes Videos, in der die Künstlerin Kseniya Simonova den Großen Krieg in der Ukraine darstellt:


Tod den Idolen




Beim Καθολικός διάκονος habe ich heute dieses "stylische" Bild entdeckt. Für mich war es neu, nicht aber für die Weiten des Internet.

Es scheint erst einmal klar, wie und wo das Motiv eingesetzt wird: als Unglaubensbekenntnis auf Stickern, T-Shirts, Taschen, Autos, am Ende gar auf Omnibussen. Nur, wie der διάκονος schon sagte: So eindeutig ist die Aussage nicht, es gibt mehr als einen Blick, als eine Deutung.

  • Logisch ist Jesus und die ganze Gottes-Schose gemeint, die es zu töten, in sich abzutöten gilt. Nachhaltig christlich sozialisierten Menschen mag das schwer fallen: Unmöglich ist es nicht. Dafür aber absolut nötig. Und überfällig.
  • Nein, Sie verstehen das nicht richtig: Idole, das sind die goldenen Kälbchen und Riesenviecher, die jeder - ja: jeder - von uns verehrt und die uns im wahren GOtt ablenken, abhalten. Sie gehören getötet. Übrig bleibt: GOtt. So, wie ER sich selber gezeigt hat. In Jesus Christus, diesem einen Menschen, Mann, Juden.
  • Wenn das so einfach wäre. Machen wir uns nicht alle unser Bilder von Jesus? Haben das Bilderverbot für uns und für die Kirche aufgehoben und malen ihn uns aus? Statt durchzuschauen durch unsere handgemalten Werke, bleibt der Blick dort hängen und merkt gar nicht mehr, daß er nicht mehr durchblickt? Unsere persönlichen Jesus-Idole gilt es zu töten und die Sehnsucht immer wieder auf den Jesus zu wenden, der lebendig jedes Bild sprengt, der sich - allzeit gegenwärtig - nicht einrahmen lässt und schon gar nicht einsperren lässt an unseren Küchen- und Kirchenwänden.
  • Damals dachten einige, der Wanderprediger aus Galiläa würde sich zum Idol erheben lassen, sich eine Identität mit dem anmaßen, der mit niemandem identisch ist, sondern der Immer-Andere. Doch ihn tötend mussten sie erkennen, daß hier einer war, der kein Idol war. Sondern Bild des VAters. Mit SEinem Strahlenglanz auf dem Gesicht, im Tun, im Wort. Einmal tot, stirbt ER nicht mehr. Wird stattdessen Quelle von Leben.

Wie Walker Percy zu schreiben (in Lost in Cosmos) zu schreiben pflegte: "Wählen Sie."

17. August 2009

Rettet dem den Pfarrsaal - ich bin dabei!

"Save the liturgy - save the world!" heißt es bei Father Z.. Phil (auf St. Dymphnas Gedankenwelt) hat dieses Motto quasi abgewandelt in "Rettet den Pfarrsaal - rettet die Kirche!"

Bilddokument aus der Frühgeschichte des Christentums



Man wünscht sich irgendwie, daß die Drei evangelikale Christinnen waren, aber der Name des Labels ("Angelus Records") deutet ja irgendwie in unsere römische Ecke. Aber Wundertaten bewirkt ER nicht immer durch Schönheitsköniginnen. Eigentlich eher sogar selten, wenn ich drüber nachdenke...

Hier gibt es ernsthaftere Infos über das Trio, inclusive einiger Songtexte. (via Doppelstopp)

Weil Geschwindigkeit manchmal alles ist ...

... dürfen Rhonda Vincents Mitspieler Kenny "Big K" Ingram, Josh Williams und Hunter Berry in edlen Wettstreit treten, wer sein Instrument entlang der "Kentucky Borderline" am ehesten zum Glühen bringt:


Schlange und Rosenkranz

Und was halten wir davon?

"Parishioner mistakes coral snake for rosary - Kirchgängerin verwechselte Korallenotter mit Rosenkranz"

Eine Korallenotter sieht so aus, ein Rosenkranz so, aber in San Juan de Capistrano (Texas) vielleicht aber auch anders...

15. August 2009

Ablenkung vom Wichtigsten

Der SPD-Landtagsabgeordnete und Endstation Rechts-Mitgründer und -Autor Mathias Brodkorb in einem Interview mit "Das Gespräch", gefragt nach Ratschlägen für Idealisten und andere Frustrationsgefährdete:

