12. Juli 2005

Weiter ohne Denkpause

Sogar die Rundschau trauert und greift ins Adjektivenarsenal - barbarisch, grotesk, unsäglich, willkürlich:

"Fest steht, dass die kontemplative Architektur von Sankt Raphael nach seiner Entwidmung kaum noch Überlebenschancen hatte. Angesichts des Umbaus, der gedroht hätte, erscheint der Abriss, schlimm genug, sogar noch weniger barbarisch als ein zum Supermarkt entstellter Kirchenbau. Grotesker Gipfelpunkt des unsäglichen Vorgangs ist, dass der Investor formal sogar korrekt gehandelt haben soll. Wo kein Denkmalsschutz ist, darf offenbar nach Gutdünken verfahren werden.

Beseitigt wurde mit diesem Willkürakt nicht nur ein erhaltenswertes Gebäude, sondern auch ein in Berlin zwischen Kirchen und Denkmalpflegebehörden beschlossenes Moratorium. Über sinnvolle Lösungen für nicht mehr benutzte Sakralbauten sollte gemeinschaftlich und in gegenseitigem Vertrauen nachgedacht werden. Wo Vorstädte wuchern, Öffentlichkeiten schrumpfen und Supermärkte Marktplätze ersetzen, scheinen Denkpausen jedoch nichts weiter zu sein als überflüssige Verzögerungen auf dem Weg ins gelobte Aldiland."

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