18. März 2005

Ausweg aus dem subtilen Gemeindetriumphalismus

"Es gibt aber auch, nach der Demütigung des hierarchischen Triumphalismus, einen subtileren geistigen Triumphalismus der Gemeinde- oder Gruppenideologie. Aus solcher sind ja von jeher - seit Paulus, Johannes und den Gnostikern - die Sekten der 'reinen Kirche' hervorgegangen. Das sind Leute, die als Einzelne oder als Gemeinschaft das Attribut der kirchlichen Heiligkeit für sich gepachtet haben.

Die Humilität der kleinen Gruppen ist heute das der Kirche Nötigste, aber das Gefährdetste, durch Versuchung zur Weltlichkeit auf der einen, durch Versuchung zur abgeschlossenen Autonomie auf der andern Seite. Ausweg kann nur die Offenheit für die unverkürzte Katholizität der Offenbarung Gottes sein, für jenes Größtmögliche des Einsatzes Gottes in Christus für die Welt, das keine voreilig abschließende Deutung verträgt, kein Bescheidwissen, keine endgültige Nachahmung und Wiedergabe im christlichen Leben, in Programmen und Einsätzen, sondern als das Immer-Größere uns überragt.

Für diese Katholizität schenkt dem, der empfänglich bleibt, wieder der Heilige Geist einen Instinkt, und der kann genau so scharf sein in dem alten Weib, das seinen Rosenkranz betet wie im Akademiker, der seinen Einsatz rational plant, oder im Theologen, der für den Einsatz Gottes den genuinsten Ausdruck sucht." (Hans Urs von Balthasar: In Gottes Einsatz leben.- Einsiedeln: Johannes, 1972, S. 104f)

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