"Mit der Anmaßung, anderen Ratschläge zu erteilen, sollte man sich aus gutem Grund zurück halten. Ich kann Ihnen aber gerne sagen, wie das bei mir ist, auch wenn es vielleicht etwas ungewöhnlich klingt. Eigentlich gibt es, obwohl wir auch in der Politik ständig nur über das Wirtschaftswachstum und die Steuersätze diskutieren, in unserem Leben nur zwei wichtige Themen: unser Glück und unseren Tod. Und Beides hängt auch noch auf tragische Weise zusammen. Um so paradoxer ist es dann allerdings, dass Beides in der Politik keinerlei Rolle spielt. Aus der jüngeren Vergangenheit fällt mir nur eine Autorin ein, die diese Fragen überhaupt diskutiert hat: Hannah Arendt. Im Grunde kommt mir unsere Arbeits- und Konsumgesellschaft, das ewige Twittern etc. daher wie ein großes Ablenkungsmanöver vor den für uns eigentlich existenziellen Fragen vor. Wir alle laufen wie die Hamster im Rad vor der Sinnfrage davon und vielleicht gibt es auch einen strukturellen Zusammenhang zwischen der Krise des Religiösen und dem Boom des Konsums als einer Form der Ablenkung. Wenn Sie sich diese Perspektive hin und wieder vor Augen führen, schnurren die alltäglichen Frustrationen zu Petitessen zusammen. Stellen Sie sich einfach vor, Sie müssten in acht Wochen sterben und sollten nun entscheiden, was Sie in dieser Zeit noch unbedingt zu tun hätten. Sie setzten dann ganz andere Prioritäten als heute und es erschienen Ihnen die Probleme des Alltags plötzlich ganz unbedeutend."

Ein bißchen Kirchentournee

"Ich glaube an Gott, gehe aber nur in die Kirche, wenn niemand drin ist. Ich will mit ihm allein in aller Ruhe Zwiesprache halten", sagt Nicole (44, katholisch, Grand-Prix-d'Eurovision-Gewinnerin 1982).

Was sie aber nicht davon abhält, im Herbst auf eine Kirchentournee zu gehen, ganz sicher in der Hoffnung, daß bei dieser Gelegenheit noch ein paar andere in die jeweilige Kirche reingehen. (via Unsere Kirche - Evangelische Zeitung für Westfalen und Lippe)

Maria in Frankreich

Gestern abend, in unserer Pfarrkirche, war ich, der ich des Lebens Mitte (höchstwahrscheinlich) auch schon überschritten habe, der sechstjüngste von 80 Messbesuchern.

Umso mehr freue ich mich für Frankreich und glaube dem Figaro:

"La dévotion à la Vierge Marie, signe d'espoir et de compassion pour les croyants, ne faiblit pas. - Die Verehrung der Jungfrau Maria, Zeichen der Hoffnung und des Mitleids für die Gläubigen, wird nicht schwächer."

Hier der Artikel.

Spamtrends

Mit eindeutigen Angeboten spammen mich aktuell erfundene deutsche Akademikerinnen zu, als da wären:

Prof. Michelle Kaub, Prof. Gaby Klöckner, Dr. Gabi Hausberger, Dr. Hannelore R. Schmidt, Prof. Michelle Scholler, Prof. Steffanie Seele, Prof. Sabrina Goebeller, Prof. Sabrina Grunewald, Dr. Prof. [sic!] Gabi Reinberger, Dr. Prof. [wieder sic!], Michelle Bindewald, Prof. Sabrina Froehlich u.v.a.m.

Die falschen Identitäten nützen ihnen auch nichts: Der Spamschutz steht wie eine 1.

Rilke, diesmal zum Großen Frauentag

"Wer hat bedacht, daß bis zu ihrem Kommen
der viele Himmel unvollständig war?
Der Auferstandne hatte Platz genommen,
doch neben ihm, durch vierundzwanzig Jahr,
war leer der Sitz. Und sie begannen schon
sich an die reine Lücke zu gewöhnen,
die wie verheilt war, denn mit seinem schönen
Hinüberscheinen füllte sie der Sohn.

So ging auch sie, die in die Himmel trat,
nicht auf ihn zu, so sehr es sie verlangte;
dort war kein Platz, nur Er war dort und prangte
mit einer Strahlung, die ihr wehe tat.
Doch da sie jetzt, die rührende Gestalt,
sich zu den neuen Seligen gesellte
und unauffällig, licht zu licht, sich stellte,
da brach aus ihrem Sein ein Hinterhalt
von solchem Glanz, daß der von ihr erhellte
Engel geblendet aufschrie: Wer ist die?
Ein Staunen war. Dann sahn sie alle, wie
Gott-Vater oben unsern Herrn verhielt,
so daß, von milder Dämmerung umspielt,
die leere Stelle wie ein wenig Leid
sich zeigte, eine Spur von Einsamkeit,
wie etwas, was er noch ertrug, ein Rest
irdischer Zeit, ein trockenes Gebrest -.
Man sah nach ihr; sie schaute ängstlich hin,
weit vorgeneigt, als fühlte sie: ich bin
sein längster Schmerz -: und stürzte plötzlich vor.
Die Engel aber nahmen sie zu sich
und stützten sie und sangen seliglich
und trugen sie das letzte Stück empor."


Alle drei Stücke "Vom Tode Mariae" hier.

Better walk right...

Ein ekzentrisch ausschauender älterer Herr wurde im Juli in Long Branch, NJ aufgegriffen, als er um ein Haus strich, das zum Verkauf stand.

Der Herr war höflich und nett und gab seinen Namen mit "Bob Dylan" an, was er auf dem Parkplatz seines Hotels auch mit seinem Paß belegen konnte.

Wie es scheint, hat Bob Dylan seinen eigenen Rat befolgt - siehe Strophe 1 von Lied 4 seines letzten Albums:

If you ever go to Houston [or elsewhere in the US]
Better walk right
Keep your hands in your pockets
And your gun-belt tight
You'll be asking for trouble
If you're lookin' for a fight
If you ever go to Houston
Boy, you better walk right


Die ganze Geschichte hier, bei abcNews via RightWingBob.

Und die Moral der Geschichte? - Wer keinen Ärger schlägt, darf nach so einem Vorfall auch nicht bei Obamas im Garten sitzen und ein Bierchen trinken.

14. August 2009

Wilde Bergblumen für Maria

So gut der Titel "Wild Mountain Flowers for Mary" zum Fest der Maria Assumpta und zu den zu ihrer Ehre geweihten wilden Kräutern und Blumen passt: Das Lied singt wie so oft im Bluegrass von unerfüllter irdischer Liebe. (Vgl. die Lyrics)

Aber das macht es ja auch schon wieder offen für die offene Zukunft GOttes, der uns - so I hope - eines Tages mit Seele, Herz und Leib willkommen heißen wird. So wie die Mutter Jesu bereits jetzt, bei weiterlaufender Menschheitsgeschichte.


Ein Quiz, ein Quiz!

Bei Ralph Ralf habe ich das Quiz "Way of the Fathers" gesehen, selbst schnell gespielt und lande beim selben Alter Ego wie er:







Du bist der hl. Melito von Sardes!


Du hast eine große Liebe zur Geschichte und zur Liturgie. Du bist der Tradition der Alten verbunden, erkennst aber, daß die alte Welt, so groß sie auch war, vergeht. Du stehst loyal zu den Gebräuchen deiner Familie, obwohl du nicht zögerst, Familienmitglieder für ihre Sünden zur Rechenschaft zu ziehen. (Naja, fragt sie da mal lieber selber...)


Find out which Church Father you are at The Way of the Fathers!





Erlösung in Las Vegas und noch eine Anekdote

Glegory Wolfe erzählt eine Anekdote aus Las Vegas:

A few years ago a holy priest from Italy was on a visit to the Southwest and had to pass through Las Vegas. When his hosts showed him, with no little trepidation, the whole bizarre panoply that is Las Vegas he had one simple response.

“My God,” he said, “these people are all 30 seconds away from salvation.”


Und bei Faith and Theology findet sich eine (weniger fromme, aber dennoch amüsante) über die Grammatikkenntnisse von des US-Theologen Stanley Hauerwas.

13. August 2009

Verblüfft am Familientisch

Gestern flammte unter den Katholiken im Familienkreis unversehens eine Diskussion über Liturgie und Konzil auf. Und einer meiner nächsten Verwandten verblüffte mich damit, daß er die Haltung des Papstes und die des früheren Kardinals Ratzinger zu diesen beiden Themen nicht nur kannte, sondern auch knapp zusammengefasst und sachlich auf den Tisch bringen konnte. Beides nicht selbstverständlich unter deutschen Katholiken aus der Konzilsgeneration, die ja die Liturgiereform durchaus als Befreiung erlebt haben und die "Reform der Reform" (ein Begriff, der den meisten nicht bekannt ist) allermeist als ein Zurück in die Dunkle Vergangenheit empfinden.

Thomas, zweifelnder Gottesdichter

R. S. Thomas, anglikanischer Priester-Dichter aus Wales, hatten wir auf diesem Blog schon öfter.

Thomas ist kein Dichter, der sich einfach tat mit seinem GOtt. Der unbefangen vor IHm stehend über IHn reden konnte. Der IHn überall am Werk oder im Bilde sah. Das Schweigen, die Leere, die Abwesenheit - dort suchte er GOttes Stimme, Fülle, Gegenwart.

Zur "dialektischen" Richtung christlicher Poesie hat ihn David E. Anderson ("The Things of This World" - Religion & Ethics Newsweekly) gerechnet und den "sakramentalen" Dichtern (mit Gerard Manley Hopkins als Vorzeigeexemplar) gegenüber gestellt.

Daß Thomas "die Epiphanien im Gedicht [suchte], in denen das Heilige im Profanen aufleuchtet" (H. Hartung)- aber dieses Leuchten kam ihm eben vor allem ex negativo.

Harald Hartung stellt in der FAZ einen weiteren Band mit Übersetzungen von R. S. Thomas-Gedichten ins Deutsche vor: "Steinzwitschern".

11. August 2009

Rilke, zu zweit. Im Sommer?

Immer wieder, ob wir der Liebe Landschaft auch kennen
und den kleinen Kirchhof mit seinen klagenden Namen
und die furchtbar verschweigende Schlucht, in welcher die anderen
enden: immer wieder gehn wir zu zweien hinaus
unter die alten Bäume, lagern uns immer wieder
zwischen die Blumen, gegenüber dem Himmel.

10. August 2009

Das "Neue Gotteslob" nach Sören Kierkegaard

Ähnlich wie Goethe kann auch Kierkegaard eine unerschöpfliche Inspirationsquelle für den Blogger sein: Man schlägt ihn auf und schon hat man etwa Aktuelles!

In der "Abschließenden Unwissenschaftlichen Nachschrift" spricht Kierkegaard zum Beispiel zum Thema "Gemeinsames Gebet- und Gesangbuch":

"Möglicherweise braucht man gar kein neues Gesangbuch. Warum kommt doch niemand auf einen Vorschlag, der so nahe liegt, näher vielleicht als mancher glaubt: daß man vorläufig den Versuch machte, das alte auf eine neue Weise einbinden zu lassen, ob es nicht der veränderte Einband tun würde, besonders, wenn man dem Buchhändler erlaubte, hinten drauf 'Das neue Gesangbuch' zu drucken.

Wohl ließe sich dagegen einwenden, daß es um den alten guten Einband schade sei, denn merkwürdigerweise soll das Gemeinde-Exemplar des alten Gesangbuches besonders gut erhalten sein, vermutlich, weil das Buch so wenig gebraucht wird, sowie daß der neue Einband eine völlig überflüssige Ausgabe sei; aber auf diesen Einwand muß man mit einer tiefen Stimme, mit einer tiefen Stimme wohlbemerkt, antworten: jeder ernste Mann in unserer ernstlich bekümmerten Zeit sieht ein, daß etwas getan werden muß - dann verschwindet jeder Einwand wie nichts.

Denn daß einzelne privatisierende Konventikel und dogmatisch isolierte Kreise ein wirkliches Bedürfnis nach einem neuen Gesangbuch verspürten, um Gelegenheit zu bekommen, ihr Stichwort im Gewölbe der Kirche vom Resonanzboden der Erweckung zu hören: das wäre doch keine so ernste Sache. Aber wenn die ganze Zeit einstimmig und mehrstimmig ein neues Gesangbuch, ja beinahe mehrere neue Gesangbücher fordert: dann muß etwas getan werden; so wie es jetzt ist, kann es nicht weitergehen, sonst geht die Religiosität unter."
(zitiert nach der dtv-Ausgabe, S. 667f.)

8. August 2009

Zum Wochenende

Die Cox Family singt "Standin' on the bedside of a neighbour", mit einer jungen Alison Krauss als Ansagerin.


Einmütig gegen den Bösen

Eckhard Fuhr in der Welt über Momente, wo das ganze Volk einig ist im Kampf gegen das Böse: "Ausufernder Exhibitionismus".

René Girard hätte da gewiß auch einiges zu sagen: Die Einmütigkeit der Masse, ihre Bereitschaft zur "lynchage" spielt in seiner Theorie eine große Rolle: Dann nämlich haben sich die Konkurrenten, die Rivalen versöhnt, um gleichzeitig einen Dritten zum Opfer zu bringen und den Frieden in ihrer Gesellschaft/Gemeinschaft wiederherzustellen. Wenn der Dritte dann auch tatsächlich eines Vergehens schuldig ist: Umso besser.

Männer, das Leben hat wieder einen Sinn!

- so stand's im Betreff einer dieser Spam-Mails, die mir mein Mailprovider regelmäßig schickt.

Na, entdeckt jetzt auch GMX die Religion wieder? dachte ich bei mir, öffnete und sah: Die Bundesliga beginnt.

Der Ball der "Ewigen Wiederkunft"(Nietzsche) rollt wieder, "Allem Zukünftigen beißt das Vergangene in den Schwanz" (ebenfalls Nietzsche) und Meister ist jeder nur einen Sommer lang.

Wohl dem, der hier einen Sinn entdecken kann. Spaß, Vergnügen, Spannung - jederzeit. Bloß Sinn, so richtig im Sinn von dem, für das (für den) ich lebe? - Kommt, seid nicht so anspruchslos. Lasst euch nicht zum Narren halten. Ganz besonders nicht von GMX.

Aufruf zur Heiligkeit

Einer, der ersten Sätze, die ich heute morgen im katholischen Web las, war folgender:

Be that kind of woman
that when your feet
hit the floor each morning
the devil says:
'O Crap, She's Up.'

Auf gut Deutsch:

Sei jene Art Frau,
wo der Teufel jeden Morgen,
sobald deine Füße den Boden berühren, sagt:
"O Scheiße, sie ist wach."


Hier steht's.

Katholische Trendwende

Guido Horst beschreibt in der Tagespost das katholische Internet Italiens und wirft am Ende einen hoffnungsvollen Seitenblick auf Deutschland: Dort wie hier gibt es im Web ein Übergewicht quicklebendiger Papsttreue und Katholizität über die gähnende Langeweile und detailliert vorhersagbare Reflexwelt der Antirömer, auch wenn ich für mich meine, daß auch 10 oder 20 Schwalben noch keinen Sommer machen müssen oder daß ein Sommer mit vielen Schwalben außerordentlich verregnet und recht kurz sein kann.

Und was man nicht vergessen sollte: Unter den bezahlten Laien in der Verkündigung und Seelsorge ist genau jene Generation immer noch fett dabei, für die 1968 die katholische Welt unterging und die seither weder liturgisch noch mental "mit dem Rücken zum Volk" stehen will. Passt Euch der Welt an, denn die Welt wird sich Euch nicht anpassen! - so passen sie Paulus an. Mit der Devise wären aus den Urchristen überzeugte Juden und begeisterte Griechen und Römer geworden - und keiner würde über sie sprechen. Kein Schwein.

(OK, OK, ich verkürze böse, aber seinen wir doch ehrlich: In all den Aufrufen, daß sich die Kirche der Zeit, der Moderne, der Gegenwart öffnen müsse, geht es allermeist weniger darum, den ganzen Glauben unverkürzt in einer anderen Sprache auszudrücken, sondern die Verkündigung so zu gestalten, daß man nicht gleich mit Unbequemem aneckt - daß unbequeme Wahrheiten dann erst in einer fernen Zukunft, also gar nicht mehr zur Sprache kommen: Nun, umso schlimmer für die Wahrheiten.)

Und jetzt gehe ich wieder bloggen (und beten).

Nachtrag: Ich vergaß zu erwähnen, daß Guido Horst exemplarisch glaubenslust, kathnews und Elsa's Nacht(b)revier erwähnt.

7. August 2009

Wer hat's erfunden? - Die Glaswegians.

Die Heimat des "Chicken Tikka Masala" liegt in Schottland, genauer in Glasgow. Das wundert mich nicht. Erstens sind die Schotten immer für jede Überraschung gut. Und zweitens habe ich 1979, also 7 Jahre nach der Erfindung dieses Gerichts, ein paar Meilen östlich von Glasgow zum ersten Mal indisch gegessen - und danach nie mehr so gut wie in diesem Restaurant, dessen Namen und dessen Lage ich seither völlig vergessen habe.

Die drei Lieben eines Mannes

"... the threefold love of Gilbert's life: his wife, his country and his Faith" - so sagt Maisie Ward in ihrer Chesterton-Biographie (S. 245).

Schon schön, wenn das am Ende über einen Mann gesagt werden kann. Die Frage "Which love rightly orders the relative importance of the other two?" (Ralph C. Wood bei First Principles) wird da schon sekundär, weil sich die Gnade eh ihren Weg sucht und die Natur voraussetzt und vervollkommnet.

6. August 2009

Vorbereitung auf die Apokalypse

Seit einigen Wochen lese ich René Girards Buch "Achever Clausewitz" (Clausewitz vollenden) und bin fasziniert. Girard hat etwas Monomanisches an sich, und hier noch mehr als sonst, wo er sich, nur mit seiner mimetischen Theorie (hier der Wikipedia-Eintrag als Vorgeschmack) bewaffnet , daran macht, Clausewitz' "Über den Krieg" zu lesen, die deutsch-französischen Beziehungen seit Napoleon und die Entwicklung des modernen Krieges von den napoleonischen Rußlandfeldzügen bis zu den Selbstmordattentätern zu analysieren, den beinahe-Katholiken Hölderlin in seinem Turm zu verstehen und uns vor der Apokalypse zu warnen, die wir uns selbst bereiten.

Ziemlich abenteuerliche Lektüre, und wahrscheinlich hilft mir mein schlechtes Französisch, nicht alles genau zu verstehen. Und trotzdem spannend und trotzdem mit Einsichten, bei denen ich armer Tropf sage: "Ja, so könnte es sein."

Was ich vorher nicht gelesen habe:
Joe Carter: How to Read Girard (First Thoughts)

"Christianity Will Be Victorious, But Only In Defeat": An Interview with René Girard (On the Square)

René Girard: Apocalypse Now (First Things Aug/Sep 2009)

Doch kein Papst als Vater

Heute verschlug es mich zufällig auf "The Peerage.com", nach eigener Darstellung "a genealogical survey of the peerage of Britain as well as the royal families of Europe".

Da blieb mein Blick zwischen all dem blauen Blut auf diesem scheinbar kirchengeschichtlichen Exkurs hängen:



Ein unbekannter Papst in der Ahnenreihe des britischen und europäischen Adels - holla. Es war aber dann doch nicht so schlimm: Der Vorname eines Herrn Pope war unbekannt, und irgendwie muß man das ja anzeigen.

Sag zum Abschied leise Cheers

Der Philosoph Roger Scruton nimmt im New Statesman Abschied vom britischen/englischen Pub - nicht ohne ihm eine Träne hinterher zu weinen und nicht ohne die Gründe und die Folgen zu bedenken. Das Ganze klingt gut chestertonianisch in seinem Sinn fürs Leben der gewöhnlichen Leute:

"The British pub was kept going by two features of ordinary life: male bonding and the sacred nature of the home. Men would assemble there on weekday evenings to offer each other ritualised hospitality through the "round of drinks" - an institution often sneered at by wealthy people, who see in it only the obligatory stinginess of the poor, but which is in fact a way of squeezing from poverty the real moral benefits of gift-giving.

The round of drinks was an instrument of peace and reconciliation among neighbours, the way in which people could express and enjoy the affection on which, in moments of competition and conflict, everyone depended.

Drinking in the pub therefore added to the moral savings of the community. And on weekends, men would come with their wives for some special event, by way of gaining female endorsement for this largely male preserve - the men dressed in suit and tie, the women in their finery.

That ritualised celebration of sexual difference was not likely to survive into our time and it didn't. But in rural areas the home continued to be valued as a vice-free zone. There were things you did only in the pub, and the most important of these were drinking and smoking. The sanctity of the home therefore kept the pub in being."


Ryan Sayre Patrico, von dem ich den Hinweis habe, verlinkt auf eine Sammlung wunderschöner Pub-Schilder

5. August 2009

Dänisch wählen


Mit einer leichten Aktualisierung wäre dieser Button auch für den anspruchsvollen christlichen Nichtwähler in Deutschland zu verwenden. (via hier bzw. hier)

(Ich bin immer noch erschüttert von dem Schlämmer-Kerkeling-Plakat, das mich heute unversehens von einer Kinowand her traf.)

Gebetsupdates gesucht

Wem es schlecht geht, dem ist es nur ein schwacher Trost, wenn andere gleiches leiden.

David P. Goldman (Spengler) musste letzthin erleben, daß ein Rabbi das Kaddisch politisch korrekt erweiterte, so daß auch die Ismaeliten/Araber explizit erwähnt wurden. (Well, so what? müsste nun der Breitenbach von Kalifornien sagen. Ain't we all God's children?)

Nun ruft David zu einer Materialsammlung auf - deutschsprachige Katholiken könnten ihr fettes Scherflein beitragen. Von mir käme der Embolismus 2.0.

Das Aspergophon



(via First Thoughts)

Wohnen wie in Santa Cruz

Johannes (Mater amata) lässt uns wissen, daß er und seine Familie kürzlich umgezogen sind, und gönnt uns einen Blick nach draußen.

Zum Einzug herzliche Glückwünsche und ein paar Tipps fürs christliche Wohnen, die Joseph Bottum auf Icons & Curiosities (Teil 1 und Teil 2) zusammengetragen hat - damit auch alles schön zum kreuzförmigen Fenster passt.

4. August 2009

Der Song zur Nachfolge



Ricky Skaggs und Kentucky Thunder singen Bill Monroe und seine Einladung, die rechte Antwort auf die Stimme von oben ("voice from on high") zu geben:

"The saviour who died, on cruel calvary
He shed his life blood that the world might be free.
So follow his footsteps, up the narrow way.
And be ready to meet him when calls on that day."

Zuwachs

Mit Sponsa Agni und Vox Coelestis wächst die Blogozese weiter.

Ich darf bemerken, matter-of-factly, daß lateinische Namen dieser Tage wieder einmal (oder immer noch?) angesagt sind - nicht als Selbstzweck oder zur Akzeptanzerringung, sondern in gut ultramontaner Manier als äußeres Zeichen innerer Verbundenheit mit der Una Catholica Sancta et Apostolica und ihrem Ersten Diener.

Lest selbst.

Und natürlich: Herzlich willkommen!

Hoffnungsträger

Georg Paul Hefty in der FAZ über den Bundeswirtschaftsminister:

"Nimmt man den Namen Guttenberg als Codewort, steht dieses für einen dreifachen Wechsel. Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik wird ein CSU-Politiker zum gesamtdeutschen Hoffnungsträger - das wird die Parteienlandschaft aufwirbeln. Wenn die Christlich-Sozialen aus Bayern nicht mehr als Buhmänner für Norddeutsche und für Linksintellektuelle herhalten, dann bekommen die Begriffe 'christlich', 'sozial', 'konservativ', 'bayerisch', 'traditionell' und ihre Gegenbegriffe eine neue Gewichtung."

Momentan ist das alles noch Wunschdenken. Guttenberg wirkt vor allem durch sein sympathisches und alertes Auftreten: Er strahlt Geistesgegenwärtigkeit aus, eine selbstsichere und urteilsfähige Präsenz, die gleichzeitig signalisiert, daß sie den Zuhörern und Zuschauern nicht auf die Nerven gehen, noch weniger sie aber mit Sprüchen langweilen will. Durchaus erfrischend und je nach Geneigtheit zu Hoffnung auch Vorzeichen einer Trendwende. Denkbar ist schon, daß sich irgendwann um ihn oder besser: an ihm Reste einer konservativen, christlichen Wählerschaft kristallisieren.

Aber ein Guttenberg allein ist da zu wenig.

3. August 2009

Einzelkind

P. Ansgar Wucherpfennig sj in einem Artikel über den Prolog des Johannes-Evangeliums, ein Stück Bibel, das offensichtlich vor allem Bibelübersetzer überfordert:

"Hört man allerdings Vers 14 über das Festgeheimnis im Angesicht des Kindes in der Krippe, lässt die gerechte Sprache erschaudern: 'Und die Weisheit wurde Materie und wohnte unter uns.' Das Kind als Materie, das Jesuskind ist Stoff gewordene Weisheit!
Noch eigenartiger ist die Fortsetzung: 'und wir sahen ihren Glanz, einen Glanz wie den eines einziggeborenen Kindes von Mutter und Vater voller Gnade und Wahrheit.' Das Krippenkind ist hier nicht der 'einziggezeugte Sohn vom Vater' sondern ist ein modernes Einzelkind von Mutter und Vater geworden."

Aus den Zeitungen

Fast so gut wie dabei gewesen ist man mit Nina Belz' Bericht "It brings you happiness" über des Dalai Lama Besuch in der Commerzbank Arena, die ja, wenn man Bernie Ecclestone (in der Zeit) folgt, zu den Tempeln der "wahren Weltreligion" gehört.

Tja, und dann war da noch jener gebürtige Neuseeländer, der einzige Literaturnobelpreisträger dieses Landes avant la lettre, den wir unter dem Namen Homer kennen. Der frühe Schelling hat diese Herkunft aufgedeckt, aber schlußendlich nie veröffentlicht. Sagt die FAZ.

2. August 2009

Auf "Geradem Weg" durch München

Unter dem Titel "Fritz Gerlichs Kampf gegen Hitler" veranstalten die Stattreisen München am 8. August 2009 um 14.00 Uhr eine Stadtführung auf Gerlichs Spuren.

Infos gibt es auf gerlich.com unter "Veranstaltungen" und bei den "Stattreisen".

Wenn also jemand aus der werten Leserschaft zu dieser Zeit in München ist... (Ich komme leider erst später im Sommer hin.)

"Der Nationalsozialismus ist eine Pest"

Über einen Hinweis bei netbib und einige Zwischenstationen bin ich heute auf den "Geraden Weg" gestoßen, eine politische Wochenzeitung, die der Katholik (und Konvertit) Fritz Michael Gerlich von 1931 - 1933 in München herausgab und die nicht nur bei der Bayerischen Staatsbibliothek voll digitalisiert vorliegt, sondern auch auf einer Site, die ganz dem Andenken Fritz Gerlichs gewidmet ist.

"Sie publizierte mit die eindringlichsten, christlich begründeten Warnungen vor dem Nationalsozialismus", schreibt die BSB.

Am 1. Februar 1933, zwei Tage nach der Machtergreifung, schreibt Gerlich auf der Titelseite unter der Überschrift "Deutschland Leidensweg":



Fritz Gerlich wurde am 9. März 1933, jenem Tag, an dem Nazis auch in Bayern die Macht ergriffen, verhaftet, in "Schutzhaft" genommen, mißhandelt, verhört, gefoltert.

Manfred Berger schreibt in seinem Artikel für das "Biographisch-Bibliographische Kirchenlexikon" über Gerlichs letzte Monate:

Die Zeitschrift "Der gerade Weg", die zuletzt zweimal pro Woche ihre Leserschaft erreichte, wurde als eine der ersten sofort verboten. Die letzte Ausgabe erschien am 8. März 1933. Am darauf folgenden Tag, als die Nazis auch in Bayern die Macht ergriffen, stürmten Schläger der SA die Redaktion, zerstörten das gesamte Inventar und entrissen G.s letzte Enthüllungsgeschichte aus den Druckpressen: - "Der Inhalt der beabsichtigten Enthüllungen - einige meinten, sie habe die Umstände des Todes von Hitlers Halbnichte Geli Raubal (die am 18. September 1931 mit Adolf Hitlers Pistole ihrem Leben ein Ende setzte; M. B.) in seiner Wohnung betroffen, andere sagten, es sei um die wahren Hintergründe des Reichstagsbrandes vom Februar 1933 oder um ausländische Geldgeber der Nationalsozialisten gegangen - ist für die Geschichte verloren" (Rosenbaum 1999, S. 30). - Nach dem Überfall wurde G. gegen Mitternacht in das Polizeigefängnis an der Ettstraße gebracht und ohne Gerichtsprozeß in "Schutzhaft" genommen. Er war der erste Schutzhäftling Münchens. Als solcher mußte er schwerste Mißhandlungen über sich ergehen lassen, die ihn jedoch in seiner Integrität und Noblesse nicht erschütterten. Eine von den Nazis geforderte Selbsttötung lehnte G. entschieden mit den Worten ab: - "Ich erschieße mich nicht. Ich bin Katholik" (zit. n. Lorant 1985, S. 101). - Während seiner Gefangenschaft zeigte er wahre übermenschliche Größe: "Dr. Gerlich war in der kleinsten und unbequemsten Zelle, der Zelle 35, untergebracht. Diese Zelle war unter den Häftlingen als der 'Kerker' verrufen. Nummer 35 liegt auf der Nordseite und hat nur ein kleines, schmales Fenster unter der Decke. Kaum je dringt ein Lichtstrahl in dieses Verlies. Mindestens dreimal mußte der Sonderhäftling Gerlich schlimme Mißhandlungen, ja Folterungen über sich ergehen lassen... Viele Gefolterte tragen einen unheilbaren Schaden davon. Bei Gerlich merkte man diesbezüglich wenig. Er erholte sich immer wieder relativ rasch von den Mißhandlungen und fand bald zu seiner seelischen Ruhe zurück. Ein Mitgefangener sagte über ihn: 'Wer sich diesen Kämpfer für die katholischen Grundsätze in der Gefangenschaft trübselig oder wehleidig vorstellt, irrt sich gar sehr. Gewiß! Dr. Gerlich empfand seine Gefangenschaft sehr bitter. Aber wer sich als katholisch bekannte, mußte nach seiner Meinung auch den Mut finden, die Folgen seiner Lebensauffassung auf sich zu nehmen und mit freudigem Herzen die Leiden ertragen...'Gerlichs Gelassenheit, sein Gottvertrauen und sein Humor fielen den Mitgefangenen auf. Ein Zellennachbar erlebte ihn als 'Mann des Gebetes und der Betrachtung'... Nie in seinem Leben vorher hatte Dr. Gerlich soviel Zeit, sich in die Heilige Schrift zu vertiefen wie jetzt. Er las und meditierte. Er verstand es - soweit man ihn in Ruhe ließ - , im Gefängnis wie in einem Kloster zu leben. All die Jahre, von seiner Stettiner Kindheit bis herauf in die Zeit seiner publizistischen Kämpfe gegen den Nationalsozialismus zogen an ihm vorüber und er konnte vieles innerlich bereinigen. Selbst gegen seine Peiniger empfand er keinen Haß mehr" (Niedermeier 1995, S. 84 f). - In Zusammenhang mit dem "Röhm-Putsch" wurde der tiefgläubige katholische Journalist am 30. Juni 1934, gegen Mitternacht, von der Gestapo in das KZ Dachau verschleppt. Dort wurde er von Hitlers Schergen grausam geschändet und schließlich meuchlings durch Kopfschuß getötet. Die Morde dieser Tage wurden bereits am 3. Juli 1934 als "Staatsnotwehr" für rechtens erklärt."

Randbemerkungen zum Gleichgewicht

Kaffee hat Heilsbringerqualitäten - mindestens für manche von uns: "Ohne Kaffee bin ich nur ein halber Mensch", "Ohne Kaffee kann ich nicht leben", "Alles würde ich geben für eine gute Tasse Kaffee" oder "Jetzt, nach diesem Espresso fühle ich mich wie ein neuer Mensch."

Da ist es nur konsequent, wenn Kaffeefirmen unsere beiläufigen Äußerungen explizit aufgreifen:



Andere scheinen gar auf christliche Ikonographie zurückzugreifen:



Sage keiner, daß es "eigentlich" nicht um den Gekreuzigten handelt, sondern um die perfekte, tänzerische Balance:



Es brauchte nicht erst ein amerikanisches "Neues Geistliches Lied", um den Greuzigten als "Lord of the Dance" zu besingen. Schon im "Hymnus Christi", Kap. 94-97 der frühchristlichen Johannesakten, wird der HErr als Tanzmeister dargestellt, der die Seinen zum Tanz auffordert:

"Flöten will ich, und ihr sollt alle tanzen...
Wer nicht tanzt, weiß nicht, was geschieht ...
Wenn du meinem
Chortanz folgst,
dann sprichst du
mit mir, in meiner Kraft...
Wenn du tanzt,
dann schau, wie ich tanze."
(Übs. K. Berger/Chr. Nord: Das Neue Testament und frühchristliche Schriften.- Frankfurt: Insel, 2005, S. 1390-4))

Allerdings - und damit nehmen wir Abschied von Jacobs Balance wie auch von einer oberflächlichen Interpretation des göttlichen Tanzes: In den Johannes-Akten geht es nicht um entspannende Momente oder um innerseelisches Gleichgewicht oder um ganzheitliches Menschsein in der Nachahmung eines gottmenschlichen Archetyps, sondern um "Einsicht in das Leiden Christi und ... zugleich [um] Teilhabe an ihm"(Berger/Nord, S. 1389).

Ob da am Ende dieser imitatio Christi und zwar hienieden noch die Wiedergewinnung der in Eden zerbrochenen Einheit und Ganzheit steht?

Mindestens Flannery O'Connor, transatlantische Kirchenlehrerin ("I think she should be canonized. She is a bit rough around the edges, but what saint isn't?" schrieb mir ein ebenfalls transatlantischer, nicht-katholischer Mitchrist kürzlich), sieht das anders. "Jesus thrown everything off balance. - Er brachte alles aus dem Gleichgewicht" lässt sie den "Misfit" in der Kurzgeschichte "Ein guter Mensch ist schwer zu finden" sagen.

Menschen finden bei Ihm Heilung, sie gehen getröstet davon oder auch tausenderweise mit vollem Magen. Doch daß sie außer der Mitte ihres Lebens, der Mitte des Kosmos und des Heilands aller Welt auch ihre eigene Mitte oder psychische Balance finden - und zwar außerhalb des Moments der Hingabe, am besten noch im Stil der "17 Tipps zur seelischen Ausgeglichenheit"?

Ich bin mir da nicht so sicher. Nicht hienieden, wie gesagt.

1. August 2009

Beobachtung am Zeitschriftenstand

Egal was unsere gesellschaftlichen Modernisierer behaupten: Solange wie heute in A. "Patchwork Family", "das erste Magazin speziell für Patchwork­familien und Alleinerziehende" am Zeitschriftenstand noch bei den Quiltermagazinen einsortiert wird, sind die "neuen Familienmodelle" noch nicht in der Mitte der Gesellschaft angekommen und "normalisiert".